Tag 18, 15.09.2013: Nervenzerfetzendes Gerüttel

Reisebericht Namibia Botswana Central Kalahari Sunday Pan

So langsam haben wir beide schlechte Laune. Die Strecken in der Central Kalahari sind irrsinnig schlecht, bei der Fahrt über Wellblech klingt es, als würde es den Landy in seine kleinsten Einzelteile zerlegen. Der hält sich bislang aber tapfer, was man von unseren Nerven nicht behaupten kann. Dabei hatte der Tag recht vielversprechend angefangen.

In der Nacht war eine Braune Hyäne gut hörbar in der Nähe herumgestreunt – leider auch gut riechbar. Ich hatte mich nachmittags schon gefragt, ob ich mir diesen leichten Aasgeruch einbilde, den der Wind immer mal vorbeitrug. Nein, den hatte ich mir nicht eingebildet, nachts stillte die Hyäne ihren Hunger daran. Wir durften auch eine Nase voll nehmen. Als wir kurz vor Sonnenaufgang aufstehen, haben wir also eine Braune Hyäne und Löwen auf dem Zettel. Wir fahren voll Hoffnung zum Wasserloch – aber bis auf eine einsame Giraffe und ein paar Tauben zeigt sich da nichts.

Und dann nimmt das Gerüttel seinen Lauf, wir brauchen vier Stunden bis zur Sunday Pan und fühlen uns wie Schüttel-Shakes. So schlimm hatten wir die Wege gar nicht in Erinnerung, wir sind beide leicht gereizt nach dieser Rüttel-Tortur. Zwei Salami-Käse-Sandwiches und eine kühle Cola später steigt unsere Laune wieder deutlich an und wir beobachten das fast schon zahme Dikdik, das um die Campsite herumschleicht. So wie es aussieht, wird es immer wieder von Touristen gefüttert und erwartet das jetzt auch von uns – Pech gehabt, so einen hirn- und verantwortungslosen Schwachsinn machen wir nicht mit. Das Dikdik bleibt penetrant …

Ein heißer Nachmittag, den wir lesend im Schatten eines Baumes verbringen, sorgt für Entspannung, wir kochen uns Nudeln (Aglio Olio nach Busch-Art), duschen und machen uns auf zum Game Drive. Am Ende der Zufahrt zu unserer Campsite treffen wir ein französisches Paar, das sich hoffnungslos verfahren hat. Die beiden wissen gar nicht genau, wo sie jetzt gerade sind – kein Wunder, denn sie haben nur eine schlecht kopierte Übersichtskarte der Central Kalahari, an der sie sich orientieren. Wir zeigen Ihnen auf unserer Karte, wo sie sind und wo sie hinmüssen und hoffen, dass die beiden dort auch ankommen.

Im Gegenzug erzählen die Franzosen uns von drei Löwen, die Richtung Leopard Pan an der Straße liegen. Keine Frage, dass wir da gleich mal hinfahren. Wie Löwen so sind, liegen sie schlafend in der Landschaft herum und machen keinerlei Anstalten, sich demnächst mal zu erheben. Dirk ist immer noch leicht gereizt von der Fahrerei am Morgen, deshalb drehen wir um, fahren zur Campsite zurück und kommen bei einem Sundowner (oder auch zweien) endlich zur Ruhe.

Tag 17, 14.09.2013: Und immer wieder die Sache mit dem Tanken

Reisebericht Namibia Botswana Central Kalahari Motopi

Wir wollen morgens keine Zeit vertrödeln, deshalb lassen wir das Frühstück ausfallen und sehen zu, dass wir zeitig loskommen. Ganz klappt das nicht, wir schwätzen noch mit Jack, dann muss das WiFi neu gebootet werden, bevor wir zahlen können, und so ist es dann doch halb acht, bis wir starten. Botswanische Teerstraßen sind übrigens ähnlich langweilig wie namibische, aber sie haben deutlich mehr Schlaglöcher … Unser Ziel ist die Central Kalahari und dafür brauchen wir jetzt erst einmal vor allem Diesel und Trinkwasser.

Entlang der Strecke liegen genau zwei Tankstellen – wer Botswana kennt, der beherzigt zwei Regeln: 1) Auf jeden Fall beide Tankstellen anfahren, wer weiß, welche tatsächlich Sprit hat, 2) nicht verzweifeln, wenn es mal wieder heißt: „Sorry, no diesel!“ In Gumare können wir volltanken, bekommen statt Wasser aber nur ein paar Dosen Cola. An der Tankstelle in Sehitwa gibt es weder Diesel noch Wasser (Benzin hätte es übrigens auch nicht gegeben). Das Beherzigen von Regel Nummer 2 gelingt mir nur schwer … Immerhin können wir dem General Dealer seine kompletten Wasservorräte abkaufen und sind, zumindest was das Trinkwasser angeht, versorgt. Unser Diesel inklusive Reservekanister reicht für grob geschätzt 950 Kilometer, 750 Kilometer reine Strecke legen wir in den nächsten vier Tagen auf jeden Fall zurück. Game Drives noch nicht mitgerechnet. Prima, damit ist also für Spannung gesorgt.

Die Strecke bleibt langweilig, Abwechslung bringen vorerst nur die Check Points an den Veterinärzäunen. Gegen Mittag sind wir dann an der Abzweigung zum New Tsau Gate – und bekommen einen gehörigen Schreck. Da steht ein Hinweisschild, dass die Eintrittsgebühren nur in Ghanzi im DWNP-Büro, nicht aber am Gate bezahlt werden dürfen. Ja, ok, von dieser Regelung hatte ich vor einigen Jahren auch gelesen. Aber bei der Campsite-Buchung über Big Foot Tours war angegeben, dass wir am Gate die Eintritte zahlen sollten. Guter Rat ist teuer, denn bis zum Tsau-Gate sind es vierzig sandige, löchrige Kilometer. Ghanzi liegt 120 Teerstraßen-Kilometer entfernt.

Ich bin unschlüssig, Dirk votiert für das Gate. Na dann … Um es kurz zu machen: Alles klappt problemlos, die Damen am Gate sind nett und in Plauderlaune, wir zahlen 1.160 Pula für vier Nächte und tragen uns wieder einmal in eines dieser großen Bücher ein. Der letzte Eintrag liegt sechs Tage zurück. So, jetzt noch etwa fünfzig Kilometer bis zur Campsite, dann ist es geschafft für heute. Wir haben Motopi 1 (CK MOT 01), die hinterste Campsite, leicht erhöht liegend, schön einsam. Dirk bringt es auf den Punkt: „Eigentlich mögen wir die Central Kalahari vor allem, weil man hier so alleine ist. Dass es dazu auch noch Tiere gibt, ist nur Zugabe.“

Stimmt. Fast jedenfalls. Denn wie wir da so sitzen, hören wir ihn. Weit weg zwar, aber unverkennbar. Da brüllt ein Löwe. Und auch dafür mögen wir die Central Kalahari.

Tag 16, 13.09.2013: Birdlife leider (fast) Fehlanzeige

Also das mit der guten Nacht hat leider nur bedingt geklappt. Im Zelt war es warm, weil wir wegen der Affen die Regenplane als Schutz aufgezogen hatten. Draußen machten irgendwelche Frösche (von uns Klapperfrösche genannt, weil sie geklappert haben wie Störche) einen Heidenlärm. Und unser Campsite-Nachbar schnarchte so laut, dass es selbst Dirk zu viel wurde.

Als der Wecker um zehn vor sechs klingelt, beschließen wir deshalb eine Planänderung: Statt Frühstück vor dem Bootsausflug lieber noch eine halbe Stunde Schlaf. Um sieben treffen wir Richmond, unseren Bootsführer. Der ist ein netter Kerl und gibt sich alle Mühe, hat aber gegen das Wetter keine Chance: Es ist gnadenlos diesig, fast völlig bedeckt und beinahe kühl. Wir sehen entsprechend wenig und an Fotos ist bei diesem Licht kaum zu denken. Schade, denn ein paar Kingfisher waren trotz des Wetters unterwegs. Nun denn, wir trösten uns damit, dass wir hier unten bisher nur ganz selten Tage mit komplett schlechtem Wetter erlebt haben und verabreden uns mit Richmond für vier Uhr am Nachmittag.

Reisebericht Namibia Botswana Okavango Drotsky's Cabins

Es ist kaum zu glauben, aber nach den zwei Stunden auf dem Boot ist uns richtiggehend kalt. Wir stellen den Tisch zum Frühstücken in die Sonne und wärmen uns an den Kaffeetassen. Zwei Stunden später kommt von Dirk ein: „Mensch ist das schon wieder heiß heute …“ Man kann es uns halt nicht recht machen. Wir verbringen den Tag lesend auf der Campsite, bis es Zeit ist, zum Nachmittags-Boat Trip aufzubrechen. Das Licht ist deutlich besser geworden und auch wenn die richtig guten Sichtungen ausbleiben, so sind wir zufrieden mit der (Foto-)Ausbeute und genießen einfach die Bootstour auf dem Okavango.

Viel Zeit zum Duschen bleibt uns danach nicht, denn um viertel vor sieben wartet schon wieder unser „Shuttle Boat“, um uns zum Abendessen zum Haupthaus zu bringen. Auch mal wieder schön, sich einfach nur bekochen und bedienen zu lassen … Das Essen ist lecker und wir schlagen zu, als seien wir ausgehungert. Kein Wunder, dass wir noch einen Jägermeister brauchen, bevor uns das Boot zurückbringt. Drüben trinken wir an der Bar noch ein Bier mit Jack, stellen fest, dass er das Thakadu in Ghanzi ebenso sehr schätzt wie wir, dann fallen wir ins Bett – der morgige Tag wird lang!

Reisebericht Namibia Botswana Okavango Drotsky's Cabins

Tag 15, 12.09.2013 : Das dicke Geld

Reisebericht Namibia Botswana Drotsky's Cabins

Da, das war er. Diesen Ruf wollten wir hören. Wir sitzen auf unserer Campsite in Drotsky’s Cabins und hören den Schreiseeadler rufen. Toll, einfach toll. Wir sind bereits am sehr frühen Nachmittag angekommen, denn heutige Etappe war die kürzeste der Tour. Wir haben uns morgens alle Zeit der Welt gelassen, tatsächlich unseren Landy noch zum Löwenauto gemacht und dank wiederhergestelltem WiFi auch noch kurz Mails lesen können.

Am meisten Zeit nehmen wieder einmal die Grenzübergänge in Anspruch. Immer diese Bürokratie … Am Ende geht aber doch alles gewohnt problemlos und auf Botswana-Seite will auch glücklicherweise niemand die Police Clearance für unser Auto sehen. Die hätten wir nämlich auch gar nicht. Dafür werden wir wie zwei Anfänger unseren Mais und die Zitronen los, die im Kühlschrank liegen. Na gut, dann eben mehr Fleisch und weniger Gemüse zum Abendessen und der Gin Tonic schmeckt auch ohne Zitrone.

Das Abenteuer des Tages ist der ATM in Shakawe. Dirk nimmt die angebotenen 4.000 Pula gerne an, der Automat rattert, zeigt ihm kurz das Geld und zieht es dann wieder ein. Super Sache das. Der Bankangestellte nimmt es locker, das sei doch logisch, 4.000 Pula seien viel zu dick, die könne der Automat gar nicht ausgeben. Aber kein Problem, der Betrag würde zurückgebucht. Darauf sind wir gespannt, können es aber für den Moment sowieso nicht ändern. Dumm ist nur, dass Dirks Kreditkarte nun meint, ihr Tageslimit sei erreichte. Zum Glück bekommen wir mit meiner Karte Geld (auf zwei Etappen, wir sind ja lernfähig).

Nun sitzen wir also bei Drotsky’s auf einer riesigen, wunderbar schattigen Campsite und genießen den faulen Tag zwischendurch. Viel machen wir heute nicht mehr, es folgt das Standardprogramm: Sundowner, Grillen, Busch-TV, gute Nacht.

Tag 14, 11.09.2013: Ein fast perfekter Tag

Halb sieben, Zeit zum Aufstehen. Noch einmal liegt ein Fahrtag vor uns, aber glücklicherweise kein ganz so langer wie gestern. Wir frühstücken bei erstaunlich kühlen Temperaturen und machen uns bereit – aber noch nicht für die Fahrt, oh nein. Wir haben noch etwas ganz anderes vor: Unser Auto bekommt einen individuellen Hauch, wir kleben die ersten Aufkleber auf!  Natürlich macht „One Life Live It“ den Anfang, dann folgen Warzenschweine und Elefanten unter der Windschutzscheibe. Ha, sieht klasse aus!

Das Aufregendste an der Fahrt zur Riverdance Lodge ist noch der Getränkekauf in Rundu, das sagt wohl alles. Kurz nach halb zwei sind wir an der Riverdance Lodge, bekommen Campsite Nummer drei zugewiesen – und beglückwünschen uns wieder einmal zu unserem guten Händchen bei der Wahl unserer Unterkünfte. Wir schauen direkt auf den Okavango, gegenüber ist Angola. Zur Campsite gehört auch ein eigenes, festes Badezimmer mit Gasboiler und eine überdachte Spüle. Hier lässt es sich aushalten, auch wenn die Moskitos mich schon wieder auffressen. Aber damit war zu rechnen bei einer Lodge am Fluss und wir sind dank Anti-Brumm bestens gewappnet.

Reisebericht Namibia Botswana

Nach dem ersten Nachmittagsbier wird Dirk unruhig und ich weiß genau warum: Die Aufkleber -Aktion heute Morgen hat ihn angefixt, er will jetzt auch die restlichen Aufkleber anbringen. Das geht aber nicht, es ist zu heiß – laut Anleitung soll es nicht wärmer als 24 Grad sein. Das übertreffen wir locker. Dann wenigstens vorbereiten, um morgen früh weiter aufzukleben. Das Ergebnis: Die vordere Hälfte des Landys strahlt frisch geputzt, weil Dirk gewischt und gewienert hat.

Eigentlich gibt es vorne an der Bar WiFi und eigentlich bekommt man dort auch Rock Shandy. Uneigentlich gibt es an diesem Nachmittag keines von beidem. Na gut, dann tappern wir eben zurück zu unserer Campsite und vertreiben uns die Zeit bis zum Sundowner damit, dass ich Dirk bei Bohnanza vernichtend schlage. Eine richtig heiße Dusche, ein Sundowner und ein riesiges Steak auf dem Feuer. Der Abend ist herrlich. Wenn da nur nicht die Sache mit den Hunden in diesem Urlaub wäre … Irgendwie entwickelt diesmal auf jeder zweiten Campsite der Haus- und Hof-Hund freundschaftliche Gefühle für uns und bietet uns seinen Schutz an – am liebsten im Austausch gegen Streicheleinheiten oder Fressbares.

Auch in der Riverdance Lodge kommt wieder ein Hund angerannt, auch ihm erklären wir sehr nett, dass er von uns nichts zu erwarten hat. Da Hundilein aber offenbar nicht mit leeren Pfoten nach Hause kommen will, schnappt er sich kurzerhand Dirks Arbeits- und Grillhandschuhe und flüchtet. Mein Mann wie ein Berserker hinterher und weg sind die beiden, verschluckt von der afrikanischen Nacht. Fünf Minuten finde ich das brüllend komisch. In den nächsten fünf Minuten frage ich mich, wo Dirk eigentlich steckt. Und dann finde ich das gar nicht mehr lustig. Irgendwann taucht er dann fröhlich grinsend und mitsamt Handschuhen im Gebüsch wieder auf, als sei nichts gewesen. Ich bin stinksauer und bleibe das auch erst einmal …

Reisebericht Namibia Botswana