Freitag, 05.10.2012

Reisebericht Namibia

Nachts hatte es geregnet. So richtig. Das hatten wir in Windhoek noch nie erlebt. Und es war immer noch bedeckt, kein strahlender Sonnenschein zum Urlaubsende. Aber irgendwie passte das Wetter zu unserer Stimmung. Der Tag nahm den klassischen Verlauf mit Online-Check In, shoppen (diesmal auch wieder bei Anin!) und einem Abschluss in der wilden Ente.

Wobei das mit dem Einchecken schwieriger war, als erwartet, weil es „unser“ Internet-Café im Wernhill Center nicht mehr gibt. Am Ende landeten wir in einer kleinen Kaschemme irgendwo hinter dem Craft Center – Röhrenmonitore, ein uraltes Windows und leider kein Adobe Reader. Der ließ sich auch partout nicht nachinstallieren. Was das Ausdrucken der Bordkarten unmöglich machte … War am Flughafen zum Glück kein Problem.

Wir verbrachten den Nachmittag gemütlich in der Casa Piccolo, beobachteten amüsiert reisegruppen-dynamische Prozesse, schwätzten noch mit Claudia und machten uns gegen vier Uhr auf zum Flughafen. Die Autorückgabe wurde wegen des verlorenen Ersatzreifens zum bürokratischen Akt, irgendwie anstrengend, aber nach einer Stunde war auch das geschafft. Und dann blieb nur noch das Warten auf den Rückflug, dank Air Namibia-Goldstatus in der Lounge.

Der Flieger hob mit leichter Verspätung ab, die holte er auch bis Frankfurt nicht mehr auf – was dazu führte, dass Frank gleich zwei Jungs im Auto hatte, als er uns abholte, weil beide schon wach waren 🙂 Irgendwie auch schön, wieder daheim zu sein. Vor allem, wenn der nächste Afrika-Trip schon geplant ist.

Fazit:

Wir sind 5.200 Kilometer gefahren, viel auf Teerstraßen und viel auf richtig schlechten Pisten. Ein Mittelding gab es diesmal kaum. Wir haben viel gesehen, viel erlebt (auf manches davon hätten wir auch gut verzichten können). Und wir haben wieder einmal festgestellt, dass Weite und Wüste uns mehr liegen als grüne Flusslandschaften – auch wenn die wunderschön sind!

Sambia hat uns gut gefallen, aber es ist arg beschwerlich, dort hinzukommen. Das und vor allem die sambischen Grenzen sorgen dafür, dass wir Sambia vorerst von unserer Reisekarte streichen.

Mittwoch, 03.10.2012

Eins war klar: Bevor wir uns aus der Nxai Pan verabschiedeten, wollten wir den Löwen Tschüss sagen. Die hielten allerdings offenbar nicht so viel vom Abschied nehmen und versteckten sich. Schade. Aber mal ehrlich: Die Sichtungen am Tag zuvor waren mehr als gut gewesen. Das musste für diesmal reichen.

So nahmen wir also die 38 Kilometer bis zum Gate in Angriff und hatten das Gerüttel und Geruckel nach knapp eineinhalb Stunden auch endlich hinter uns gebracht. Reifendruck wieder auf Asphalt-Niveau bringen, dann trennten uns nur noch ein paar hundert Kilometer Teerstraße vom Thakadu Bush Camp bei Ghanzi. Die Fahrt zog sich zwar gefühlt endlos in die Länge, war letztlich aber problemlos. Und in Thakadu fühlen wir uns ohnehin immer wohl, das war auch diesmal nicht anders.

Wir räumten unser Auto noch ein bisschen um, dann zog es uns an die Bar. Rock Shandy zum Abkühlen, Gin Tonic zum Sundowner, ein leckeres Essen, es ging uns gut und wir versuchten, den Gedanken an das naheliegende Urlaubsende zu verdrängen. Vorerst erfolgreich.

Reisebericht Namibia und Botswana

Donnerstag, 04.10.2012

Frühstück gibt es im Thakadu Bush Camp offiziell erst um acht. Und weil wir es nicht eilig hatten, war uns das auch recht. Full english breakfast. Unser Standard-Frühstück in Thakadu. Lecker wie immer. Dann sahen wir allerdings zu, dass wir loskamen. Und das zahlte sich gute zwei Stunden später an der Grenze auch aus, denn wir kamen gerade einmal fünf Minuten vor einem vollgepackten Buschtaxi aus Zimbabwe dort an. So kamen wir aber schnell durch und waren nach einer guten halben Stunde zurück in Namibia.

Wir wollten auf dem Weg zur Casa Piccolo beim Autovermieter schon mal den Campingkram zurückgeben. Das würde uns am nächsten Tag bei der Autorückgabe das Löffelzählen ersparen und die gewonnene Zeit könnten wir bei Claudia im Innenhof verbringen. Das klappte auch, wir beichteten gleich noch den verlorenen Reifen und fuhren dann nach Windhoek. Regenwolken zogen auf. Und aus denen tropfte es dann sogar. War uns egal, wir saßen in der Casa Piccolo geschützt unter einem Dach und waren irgendwie froh, wieder dort zu sein. Andererseits drohte das Urlaubsende …

Abends in Joe’s Beerhouse entschieden wir uns beide für das Zebra, ein Jägermeister als Verdäuerli und dann war der letzte Abend auch schon wieder zu Ende.

Reisebericht Namibia

Dienstag, 02.10.2012

Es war nachts windig geworden. Als der Wecker morgens um halb sechs klingelte, schauten wir uns deshalb an und waren uns einig, dass wir bei diesem Wind ohnehin kaum Tiere sehen würden und deshalb auch noch eine halbe Stunde liegen bleiben könnten. Safari-Experten! Wir standen also später auf als geplant, klappten das Zelt zusammen und starteten zum Morning Drive.

Das künstliche Wasserloch war unbelebt. Trotzdem suchte ich mit dem Fernglas die Umgebung ab – aber hallo, da lag doch eine Löwin im Gras. Ziemlich weit weg, also beschlossen wir, den Weg ein Stück weiterzufahren. Wir kamen zu einem weiteren Wasserloch, dort stand ein weiteres Auto und der Fahrer machte wilde Zeichen. Was wollte der denn von uns? Als wir fast an ihm vorbei waren, beantwortete sich die Frage von selbst: Direkt hinter seinem Auto schaute eine zweite Löwin hervor. Und die beiden schienen die Springböcke am Wasserloch ins Visier zu nehmen.

Fasziniert schauten wir eine Weile zu, wie die beiden sich anschlichen. Dann drehte der Wind kurzzeitig, die Springböcke bekamen Witterung und die Chance für die Löwen war vertan. Schade. Aber wir wurden entschädigt, denn plötzlich tauchten drei Löwenbabys auf. Wie genial war das denn? Wir beobachteten die Kleinen eine Weile lang und beschlossen dann, noch eine Runde um die Pfanne zu fahren. Weit kamen wir nicht. Nach einem guten Kilometer lag ein Löwen-Pärchen direkt an der Straße und gab sich redlich Mühe, für Nachwuchs zu sorgen.

Reisebericht Namibia und Botswana

Ja, so hatten wir uns das vorgestellt. Der Tag verlief dann wieder wie der vorherige – nur deutlich heißer, die Temperaturen hatten die 40 Grad-Marke inzwischen geknackt. Deshalb verlegten wir das Abendessen auf nach dem Game Drive. Außerdem waren wir auf der Campsite herrlich allein, denn zufällig waren alle anderen an diesem Tag abgereist. Natürlich wollten wir auf dem Drive die Löwen wiederfinden. Und wir fanden sie, denn sie lagen netterweise gut sichtbar unter einem Baum direkt am Weg. Und die Kleinen waren munter, wir hatten unseren Spaß und bekamen auch ein paar wirklich schöne Fotos hin. Ob wir wohl auch das Löwen-Pärchen noch einmal finden würden?

Auch die beiden taten uns den Gefallen und lagen immer noch direkt am Weg. Netterweise auch noch fototechnisch sehr gut, wir bekamen ein paar richtig schöne Bilder von den beiden, bis sie dann abzogen. Na wenn das kein gelungener Nachmittag war. Absolut glücklich fuhren wir zur Campsite zurück, machten uns Pesto-Nudeln (ja, der Gaskocher hielt tatsächlich bis zum Ende durch) und genossen einen fast einsamen Abend. Den letzten Camping-Abend der Tour. Ein klein wenig Wehmut war durchaus dabei. Aber wir hatten ja den Mittag genutzt und schon mal über neue Tourideen nachgedacht … 🙂

Reisebericht Namibia und Botswana

Montag, 01.10.2012

Reisebericht Namibia und Botswana

Halb sechs. Zeit zum Aufstehen. Game Drive stand an. Wir hatten noch eine leichte Grundgereiztheit vom Tag zuvor, waren aber wild entschlossen, unsere gute Laune schnellstens wiederzufinden. Wir wussten, dass wir für die Nxai Pan etwas zu spät im Jahr waren und dass wir deshalb keinen großen Tierreichtum erwarten durften. Und tatsächlich, die Pfanne war ziemlich ausgestorben, kein Vergleich zu den riesigen Herden im April 2010.

Dann aber sahen wir die klassische Ansammlung mehrerer Autos, die immer auf gute Sichtungen hindeutet. Löwen! Ein Pascha und eine Löwin, versteckt hinter einem Baum. Von der anderen Seite müsste man freien Blick haben – dachten wir uns ebenso wie die Leute in den anderen vier Autos. Wildes Hin- und Herfahren war die Folge. Die Löwen verzogen sich und als auch noch ein Safari-Wagen der Kwando Lodge dazukam, hatten auch wir genug. Zu viel Trubel um zu weit entfernte Löwen. Aber es hatte sich wieder ein leichtes Lächeln um unsere Mundwinkel herum eingeschlichen. Es gab Löwen. Und wir hatten noch zwei volle Tage Zeit, sie optimal vor die Linse zu bekommen. Dass sich ansonsten keine Tiere zeigten, war nebensächlich. Mit diesem Wissen konnten wir beruhigt zur Campsite fahren und frühstücken.

Den Nachmittag verbrachten wir damit, dem Schatten mit unseren Stühlen hinterherzuziehen, zu lesen und dann zu grillen. Bis es Zeit war, zum Nachmittags-Drive aufzubrechen. Im Gegensatz zum April 2010 war diesmal auch der östliche Teil des Parks befahrbar. Der zeigte sich deutlich buschiger, aber leider ebenso tierarm wie der Teil, in dem wir morgens unterwegs gewesen waren. Nun gut, wir hatten ja vorher gewusst, dass Oktober für die Nxai Pan spät, offenbar zu spät ist. Dann würden wir die Tage eben ohne Tiere, dafür mit viel Ruhe auf der Campsite genießen.

Und mit dem Genießen fingen wir dann gleich mal an, Greyerzer Käsewürfel und dazu ein südafrikanischer Rotwein, das ist ein hartes Schicksal!

Sonntag, 30.09.2012

Oh what a day! Wie formulierte es Dirk so schön: Der erste Abend in der Nxai Pan ist irgendwie nicht unserer. Kann man so sagen. Dabei ging der Tag zwar bitterkalt, aber eigentlich ganz gut los. Wir schauten vom Zelt aus zu, wie sich der Himmel am Horizont rot färbte und die aufgehende Sonne ankündigte. Aus der molligen Wärme rauszumüssen fiel schwer, wir wollten jedoch früh los, weil wir Respekt vor der Strecke über die Salzpfannen nach Gweta hatten.

Ein Frühstück in aller Ruhe lassen wir uns natürlich nicht nehmen und so waren wir kurz vor acht startklar. Die Strecke war wie erwartet rumpelig und staubig, aber dank Navi mit Tracks4Africa-Karten war der Track gut zu finden. Wir hielten auf einer der Salzpfannen an, blödelten in diesem weißen Nichts herum, waren einfach gut gelaunt. Und nach gut drei Stunden waren wir dann in Gweta. Wo der Sch…tag seinen Lauf nahm.

Reisebericht Namibia und Botswana

Wir wollten tanken – sorry, no fuel today. Blöd, aber kein Drama, mit ein bisschen umsichtigem Fahren reicht die Tankfüllung noch bis Maun. Wir wollten unsere Gasflasche auffüllen lassen – das kann nur der Hard Ware Man und der hat samstags frei. Ups, also verabschiedeten wir uns vom Kaffee zum Frühstück, denn wir konnten froh sein, wenn das Gas noch für die geplanten zweimal Nudeln zum Abendessen reichen würde. Wir wollten Wasser kaufen – und bekamen auch welches, immerhin. Allerdings musste ich dabei das Auto „bewachen“, denn einige Jungs prüften gleich, ob alle Türen wirklich zu waren.

Wir waren froh, als wir Gweta hinter uns lassen konnten und tuckerten gemächlich (= benzinsparend :)) zur Nxai Pan. Nach einem netten Schwatz mit den Angestellten am Gate nahmen wir die 38 Kilometer bis zum South Camp in Angriff – und waren uns einig, dass wir die Zufahrt nicht annähernd so schlecht in Erinnerung hatten. Ausgefahren, Wellblech, tiefer Sand, nein, Spaß machte das nicht, zumal der Sand nachmittags um halb drei viel zu weich war. Wir kamen leicht genervt auf der Campsite an, wischten erst einmal den Kühlschrank aus, weil die Eier es nicht überlebt hatten und genehmigten uns dann ein Entspannungsbier. Das wirkte. Kurzzeitig.

Wir überlegten gerade, wie wir den Nachmittags-Drive angehen wollten, da kam ein Südafrikaner von der Nachbar-Campsite. Do you have all your spare wheels? Energisches Kopfnicken von uns beiden. Natürlich hatten wir alle unsere Reservereifen. Kurzer Blick unters Auto. Oder auch nicht. Wir hatten auf der holprigen Zufahrt tatsächlich den zweiten Reservereifen verloren. Der Südafrikaner erklärte uns, wo er ihn gesehen hatte und so kam es, dass wir eine 40 Minuten lange Strecke entlangrumpelten, um den Reifen zu retten. Wheel Drive statt Game Drive. Nur war der Reifen nicht mehr da. Zu sehen waren nur noch Fußspuren … Also vierzig Minuten zurück ins Camp. Vielleicht hatte ja jemand den Reifen eingesammelt und beim Office abgegeben. Nein. Wir wissen bis heute nicht, wohin der Reifen verschwunden ist.

Gute Laune ging anders. Wir versuchten, wenigstens nicht allzu sehr zu brummeln. Aber der erste Abend in der Nxai Pan wird einfach nicht mehr unsrer.

Reisebericht Namibia und Botswana