Sardinen-Feeling

Samstag, 23.04.2011

Touristen, wohin das Auge blickte. Türkische und nicht-türkische. Wahre Massen. Die Stadt war merklich voller geworden – Oster-Tourismus und türkischer Nationalfeiertag fielen in diesem Jahr zusammen, Istanbul platzte an den touristischen Orten aus allen Nähten. Und nicht nur dort, wie wir merken sollten …

Wir wollten morgens gleich zum Topkapi-Palast. Also vorbei an der Hagia Sophia, wo um viertel nach neun die Schlange schon geschätzte hundert Meter lang war – wir ahnten wahrlich Böses für den Topkapi. Aber das Glück war wieder einmal mit den Schaubes: Die Ticket-Schalter am Topkapi-Palast waren beinahe gähnend leer, wir warteten genau zwei Minuten, dann hatten wir unsere Eintrittskarten. Und am Eingang zum Harem genau dasselbe. Den bis dato einzigen Touristen-Stau produzierten die Drehkreuze am Eingang. Dort muss man seine Eintrittskarte richtig herum und ziemlich exakt an den Scanner halten, sonst geht einfach gar nichts. Wir hatten das in der Hagia Sophia schon gelernt, viele erlebten das am Topkapi zum ersten Mal und waren – verständlicherweise – überfordert. Die Folge: Chaos am Eingang.

Der Topkapi ist riesig, er hat richtig schöne Ecken und der Harem ist unbedingt sehenswert. Oh ja, der Palast gefiel uns sehr gut – die scheinbar unendliche Begeisterung, mit der uns einige vor unserer Reise davon vorgeschwärmt hatten, teilten wir allerdings nicht. Nach der Besichtigung spazierten wir durch den sehr schönen Gülhane-Park, auch hier erwartete uns wieder Tulpen-Pracht par excellence. Wir genehmigten uns einen Tee mit Blick über den Bosporus – im kalten Wind und unverschämt teuer. Aber der Blick war es uns dieses eine Mal wert.

Reisebericht Istanbul Topkapi

Den Nachmittag wollten wir noch einmal dem modernen Istanbul widmen und uns die Gegend um den Taksim-Platz bei Tag anschauen. Bevor wir es aber bis dorthin geschafft hatten, blieben wir hinter der Galata-Brücke am Fischmarkt von Karaköy hängen. Das war ein Ort ganz nach unserem Geschmack, irgendwie authentisch (zumindest hielten wir ihn dafür, bekanntermaßen ist das alles eine Frage der subjektiven Perspektive), mehr Einheimische als Touristen und das Beste: Es gab frischen Fisch zu essen.

Irgendwann schafften wir es dann auch bis zum Taksim-Platz. Es war Wahnsinn, diese Menschenmassen. Die Frankfurter Zeil an einem Samstag in der Vorweihnachtszeit ist leer dagegen … Wir hatten den Eindruck, dass ganz Istanbul die Einkaufsstraße entlang bummelte. Es war irrsinnig laut, irrsinnig voll (aber spannenderweise herrschte keine „Drängel-Atmosphäre“). Und weil das alles ja eigentlich gar nicht unser Ding ist, schlenderten wir auch recht bald zurück Richtung Galata-Brücke. Wo wir – yippieyaye – doch noch unser Bild von den Anglern bekamen.

Reisebericht Istanbul Fischmarkt Karaköy Taksim-Platz

Ja, ja, es war überall voll. Am Taksim-Platz, auf der Brücke – und trotzdem schafften die Schaubes die Transferleistung nicht, dass es dann in der Straßenbahn wohl noch voller sein würde. Nach drei Tagen Istanbul waren wir langsam ein wenig fußlahm und wollten uns den Weg zum Hotel sparen. Nun gut, immerhin wissen wir jetzt sehr genau, wie sich eine Sardine in der Dose wohl fühlen muss. Oh mann, und das ausgerechnet mir. Wir ruhten uns im Hotel kurz aus und beschlossen, zum Abendessen einen Tipp aus dem Reiseführer auszuprobieren. Ein sehr nettes, sehr kleines Lokal mit lustigem Besitzer und leckerem Essen. Es hätte alles richtig schön sein können. Nur leider war noch nicht bis hierher durchgedrungen, dass es auch in der Türkei ein Rauchverbot gibt. Der Zigarettenrauch verleidete uns die Lust auf den Nachtisch. Schade.

Draußen herrschte Eiseskälte. Also zumindest kam es uns so vor, wir schlotterten doch ziemlich. Was uns aber natürlich nicht von unserem ursprünglichen Plan abhielt, Nachtfotos zu machen. Vor der Blauen Moschee waren wir dann auch entsprechend dankbar für den warmen Cay, den uns ein Verkäufer vor die Nase hielt. Weniger dankbar war ich dann dafür, dass die Minarette derart grell angestrahlt werden, dass ein vernünftiges Foto kaum möglich ist. Ich müsste mich dann wohl doch irgendwann einmal mit dem Thema HDRI auseinandersetzen …

Reisebericht Istanbul Hagia Sophia Blaue Moschee