Wir mussten die Fähre um neun Uhr in Stykkisholmur bekommen, also Frühstück um viertel vor sieben und damit genau rechtzeitig, bevor die japanische Reisegruppe anfing das Buffet zu verwüsten. Wir waren gut in der Zeit, ein paar Wolkenlücken ließen die Laune steigen – bis unser Mietwagen meinte, er habe kein Öl mehr und wir müssten sofort stehenbleiben. Na prima. Dirk wollte nachschauen, bekam aber die Motorhaube nicht auf, stieg wieder ein – und plötzlich waren die Ölprobleme scheinbar gelöst. Aha. Also weiter Richtung Stykkisholmur. Ups, die Motorhaube war noch entriegelt, aussteigen, kräftig zudrücken – und da war sie, eine wunderschöne Beule in der Motorhaube. Oh what a day. Und es war gerade einmal halb acht.
Dann ging bis zur Fähre zum Glück alles gut und auch das Wetter wandelte sich von ziemlich widerlich ganz stark in Richtung traumhaft. Drei geruhsame Stunden mit der Fähre, dann waren wir in den Westfjorden und freuten uns über beinahe wolkenlosen, strahlend blauen Himmel. Weniger Freude kam allerdings auf, als Dirk dann doch mal nach dem Ölstand schaute. Der war leider nicht mehr messbar. Super. Und wo war nun bitte die nächste Tankstelle? Navi und GPS waren sich einig, 36 Kilometer westwärts. Mir war das zu weit, wir bauten darauf, dass es auch in Flokalundur eine Tankstelle geben musste. Fünf Kilometer nach Osten. Wer nicht wagt … Wir wurden belohnt, Flokalundur hat natürlich eine Tankstelle und die hatte sogar Öl.
Deutlich entspannter machten wir uns dann endlich auf den Weg nach Látrabjarg. Vogelfelsen. Papageientaucher. Die Fahrt ist durchaus beschwerlich, führt über Schotterstraßen und durch wunderschöne Landschaften – und erinnerte uns nicht nur deshalb so sehr an, ja, genau, an Namibia. Wir tranken einen – kostenlosen – Kaffee in Breiðavik und nahmen dann Látrabjarg ins Visier. An den Felsen von Látrabjarg pfiff ein fieser Wind, das war aber auch das einzige, was es zu meckern gab. Wir bekamen ein paar Papageientaucher vor die Linse und waren glücklich. Wie übrigens auch über das Hotel Flókalundur, das wir trotz seiner Einfachheit irgendwie gemütlich und sympathisch fanden. Was vielleicht auch daran lag, dass wir abends endlich einen großen Burger bekamen und danach auch noch lauwarmen Schokokuchen.
Halb neun, wir hatten gegessen – aber draußen war es noch so hell, als sei gerade einmal Nachmittag. Keine Frage, das mussten wir ausnutzen und so setzten wir uns ins Auto und fuhren zum Dynjandi. Dieser Wasserfall hatte vor allem Dirk schon vor der Reise gereizt und nun sahen wir mit eigenen Augen, was diesen Reiz ausmachte: Der Dynjandi ist einfach riesig, ergießt sich in vielen kleineren Wasserfällen und bietet Fotomotive ohne Ende. Die wir natürlich jedes einzelne auf die Speicherkarten bannten. Ja, weiches Sonnenlicht nachts um halb elf und dazu ein äußerst fotogener Wasserfall, das war ganz nach unserem Geschmack. Nach diesem Tag hatten wir uns endgültig in Island verliebt.