Glücksland. Glücksgefühl. Oder?

Mittwoch, 12. Mai 2021

Sonnenaufgang am Flughafen Windhoek, Namibia

Heuschrecken. Riesige Heuschrecken. Bei jedem Schritt, den wir tun, müssen wir aufpassen, nicht auf eine draufzutreten. Ein Horrorfilm als Alptraum?

Nein, vielmehr das am Flughafen in Windhoek sichtbare Ergebnis einer endlich einmal wieder richtig guten Regenzeit. Ja, es ist Realität: Wir sind in Namibia! Endlich wieder. Ein Gefühl, das wir noch gar nicht so richtig einordnen können. Aber davon später mehr.

Am Abend zuvor hatten wir kurz noch einmal befürchtet, unser Chaos-Troll habe sich doch unbemerkt ins Gepäck geschmuggelt. Alles war erledigt, wir waren startklar und saßen am Gate. Aber statt Boarding die Durchsage, dass die Klimaanlage leider defekt, der Techniker aber dran sei … Mir kamen gleich mehrere nicht-druckbare Schimpfwörter in den Sinn.

Am Ende war alles halb so wild, mit einer halben Stunde Verspätung ging es los und einen fast schon ungewöhnlich ruhigen Flug später landeten wir, begleitet von einem traumhaften Sonnenaufgang, in Windhoek. Selbst die Einreise ging trotz Corona-Prozedere, diverser zusätzlicher Formulare und völlig verpeilter Touristen recht schnell.

Und so standen wir gegen halb acht Markus gegenüber, der etwas unsicher wirkte. Äh, ob er mich denn jetzt überhaupt mal drücken dürfe. Mir waren in diesem Moment sämtliche Abstandsregeln vollständig schnuppe. Ein Willkommens-Drück musste einfach sein. Wir fuhren mit Markus zu seiner Farm, auf der auch der Landy sein neues Zuhause finden soll. Glücksland. Was für ein passender Name.

Wir schnackten mit Markus über seine Pläne mit der Farm, dem Workshop und der neuen Halle und dann kam mein Glücksland-Glücksmoment. Der von Hand aufgebrühte, starke Kaffee war fertig. Stilecht in einer verbeulten Stanley-Thermoskanne, drei alte Campingstühle und ein wackliger Tisch in der Landschaft. Perfekt. So geht Freiheit.

Und irgendwie fühlte sich das alles schon wieder so normal, so richtig und so passend an. Wäre da nicht dieses leise Stimmchen, das uns immer wieder zuflüsterte: „Es kann nicht normal sein, was nicht normal ist.“ Und tatsächlich. Wie kann ein Urlaub in Namibia zu Corona-Zeiten normal sein? Wir sortieren unsere Gefühlslage noch …

Morgenkaffee mit Markus auf Glücksland, Namibia

Auf dem Weg nach Windhoek fragten wir uns, ob es solche Zufälle wirklich geben kann: An der Ampel hielt ein Auto neben uns und hupte. Was will der *** denn von uns? Fenster runter – ja, nee, da saß doch tatsächlich Heike mit ihrem Lebensgefährten im Auto. Heike, die früher zusammen mit Markus Hohewarte geführt hatte und nach der Trennung jetzt irgendwo bei Okahandja auf einer Farm lebt. Schon schräg, so ein Treffen.

Grinsend und kopfschüttelnd fuhren wir zur Casa Piccolo. Claudia war nicht da, das wussten wir, aber Birgit begrüßte uns sehr nett und meinte dann zu unserem Erstaunen, das Zimmer sei noch nicht fertig. Damit hatten wir nicht gerechnet. Wobei schon der Flieger deutlich voller war, als wir erwartet hatten … Und offenbar hatte am Tag zuvor eine Reisegruppe die Casa Piccolo belegt. Der Tourismus rollt langsam wieder an.

Nun denn. Wir nutzten die Zeit für ein Frühstück im Utopia. Laufnähe zur Casa Piccolo und doch waren wir dort noch nie gewesen. Es könnte allerdings sein, dass wir dort jetzt öfter man auf einen Snack vorbeischauen 🙂 Gut gestärkt bezogen wir unser Zimmer, räumten mal wieder alle Taschen und Kisten aus dem Landy raus, um sie dann neu sortiert wieder einzuladen.

Einkaufen! Wir mögen das … Dirk besorgte sich endlich mal eine namibische SIM-Karte, dann shoppten wir viel leckeres Fleisch und natürlich Knobibrot im Kalahari Meat Market, um anschließend einen sehr hochprozentigen Einkauf in unserem Lieblings-Bottle Shop zu machen. Zu unserer Freude hat nebenan auch ein neuer Spar aufgemacht. Der ist zwar kleiner als der in der Maerua Mall, aber wir bekamen trotzdem schon fast alles von unserer Liste.

Puh. Genug Aktivität für den ersten Tag. Ausruhen bei einem Nachmittagsbier und vorbereiten auf das Abendessen im Stellenbosch. Darauf hatten wir uns schon seit Tagen gefreut. Beim Einbiegen in die Parklücke vor dem Stellenbosch dann ein schabendes Geräusch und beißender Gestank. Was bitte war das? Wir wussten es nicht. Aber wir wussten, dass das nicht gut war.

Die Frage, ob der Landy fahrtüchtig war, überschattete das Abendessen Also jedenfalls so lange, bis das Fleisch serviert wurde. War das wieder ein Traum von Fleisch. Von 350 Gramm Fleisch. Pro Person. 🙂 Auf der Rückfahrt war alles wieder gut. Leichte Entwarnung. Wir würden das morgen nochmal genauer beobachten.

Unsere Route in MyMaps

2 thoughts on “Glücksland. Glücksgefühl. Oder?

  • 15. Mai 2021 at 11:20
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    Wie jetzt? Heute ist schon der 15. und es gibt noch immer keinen neuen Tagesbericht? Ihr seht uns schockiert!
    Gestern war ein recht trockener Abend…evtl. einer der letzten für die nächsten Tage…und so haben wir gemütlich auf der Terrasse am lodernden Feuerkorb gesessen bis Mitternacht. Klasse. Auch wenn das Holz aus dem Gartenhaus doch ziemlich feucht war und wir das Restwasser beim brennen kochen hörten.
    Heute sollen es nur 14 Grad werden und so packen wir statt Fleisch auf den Rost nun den Schmortopf aus und bereiten Szegediner Gulasch zu. Eine gute Flasche Roten dazu und schon ist der verregnete Mai wieder schön.

  • 13. Mai 2021 at 17:32
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    Prima, dass ihr die ersten Formalitäts- und Reisehürden so locker genommen habt.
    So lag ich dann mit der Sitzplatzreihe für jeden dann wohl doch falsch. Schade. Ware bestimmt noch angenehmer für euch gewesen.
    Wenn es bei mir beim einparken ein schabendes Geräusch gäbe, wäre vorne der Bordstein zu hoch und würde den Frontspoiler unnerum etwas abhobeln. DAS kann beim Landy nicht sein…somit harren wir der Dinge und euren weiteten Erzählungen.

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