Dienstag, 02.10.2012

Es war nachts windig geworden. Als der Wecker morgens um halb sechs klingelte, schauten wir uns deshalb an und waren uns einig, dass wir bei diesem Wind ohnehin kaum Tiere sehen würden und deshalb auch noch eine halbe Stunde liegen bleiben könnten. Safari-Experten! Wir standen also später auf als geplant, klappten das Zelt zusammen und starteten zum Morning Drive.

Das künstliche Wasserloch war unbelebt. Trotzdem suchte ich mit dem Fernglas die Umgebung ab – aber hallo, da lag doch eine Löwin im Gras. Ziemlich weit weg, also beschlossen wir, den Weg ein Stück weiterzufahren. Wir kamen zu einem weiteren Wasserloch, dort stand ein weiteres Auto und der Fahrer machte wilde Zeichen. Was wollte der denn von uns? Als wir fast an ihm vorbei waren, beantwortete sich die Frage von selbst: Direkt hinter seinem Auto schaute eine zweite Löwin hervor. Und die beiden schienen die Springböcke am Wasserloch ins Visier zu nehmen.

Fasziniert schauten wir eine Weile zu, wie die beiden sich anschlichen. Dann drehte der Wind kurzzeitig, die Springböcke bekamen Witterung und die Chance für die Löwen war vertan. Schade. Aber wir wurden entschädigt, denn plötzlich tauchten drei Löwenbabys auf. Wie genial war das denn? Wir beobachteten die Kleinen eine Weile lang und beschlossen dann, noch eine Runde um die Pfanne zu fahren. Weit kamen wir nicht. Nach einem guten Kilometer lag ein Löwen-Pärchen direkt an der Straße und gab sich redlich Mühe, für Nachwuchs zu sorgen.

Reisebericht Namibia und Botswana

Ja, so hatten wir uns das vorgestellt. Der Tag verlief dann wieder wie der vorherige – nur deutlich heißer, die Temperaturen hatten die 40 Grad-Marke inzwischen geknackt. Deshalb verlegten wir das Abendessen auf nach dem Game Drive. Außerdem waren wir auf der Campsite herrlich allein, denn zufällig waren alle anderen an diesem Tag abgereist. Natürlich wollten wir auf dem Drive die Löwen wiederfinden. Und wir fanden sie, denn sie lagen netterweise gut sichtbar unter einem Baum direkt am Weg. Und die Kleinen waren munter, wir hatten unseren Spaß und bekamen auch ein paar wirklich schöne Fotos hin. Ob wir wohl auch das Löwen-Pärchen noch einmal finden würden?

Auch die beiden taten uns den Gefallen und lagen immer noch direkt am Weg. Netterweise auch noch fototechnisch sehr gut, wir bekamen ein paar richtig schöne Bilder von den beiden, bis sie dann abzogen. Na wenn das kein gelungener Nachmittag war. Absolut glücklich fuhren wir zur Campsite zurück, machten uns Pesto-Nudeln (ja, der Gaskocher hielt tatsächlich bis zum Ende durch) und genossen einen fast einsamen Abend. Den letzten Camping-Abend der Tour. Ein klein wenig Wehmut war durchaus dabei. Aber wir hatten ja den Mittag genutzt und schon mal über neue Tourideen nachgedacht … 🙂

Reisebericht Namibia und Botswana

Montag, 01.10.2012

Reisebericht Namibia und Botswana

Halb sechs. Zeit zum Aufstehen. Game Drive stand an. Wir hatten noch eine leichte Grundgereiztheit vom Tag zuvor, waren aber wild entschlossen, unsere gute Laune schnellstens wiederzufinden. Wir wussten, dass wir für die Nxai Pan etwas zu spät im Jahr waren und dass wir deshalb keinen großen Tierreichtum erwarten durften. Und tatsächlich, die Pfanne war ziemlich ausgestorben, kein Vergleich zu den riesigen Herden im April 2010.

Dann aber sahen wir die klassische Ansammlung mehrerer Autos, die immer auf gute Sichtungen hindeutet. Löwen! Ein Pascha und eine Löwin, versteckt hinter einem Baum. Von der anderen Seite müsste man freien Blick haben – dachten wir uns ebenso wie die Leute in den anderen vier Autos. Wildes Hin- und Herfahren war die Folge. Die Löwen verzogen sich und als auch noch ein Safari-Wagen der Kwando Lodge dazukam, hatten auch wir genug. Zu viel Trubel um zu weit entfernte Löwen. Aber es hatte sich wieder ein leichtes Lächeln um unsere Mundwinkel herum eingeschlichen. Es gab Löwen. Und wir hatten noch zwei volle Tage Zeit, sie optimal vor die Linse zu bekommen. Dass sich ansonsten keine Tiere zeigten, war nebensächlich. Mit diesem Wissen konnten wir beruhigt zur Campsite fahren und frühstücken.

Den Nachmittag verbrachten wir damit, dem Schatten mit unseren Stühlen hinterherzuziehen, zu lesen und dann zu grillen. Bis es Zeit war, zum Nachmittags-Drive aufzubrechen. Im Gegensatz zum April 2010 war diesmal auch der östliche Teil des Parks befahrbar. Der zeigte sich deutlich buschiger, aber leider ebenso tierarm wie der Teil, in dem wir morgens unterwegs gewesen waren. Nun gut, wir hatten ja vorher gewusst, dass Oktober für die Nxai Pan spät, offenbar zu spät ist. Dann würden wir die Tage eben ohne Tiere, dafür mit viel Ruhe auf der Campsite genießen.

Und mit dem Genießen fingen wir dann gleich mal an, Greyerzer Käsewürfel und dazu ein südafrikanischer Rotwein, das ist ein hartes Schicksal!

Sonntag, 30.09.2012

Oh what a day! Wie formulierte es Dirk so schön: Der erste Abend in der Nxai Pan ist irgendwie nicht unserer. Kann man so sagen. Dabei ging der Tag zwar bitterkalt, aber eigentlich ganz gut los. Wir schauten vom Zelt aus zu, wie sich der Himmel am Horizont rot färbte und die aufgehende Sonne ankündigte. Aus der molligen Wärme rauszumüssen fiel schwer, wir wollten jedoch früh los, weil wir Respekt vor der Strecke über die Salzpfannen nach Gweta hatten.

Ein Frühstück in aller Ruhe lassen wir uns natürlich nicht nehmen und so waren wir kurz vor acht startklar. Die Strecke war wie erwartet rumpelig und staubig, aber dank Navi mit Tracks4Africa-Karten war der Track gut zu finden. Wir hielten auf einer der Salzpfannen an, blödelten in diesem weißen Nichts herum, waren einfach gut gelaunt. Und nach gut drei Stunden waren wir dann in Gweta. Wo der Sch…tag seinen Lauf nahm.

Reisebericht Namibia und Botswana

Wir wollten tanken – sorry, no fuel today. Blöd, aber kein Drama, mit ein bisschen umsichtigem Fahren reicht die Tankfüllung noch bis Maun. Wir wollten unsere Gasflasche auffüllen lassen – das kann nur der Hard Ware Man und der hat samstags frei. Ups, also verabschiedeten wir uns vom Kaffee zum Frühstück, denn wir konnten froh sein, wenn das Gas noch für die geplanten zweimal Nudeln zum Abendessen reichen würde. Wir wollten Wasser kaufen – und bekamen auch welches, immerhin. Allerdings musste ich dabei das Auto „bewachen“, denn einige Jungs prüften gleich, ob alle Türen wirklich zu waren.

Wir waren froh, als wir Gweta hinter uns lassen konnten und tuckerten gemächlich (= benzinsparend :)) zur Nxai Pan. Nach einem netten Schwatz mit den Angestellten am Gate nahmen wir die 38 Kilometer bis zum South Camp in Angriff – und waren uns einig, dass wir die Zufahrt nicht annähernd so schlecht in Erinnerung hatten. Ausgefahren, Wellblech, tiefer Sand, nein, Spaß machte das nicht, zumal der Sand nachmittags um halb drei viel zu weich war. Wir kamen leicht genervt auf der Campsite an, wischten erst einmal den Kühlschrank aus, weil die Eier es nicht überlebt hatten und genehmigten uns dann ein Entspannungsbier. Das wirkte. Kurzzeitig.

Wir überlegten gerade, wie wir den Nachmittags-Drive angehen wollten, da kam ein Südafrikaner von der Nachbar-Campsite. Do you have all your spare wheels? Energisches Kopfnicken von uns beiden. Natürlich hatten wir alle unsere Reservereifen. Kurzer Blick unters Auto. Oder auch nicht. Wir hatten auf der holprigen Zufahrt tatsächlich den zweiten Reservereifen verloren. Der Südafrikaner erklärte uns, wo er ihn gesehen hatte und so kam es, dass wir eine 40 Minuten lange Strecke entlangrumpelten, um den Reifen zu retten. Wheel Drive statt Game Drive. Nur war der Reifen nicht mehr da. Zu sehen waren nur noch Fußspuren … Also vierzig Minuten zurück ins Camp. Vielleicht hatte ja jemand den Reifen eingesammelt und beim Office abgegeben. Nein. Wir wissen bis heute nicht, wohin der Reifen verschwunden ist.

Gute Laune ging anders. Wir versuchten, wenigstens nicht allzu sehr zu brummeln. Aber der erste Abend in der Nxai Pan wird einfach nicht mehr unsrer.

Reisebericht Namibia und Botswana

Samstag, 29.09.2012

Reisebericht Namibia und Botswana

Es war nachts empfindlich kühl geworden. Was wir auch durchaus erwartet hatten, denn wir hatten den „heißen Norden“ hinter uns gelassen und waren uns sicher, dass wir in den nächsten Tagen wieder öfter zu den Fleecejacken greifen würden. Noch aber saßen wir tapfer in T-Shirt und Shorts beim leckeren Frühstück in der Nata Lodge. Wir ließen uns Zeit, das heutige Ziel war nur 124 Kilometer entfernt. Allerdings laut Tracks4Africa auch 3:40 Stunden. Wir wollten nach Kubu Island!

Bevor wir aufbrachen, war allerdings noch das Problem mit dem fehlenden Bier zu lösen. Man erinnere sich – der Liquor Shop in Kasane war geschlossen und wir waren zu ungeduldig um zu warten. Zum Glück verkaufte uns die Bar in der Nata Lodge ein paar Flaschen Windhoek Lager. Problem gelöst, alles gut, wir konnten starten. Die Strecke von Nata nach Kubu Island waren wir 2007 bei unserer ersten Tour mit 4×4 auch gefahren. Und hatten sie beinahe alptraumhaft schlecht in Erinnerung. Ja, sie ist ziemlich schlecht. Aber mit fünf Jahren mehr Erfahrung im südlichen Afrika schreckte sie uns diesmal deutlich weniger und wir hatten viel mehr Muße, die Landschaft zu genießen und auch mal für ein Foto anzuhalten.

Wie an diesem riesigen Baobab. „Wir haben ein Problem!“ Ich stand schon staunend vor dem Baobab, als Dirk alarmiert nach mir rief. Es war tatsächlich haarscharf: Ein Bündel Holz war bei dem Geruckel so blöd auf die Gasflasche gefallen, dass sich der Hahn gelöst hatte und das Gas langsam in den Laderaum strömte. Wir waren dem Baobab wirklich dankbar, dass er so fotogen in der Landschaft herumstand … Nach ein paar Minuten hatten wir uns von dem Schrecken erholt und zockelten weiter Richtung Kubu Island. Dort kamen wir gegen ein Uhr am Nachmittag an und suchten uns eine nette Campsite. Als nächstes stand „Auto entstauben“ auf dem Programm, denn der Weg nach Kubu Island bleibt auch nach der diesjährigen Erfahrung der staubigste, den wir kennen (mit Ausnahme der östlichen Zufahrt zur Central Kalahari vielleicht).

Wir waren überrascht, dass Kubu Island inzwischen offenbar fest in südafrikanischer Hand ist. Die Campsites waren nach und nach alle belegt, auch nach Sonnenuntergang kamen immer noch neue Camper. Wochenende und Schulferien sorgten für Partystimmung statt Ruhe und Einsamkeit. Irgendwie schade, aber nicht zu ändern. Wir spazierten nachmittags ein bisschen herum – Baobabs sind einfach witzige Bäume – und suchten uns schon mal einen geeigneten Sun Downer-Platz. Dort erlebten wir einen traumhaften Sonnenuntergang und gleichzeitig, wie im Osten der Vollmond aufging. Trotz Jubeltrubel ein wunderbarer Abend …

Freitag, 28.09.2012

Reisebericht Namibia und Botswana

Der ereignisloseste Tag der ganzen Tour! Wir waren tatsächlich um halb sechs aufgestanden, hatten alles abgebaut und fuhren um zwanzig nach sechs durch das SeduduGate in den Chobe. Zweieinhalb Stunden später fuhren wir dort genervt auch wieder raus. Der Chobe und wir, das wird wohl keine innige Freundschaft mehr. Wie schon beim letzten Mal sahen wir entlang der Chobe River Front kaum Tiere und wenn doch, dann irre weit entfernt. Wer braucht schon schlafende Löwen in dreihundert Metern Entfernung? Nein, das war nix. Hätten wir doch ausgeschlafen und auf Senyati gefrühstückt …

Aber gut, so hatten wir mehr Zeit für den restlichen Tag. Wir kauften noch kurz in Kasane ein, Bier bekamen wir allerdings nicht, weil der Liquor Shop erst um zehn öffnete und wir nicht warten wollten. Ein Fehler, wie sich noch herausstellen sollte. Noch volltanken (oder jedenfalls fast, der Tankwart hatte keine große Lust, sich mit dem Double Tank abzumühen, irgendwie nicht unser Tag), dann hatten wir 300 Kilometer bis zur Nata Lodge vor uns.

Laaaangweilig. Das Spannendste waren noch die Baustellen und der Fleisch-Schmuggel. Wir hatten noch vier Campingnächte vor uns und nach Kasane wird die Versorgung extrem schlecht. Also mussten wir irgendwie Fleisch, Milch und Eier durch die Veterinärkontrolle bekommen. Das klappte auch super, weil das Mädel sowieso nur oberflächlich kontrollierte und wir es auch noch in ein Gespräch über den Regen verwickelten. Da fiel ihr beim Blick in den Kühlschrank nicht einmal die Packung Speck auf, die wir als „Köder“ hatten liegenlassen.

Wir waren um halb drei an der Nata Lodge, wo wir ein Safari Tent gebucht hatten. Und damit wurde der Tag dann langsam besser, denn das Zelt war richtig schön, geräumig und mit der von mir so geliebten Freiluft-Dusche. Ein Rock Shandy an der Bar, schon schien der Tag gar nicht mehr so schlimm. Wir verbrachten den Nachmittag mit Lesen, zum Sun Downer natürlich Gin Tonic und ein leckeres Beef Curry zum Abendessen.