Cuenca: Balkone am Abgrund

Reisebericht Spanien 2009 - Cuenca

Wir hatten uns in den tiefen Süden Spaniens verirrt und mussten von dort aus irgendwie wieder Richtung Madrid kommen. Ein Blick auf die Karte zeigte, dass wir es mit ein bisschen Fahrerei auch nach Cuenca schaffen könnten. Warum denn eigentlich nicht? Gebucht hatten wir wieder ein Rusticae-Hotel, diese Hotel-Reihe machte uns richtig Spaß. Die Strecke war zwar fast 500 Kilometer lang, ließ sich aber gut fahren und bei bestem Wetter kamen wir nachmittags in Cuenca an. Und dann? Irgendwie mussten wir auf den Berg rauf, bis wir die richtige Kreuzung gefunden hatte, dauerte es ein wenig …

Das war allerdings die einfachere Übung: Oben auf dem Berg folgten wir den Schildern Richtung Posada de San José und fanden uns mal wieder in einem dieser malerischen Kopfsteinpflaster-Sträßchen. Sehr, sehr schön und sehr, sehr eng. Mit der Übung aus Toledo kein Problem für Dirk und selbst die im rechten Winkel abknickende Toreinfahrt war mit ausreichend Kurbelei dann irgendwann geschafft.

Bunte Fassaden, kleine Gässchen und die durchaus spannenden Casas Colgadas, ja, in Cuenca gefiel es uns richtig gut. Noch besser gefiel uns das alles nach dem ersten kühlen Bier auf der süßen Plaza Mayor und dem Blick von unserer Hotelzimmer-Terrasse. Da war dann auch klar: Wir brauchen für abends eine Flasche Wein, denn diesen privaten Blick muss man im Licht der untergehenden Sonne genießen!

Gesagt, getan, noch ein (diesmal viel zu frühes) Abendessen im angeschlossenen Restaurant und dann sagten wir Cuenca schon wieder Adios. Segovia, das letzte Ziel unserer Reise, war nicht allzu weit, die Sonne schien, warum also sofort ins Auto setzen? Ein Abstecher zur Ciudad Encantada war allemal drin und hat sich gelohnt: ein Rundweg vorbei an wahrhaft bizarr geformten Felsen, gesäumt von meterhohen Pinien, unspektakulär schön und beruhigend.

Hotel: Posada de San José (sehr rustikal, die Terrasse unseres Zimmers war traumhaft)

Cuenca:Ein richtig hübsches Städtchen in landschaftlich spannender Umgebung – wenn wir noch einmal in diese Ecke Spaniens kommen, dann werden wir in Cuenca sicherlich mehr als eine Nacht verbringen.

Agua Amarga: Wellenrauschen und Fisch satt!

Reisebericht Spanien 2009 - Agua Amarga

So langsam bekamen wir Spaß an dieser spontanen Art der Urlaubsplanung – und auch daran, dass wir in fast allen unseren Unterkünften per WiFi ins Internet kamen. Also nutzten wir auch in Granada wieder das Web, um nach dem Wetter zu schauen und dann eine Unterkunft zu suchen. So ein bisschen Meer wäre schön … Am südöstlichen Zipfel gibt es das Naturschutzgebiet Cabo de Gata, das laut Reisefüher wenig touristisch ist. Das hatten wir auf dem Plan – bis wir in einem Hotelführer miKasa in Agua Amarga fanden. Da wollten wir hin! Sogar die Wettervorhersage spielte mit: In Granada sollte es schlechter werden, an der Küste aufklaren. Also ging es los in Richtung Agua Amarga.

Wie so oft auf dieser Reise starteten wir bei bedecktem Himmel und kamen gemeinsam mit der Sonne an. Wir wollten die zwei Tage einfach zum Nichtstun nutzen – und das gelang uns in Agua Amarga auch ausnehmend gut. Schon der Empfang in miKasa machte Spaß, den Tag verbummelten wir am Pool und am Strand (okay, eher in der Strandbar) und abends gönnten wir uns einmal ein echtes Luxusessen, am zweiten Abend dann eine beinahe mörderische Fischplatte.

Mehr gibt es zu dieser Etappe auch gar nicht zu berichten. Und das ist gut so, denn schließlich wollten wir ja auch gar nichts tun!

Hotel: miKasa (wunderschönes, gepflegtes kleines Haus mit supernetten Angestellten und einem Restaurant gleich nebenan … ja, da hätten wir es auch länger ausgehalten)

Agua Amarga: Ausnahmsweise konnten wir die Beschreibung im Lonely Planet – irgendwie yuppieartig mit dem Charme eines Fischerdörfchens – nicht ganz nachvollziehen. Gefallen hat uns das kleine Dorf trotzdem richtig gut, weil es ruhig ist und der Strand in einer sehr schönen Bucht liegt, gesäumt von richtig gemütlichen Strandbars.

Granada: Wolken sind doof!

Oh je, erst sah es auf dem Weg nach Granada ja wirklich so aus, als würde die Wolkendecke aufreißen. Aber dann fuhren wir in die Berge, der Himmel wurde immer düsterer und die Temperatur fiel auf schauerliche 13 Grad. So hatten wir uns das nicht unbedingt vorgestellt. Aber was half es, Granada war gebucht (und das war wirklich nicht einfach gewesen!) und umkehren wollten wir auch nicht. Unsere Laune sank allerdings parallel zu den Temperaturen …

Und dann war da ja noch die Sache mit dem Autoverkehr in Granada: Die Altstadt ist ein Gewirr enger Gassen, die folglich meist auch noch Einbahnstraßen sind – und außerdem für Autos gesperrt. Für Hotelgäste (also für uns) gibt es Sondergenehmigungen. Spannend … Die Anfahrtsbeschreibung zum Hotel Peregrinos funktionierte bis kurz vor die Hoteltür – die ist leider von der Straße aus nicht zu sehen und wir fuhren prompt daran vorbei. Um es kurz zu machen: Wir standen am Ende einen Tag in einem Parkhaus am anderen Ende von Granada, bevor wir einen Parkplatz in der Nähe des Hotels bekamen – auch ein Abenteuer, denn unser kleiner Skoda Fabia passte gerade so eben durch die Gassen und durch die Ausfahrt aus dem Parkhaus …

Reisebericht Spanien 2009 - Granada

Immerhin war es wieder wärmer geworden, trotzdem hingen dicke Wolken am Himmel und abends fing es dann auch noch an zu regnen. Wir sahen uns schon am Sonntag bei Regen völlig genervt in der Alhambra stehen … Denn die Eintrittskarten hatten wir ja bereits von Salamanca aus gebucht, um nicht wieder – wie bei unserem ersten Besuch – um sieben Uhr morgens für Tageskarten anstehen zu müssen.

Der nächste Morgen, der bange Blick aus dem Fenster, die plötzliche Erkenntnis: strahlend blauer Himmel! Ja, wir hatten tatsächlich alles richtig gemacht und den einen wunderschönen Sonnentag erwischt. Also gehörte der Vormittag einem Rundgang durch das Albaícin-Viertel – malerisch verwinkelte Gassen und ein traumhafter Blick auf die Alhambra, der Nachmittag war für die Alhamabra reserviert. Und die beeindruckte uns auch beim zweiten Mal, allein wegen ihrer schieren Größe ist sie sehenswert, der Generalife wunderschön und dann der Nasriden-Palast mit seinen Ornamenten und dem Löwenhof natürlich, ein Traum (nicht nur für Fotofreaks). Kleiner Wehrmutstropfen: Die Löwen werden gerade restauriert, Kopien gibt es nicht …

Hotel: Gar-Anat Los Peregrinos (stylish, modern, schön gelegen – vielleicht beim nächsten Mal wieder)

Granada: tolle Stadt mit vielen schönen Kneipen, das Albaícin-Viertel atmosphärisch sehr dicht, allein wegen der Alhambra und der Lage vor den Gipfeln der Sierra Nevada immer wieder einen Besuch wert

Reisebericht Spanien 2009 - Alhambra

Almagro: Zwischenstopp mit Migas

Reisebericht Spanien 2009 - Almagro

Die Entscheidung war also einfach: Spaniens Südosten war das nächste Ziel, Granada um konkret zu werden. Das hatten wir bei unserer Andalusien-Tour vor ein paar Jahren (bis auf die Alhambra) nicht geschafft und wollten es uns sowieso schon immer mal anschauen. Routentechnisch allerdings nicht unbedingt optimal … Einen kompletten Fahrtag wollten wir uns nicht antun, ein Zwischenstopp musste her und zunächst fiel uns Valdepeñas ins Auge. Das lag strategisch gut und den Wein mögen wir auch gerne. Dumm nur, dass der Lonely Planet meinte, es sei absolut unattraktiv …

Eine Alternative musste her! Ein paar Kilometer vor Valdepeñas liegt Almagro und dieses Dörfchen wiederum beschreibt der Lonely Planet sehr charmant. Wir fuhren also von Salamanca nach Almagro, ließen uns erst einmal auf der Plaza Mayor ein spätes Mittagessen (Migas!) schmecken und suchten uns dann ein Hotel. Das Retiro del Maestre war unsere erste und auch noch eine sehr gute Wahl, ein richtig schnuckeliges Hotel mit hübschen Zimmern.

Und auch Almagro gefiel uns gut, ein kleines Dörfchen mit kopfsteingepflasterten Straßen und ein paar Kirchen. Selbst die dunklen Regenwolken verzogen sich gegen Abend – alles richtig gemacht, so schien es. Oder doch nicht? Nachts schüttete es wie aus Kübeln und am nächsten Morgen sah die Mancha des allgegenwärtigen Don Quijote eher nach Unwetter als nach Urlaubswetter aus.

Hotel: El Retiro del Maestre (wunderschönes kleines Hotel, leider hatten wir kein Zimmer zum Innenhof, das wäre die Krönung gewesen – hier würden wir definitiv wieder übernachten)

Almagro:ein Städtchen, in dem man problemlos einen unterhaltsamen Tag verbringen kann und das als perfekter Zwischenstopp gedient hat.

Salamanca: Die spinnen doch!

Reisebericht Spanien 2009 - Salamanca

Also mal ehrlich, wir waren stinksauer! Von Salamanca hatten wir nach einer Viertelstunde die Nase bereits gestrichen voll! Alle, wirklich ausnahmslos alle, hatten uns von dieser Stadt vorgeschwärmt, der Lonely Planet sang Lobeshymnen auf die Plaza Mayor und überhaupt die ganze Stadt. Und dann kommen wir dort an, müde, hungrig, genervt, der Himmel ist bedeckt und auf der Plaza Mayor steht eine riesige hässliche Musikbühne direkt vor dem Hauptportal. Eine bodenlose Frechheit, eine unmögliche Stadt!

Na gut, nach einer Pause, dem ersten Bier und einer Wetterbesserung (wunderschönes Abendlicht!) waren wir dann etwas milder gestimmt und fanden Salamanca gar nicht mehr so schlimm. Die überbordende Begeisterung für diese Stadt können wir allerdings immer noch nicht nachvollziehen, denn ihr fehlt weitgehend die Atmosphäre und sie ist selbst für spanischen Verhältnisse ziemlich dreckig.

Beeindruckend, das lässt sich nicht leugnen, ist die immense Anhäufung richtig alter, wunderschöner Gebäude. Dafür lohnt sich ein Besuch in Salamanca allemal, so viel ist sicher. Und schließlich gibt es Frösche, Astronauten und Eis essende Teufel zu sehen … Sogar in ein Museum hat es uns, ausgerechnet uns Museumsmuffel, gezogen, nämlich in die Casa Lis, ein Art Déco-Museum. Allein wegen der Glasdecke ein absolutes Muss!

Von der Idee, vielleicht einen dritten Tag in Salamanca dranzuhängen, verabschiedeten wir uns also aus zwei Gründen: Erstens begeisterte uns die Stadt nicht wie erhofft und zweitens klang die Wettervorhersage einfach scheußlich, sogar ein paar Regentropfen bekamen wir ab und die langen Hosen wurden zur Standardausrüstung. Dummerweise sah es so aus, als läge ganz Europa bei niedrigen Temperaturen unter einer dichten Wolkendecke. Obwohl … ganz unten in der rechten unteren Ecke Spaniens … da sah es gar nicht so schlecht aus …

Hotel: Abba Fonseca (größeres Hotel mit Business-Touch – dafür völlig in Ordnung, aber eben auch ohne den Charme eines kleineren Hauses)

Salamanca: beeindruckende Vielzahl an historisch und architektonisch bedeutenden Gebäuden, allerdings für uns mit erschreckend wenig Atmosphäre – einmal anschauen auf jeden Fall, wiederkommen wohl eher nicht.