SAMSTAG, 14.07.2012: Reise zum Mittelpunkt der Erde

Die Tour war schon lange geplant, es war nur noch eine gute Woche bis zum Abflug – da brachte Spiegel Online diesen Artikel über einen Vulkan, in dessen Magmakammer man hineinkommt. Und zwar genau diesen Sommer. Weitere Aussichten ungewiss. Dass uns das sofort reizte, ist ja klar. Und nachdem klar war, dass wir den Þrihnúkagigur am letzten Tag der Reise auch noch würden einbauen können, buchten wir uns diesen Trip zum Mittelpunkt der Erde.
Treffpunkt war um kurz vor halb drei an einem Parkplatz irgendwo im Nichts.

Wir waren gut in der Zeit, fröhlich und erwartungsvoll – und hätten das Vulkan-Schauspiel dann doch beinahe noch verpasst. Dirk hatte nämlich nur die Koordinaten vom Vulkan, aber nicht die vom Parkplatz. Und auf den Ausdrucken, die wir dabei hatten, stand auch nichts … Zum Glück sind wir in solchen Momenten hartnäckig, fuhren ein wenig herum und fanden den Parkplatz dann doch noch.

Reisebericht Island

Als es endlich zum Þrihnúkagigur losging, gleich eine tiefschürfende Erkenntnis: Feiner Nieselregen und Wind sind eine blöde Kombination. Gut eingepackt in Regenjacke, Wind Stopper und Fleece ging es 2,7 Kilometer übers Lavafeld. Ein richtig schöner Weg und wenn dann noch das Wetter mitgespielt hätte … Aber es ging ja weder um das Wetter noch um die Landschaft auf der Erdoberfläche. Es ging um den Vulkan. Um das Innere des Vulkans!

Am Basiscamp angekommen, ließ der Regen langsam nach und wir begannen mit den Vorbereitungen: Sicherung ist wichtig, Klettergeschirr und Helme mit Lampen wurden verteilt. Die Spannung stieg bei allen zehn Teilnehmern deutlich. Dann war es soweit. Erst steil rauf auf die Spitze des Vulkans, um dann 120 Meter in die Tiefe des Vulkans abzutauchen. Es war eine abenteuerliche Fahrt mit einem Aufzug, der eigentlich für Fensterputzer konstruiert wurde: An der engsten Stelle des Vulkanschlots eckte er an, passte mit seinem knappen Meter Breite kaum durch, allein diese Fahrt war schon genial.

Aber dann. Unten angekommen erwartete uns ein Raum, der einstmals gut 100.000 Kubikmeter Magna fasste … unfassbar! Die Wände dort unten im Þrihnúkagigur sind fast schon bunt, es war unbeschreiblich, wir wussten gar nicht, wohin wir zuerst schauen, was wir zuerst fotografieren sollten. Stellt man sich vor, was sich abgespielt hat, welche Urgewalten dort gewütet haben, dann bekommt man unweigerlich Gänsehaut und fühlt sich absolut klein und unbedeutend.

Oh ja, es ist ein Privileg, dies sehen zu dürfen – vermutlich einmalig auf der Welt, weil die Schlote nach einem Vulkanausbruch normalerweise entweder mit erkalteter Lava gefüllt werden oder zusammenbrechen. Wir haben es gesehen. Und wir sind nachhaltig beeindruckt. Auf dem Rückweg hatten wir dann auch noch Sonnenschein, bestes Wetter, so muss das sein. Welch ein Abschluss!

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Der Rest ist schnell erzählt: Einchecken im Hotel, Auto zurückgeben, zum Abendessen endlich ein Burger und dann versuchen, noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen, bevor um Viertel vor vier am Sonntagmorgen der Wecker klingelte … Heimflug, Anke mit einer Extrarunde am Flughafen, wir mit einer Extrarunde Fußball mit den Jungs – dann war der Urlaub leider endgültig zu Ende.

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FREITAG, 13.07.2012: Jetzt wird’s eisig

Unsere Tourplanung war durchaus etwas krumm – und das hatte einen Grund: Natürlich mussten wir in die Westfjorde, um Papageientaucher zu sehen. Aber nach den Erlebnissen im März wollten wir auch unbedingt nochmal zur Gletscherlagune Jökulsárlón. Und das machte die Tour eben etwas krumm.
Unser vorletzter Urlaubstags stand deswegen ganz im Zeichen der Gletscher. Nach den Wasserfällen am Tag zuvor jetzt also Wasser in gefrorener Form. Und wieder einmal stellten wir fest, dass uns nicht nur flirrende Hitze, sondern auch eisige Atmosphäre absolut beeindruckt. Auf dem Weg zu den Gletschern kamen wir erst einmal an einem anderen typisch isländischen Motiv vorbei: an Núpsstaður, einem Grassodenhof. Klar, dass wir auch dieses Motiv dankend mitnahmen …

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Nach der Fahrt durch die vulkanisch-schwarze Landschaft waren wir dann am ersten Ziel für diesen Tag angekommen. Im März hatten wir am Svínafell nur einen kurzen Stopp machen können, diesmal hatten wir alle Zeit der Welt, dort herumzuklettern. Und taten das natürlich auch. Wir folgten weiter dem Weg aus dem März und nahmen auch den Zwischenstopp am Fjallsárlón mit. Die Gletscherlagune dort ist zwar deutlich kleiner als die berühmte am Jökulsárlón, dafür tummeln sich dort aber auch fast keine Touristen. Noch nicht … Wir jedenfalls verfielen trotz aufziehender Wolken und damit fehlenden Lichts schon am Fjallsárlón in den altbekannten Fotorausch.

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Und der wurde nur noch schlimmer, als wir zum Höhepunkt des Tages endlich am Jökulsárlón angekommen waren. Dort hatten wir bereits im März recht viele Touristen gesehen, diesmal waren es wahre Massen. Egal. Die Lagune ist groß genug, um sich aus dem Weg zu gehen. Und es ist einfach keine Option, dort nicht hinzufahren, die Motive sind schlichtweg zu gigantisch. Auch wenn man sich im Sommer genauso die Finger abfriert wie im Winter. Na ja, fast jedenfalls. So ein Gletscher macht es ganz schön kalt drumherum!

Wir verbrachten zwei Stunden am Jökulsárlón, Strand-Bilder und Wasser in meinen Schuhen inklusive, dann machten wir uns auf den Weg zum Abendessen im Fosshotel Skaftafell. Nicht ohne noch einmal kurz für ein Foto in der Abendsonne zu stoppen. Ach ja, das Hotel – also sagen wir mal so: Es war besser als das Fosshotel in Reykholt, aber große Fans der Foss-Hotels werden wir nicht mehr.

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DONNERSTAG, 12.07.2012: Der Tag der Wasserfälle

Wir hatten am Tag zuvor gesehen, dass wir auf dem Weg nach Þingvellir und zum Öxararfoss statt der „normalen“ Straße auch einen 4×4-Track nehmen könnten, der durchs Hochland führt. Da mussten wir nicht lange überlegen … Und die Entscheidung war gut, denn die Strecke durch das Kaldidalur war traumhaft schön. Einsam, karg, fast schon unwirtlich, eben genau das, was den Schaubes so gefällt.

Bei wieder einmal traumhaftem Wetter starteten wir mit einem erneuten Besuch an den Hraunfossar und am Barnafoss, bevor wir ins Hochland aufbrachen. Wir freuten uns auf einen Tag voller Wasserfälle. Nicht, dass man auf Island die Chance hätte, mal einen Tag lang keinen Wasserfall zu sehen – aber wir wollten diesmal das volle Programm! Also nahmen wir auch den Öxararfoss bei Þingvellir mit. Der ist zwar ziemlich klein, liegt aber sehr schön und ist deshalb ein beliebtes Ziel. Auch für uns.

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Und wenn man dann schon mal in dieser Ecke unterwegs ist, dann darf einer natürlich nicht fehlend: der Gullfoss, einer der gewaltigsten Wasserfälle auf Island. Wenn da nur nicht immer die vielen Touristen an den Touristenattraktionen wären … Egal, beeindruckend ist der Gullfoss auf jeden Fall. Weniger beeindruckend waren die grauen Wolken, die uns fototechnisch so ein klein wenig ärgerten.

Die verzogen sich glücklicherweise, bis wir den nächsten – und für uns schönsten Wasserfall erreichten. Der Seljalandsfoss hatte uns schon im März unglaublich gut gefallen und diesmal wollten wir auch endlich den Weg hinter den Wasserfall ausprobieren. Was bei Sonnenschein und 25 Grad deutlich angenehmer ist als bei leichtem Schneefall und minus drei Grad … Wir waren danach zwar klatschnass, aber es ist sensationell witzig, mal hinter einem Wasserfall zu stehen!

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Als letzter stand dann der Skógafoss auf dem Programm. Auch den kannten wir schon aus dem März und hier wie am Seljalandsfoss fanden wir den Unterschied zwischen Sommer und Winter spannend. Ein langer Tag voller Wasserfälle – und mit gefühlt zweitausend Fotos (tatsächlich aber „nur“ ein paar hundert) – ging im Countryhotel Höfðabrekka zu Ende. Einem unglaublich entspannten und gemütlichen Hotel, in dem uns selbst die Reisegruppen am Buffet nur ganz dezent gestört haben.

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MITTWOCH, 11.07.2012: Offroad ganz unverhofft

Die längste Etappe der Tour lag vor uns, das bedeutete wieder einmal frühes Frühstück. Wir wollten den nördlichen Teil der Westfjorde anfahren und ganz gemütlich die knapp 400 Kilometer nach Reykholt tuckern. Das klappte auch – fast – wie geplant und noch einmal waren wir begeistert von der Landschaft in den Westfjorden. Entsprechend viele Fotostopps waren natürlich die Folge …

Hatte ich „fast wie geplant“ gesagt? Aus Dirks Sicht vermutlich sogar besser als geplant, denn er bekam ganz unverhofft echtes Offroad-Feeling gratis dazu. Warum? Weil uns die Karte im Reiseführer auf eine Schotterstraße schickte, die offiziell gesperrt war. Kein Grund für die Schaubes umzudrehen, wir fühlten uns irgendwie heimisch auf der Rumpelstrecke 🙂

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Gegen Nachmittag zog sich die Tour dann aber doch allmählich in die Länge und wir waren froh, als wir endlich in Reykholt waren. Wobei das Fosshotel Reykholt … na ja, das Abendessen war ganz lecker, das Zimmer groß und beim Frühstück am nächsten Tag amüsierten wir uns über eine Reisegruppe voller Trolle. Trotzdem: Es war neben Ólafsvík das schwächste Hotel der Reise.

Nach der langen Fahrt wollten wir abends unbedingt noch einmal raus, frische Luft und Bewegung tanken. Da kam es uns gelegen, dass es bis zu den Hraunfossar und zum Barnafoss nur wenige Kilometer waren. Das Licht war zwar nicht optimal, aber wir konnten uns ein bisschen bewegen und uns schon mal die besten Fotoplätze für den nächsten Morgen merken.

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DIENSTAG, 10.07.2012: Noch mehr Vögel

Wir hatten den Tag für die Erkundung der Westfjorde reserviert und wollten morgens auf jeden Fall noch einmal nach Látrabjarg, auch wenn das einen Umweg auf den Schotterstraßen bedeutete. Um es kurz zu machen: Der Umweg sollte sich mehr als lohnen. Wir hatten Traumwetter und noch besseres Licht als am Nachmittag zuvor. Und vor allem: Dutzende von Papageientauchern, die so zutraulich waren, dass Sie uns fast auf die Hand geflogen wären. Eigentlich wollten wir ja nur noch mal eben kurz nach Látrabjarg – am Ende wurden es dann doch noch einmal zwei Stunden.

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Den restlichen Tag verbrachten wir mit einer „Panoramafahrt“ durch die Westfjorde, die uns richtig gut gefielen und wo wir gerne noch ein bisschen mehr Zeit gehabt hätten. Für die Nacht hatten wir diesmal eine private Unterkunft gebucht: das Gästehaus Kirkjuból í Bjarnardal. Wir fragten uns, was und wo wir wohl zu Abend essen würden. Und eines ist klar: Die Frage nach dem Essen beunruhigt uns immer … Entsprechend froh waren wir, als Frida uns anbot, doch einfach bei ihr zu essen. Na klar, das Angebot nahmen wir dankend an. Hausgemachte Icelandic Meat Soup und zum Nachtisch Cheese Cake, auch selbstgemacht, versteht sich. Lecker!

Erneut nutzten wir die Tatsache, dass es abends kaum dunkel wurde, fuhren nach Flateyri, gingen ein bisschen spazieren und fotografierten noch ein paar dieser fiesen angriffslustigen Küstenseeschwalben. Die kennen im Sturzflug wirklich keine Gnade und ich möchte diesen spitzen Schnabel nicht abbekommen …

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