Wie bescheuert muss man eigentlich sein, um sich die Schuhe klauen zu lassen? Ja, ja, ja, es war einfach nur unglaublich dämlich, die Sandalen unbewacht am Strand stehenzulassen. Aber es war so verlockend. Wir waren früh morgens zum Strand runtergelaufen und wollten den Spaziergang barfuß fortsetzen. Der Strand war menschenleer, warum also nicht die Sandalen einfach stehenlassen, statt mit sich herumzutragen? Ganz einfach: Weil sie dann weg sind! Wissen wir jetzt auch.
Dirk war sauer. Stinksauer. Auf sich, auf mich, auf unsere Blödheit und natürlich auf den Schuhdieb. In bester Detektivmanier verfolgte er dessen Spur – der Kerl hatte die Sandalen nicht nur geklaut, sondern Dirks auch noch gleich angezogen. Überraschenderweise bleib die Verfolgungsjagd allerdings erfolglos. Und irgendwann hakte auch Dirk die Sache mit dem Kommentar ab: „Lessons learned!“ Entwicklungshilfe in Sachen „ordentliches Schuhwerk“. Wir saßen auf unserer Campsite und mussten mal wieder über uns selbst lachen.
Von einem hinterhältigen Sandalendieb würden wir uns die Laune nicht verderben lassen, dazu gefiel es uns am Barra Lighthouse viel zu gut. Etwas erhöht gelegen, mit vielen schattenspendenden Nadelbäumen, hat man einen tollen Blick auf das Meer. Am Abend zuvor hatte uns allerdings irritiert, dass dauernd irgend etwas tropfte. Wir hatten zunächst die Vögel in Verdacht … Falsch geraten, die Bäume waren es. An ihren langen Nadeln setzt sich die Feuchtigkeit aus der Seeluft ab. Das Phänomen hatten wir auf Teneriffa schon einmal beobachtet. Und dann tropft es harmlosen, nichtsahnenden Touristen auf den Kopf.
Mittagessen – und was für eins!
Zwischendurch waren zwei der Jungs gekommen um die Platzmiete zu kassieren und hatten behauptet, dass auch die Bar abends geöffnet sei. Wir konnten es kaum glauben. Und sollten mit unseren Zweifeln Recht behalten. Also sorgten wir dafür, dass wir mittags etwas zu essen bekamen. Wir spazierten den Strand hinunter und suchten uns ein Lokal zum Mittagessen. Ein riesiges gegrilltes T-Bone-Steak, eine Boerewors, dazu Pap und Knobibrot. Lecker, das hatten wir gebraucht.
Ich vor allem, nachdem mir vormittags spontan mein Kreislauf abhanden gekommen war. Ich saß so auf meinem Campingsessel und schaute mir intensiv meine (dreckige – keine Sandalen!) Fußsohle an und bemerkte, dass einer meiner Zehen auf der Unterseite so richtig schön blau-violett gefärbt war. Warum auch immer. Normalerweise schockt mich ein solcher Anblick eher weniger. Diesmal allerdings warf er mich komplett aus der Bahn und in den Autositz, wo ich dann nach einer guten halben Stunde und ein paar Tropfen endlich auch meinen Kreislauf wiederfand.
Das restliche Tagesprogramm war damit klar: faul rumsitzen und den ach so lädierten Zeh kühlen. Das fiel uns natürlich extrem schwer und war nur mit zwei Windhoek Lager zu ertragen. Kühlung von innen sozusagen. Das war dann auch tatsächlich alles für diesen Tag. Fast unnötig zu sagen, dass die Bar wieder geschlossen war.