Gamsberg-Wetter

Sonntag, 25. September 2022

Wir beobachten gespannt die kleine Lichtleiste mit den roten, gelben und grünen Lichtpunkten. Die Spannung steigt. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn was wir da beobachten, ist unser Batteriemonitor im Landy.

Ihr ahnt es, oder? Ja sicher, die Kühlschrankbatterie braucht mal wieder eine Extraportion Aufmerksamkeit. Gestern lud sie den Tag über eigentlich bei jeder Fahrt ganz brav. Jedenfalls bis zum Abend; auf dem Weg zu Francesco’s wollte sie einfach nicht mehr. Alles halb so schlimm, über die Nacht würde der Ladestand locker reichen.

Dumm nur, dass die Batterie auch heute Morgen das Laden verweigert. Wir sind unterwegs nach Hauchabfontein – und so langsam bewegt sich die Anzeige des Batteriemonitors in Richtung des roten Bereichs. Ohne Kühlschrankbatterie kein gekühlter Kühlschrank. Ohne gekühlten Kühlschrank keine Lebensmittel für zwei Wochen. Blöd …

Wir wissen aber inzwischen, dass die liebe Batterie ihren Streik meist doch irgendwann aufgibt. Gute 50 Kilometer hinter Windhoek halten wir also auf einem Rastplatz und Dirk startet den Motor neu. Na? Na??? Naaaa … ja! Die Batterie lädt, wir atmen durch, die Tour kann weitergehen.

Das Wetter ist, hm, eigentlich gar kein Wetter. Fasziniert und irgendwie irritiert blicken wir beide unterwegs auf die Windschutzscheibe. Was ist das? Regentropfen?! Zugegeben nur einzelne, aber was soll das? Das ist (fast) Gamsberg-Wetter, benannt nach den drei denkwürdigen Tagen, die wir auf unserer zweiten Namibia-Tour 2004 bei 15 Grad und Nieselregen auf dem Gamsberg verbracht haben.

Heute ist es nicht ganz so kühl wie damals und es tropft auch nur ganz selten mal. Aber es ist grau in grau, gnadenlos bedeckt, nee, nee, nee, das ist kein Namibiawetter. Die Laune lassen wir uns davon aber natürlich nicht verregnen, auch wenn das fehlende Licht wirklich schade ist. Die Landschaft um uns herum hätte definitiv bessere Beleuchtung verdient.

Eine Weile später schauen wir beide erneut irritiert auf die Windschutzscheibe. Plonk! Dirk entfährt ein herzhaftes „Ach, Sch****!“. Eines dieser Überland-Sammeltaxis war gerade mit einem Affenzahn an uns vorbeigebrettert – und hat uns als Souvenir einen ordentlichen Steinschlag auf der Scheibe hinterlassen. Wir schicken dem Kleinbus in Gedanken ein paar Flüche und Verwünschungen hinterher. Mehr können wir nicht machen, also haken wir die Sache ab.

Am frühen Nachmittag kommen wir nach einer unspektakulären Fahrt in Hauchabfontein an. Wir bekommen von Edith die große und vor allem wunderbar schattige Campsite Ebony zugewiesen. Die gefällt uns auf Anhieb; weniger Gefallen finden wir am Wetter. Es ist weiterhin bedeckt und es tropft immer mal. Zu wenig, um als Regen durchzugehen, aber genug, um doch zu nerven.

Immerhin zeigen sich später ein paar Wolkenlücken und die durchblinzelnde Sonne bietet mit dem ansonsten düsteren Himmel teilweise dramatische Lichtstimmungen. Wir spazieren ein wenig übers Gelände und schauen uns die anderen Campsites an; außer uns ist niemand da, wir können also ganz neugierig alles inspizieren.

Die kritische Frage ist: Wird das Wetter es zulassen, dass wir zum Abendessen grillen? Wir bleiben positiv und setzen auf Braai. Dirk heizt das Feuer an, auf den Grill wandern erst leckere Lammchops und dann noch ein Käse-Knobi-Baguette. Wir schwelgen … und der Kleine Zalze Cabernet Sauvignon passt einfach perfekt dazu.

Es kühlt abends nicht ganz so arg ab, wie wir befürchtetet hatten, und mit Jäckchen ist es am Feuer durchaus angenehm kuschelig. Hach ja. Campen. Endlich wieder.

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