Mittwoch, 11. April 2012

Wir hatten es Georg Franzelin am Abend zuvor nicht geglaubt, aber als wir morgens aus dem Fenster schauten, blickten wir auf – genau: Schnee! Über Nacht hatte es leicht geschneit, inzwischen war es mehr Schneeregen – und trotzdem hatte alles plötzlich irgendwie eine weihnachtliche Note bekommen …

Zum letzten Mal genossen wir dieses sensationelle Frühstück, dann brachen wir auf Richtung Vinschgau. Je weiter wir Richtung Tal kamen, desto widerlicher wurde das Wetter, es regnete und fiese Nebelschwaden zogen über die kurvenreiche Straße – die Faszination des Grauens ließ uns tatsächlich in einer Kurve anhalten und zum Fotografieren in den Nieselregen aussteigen.

Reisebericht Südtirol: Regenwetter

Was soll man bei einem solchen Wetter in Südtirol schon machen? Na klar, Wein kaufen! Wir hatten zum Abendessen einen Lagrein getrunken, der uns richtig gut geschmeckt hatte – und genau zu diesem Winzer waren wir nun auch unterwegs. Wir mussten ein bisschen suchen, bis wir auf den Hof von Ignaz Niedrist in Girlan fuhren – und waren dann überrascht, dass da schon zwei andere Autos standen, deren Besitzer offenbar auch zum Weinkauf da waren. Die kleine Probierstube war voll, der Winzer gut gelaunt und es kamen immer noch weitere Käufer. Offenbar steht das Weingut in irgendeinem Führer, denn zufällig verirrt man sich nicht dorthin.

Winzer Niedrist meinte, wir hätten auf jeden Fall den 2009er getrunken, im Verkauf war aber seit ein paar Tagen schon der 2010er – und den müssten wir dann natürlich auch probieren. Gesagt, getan, lecker, gekauft! Damit war der Mini dann endgültig voll und mit sechs Kistchen Südtiroler Wein machten wir uns bei weiterhin miesem Wetter auf den Weg ins Vinschgau. Und da war er wieder, der Spruch des Urlaubs: Bei schönem Wetter … wäre die Strecke nach Glurns sicherlich hübsch gewesen.

Am frühen Nachmittag kamen wir in Glurns an, fanden auch den Gasthof zum grünen Baum sofort und checkten ein. Das Zimmer gefiel uns gut, es war offensichtlich frisch renoviert und hochmodern – ohne dabei den Charme des alten Gemäuers mit Kreuzbögen und hohen Decken zu verleugnen. Wirklich gelungen! Auch hier bekamen wir wieder einen Garagenplatz, sensationell praktisch. Wir trauten uns nur noch einmal für einen kurzen Spaziergang nach draußen, es regnete, es war kalt, es war einfach nicht schön.

Beim Abendessen machten wir es uns einfach, wir wählten das Restaurant im Gasthof – eine mittelprächtige Wahl. Nachmittags war eine größere Reisegruppe angekommen, die offenbar Halbpension hatten. Und deren massenhaftes Auftreten im Speisesaal sorgte dafür, dass sich niemand so recht für uns da unten im öffentlichen Lokal zuständig fühlte. Egal, wir waren entspannt genug, uns nicht zu ärgern. Das Essen war in Ordnung – nach den Tagen in Aldein hatte es aber keine faire Chance uns zu überzeugen. Und so beschlossen wir, diesen Tag – bis auf den Weinkauf – einfach zu vergessen.

Reisebericht Südtirol: Regenwetter

Dienstag, 10. April 2012

Wir wollten mit dem Auto eine Tour durch die Dolomiten machen und das Bergpanorama genießen. Die Ausblicke entlang der Strecke ließen auch durchaus grandiose Bergmotive erahnen, leider hatten wir kaum Fernsicht, es war ziemlich diesig. Dirk machte das Fahren auf den kurvenreichen Sträßchen natürlich einen Heidenspaß … Irgendwann reichte es aber und die dünne Wolkendecke wollte einfach nicht aufreißen.

Was nun? Wir waren in der Nähe von Seis – warum also nicht einen Ausflug auf die berühmte Seiser Alm? Allzu viel versprachen wir uns bei diesem Wetter davon zwar nicht, aber etwas Besseres fiel uns nicht ein und dann waren wir wenigstens auch mal auf der Seiser Alm. Also erstanden wir die für meinen Geschmack sündhaft teuren Tickets für die Gondelbahn und fuhren nach oben.

Ein bitter kalter Wind erwartete uns – und die ersten Wolkenlücken. Hoffnung! Die Touri-Orte dort oben erschreckten uns ein wenig; wir sahen zu, dass wir von dort wegkamen und liefen auf gut Glück einem Wegweiser „Puflatsch-Umrundung“ hinterher. Nach kaum fünf Minuten Gehzeit waren wir mutterseelenalleine, das Wetter wurde immer besser und wir genossen in aller Ruhe das Alpenpanorama. Nach etwa einer Stunde gemütlichen Spaziergangs erreichten wir die Nordseite. Knöchelhoher schmelzender Schnee erwartete uns, das war dann doch zu matschig und glitschig und so ließen wir die Umrundung Umrundung sein und wanderten fröhlich einfach denselben Weg zurück zur Gondelbahn.

Reisebericht Südtirol: auf der Seiser Alm

Na bitte, es hatte ja doch noch geklappt, ein Spaziergang bei schönem Wetter auf der Seiser Alm. Vergnügt schlängelten wir uns über die Landstraße wieder ins Tal. Es war gerade einmal früher Nachmittag und die Gelegenheit bot sich, endlich einmal Wein zu kaufen. Dirk hatte den Brunnenhof in Mazzon aufgestöbert und zu dem fuhren wir nun auch. Der Winzer war uns auf Anhieb sympathisch, erklärte uns seinen Wein und die Leidenschaft fürs Winzerdasein war ihm anzumerken. Der Wein schmeckte uns gut, wir entschieden uns für Blauburgunder (Pinot Noir) und Gewürztraminer – und mussten lernen, dass der Südtiroler Wein selbst direkt beim Winzer durchaus teuer ist. Machte nichts, geschmeckt hat er, dann zahlen wir auch gerne.

In aller Ruhe tuckerten wir danach zurück nach Aldein und freuten uns schon auf das Abendessen. Zuerst ein ganz feines Carpaccio, gefolgt von einem Kräutersüppchen, dann ein Hirschbraten, so gigantisch lecker, so auf den Punkt und so geschmackvoll zart, wie wir es bei Fleisch sonst nur aus dem südlichen Afrika kennen, und noch ein leckerer Nachtisch. Einfach wieder ein Traum!

Reisebericht Südtirol: auf der Seiser Alm

Montag, 09. April 2012 (Ostermontag)

Es war an der Zeit, Abschied von Bozen zu nehmen. Vorher wollten wir aber noch einen Abstecher auf den Ritten machen. Mit der Seilbahn fuhren wir nach Oberbozen, von dort wanderten wir hinüber nach Maria Himmelfahrt und zu den Erdpyramiden. Die sind nun wahrhaftig nicht unbedingt schön, aber durchaus spannend anzuschauen und ihre Entstehung ist schon faszinierend. Bevor wir mit der Seilbahn zurück ins Tal fuhren, gab es noch einen Kaffee und Strudel mit Ausblick, dann ging es zurück nach Bozen.

Wir machten noch einen kurzen Abstecher auf den Handwerkermarkt in den Altstadt, holten unser Auto, das wir netterweise bis zum Nachmittag in der Hotel-Garage stehen lassen dürfen, und dann waren wir auch schon auf dem Weg nach Aldein. Wir fuhren in die Berge, die Straße wurde kurvig und wir machten kräftig Höhenmeter. Tolle Ausblicke bei strahlendem Sonnenschein – man sah förmlich, wie leid es Dirk tat, dass er die Kurven wegen des Fahrradträgers nicht sportlich ausfahren konnte.

Reisebericht Südtirol: auf dem Ritten bei Oberbozen

Ankunft in Aldein auf gut 1200 Metern Höhe und Begeisterung: diese Ausblicke, dieses Wetter, dieser Gasthof … Wir konnten mit dem Schwärmen kaum aufhören. Wir spazierten kurz durchs Dorf, setzten uns dann noch eine Weile auf die sonnige Terrasse und verzogen uns irgendwann – auf unseren ebenso sonnigen, aber windgeschützten Balkon.

Auf das Abendessen waren wir gespannt, deshalb hatten wir den Gasthof Zur Krone ausgesucht und wir wurden wahrlich nicht enttäuscht. In der gemütlichen Gaststube bollerte der Kachelofen, wir entschieden uns für Speck- und Käseknödel und Schlutzkrapfen als Vortisch, danach Tiroler G’röschtel und zum Abschluss Kaiserschmarren. Dieses Essen kann man nicht beschreiben, das muss man gegessen haben – ich bekomme jetzt noch beim Schreiben Hunger …

Reisebericht Südtirol: Aldein

Sonntag, 08. April 2012 (Ostersonntag)

Der morgendliche Blick aus dem Fenster verhieß nichts Gutes: bedeckter Himmel, die Temperaturen kratzten gefühlt an der 10 Grad-Marke. Radfahren oder nicht, das war – wieder einmal – die Frage. Wir entschieden uns dafür, gut eingepackt in unsere warmen Jacken, aber leider nur mit dreiviertel langen Radlerhosen ausgestattet. Also auf nach Trient!

Auch dieser Radweg ist wieder sehr gut ausgebaut, er führt immer an der Etsch entlang. Mit kräftigem Rückenwind machten wir mächtig Tempo, die Räder fuhren fast von allein – für Dirk später ein Grund zu behaupten, das könne man doch nicht als echte Radtour werten. Männerstolz! Unterwegs zogen immer mehr dicke, fiese, dunkle Wolken auf – sollten wir umkehren? Nein, das ging ja nun auch nicht, wir sind doch keine Weichei-Radler! Wir fuhren weiter, es wurde immer kälter und durch den Wind auch richtig unangenehm.

Reisebericht Südtirol: Radweg Trient - Bozen

Nach drei Stunden waren wir dann – gut durchgefroren – endlich in Trient, der Tacho zeigte knapp 65 Kilometer. Die Idee, den wirklich gut ausgebauten Weg auch wieder zurückzufahren, begruben wir; bei diesem Wind und diesen Temperaturen wäre das pure Quälerei gewesen und das brauchten wir nun wirklich nicht. Eben doch Weicheier ;-))

Trient schien auf den ersten Blick komplett ausgestorben zu sein. Auf dem Domplatz herrschte dann aber immerhin ein klein wenig Leben. Die Stadt gefiel uns überraschend gut und wir waren wieder einmal froh, dass wir die Kamera dabei hatten. Auch wenn sich Dirk immer noch ein klein wenig für die uncoole Lenkertasche schämt, die er für die Kamera mit sich herumfahren muss.

Wir bummelten kurz durch die Gässchen, tranken ganz gemütlich ein Glas Wein in der Sonne, dann rollten wir zum Bahnhof und nahmen den Zug nach Bozen. Der hatte sogar ein eigenes Fahrradabteil – gut und schön; leider war die Tür aber viel zu eng und es entstand ein elendes Gewurstel, bis wir die Lenker durchbekommen hatten.

Den Nachmittag verbummelten wir wieder in Bozen, tranken einen Veneziano als Aperitif. Auf der Suche nach einem Lokal für das Abendessen mussten wir feststellen, dass noch mehr Restaurants geschlossen waren, als am Tag zu vor. Letztlich landeten wir im Bozener Brauhaus und das war auch gut – leckeres natürtrübes Bier und handfestes Essen. Ganz unser Geschmack.

Reisebericht Südtirol: Trient

Samstag, 07. April 2012 (Ostersamstag)

Fotoserie im Reisebericht Südtirol

Och nö! Das Wetter wollte uns schon wieder ärgern, alles war grau in grau und wolkenverhangen. Aber diesmal waren wir darauf vorbereitet – und vor allem wild entschlossen, wandern zu gehen! Na ja, also was man bei Schaubes so Wandern nennt … Wir hatten uns eine nette kleine Tour bei Kaltern rausgesucht, gerade einmal 12 Kilometer, vorbei an den Montiggler Seen, ohne großes Rauf und Runter. Die Tour war dann auch tatsächlich recht angenehm zu gehen, wenn es doch bloß nicht auch noch zwischendrin angefangen hätte zu regnen.

Glücklicherweise drohten die dunklen Wolken mehr Regen an, als dann tatsächlich runterkam; und bei schönem Wetter … ja, bei schönem Wetter wäre diese kleine Wanderung auch landschaftlich ein echter Genuss gewesen. So war es mehr Bewegungstherapie an der frischen Luft – aber auch das hatte seinen Reiz. Wir hatten die leise Hoffnung, dass der Himmel noch aufreißen würde und wir in Kaltern ein paar Fotos machen könnten, denn der kleine Wein-Ort ist ganz schnuckelig. Aber dazu kam es nicht, die Wolkendecke blieb kompakt. Wir belohnten uns mit einem Glas Wein auf dem Marktplatz von Kaltern – natürlich ganz tapfer draußen sitzend und den Temperaturen von gerade so eben 10 Grad trotzend.

Der Rest des Tages klang gemütlich aus, nach einem gepflegten Aperitif entschieden wir uns erneut für das Abendessen im Nussbaumer – noch einmal dieser sensationelle Büffelmozzarella, ein echtes Gedicht!