Tag 23, 20.09.2013: Im Flieger nach Hause

Reisebericht Namibia Botswana

Der letzte Tag in Windhoek ist immer ziemlich seltsam. Einerseits genießen wir ihn immer, wir fühlen uns hier inzwischen ein bisschen wie zu Hause, wir mögen es, den Nachmittag im Garten der Casa Piccolo zu verbummeln, mit Claudia oder Katharina Schwätzchen zu halten … Andererseits rückt der Abflug unerbittlich näher und wir müssen Abschied nehmen. Aber zu Hause warten Freunde, die wir gern wiedersehen möchten. Es ist schwierig. Diese widersprüchlichen Gefühle begleiten uns auch heute wieder.

Wir könnten bequem ausschlafen, denn wir haben kaum etwas vor. Aber aus Gewohnheit sind wir vor sieben schon auf den Beinen und können so fast alleine frühstücken – die italienische Reisegruppe kommt zum Glück erst, als wir fast schon fertig sind. Den Vormittag wollen wir nutzen, um bei LA Sports ein paar Veränderungen am Landy zu besprechen. Wir wollen ein Schubladensystem einbauen lassen, außerdem sollen zwei Reservekanister und einer der Reservereifen aufs Dach. Das Schubladensystem kann uns LA Sports besorgen und einbauen, für die Dachkonstruktion verweisen sie uns an Cymot, weil unser Roof Rack von dort ist. Gut, darum kümmern wir uns dann beim nächsten Mal.

Wir trinken noch einen Milchshake im Craft Center, dann machen wir uns im Garten der Casa Piccolo breit. Der Nachmittag verläuft faul wie immer, ein kurzes Schwätzchen mit Claudia und viele lustig Lästereien mit Katharina zwischendurch, dann naht der Zeitpunkt zum Aufbruch. Wir wollen erst zum Flughafen und versuchen, wieder auf die Premium Economy upzugraden – und das klappt auch tatsächlich! Nur unser Gepäck werden wir noch nicht los, Check In ist erst ab 18 Uhr.

Also gut, dann fahren wir eben erst zur Etango Ranch. Und erfahren dort, dass Robert wieder nicht da ist … Diesmal kann er allerdings nichts dafür, diesmal ruft unerwartet die Reservisten-Pflicht. Seine Frau Carmen empfängt uns aber sehr nett, wir regeln den Papierkram und haben ein ganz gutes Gefühl dabei, den Landy hier stehenzulassen. Obwohl Dirk ihn natürlich am liebsten eingepackt und mit nach Hause genommen hätte …

Zurück zum Flughafen, einchecken (diesmal nur gut 45 Kilo) und dann in die Lounge. Der Flieger hebt pünktlich ab, ich winke dem Kreuz des Südens noch einmal zu – zehn Stunden später fliegen uns zwei blonde Jungs in die Arme und ein großer Blonder grinst dazu … Wir sind wieder daheim. Auch irgendwie schön. Vor allem, weil wir wissen, dass es auch diesmal wieder nur ein Abschied auf Zeit war.

FAZIT: Nach 5.000Kilometern mit dem Landy sind wir begeistert. Ja, es ist total hirnrissig, sich ein Auto in Afrika zu kaufen. Aber es macht Spaß – und deshalb war es auch richtig. Auf der Tour haben uns vor allem die vier Tage im Kaokoveld unglaublich gut gefallen. Diese Weite, die einem den Kopf, das Herz und die Seele freipustet, ist schlichtweg unbeschreiblich. Und der Virus wird nicht schwächer, wir planen schon wieder die nächsten beiden Touren …

Tag 22, 19.09.2013: Auf morgen vertagt

Reisebericht Namibia Botswana

Ein bedeckter Himmel am Morgen ist unschön, aber nicht weiter ungewöhnlich. Dass sich diese Wolkendecke über 500 Kilometer bis kurz vor Windhoek nicht auflöst, ist dann aber doch seltsam. Nach einem Full English Breakfast im Thakadu starten wir kurz nach acht Richtung Windhoek. Das Aufregendste an der ganzen Fahrt ist der Grenzübertritt von Botswana nach Namibia. Und der verläuft wie gewohnt schnell und problemlos, binnen zwanzig Minuten haben wir ein paar Stempel mehr im Pass und sind in Namibia …

Auf dem Weg zur Casa Piccolo wollen wir bei Robert Grellmann auf der Etango-Ranch vorbeischauen. Dort soll der Landy unterkommen, wenn wir nicht da sind. Dirk hatte unser Kommen vor drei Wochen per Mail angekündigt, aber das scheint untergangen zu sein. Robert ist nicht da und Harold, der uns begrüßt, weiß von nichts. Wir sollen doch einfach morgen kommen, dann könnten wir das Auto auch gleich da lassen. Hmm, ich finde das alles etwas chaotisch, doch was hilft das schon?

Weil wir sowieso gerade am Flughafen sind, versuchen wir gleich noch, am Air Namibia-Schalter auf die Premium Economy upzugraden. Das geht hier nur am Abflugtag. Ein erfolgreicher Nachmittag sieht irgendwie anders aus, wir sind beide etwas bedröppelt. Das ändert sich schlagartig, als wir in der Casa Piccolo ankommen. Da schafft es Katharina binnen einer halben Minute, dass wir schallend lachen. Oh yes, wir fühlen uns hier einfach nur sauwohl.

Dirk sortiert Kisten und Taschen, vermisst das Auto von vorne bis hinten, um zu Hause ein paar Sachen fürs nächste Mal vorzubereiten. Und ich mache genau das hier – Reisebericht schreiben. Auf der Bank vor dem Office, da gibt es halbwegs Empfang und da kann ich dann auch immer mal das Tor auf- und zumachen, während Katharina mit neuen Gästen rumspringt. Als Lohn gibt’s eine kalte Cola (ungeschüttelt, versprochen).

Wir räumen noch eine Weile lang unseren Kram von einer Seite auf die andere – faszinierend, was wir so alles dabei haben … Am Ende schaffen wir es mit etwas Mühe, unser komplettes Fluggepäck auf drei Reisetaschen zu verteilen. Der Rest bleibt hier. Dirk erreicht Robert Grellmann telefonisch, wir verabreden uns für fünf Uhr morgen Nachmittag. Zum Abendessen haben wir uns wieder für das Sardinia entschieden; Schnecken zum Vortisch, Filetsteak als Hauptgang und zum Abschluss Irish Coffee. Es hat auch schöne Seiten, wieder in Windhoek zu sein.

Tag 21, 18.09.2013: Wir sind unserer Zeit voraus

Wenn Tracks4Africa Recht hat, dann brauchen wir für unsere heutige Etappe über 13 Stunden. Eigentlich nutzt da auch früh aufstehen nichts mehr, aber psychologisch ist das wichtig für uns. Um halb sieben sitzen wir im Auto, die 47 Kilometer bis zum Passarge Pan-Wasserloch sollen uns angeblich fünfeinhalb Stunden kosten. Wir schaffen es mit kurzem Fotostopp in weniger als zwei Stunden, denn die Strecke im Passarge Valley ist eine der besten, die wir bis jetzt in der Central Kalahari gefahren sind.

Diese Erkenntnis entspannt uns deutlich und verschafft uns jede Menge Zeit. Zeit, für die wir am Motopi-Wasserloch Verwendung finden. Da stehen nämlich nicht nur jede Menge Gnus, Oryx und Kudus herum, nein, da liegen auch vier Löwen unter den Bäumen und betrachten das Treiben am Wasserloch ganz interessiert. Schnell wird allerdings klar, dass es ihnen weniger ums Fressen als mehr um den Nachwuchs geht. Eines der beiden Männchen paart sich alle paar Minuten mit einem Weibchen. Das erklärt auch, warum der andere arme Kerl alleine etwas abseits unter einem Busch liegt.

Reisebericht Namibia Botswana Central Kalahari Löwen Motopi

Wir freuen uns über die unerwartete Sichtung, bleiben fast eine Dreiviertelstunde am Motopi-Wasserloch stehen und steuern dann das Tsau Gate an, um uns brav ins Outgoing Register einzutragen. Wobei ich mich schon immer frage, ob da irgendjemand prüft, was man da reinschreibt. Vielleicht hinterlasse ich beim nächsten Mal eine Nachricht.

Noch knapp vierzig Kilometer Sandpiste, dann sind wir zurück auf der Teerstraße. Wir halten an einem Rastplatz, um unseren Müll der letzten vier Tage zu entsorgen, die Reifen wieder aufzupumpen und den Diesel aus dem Reservekanister in den Tank zu füllen. Dank kurzer Game Drives wäre das zwar nicht nötig gewesen, aber wir wollen das Auto nicht mit vollem Kanister stehenlassen, bis wir wiederkommen, also können wir genauso gut jetzt umfüllen.

Es läuft bestens, wir kommen gut voran und sind unerwartet früh im Thakadu Bush Camp in Ghanzi. Hier nutzen wir die Zeit und räumen das Auto schon einmal auf, packen die Kisten und Taschen so um, dass wir am Freitag in Windhoek kaum noch etwas machen müssen. Und dann fallen wir nach einer paradiesischen heißen Dusche völlig erschöpft und bärenhungrig an der von uns so geliebten Bar ein. Ich sage nur: Thakadu Burger!

Reisebericht Namibia Botswana Central Kalahari

Tag 20, 17.09.2013: Alles gar nicht so schlimm

Reisebericht Namibia Botswana Central Kalahari Passarge Pan

Diesmal verzichten wir bewusst auf den Wecker. Wir haben beide etwas Angst vor diesem Tag, denn unser Ziel ist die Passarge Pan Campsite Nr. 1, gerade einmal 33 Kilometer entfernt von der Sunday Pan. Und trotzdem gibt uns Tracks4Africa eine Stunde und fünfzig Minuten reine Fahrtzeit aus. Das verheißt nichts Gutes für die Streckenbeschaffenheit. Noch einmal wollen wir uns aber nicht so durchschütteln lassen wie vorgestern. Unser Plan: Wir fahren die ersten zehn Kilometer und entscheiden dann, ob wir weiterfahren oder ob wir umdrehen, die Central Kalahari durch das Matswere Gate verlassen und die Nacht in Maun verbringen.

Erst einmal lassen wir es aber ruhig angehen und schauen bei den Löwen am Wasserloch vorbei. Die beiden Löwenmännchen tun das, was sie am besten können, sprich schlafen. Das Weibchen ist nicht zu sehen … Wir warten eine Weile gespannt ab, ob sich etwas tut, Kudus wollen ans Wasserloch der Sunday Pan, trauen sich aber nicht, ähnlich geht es Oryx und Springböcken. Den beiden Löwen ist das herzlich egal, das Weibchen bleibt unsichtbar.

Ich hätte noch den ganzen Tag zuschauen können, aber Dirk wird unruhig – und er hat Recht, denn wenn wir den Park heute wirklich noch Richtung Maun verlassen wollen, dann wird es langsam Zeit. Wir brechen also auf Richtung Passarge Pan und sind positiv überrascht, sowohl von der gut zu fahrenden Strecke als auch von der Landschaft. Nach einer Stunde zehn sind wir an der Campsite, damit ist die Entscheidung über unser Nachtquartier getroffen.

Es ist noch einmal heißer als an den Tagen zuvor, inzwischen knacken wir die 40 Grad-Marke. Und dank leerem Wassertank fällt das Duschen heute aus. Ein echtes Geruchserlebnis. Wir fahren spätnachmittags nochmal ein wenig herum, das Passarge Valley mit seinen weiten Ebenen gefällt uns gut. Schade ist nur, dass irgendjemand alle Tiere weggeräumt hat. Der letzte Camping-Sundowner für diese Tour, morgen geht es nach Ghanzi.

Tag 19, 16.09.2013: Knapp daneben ist auch vorbei

Wir schlafen bis nach Sonnenaufgang, weil ich irgendwie zu doof war, den Wecker auf sechs Uhr zu stellen. Stattdessen piept er um sieben lautstark los, als wir längst aufgestanden sind. Aber das Ausschlafen hat uns gut getan, wir sind fit, gut gelaunt und voller Game Drive-Tatendrang. Und natürlich hoffen wir, dass die Löwen in der Nacht zum Wasserloch gewandert sind.

Den Gefallen wollen sie uns nicht tun, das Wasserloch ist verwaist bis auf ein paar Kudus, die im Morgenlicht aber auch ein sehr schönes Motiv abgeben. Auf der Suche nach den Löwen fahren wir zu der Stelle, an der sie gestern lagen, aber dort sind sie auch nicht. Wir beschließen, eine Runde um die Sunday Pan zu drehen, das Licht ist fantastisch und wir bekommen ein paar gute Oryx-Fotos, als wir auf eine Herde aus wenigstens zwanzig Tieren treffen.

Zurück am Wasserloch herrscht weiterhin tote Hose, ein paar Oryx und Springböcke stehen herum, trauen sich aber nicht ans Wasser. Wir halten Ausschau nach den Löwen, Fehlanzeige. Dirk hat Hunger und will zurück auf die Campsite, um zu frühstücken. Ich mag mich nicht mit einem löwenlosen Vormittag abfinden und ringe ihm noch eine kurze Runde hinter dem Wasserloch ab. Ausnahmsweise zahlt sich mein Dickkopf aus: Direkt hinter den Büschen liegt die Löwin direkt am Weg. Na also, geht doch. Und siehe da, ein paar Meter weiter liegt auch eines der Männchen unter einem Busch und – pennt, was sonst. Wir sind happy und bauen auf den Nachmittag. Alles richtig gemacht. Denken wir da noch.

Reisebericht Namibia Botswana Central Kalahari Löwen Sunday Pan

Etwa eineinhalb Stunden später, satt vom Frühstück und zufrieden mit dem Verlauf des Vormittags, hören wir ein Auto auf unsere Campsite zufahren. Was will der denn hier? Es sind unsere Nachbarn von der Campsite nebenan und sie wollen uns sagen, dass da Löwen am Wasserloch liegen. Ja, wissen wir. Was wir nicht wissen, aber jetzt von den beiden Südafrikanern erfahren: Die Löwin hat ein Oryx-Junges gerissen, die beiden haben es hautnah miterlebt – und wir haben es mal wieder um eine halbe Stunde verpasst. So eine *******.

Wir fahren nochmal zum Wasserloch, sehen den jungen Löwen gerade noch von seinem „Frühstück“ zurückkommen, dann legt er sich netterweise unter einen Baum direkt neben unserem Auto. Wir wissen nicht so recht, was überwiegt: Ärger über die verpasst Chance oder Glück über die ganz ordentlichen Fotos, die wir jetzt noch bekommen haben?

Der Tag ist wieder heiß, es kommt uns vor, als würde es jeden Tag gleich ein paar Grad heißer – zu mehr als Lesen und in die Landschaft schauen, sind wir nicht fähig. Warum auch? Am Nachmittag, als es endlich ein wenig abkühlt, gönnen wir uns eine Dusche. Und müssen feststellen, dass der Wassertank an unserem Auto langsam leer wird. Ups, da haben wir uns wohl verkalkuliert … Der Game Drive bringt uns faule Löwen am Wasserloch der Sunday Pan, ansonsten keine besonderen Vorkommnisse für diesen Tag.

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