Mittwoch, 16. September 2009:
Planung ist alles – vor allem schön!

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Ausschlafen! Unseren letzten Camping-Tag wollen wir ganz entspannt verbringen. Also krabbeln wir erst gegen halb acht aus dem Zelt, heizen den Donky an, frühstücken und duschen dann erst einmal in aller Ruhe. Der Vormittag ist so schon fast vorbei.

Nur fast, denn wir haben ja noch eine Wanderung geplant: Genau zwei Minuten dauert der Marsch zur nächsten Düne, wo Pieter inzwischen eine zweite Campsite aufgebaut hat. Und die müssen wir uns ja mal anschauen. Schön ist sie auch, aber nicht so groß und weitläufig wie die erste. Wir bevorzugen also weiterhin die No. 1.

Wie wär’s denn mal mit – Lüderitz?

Das Urlaubsende ist inzwischen greifbar. So richtig darüber reden wollen wir beide nicht, aber die Stimmung ist zeitweise doch schon etwas traurig. Die rettende Idee kommt von Dirk und sie funktioniert: Wir nehmen uns die Karten von Namibia und Botswana und planen einfach schon mal die Tour fürs nächste Jahr. Die Laune steigt und die Route nimmt Gestalt an.

Ob wir sie 2010 dann wirklich so umsetzen, wissen wir noch nicht. Aber zumindest haben wir inzwischen eine Idee, wie man Lüderitz und das Sperrgebiet sinnvoll mit Tierbeobachtung im Kgalagadi verbinden kann. Denn eines wird uns auch immer klarer: So sehr wir die Landschaften in Namibia lieben – ein Urlaub ohne Tiere wäre nicht vollständig.

traumhafter Sonnenuntergang – ein Friedensangebot

Der restliche Tag vergeht mit Rätseln, Al Cabohne spielen, nichts tun. Abends macht uns auch das Wetter ein Friedensangebot und sorgt für einen tollen Sonnenuntergang, den wir uns vom Sundowner Deck aus anschauen. Die letzte Nacht im Zelt, morgen geht es nach Windhoek und dann nach Hause.

Die Nacht ist sternenklar und entsprechend kalt. Ich versuche mich noch einmal an einem Sternenfoto – und nach der ersten missglückten Versuch (ja, ja, es hilft, wenn man den Objektivdeckel abnimmt) wird das Foto auch gar nicht schlecht. Die Belichtungszeit ist immer noch etwas zu kurz – das muss ich dann wohl im nächste Jahr noch einmal probieren.

Dienstag, 15. September 2009:
Überraschungen – und zwar tierische!

Welch eine Nacht! Rund um uns herum hatte es kräftig gewittert und irgendwann zog dann auch noch ein Sturm auf. Zwischenzeitlich hatten wir uns tatsächlich gefragt, ob unsere Zelt-Haus-Kombination dem wohl standhalten würde. Aber immerhin: Am Morgen erwartet uns ein zwar nicht wolkenloser, aber doch weitgehend blauer Himmel. Wir packen unsere Sachen zusammen und machen uns auf den Weg nach Mata Mata. Bis zum Frühstücksstopp in Kamqua ist zwar nicht viel Wild zu sehen, aber wenigstens die Springbock-Herde können wir noch einmal bei deutlich besserem Licht fotografieren.

Typisch KTP – die Hoffnung stirbt zuletzt

Wir haben uns ein wenig frustriert damit abgefunden, dass der Kgalagadi diesmal zumindest auf der südafrikanischen Seite keine besonderen Sichtungen für uns bereit gehalten hatte. Schade – aber dann eben beim nächsten Mal wieder. Immerhin hatten wir auf dieser Reise ja schon Löwen und eine braune Hyäne gesehen, wir können uns also nicht beschweren.

Und dann ist er wieder da, der KTP-Effekt: Wenn man glaubt, nichts mehr vor die Linse zu bekommen, kommt die große Überraschung. Dirk bremst plötzlich, fährt an den Straßenrand und da liegt sie, friedlich schlafend: eine Tüpfelhyäne. Nach ein paar Minuten sehen wir drei weitere Hyänen und sogar drei verspielte Junge. Die wecken dann netterweise auch noch die Großen zum Spielen auf, so dass wir unseren Spaß beim Zuschauen haben.

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Grenzgänge – Routine mit alten Bekannten

Dieses Erlebnis haben wir gebraucht, wir sind wieder mit unserem KTP versöhnt und fahren gut gelaunt nach Mata Mata. Der Shop hat natürlich wieder Mittagspause, also warten wir eine knappe Stunde, kaufen dann Wasser und Brot und fahren über die Grenze nach Namibia.

Erstaunlicherweise ist der Grenzübertritt völlig problemlos; im Gegensatz zum letzten Jahr wollen weder die Südafrikaner noch die Namibier das Auto kontrollieren. Und dass dann auch noch tatsächlich der botswanische Ausreisestempel genügt, zeigt für uns einmal mehr, dass auch die viel gescholtene afrikanische Bürokratie durchaus pragmatisch sein kann. Manchmal jedenfalls …

Und so langsam bekommen wir Routine, können das namibische Formular vermutlich im Schlaf ausfüllen. Auch den Grenzbeamten in Mata Mata kennen wir inzwischen – oder besser gesagt: Er kennt uns! Jedenfalls blättert er in unseren Pässen herum, sucht, grinst und zeigt uns dann stolz den Einreisestempel vom letzten Jahr. Den hat er selbst damals nämlich in unsere Pässe gedrückt …

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Schonkost – das Oryx ist aus

Also auf zur Red Dune und zum Oryx-Steak; darauf freut sich vor allem Dirk schon seit ein paar Tagen. Die Schotterpad ist gut, das wissen wir aus dem letzten Jahr, wir kommen gut voran und sind gegen vier Uhr an der Farm Tranendal. Dort ist es ein echter Schock für uns, als Pieter meint, er habe derzeit kein Fleisch mehr, das sei aus und der am Morgen geschlachtete Oryx müsse erst noch ein paar Tage abhängen. Nur gut, dass wir noch ein paar Tüten Instantfood dabei haben. Nicht so lecker wie Oryx-Steak, aber immerhin sättigend.

Wilde Tiere – diesmal im Schafspelz!

Löwen auf der Campsite, Hyänen des Nachts am Zelt, das alles war kein wirkliches Problem für uns gewesen. Aber vier kleine zutrauliche Lämmer schaffen es tatsächlich, uns abends von unserem Lagerfeuer zu vertreiben. Warum auch immer, sie haben uns als Ersatzeltern ausgesucht, stehen – kein Scherz! – Schwänzchen wedelnd vor uns, springen so ungestüm ins Feuer, dass wir den Lammbraten fast riechen können, versuchen unsere Hosen und Schnürsenkel zu fressen.

Vertreiben lassen sie sich nicht. Was tun? Wir flüchten auf das Sundowner-Deck, hoffen, dass sie nun endlich abziehen. Vergebens! Die vier suchen sich einen Grasbüschel in der Nähe und weiden friedlich, uns beide immer fest im Blick. Bleibt nur noch die Indianertaktik: Auf der anderen Seite des Decks einen wagemutigen Sprung in den Sand und auf der Rückseite zurück zum Feuer. Es klappt – ätsch, ausgetrickst! So können wir also doch noch ein Stündchen ins Feuer schauen.

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Montag, 14. September 2009:
Rain – that reachs the ground!

Für unsere Verhältnisse waren wir spät schlafen gegangen – es war weit nach neun Uhr gewesen. Nachts hatte es dann ziemlich gestürmt und wir hatten die Hoffnung, dass der Wind nun endlich die Wolken vertrieben hätte, die uns seit Tagen ärgerten. Nach dem Weckerklingeln um viertel nach sechs ist allerdings klar: vergebene Hoffnung.

Unerschütterlich brechen wir gegen sieben trotzdem zu einem Game Drive auf, fotografieren eine irrwitzig große Springbock-Herde, frühstücken in Kamqua (in unsere Fleece-Jacken eingemummelt) und haben dann doch noch eine – zumindest für uns – sehr unerwartete Sichtung: Regentropfen auf der Windschutzscheibe!

Das Wetter ändert sich – aber besser wird es nicht

So langsam fängt das Wetter an, uns auf die Nerven zu gehen: Die Sonne versteckt sich hinter dunklen Wolken und zeigt sich nur noch selten. Das sorgt zum einen dafür, dass das Licht (und damit auch der so nötige Schatten) für gute Fotos fehlt. Allein das ist normalerweise Grund genug, uns tüchtig die Laune zu verderben. Zum anderen zeigen sich bei diesem Wetter aber auch kaum Tiere. Alles irgendwie unbefriedigend, das muss dringend besser werden.

Zunächst bleibt das aber ein frommer Wunsch. Statt eines strahlend blauen Himmels erleben wir nachmittags kräftigen Wind, der uns auf unserem Balkon sandstrahlt. Auf den Game Drive am Nachmittag verzichten wir endgültig, als der Wind zwar etwas nachlässt, aber dafür dunkle Gewitterwolken mit Blitz und Donner am Horizont aufziehen.

Sonntag, 13. September 2009:
Afrikanische Bürokratie – manchmal besser als ihr Ruf!

Nach einer entspannten Nacht (die feste Unterkunft war dann doch ganz gut) stehen wir wieder früh auf – und müssen feststellen, dass die Wolkendecke noch dichter geworden ist. Entsprechend unergiebig ist die Fahrt nach Twee Rivieren, wir sehen kaum Tiere. Auf dem Picknickplatz von Melkvlei, wo wir frühstücken, können wir allerdings zwei Gaukler im Flug beobachten. Und sie kommen so nahe, dass sich sogar ein paar Fotos lohnen.

Erst ausreisen, dann einreisen – aber in welches Land?

Der spannende Teil des Tages steht uns noch bevor: Wir müssen offiziell aus Botswana ausreisen (Stempel im Pass!) und dann – ja was dann? Müssen wir dann in Südafrika einreisen und gleich wieder ausreisen, weil wir ja in Mata Mata die Grenze zwischen Namibia und Südafrika passieren?

Wir werden gleich mehrfach ausgesprochen positiv überrascht: Das neue Entrance Gate in Twee Rivieren ist richtig schön geworden und beherbergt jetzt Grenzkontrollen und Parkverwaltungen beider Länder unter einem Dach. Keine Fahrerei mehr zwischen Twee Rivieren und Two Rivers mehr, alles passiert im neuen Gebäude. Das macht den bürokratischen Teil des Parkbesuchs deutlich unkomplizierter als früher und ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einem echten „Transfrontier Park“.

Der südafrikanische Grenzer erklärt uns dann auch noch, wenn wir sowieso nicht in Richtung Südafrika ausreisen wollten, dann bräuchten wir auch nur den Ausreisestempel aus Botswana. Es sei dann egal, dass Mata Mata auf südafrikanischer Seite liegt. Das klingt gut – wir sind allerdings gespannt, ob die Beamten in Mata Mata das in zwei Tagen dann auch so sehen.

Vorsicht, wilde Tiere – na und?

Wir stocken in Twee Rivieren noch unsere Vorräte auf, nehmen uns zum Mittagessen zwei Vegetable Curry Pies mit, tanken und machen uns dann auf den Weg nach Kieliekrankie, einem der Wilderness Camps, das angeblich so toll liegt. Was wir nur bestätigen können: Die vier Unterkünfte, halb fest, halb Zelt, liegen auf einem Dünenkamm und überblicken die roten Dünen der Kalahari. Das ist schon sensationell!

Weniger sensationell ist das Wetter, das die Aussicht etwas trübt. Die Sonne schafft es nicht, die Wolken zu vertreiben und so wird auch unser kurzer Nachmittags-Drive nicht von Erfolg gekrönt. Wir kehren recht schnell um und machen es uns auf unserem Balkon gemütlich. Wo wir kräftig über die Vorsichtsmaßnahmen und Warnhinweise in den Wilderness Camps lästern …

Nach den Campingnächten mitten in der botswanischen Wildnis erscheint uns das Aufhebens, das in den südafrikanischen Wilderness Camps gemacht wird, doch deutlich übertrieben. Eine große Tafel mit Verhaltensregeln hängt am Kühlschrank und eine Trillerpfeife für Notfälle baumelt daneben. Aber was soll denn passieren? Zugegeben: Letztes Jahr in Gharagab fanden wir das alles noch unglaublich spannend und aufregend. Es ist schon erstaunlich, wie sich die Wahrnehmung mit der Erfahrung verändert …

Samstag, 12. September 2009:
Kälte oder Wolken – wir haben nicht wirklich die Wahl!

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Die Nacht war ruhig, kein Löwengebrüll, keine Hyänen und auch ansonsten hatte sich den Spuren nach zu urteilen kein größeres Tier auf der Campsite blicken lassen. Gute Voraussetzungen also eigentlich, wieder zum Sonnenaufgang aufzustehen und früh loszukommen. Aber an diesem Morgen trauen wir uns kaum die Nase aus dem Schlafsack zu strecken: Es ist bitterkalt!

Nachts hatten unsere Schlafsäcke es kaum noch geschafft, uns zu wärmen. Wir bleiben also noch ein bisschen liegen, warten bis die Sonne aufgegangen ist und anfängt, die Luft ein wenig aufzuwärmen. Als wir eine Stunde nach Sonnenaufgang aufstehen, zeigt das Thermometer im Auto ganze 4 Grad an. Nachts dürfte es fast frostig gewesen sein …

Dünen – für uns doch kein Problem

Es sind noch 100 Kilometer bis Nossob und die Strecke ist bei Weitem nicht so schlimm, wie wir nach den Berichten erwartet haben. Ja, na klar: Sie ist streckenweise sandig, an anderen Stellen wieder übles Wellblech, aber alles in allem ist sie auch nicht schlechter als die Wege rund um Pfannen auf der Botswana-Seite. Die Strecke ist nur einfach lang und das macht sie so nervig.

In einer Beschreibung hatten wir von zwei Dünen gelesen, deren Überquerung von Ost nach West schwierig sein soll. Wir finden sie nicht, sämtliche Dünen lassen sich mit dem nötigen Schwung gut überfahren. Als wir uns Nossob nähern, sehen wir auch wieder mehr Tiere; einige Oryx stehen wunderschön fotogen auf einem Dünenkamm. Da wir viel besser durchkommen als erwartet, sind wir bereits um halb elf in Nossob. Nach den Campingnächten haben wir dort wieder eine feste Unterkunft – und sind uns beide nicht mehr sicher, ob wir unser Dachzelt nicht schöner fänden.

Die üblichen Verdächtigen – der Rest versteckt sich

Unser Zimmer ist noch nicht fertig und wir beschließen, die Zeit mit dem Marie se Draai-Loop zu überbrücken. Bis auf ein paar Oryx, Gnus und einen Schlangenadler sehen wir allerdings nicht viel. Also fahren wir zurück nach Nossob, können den Parkeintritt sogar noch mit meiner Wild Card aus dem letzten Jahr bezahlen und beziehen dann unser Zimmer. Das Frühstück war wegen Kälte ausgefallen und entsprechend groß ist unser Hunger: Mittagessen!

In der Zwischenzeit ziehen immer mehr Wolken auf, der Himmel ist fast vollständig bedeckt. Trotzdem fahren wir nachmittags ein Stück nach Norden und stellen uns in Cubitje Quap ans Wasserloch. Ohne zählbaren Erfolg. Wir fahren zurück, grillen und beobachten fasziniert die Lagerfeuer und die daraus resultierenden Rauchschwaden, die die Südafrikaner auf dem Campingplatz veranstalten.