Tag 21, 18.09.2013: Wir sind unserer Zeit voraus

Wenn Tracks4Africa Recht hat, dann brauchen wir für unsere heutige Etappe über 13 Stunden. Eigentlich nutzt da auch früh aufstehen nichts mehr, aber psychologisch ist das wichtig für uns. Um halb sieben sitzen wir im Auto, die 47 Kilometer bis zum Passarge Pan-Wasserloch sollen uns angeblich fünfeinhalb Stunden kosten. Wir schaffen es mit kurzem Fotostopp in weniger als zwei Stunden, denn die Strecke im Passarge Valley ist eine der besten, die wir bis jetzt in der Central Kalahari gefahren sind.

Diese Erkenntnis entspannt uns deutlich und verschafft uns jede Menge Zeit. Zeit, für die wir am Motopi-Wasserloch Verwendung finden. Da stehen nämlich nicht nur jede Menge Gnus, Oryx und Kudus herum, nein, da liegen auch vier Löwen unter den Bäumen und betrachten das Treiben am Wasserloch ganz interessiert. Schnell wird allerdings klar, dass es ihnen weniger ums Fressen als mehr um den Nachwuchs geht. Eines der beiden Männchen paart sich alle paar Minuten mit einem Weibchen. Das erklärt auch, warum der andere arme Kerl alleine etwas abseits unter einem Busch liegt.

Reisebericht Namibia Botswana Central Kalahari Löwen Motopi

Wir freuen uns über die unerwartete Sichtung, bleiben fast eine Dreiviertelstunde am Motopi-Wasserloch stehen und steuern dann das Tsau Gate an, um uns brav ins Outgoing Register einzutragen. Wobei ich mich schon immer frage, ob da irgendjemand prüft, was man da reinschreibt. Vielleicht hinterlasse ich beim nächsten Mal eine Nachricht.

Noch knapp vierzig Kilometer Sandpiste, dann sind wir zurück auf der Teerstraße. Wir halten an einem Rastplatz, um unseren Müll der letzten vier Tage zu entsorgen, die Reifen wieder aufzupumpen und den Diesel aus dem Reservekanister in den Tank zu füllen. Dank kurzer Game Drives wäre das zwar nicht nötig gewesen, aber wir wollen das Auto nicht mit vollem Kanister stehenlassen, bis wir wiederkommen, also können wir genauso gut jetzt umfüllen.

Es läuft bestens, wir kommen gut voran und sind unerwartet früh im Thakadu Bush Camp in Ghanzi. Hier nutzen wir die Zeit und räumen das Auto schon einmal auf, packen die Kisten und Taschen so um, dass wir am Freitag in Windhoek kaum noch etwas machen müssen. Und dann fallen wir nach einer paradiesischen heißen Dusche völlig erschöpft und bärenhungrig an der von uns so geliebten Bar ein. Ich sage nur: Thakadu Burger!

Reisebericht Namibia Botswana Central Kalahari

Tag 20, 17.09.2013: Alles gar nicht so schlimm

Reisebericht Namibia Botswana Central Kalahari Passarge Pan

Diesmal verzichten wir bewusst auf den Wecker. Wir haben beide etwas Angst vor diesem Tag, denn unser Ziel ist die Passarge Pan Campsite Nr. 1, gerade einmal 33 Kilometer entfernt von der Sunday Pan. Und trotzdem gibt uns Tracks4Africa eine Stunde und fünfzig Minuten reine Fahrtzeit aus. Das verheißt nichts Gutes für die Streckenbeschaffenheit. Noch einmal wollen wir uns aber nicht so durchschütteln lassen wie vorgestern. Unser Plan: Wir fahren die ersten zehn Kilometer und entscheiden dann, ob wir weiterfahren oder ob wir umdrehen, die Central Kalahari durch das Matswere Gate verlassen und die Nacht in Maun verbringen.

Erst einmal lassen wir es aber ruhig angehen und schauen bei den Löwen am Wasserloch vorbei. Die beiden Löwenmännchen tun das, was sie am besten können, sprich schlafen. Das Weibchen ist nicht zu sehen … Wir warten eine Weile gespannt ab, ob sich etwas tut, Kudus wollen ans Wasserloch der Sunday Pan, trauen sich aber nicht, ähnlich geht es Oryx und Springböcken. Den beiden Löwen ist das herzlich egal, das Weibchen bleibt unsichtbar.

Ich hätte noch den ganzen Tag zuschauen können, aber Dirk wird unruhig – und er hat Recht, denn wenn wir den Park heute wirklich noch Richtung Maun verlassen wollen, dann wird es langsam Zeit. Wir brechen also auf Richtung Passarge Pan und sind positiv überrascht, sowohl von der gut zu fahrenden Strecke als auch von der Landschaft. Nach einer Stunde zehn sind wir an der Campsite, damit ist die Entscheidung über unser Nachtquartier getroffen.

Es ist noch einmal heißer als an den Tagen zuvor, inzwischen knacken wir die 40 Grad-Marke. Und dank leerem Wassertank fällt das Duschen heute aus. Ein echtes Geruchserlebnis. Wir fahren spätnachmittags nochmal ein wenig herum, das Passarge Valley mit seinen weiten Ebenen gefällt uns gut. Schade ist nur, dass irgendjemand alle Tiere weggeräumt hat. Der letzte Camping-Sundowner für diese Tour, morgen geht es nach Ghanzi.

Tag 19, 16.09.2013: Knapp daneben ist auch vorbei

Wir schlafen bis nach Sonnenaufgang, weil ich irgendwie zu doof war, den Wecker auf sechs Uhr zu stellen. Stattdessen piept er um sieben lautstark los, als wir längst aufgestanden sind. Aber das Ausschlafen hat uns gut getan, wir sind fit, gut gelaunt und voller Game Drive-Tatendrang. Und natürlich hoffen wir, dass die Löwen in der Nacht zum Wasserloch gewandert sind.

Den Gefallen wollen sie uns nicht tun, das Wasserloch ist verwaist bis auf ein paar Kudus, die im Morgenlicht aber auch ein sehr schönes Motiv abgeben. Auf der Suche nach den Löwen fahren wir zu der Stelle, an der sie gestern lagen, aber dort sind sie auch nicht. Wir beschließen, eine Runde um die Sunday Pan zu drehen, das Licht ist fantastisch und wir bekommen ein paar gute Oryx-Fotos, als wir auf eine Herde aus wenigstens zwanzig Tieren treffen.

Zurück am Wasserloch herrscht weiterhin tote Hose, ein paar Oryx und Springböcke stehen herum, trauen sich aber nicht ans Wasser. Wir halten Ausschau nach den Löwen, Fehlanzeige. Dirk hat Hunger und will zurück auf die Campsite, um zu frühstücken. Ich mag mich nicht mit einem löwenlosen Vormittag abfinden und ringe ihm noch eine kurze Runde hinter dem Wasserloch ab. Ausnahmsweise zahlt sich mein Dickkopf aus: Direkt hinter den Büschen liegt die Löwin direkt am Weg. Na also, geht doch. Und siehe da, ein paar Meter weiter liegt auch eines der Männchen unter einem Busch und – pennt, was sonst. Wir sind happy und bauen auf den Nachmittag. Alles richtig gemacht. Denken wir da noch.

Reisebericht Namibia Botswana Central Kalahari Löwen Sunday Pan

Etwa eineinhalb Stunden später, satt vom Frühstück und zufrieden mit dem Verlauf des Vormittags, hören wir ein Auto auf unsere Campsite zufahren. Was will der denn hier? Es sind unsere Nachbarn von der Campsite nebenan und sie wollen uns sagen, dass da Löwen am Wasserloch liegen. Ja, wissen wir. Was wir nicht wissen, aber jetzt von den beiden Südafrikanern erfahren: Die Löwin hat ein Oryx-Junges gerissen, die beiden haben es hautnah miterlebt – und wir haben es mal wieder um eine halbe Stunde verpasst. So eine *******.

Wir fahren nochmal zum Wasserloch, sehen den jungen Löwen gerade noch von seinem „Frühstück“ zurückkommen, dann legt er sich netterweise unter einen Baum direkt neben unserem Auto. Wir wissen nicht so recht, was überwiegt: Ärger über die verpasst Chance oder Glück über die ganz ordentlichen Fotos, die wir jetzt noch bekommen haben?

Der Tag ist wieder heiß, es kommt uns vor, als würde es jeden Tag gleich ein paar Grad heißer – zu mehr als Lesen und in die Landschaft schauen, sind wir nicht fähig. Warum auch? Am Nachmittag, als es endlich ein wenig abkühlt, gönnen wir uns eine Dusche. Und müssen feststellen, dass der Wassertank an unserem Auto langsam leer wird. Ups, da haben wir uns wohl verkalkuliert … Der Game Drive bringt uns faule Löwen am Wasserloch der Sunday Pan, ansonsten keine besonderen Vorkommnisse für diesen Tag.

Reisebericht Namibia Botswana Central Kalahari Löwen Sunday Pan

Tag 18, 15.09.2013: Nervenzerfetzendes Gerüttel

Reisebericht Namibia Botswana Central Kalahari Sunday Pan

So langsam haben wir beide schlechte Laune. Die Strecken in der Central Kalahari sind irrsinnig schlecht, bei der Fahrt über Wellblech klingt es, als würde es den Landy in seine kleinsten Einzelteile zerlegen. Der hält sich bislang aber tapfer, was man von unseren Nerven nicht behaupten kann. Dabei hatte der Tag recht vielversprechend angefangen.

In der Nacht war eine Braune Hyäne gut hörbar in der Nähe herumgestreunt – leider auch gut riechbar. Ich hatte mich nachmittags schon gefragt, ob ich mir diesen leichten Aasgeruch einbilde, den der Wind immer mal vorbeitrug. Nein, den hatte ich mir nicht eingebildet, nachts stillte die Hyäne ihren Hunger daran. Wir durften auch eine Nase voll nehmen. Als wir kurz vor Sonnenaufgang aufstehen, haben wir also eine Braune Hyäne und Löwen auf dem Zettel. Wir fahren voll Hoffnung zum Wasserloch – aber bis auf eine einsame Giraffe und ein paar Tauben zeigt sich da nichts.

Und dann nimmt das Gerüttel seinen Lauf, wir brauchen vier Stunden bis zur Sunday Pan und fühlen uns wie Schüttel-Shakes. So schlimm hatten wir die Wege gar nicht in Erinnerung, wir sind beide leicht gereizt nach dieser Rüttel-Tortur. Zwei Salami-Käse-Sandwiches und eine kühle Cola später steigt unsere Laune wieder deutlich an und wir beobachten das fast schon zahme Dikdik, das um die Campsite herumschleicht. So wie es aussieht, wird es immer wieder von Touristen gefüttert und erwartet das jetzt auch von uns – Pech gehabt, so einen hirn- und verantwortungslosen Schwachsinn machen wir nicht mit. Das Dikdik bleibt penetrant …

Ein heißer Nachmittag, den wir lesend im Schatten eines Baumes verbringen, sorgt für Entspannung, wir kochen uns Nudeln (Aglio Olio nach Busch-Art), duschen und machen uns auf zum Game Drive. Am Ende der Zufahrt zu unserer Campsite treffen wir ein französisches Paar, das sich hoffnungslos verfahren hat. Die beiden wissen gar nicht genau, wo sie jetzt gerade sind – kein Wunder, denn sie haben nur eine schlecht kopierte Übersichtskarte der Central Kalahari, an der sie sich orientieren. Wir zeigen Ihnen auf unserer Karte, wo sie sind und wo sie hinmüssen und hoffen, dass die beiden dort auch ankommen.

Im Gegenzug erzählen die Franzosen uns von drei Löwen, die Richtung Leopard Pan an der Straße liegen. Keine Frage, dass wir da gleich mal hinfahren. Wie Löwen so sind, liegen sie schlafend in der Landschaft herum und machen keinerlei Anstalten, sich demnächst mal zu erheben. Dirk ist immer noch leicht gereizt von der Fahrerei am Morgen, deshalb drehen wir um, fahren zur Campsite zurück und kommen bei einem Sundowner (oder auch zweien) endlich zur Ruhe.

Tag 17, 14.09.2013: Und immer wieder die Sache mit dem Tanken

Reisebericht Namibia Botswana Central Kalahari Motopi

Wir wollen morgens keine Zeit vertrödeln, deshalb lassen wir das Frühstück ausfallen und sehen zu, dass wir zeitig loskommen. Ganz klappt das nicht, wir schwätzen noch mit Jack, dann muss das WiFi neu gebootet werden, bevor wir zahlen können, und so ist es dann doch halb acht, bis wir starten. Botswanische Teerstraßen sind übrigens ähnlich langweilig wie namibische, aber sie haben deutlich mehr Schlaglöcher … Unser Ziel ist die Central Kalahari und dafür brauchen wir jetzt erst einmal vor allem Diesel und Trinkwasser.

Entlang der Strecke liegen genau zwei Tankstellen – wer Botswana kennt, der beherzigt zwei Regeln: 1) Auf jeden Fall beide Tankstellen anfahren, wer weiß, welche tatsächlich Sprit hat, 2) nicht verzweifeln, wenn es mal wieder heißt: „Sorry, no diesel!“ In Gumare können wir volltanken, bekommen statt Wasser aber nur ein paar Dosen Cola. An der Tankstelle in Sehitwa gibt es weder Diesel noch Wasser (Benzin hätte es übrigens auch nicht gegeben). Das Beherzigen von Regel Nummer 2 gelingt mir nur schwer … Immerhin können wir dem General Dealer seine kompletten Wasservorräte abkaufen und sind, zumindest was das Trinkwasser angeht, versorgt. Unser Diesel inklusive Reservekanister reicht für grob geschätzt 950 Kilometer, 750 Kilometer reine Strecke legen wir in den nächsten vier Tagen auf jeden Fall zurück. Game Drives noch nicht mitgerechnet. Prima, damit ist also für Spannung gesorgt.

Die Strecke bleibt langweilig, Abwechslung bringen vorerst nur die Check Points an den Veterinärzäunen. Gegen Mittag sind wir dann an der Abzweigung zum New Tsau Gate – und bekommen einen gehörigen Schreck. Da steht ein Hinweisschild, dass die Eintrittsgebühren nur in Ghanzi im DWNP-Büro, nicht aber am Gate bezahlt werden dürfen. Ja, ok, von dieser Regelung hatte ich vor einigen Jahren auch gelesen. Aber bei der Campsite-Buchung über Big Foot Tours war angegeben, dass wir am Gate die Eintritte zahlen sollten. Guter Rat ist teuer, denn bis zum Tsau-Gate sind es vierzig sandige, löchrige Kilometer. Ghanzi liegt 120 Teerstraßen-Kilometer entfernt.

Ich bin unschlüssig, Dirk votiert für das Gate. Na dann … Um es kurz zu machen: Alles klappt problemlos, die Damen am Gate sind nett und in Plauderlaune, wir zahlen 1.160 Pula für vier Nächte und tragen uns wieder einmal in eines dieser großen Bücher ein. Der letzte Eintrag liegt sechs Tage zurück. So, jetzt noch etwa fünfzig Kilometer bis zur Campsite, dann ist es geschafft für heute. Wir haben Motopi 1 (CK MOT 01), die hinterste Campsite, leicht erhöht liegend, schön einsam. Dirk bringt es auf den Punkt: „Eigentlich mögen wir die Central Kalahari vor allem, weil man hier so alleine ist. Dass es dazu auch noch Tiere gibt, ist nur Zugabe.“

Stimmt. Fast jedenfalls. Denn wie wir da so sitzen, hören wir ihn. Weit weg zwar, aber unverkennbar. Da brüllt ein Löwe. Und auch dafür mögen wir die Central Kalahari.