Freitag, 13. April 2012

Wir ließen uns viel Zeit mit dem Frühstück, packten dann schon einmal die ersten Sachen zusammen, denn an unserem letzten Urlaubstag zeigte sich das Wetter leider wieder einmal von seiner kühlen und ungemütlichen Seite. Es war vorher klar gewesen, dass wir nicht mehr Radeln würden, deshalb hatten wir uns eine Waal-Wanderung rausgesucht – die Waale des Vinschgaus (künstlich angelegte Bewässerungskanäle) sind ohnehin bekannt und eine entsprechende Wanderung sollte man mal gemacht haben.

Wir entschieden uns für eine Waal-Wanderung bei Schluderns – der Beschreibung nach selbst für uns eher ein Spaziergang als eine Wanderung. Dachte ich. Allerdings ging es auf den ersten ein oder zwei Kilometern nur bergauf und das auch noch recht ordentlich. Es war anstrengend, das Wetter war blöd, ich war genervt.

Dann endlich kamen wir zum ersten Waal, dem Leitenwaal, und dort stieg dann gleich die Laune. Der Weg wurde einfacher und vor allem auch spannender, wir hatten unseren Spaß an diesem Spaziergang. Ganz besonders, als wir etwa auf der Hälfte des Wegs zur Saldurschlucht kamen: wildromantisch! Wow, wie gut, dass wir dann doch wenigstens eine Kamera mitgenommen hatten. Also bei schönem Wetter … würden wir diese Tour auf jeden Fall noch einmal machen wollen. Wegen des Wegs und vor allem wegen der Fotos. Der Rückweg verlief entlang des Bergwaals, das leider kein Wasser führte. Dafür kamen allerdings erste dicke Tropfen von oben. Ein immer wieder probates Mittel, uns zu etwas mehr Eile anzutreiben …

Reisebericht Südtirol: Waal-Weg bei Schluderns

Wir machten Mittagspause im Hotel und entschieden uns trotz des fiesen Wetters am Nachmittag noch für einen gemütlichen Spaziergang an der Etsch entlang. Am nächsten Tag würden wir stundenlang im Auto hocken, da war jede Bewegung vorher noch einmal willkommen. Es hatte auch zumindest aufgehört zu regnen … Vor dem Abendessen packten wir die Taschen fertig und versuchten, die Hotelrechnung schon mal zu bezahlen. Das war nicht ganz so einfach, ein scheinbar absurder Wunsch, obwohl die Hotelbroschüre das Zahlen am Vorabend explizit anbietet – na egal, es klappte ja dann doch noch.

Urlaubs-Endprogramm: Taschen im Auto verstauen, Fahrräder montieren, wir wollten am nächsten Morgen um halb sechs los, da sollte alles vorbereitet sein. Das letzte Abendessen dieses Urlaubs gab es wieder im Gasthof Weisses Kreuz – Suppe vorneweg, Speckknödel für Dirk, Nudel für mich, danach dann die Schlutzkrapfen und Spinatknödel und natürlich, natürlich zum Nachtisch wieder einen Kaiserschmarrn. Auch der Apfelschnaps danach schmeckte noch einmal lecker – ein schöner Abschluss des Urlaubs!

Die Angst vor dem Osterferien-Stau war zum Glück unbegründet. Wir kamen am Samstag pünktlich um halb sechs los und waren nach sechs Stunden auch schon zu Hause. Ende eines Urlaubs, der uns viel Spaß gemacht hat. Und Südtirol sieht uns bestimmt irgendwann mal wieder …

Fotos der Tour gibt es wie immer in der Foto-Galerie > Touren in Europa > Südtirol 04/12.

Reisebericht Südtirol: Obstblüten

Donnerstag, 12. April 2012

Sonnenschein pur! Das passte perfekt zu unseren Plänen, denn wir wollten unbedingt noch einmal radeln. Bei diesem Wetter allerdings mussten wir dann doch erst einmal Fotos in und um Glurns machen. Ausgiebig, versteht sich! Die schneebedeckten Berge vor den blühenden Obstbäumen sind purer Postkartenkitsch, das Klischee von Südtirol schlechthin. Und so schön.

Reisebericht Südtirol: Glurns im Vinschgau

Dann endlich ging es ab aufs Rad und das bei einstelligen Temperaturen. Ganz schön schattig. Aber wir hatten ja unsere tollen, warmen Rad-Jacken – und mal ganz ehrlich, um die waren wir auch wieder einmal ziemlich froh. Die Strecke entlang der Etsch (flussabwärts, was sonst?) ist wunderschön, wir hatten ein tolles Alpenpanorama bei herrlichem Wetter. Leider bedeutet flussabwärts in diesem Fall nicht immer zwingend bergab und auch der Wind kam diesmal gemeinerweise eher von vorne – egal, Spaß haben, Gas geben!

Die Strecke hat ein paar kurze Schotterpassagen, die eigentlich nicht weitere schlimm sind. Lediglich an einer Stelle im Wald geht es ein paar hundert Meter recht steil bergab, was mit unseren eher dünnen Reifen nicht ganz mein Geschmack war. Am Ende störten mich Kälte und steifgefrorene Finger allerdings mehr als der Schotter … Nach gut 35 Kilometer waren wir in Kastellbell, das wir vorher als Wendepunkt ausgesucht hatten. Zurück mit dem Zug oder mit dem Rad? Ganz klar, ich war für Zug, Dirk für Rad, wir wählten das Rad – und abgesehen von meiner Kette, die sich gleich zweimal verabschiedete und Dirk ölverschmierte Finger einbrachte, war die Entscheidung auch gut. Der Rückweg war ziemlich anstrengend, machte aber auch Riesenspaß. Es war eine rundum gelungene Radtour, am Ende standen 75 Kilometer und ein Gesamtschnitt von 19 km/h auf dem Tacho – wir waren damit zufrieden.

Reisebericht Südtirol: der Vinschger Radweg

Zurück in Glurns wollten wir dann eigentlich ein Würstel am Stand vor dem Stadttor essen. Aber Würstel waren uns in diesem Urlaub nicht vergönnt, der Stand hatte zu. Also wurde es dann eben eine Tasse Kaffee mit einem Stück Schokokuchen, wir sind ja flexibel. Ein kleiner Spaziergang durch Glurns und noch ein kurzer Ausflug zum Reschensee, um den überfluteten Kirchturm zu fotografieren (leider bei extrem niedrigem Wasserstand), dann wurde es Zeit sich fürs Abendessen fertigzumachen.

Das Restaurant in unserem Hotel ist donnerstags geschlossen. Was wir nicht so schlimm finden, denn so richtig überzeugt hatte es uns nicht. Wir entschieden uns für den Gasthof Weisses Kreuz schräg gegenüber – eine perfekte Entscheidung: kleine schnuckelige Gaststube im ersten Stock, sehr nette Wirtsleute und leckeres Essen. Dank der Radtour waren wir richtig hungrig und ließen auch entsprechend auffahren. Vorweg eine Speckknödelsuppe, dann ein deftiges Hirschgulasch (natürlich auch wieder mit Speckknödeln) – und als wir dann zum Nachtisch eine große Portion Kaiserschmarrn orderten, hatte uns der Koch endgültig in sein Herz geschlossen … Als Absacker noch einen Apfelschnaps, hach ja, uns ging es gut und wir fielen einfach nur pappsatt in die Betten.

Reisebericht Südtirol: Glurns und der Reschensee

Mittwoch, 11. April 2012

Wir hatten es Georg Franzelin am Abend zuvor nicht geglaubt, aber als wir morgens aus dem Fenster schauten, blickten wir auf – genau: Schnee! Über Nacht hatte es leicht geschneit, inzwischen war es mehr Schneeregen – und trotzdem hatte alles plötzlich irgendwie eine weihnachtliche Note bekommen …

Zum letzten Mal genossen wir dieses sensationelle Frühstück, dann brachen wir auf Richtung Vinschgau. Je weiter wir Richtung Tal kamen, desto widerlicher wurde das Wetter, es regnete und fiese Nebelschwaden zogen über die kurvenreiche Straße – die Faszination des Grauens ließ uns tatsächlich in einer Kurve anhalten und zum Fotografieren in den Nieselregen aussteigen.

Reisebericht Südtirol: Regenwetter

Was soll man bei einem solchen Wetter in Südtirol schon machen? Na klar, Wein kaufen! Wir hatten zum Abendessen einen Lagrein getrunken, der uns richtig gut geschmeckt hatte – und genau zu diesem Winzer waren wir nun auch unterwegs. Wir mussten ein bisschen suchen, bis wir auf den Hof von Ignaz Niedrist in Girlan fuhren – und waren dann überrascht, dass da schon zwei andere Autos standen, deren Besitzer offenbar auch zum Weinkauf da waren. Die kleine Probierstube war voll, der Winzer gut gelaunt und es kamen immer noch weitere Käufer. Offenbar steht das Weingut in irgendeinem Führer, denn zufällig verirrt man sich nicht dorthin.

Winzer Niedrist meinte, wir hätten auf jeden Fall den 2009er getrunken, im Verkauf war aber seit ein paar Tagen schon der 2010er – und den müssten wir dann natürlich auch probieren. Gesagt, getan, lecker, gekauft! Damit war der Mini dann endgültig voll und mit sechs Kistchen Südtiroler Wein machten wir uns bei weiterhin miesem Wetter auf den Weg ins Vinschgau. Und da war er wieder, der Spruch des Urlaubs: Bei schönem Wetter … wäre die Strecke nach Glurns sicherlich hübsch gewesen.

Am frühen Nachmittag kamen wir in Glurns an, fanden auch den Gasthof zum grünen Baum sofort und checkten ein. Das Zimmer gefiel uns gut, es war offensichtlich frisch renoviert und hochmodern – ohne dabei den Charme des alten Gemäuers mit Kreuzbögen und hohen Decken zu verleugnen. Wirklich gelungen! Auch hier bekamen wir wieder einen Garagenplatz, sensationell praktisch. Wir trauten uns nur noch einmal für einen kurzen Spaziergang nach draußen, es regnete, es war kalt, es war einfach nicht schön.

Beim Abendessen machten wir es uns einfach, wir wählten das Restaurant im Gasthof – eine mittelprächtige Wahl. Nachmittags war eine größere Reisegruppe angekommen, die offenbar Halbpension hatten. Und deren massenhaftes Auftreten im Speisesaal sorgte dafür, dass sich niemand so recht für uns da unten im öffentlichen Lokal zuständig fühlte. Egal, wir waren entspannt genug, uns nicht zu ärgern. Das Essen war in Ordnung – nach den Tagen in Aldein hatte es aber keine faire Chance uns zu überzeugen. Und so beschlossen wir, diesen Tag – bis auf den Weinkauf – einfach zu vergessen.

Reisebericht Südtirol: Regenwetter

Dienstag, 10. April 2012

Wir wollten mit dem Auto eine Tour durch die Dolomiten machen und das Bergpanorama genießen. Die Ausblicke entlang der Strecke ließen auch durchaus grandiose Bergmotive erahnen, leider hatten wir kaum Fernsicht, es war ziemlich diesig. Dirk machte das Fahren auf den kurvenreichen Sträßchen natürlich einen Heidenspaß … Irgendwann reichte es aber und die dünne Wolkendecke wollte einfach nicht aufreißen.

Was nun? Wir waren in der Nähe von Seis – warum also nicht einen Ausflug auf die berühmte Seiser Alm? Allzu viel versprachen wir uns bei diesem Wetter davon zwar nicht, aber etwas Besseres fiel uns nicht ein und dann waren wir wenigstens auch mal auf der Seiser Alm. Also erstanden wir die für meinen Geschmack sündhaft teuren Tickets für die Gondelbahn und fuhren nach oben.

Ein bitter kalter Wind erwartete uns – und die ersten Wolkenlücken. Hoffnung! Die Touri-Orte dort oben erschreckten uns ein wenig; wir sahen zu, dass wir von dort wegkamen und liefen auf gut Glück einem Wegweiser „Puflatsch-Umrundung“ hinterher. Nach kaum fünf Minuten Gehzeit waren wir mutterseelenalleine, das Wetter wurde immer besser und wir genossen in aller Ruhe das Alpenpanorama. Nach etwa einer Stunde gemütlichen Spaziergangs erreichten wir die Nordseite. Knöchelhoher schmelzender Schnee erwartete uns, das war dann doch zu matschig und glitschig und so ließen wir die Umrundung Umrundung sein und wanderten fröhlich einfach denselben Weg zurück zur Gondelbahn.

Reisebericht Südtirol: auf der Seiser Alm

Na bitte, es hatte ja doch noch geklappt, ein Spaziergang bei schönem Wetter auf der Seiser Alm. Vergnügt schlängelten wir uns über die Landstraße wieder ins Tal. Es war gerade einmal früher Nachmittag und die Gelegenheit bot sich, endlich einmal Wein zu kaufen. Dirk hatte den Brunnenhof in Mazzon aufgestöbert und zu dem fuhren wir nun auch. Der Winzer war uns auf Anhieb sympathisch, erklärte uns seinen Wein und die Leidenschaft fürs Winzerdasein war ihm anzumerken. Der Wein schmeckte uns gut, wir entschieden uns für Blauburgunder (Pinot Noir) und Gewürztraminer – und mussten lernen, dass der Südtiroler Wein selbst direkt beim Winzer durchaus teuer ist. Machte nichts, geschmeckt hat er, dann zahlen wir auch gerne.

In aller Ruhe tuckerten wir danach zurück nach Aldein und freuten uns schon auf das Abendessen. Zuerst ein ganz feines Carpaccio, gefolgt von einem Kräutersüppchen, dann ein Hirschbraten, so gigantisch lecker, so auf den Punkt und so geschmackvoll zart, wie wir es bei Fleisch sonst nur aus dem südlichen Afrika kennen, und noch ein leckerer Nachtisch. Einfach wieder ein Traum!

Reisebericht Südtirol: auf der Seiser Alm

Montag, 09. April 2012 (Ostermontag)

Es war an der Zeit, Abschied von Bozen zu nehmen. Vorher wollten wir aber noch einen Abstecher auf den Ritten machen. Mit der Seilbahn fuhren wir nach Oberbozen, von dort wanderten wir hinüber nach Maria Himmelfahrt und zu den Erdpyramiden. Die sind nun wahrhaftig nicht unbedingt schön, aber durchaus spannend anzuschauen und ihre Entstehung ist schon faszinierend. Bevor wir mit der Seilbahn zurück ins Tal fuhren, gab es noch einen Kaffee und Strudel mit Ausblick, dann ging es zurück nach Bozen.

Wir machten noch einen kurzen Abstecher auf den Handwerkermarkt in den Altstadt, holten unser Auto, das wir netterweise bis zum Nachmittag in der Hotel-Garage stehen lassen dürfen, und dann waren wir auch schon auf dem Weg nach Aldein. Wir fuhren in die Berge, die Straße wurde kurvig und wir machten kräftig Höhenmeter. Tolle Ausblicke bei strahlendem Sonnenschein – man sah förmlich, wie leid es Dirk tat, dass er die Kurven wegen des Fahrradträgers nicht sportlich ausfahren konnte.

Reisebericht Südtirol: auf dem Ritten bei Oberbozen

Ankunft in Aldein auf gut 1200 Metern Höhe und Begeisterung: diese Ausblicke, dieses Wetter, dieser Gasthof … Wir konnten mit dem Schwärmen kaum aufhören. Wir spazierten kurz durchs Dorf, setzten uns dann noch eine Weile auf die sonnige Terrasse und verzogen uns irgendwann – auf unseren ebenso sonnigen, aber windgeschützten Balkon.

Auf das Abendessen waren wir gespannt, deshalb hatten wir den Gasthof Zur Krone ausgesucht und wir wurden wahrlich nicht enttäuscht. In der gemütlichen Gaststube bollerte der Kachelofen, wir entschieden uns für Speck- und Käseknödel und Schlutzkrapfen als Vortisch, danach Tiroler G’röschtel und zum Abschluss Kaiserschmarren. Dieses Essen kann man nicht beschreiben, das muss man gegessen haben – ich bekomme jetzt noch beim Schreiben Hunger …

Reisebericht Südtirol: Aldein