Dienstag, 21. Dezember 2021
Wir tauschen Hunde- gegen Motorschlitten. Es wird ein Vormittag mit viel Spaß bei leider nur bedingt schönem Wetter. Dafür sollte uns der Abend allerdings mehr als entschädigen …
Heute morgen also der Motorschlitten. Dirk war zunächst skeptisch – was an einem kleinen Missverständnis lag: Er dachte, das würde wieder eine passive Fahrt. Kaum war ihm klar, dass er selbst würde fahren dürfen, war der Ausflug akzeptiert 😉
Wieder einmal werden wir mit wärmender Kleidung ausgestattet. Diesmal von der Hose über die Jacke und die Sturmhaube unter dem Helm bis hin zu dicken Stiefeln. So ungefähr muss sich das Michelinmännchen fühlen … Unsere Gruppe besteht aus 12 Touris, von denen sich jeweils zwei einen Motorschlitten teilen, und zwei Guides; die Einweisung ist kurz und einfach und dann geht es auch schon los.
Ich mag Winterlandschaften! Und Dirk mag motorgetriebene Fahrzeuge. Win-win, wir haben unseren Spaß 😊 Ja, okay, mit etwas mehr Licht wäre es noch genialer, aber es ist auch so einfach gut. Die Tour geht gut anderthalb Stunden durch kleine Wälder, über zugefrorene Seen und weite Schneefelder, bevor wir einen kurzen Stopp machen, um uns mit warmem Tee und Snacks aufzuwärmen. Was auch nötig ist; die Temperaturen sind immer noch im zweistelligen Minusbereich. Brrr …
Gegen Mittag sind wir zurück im Camp Ripan, tauen in unserer Unterkunft erst einmal auf und überlegen, was wir mit dem Tag noch anfangen. Die Wettervorhersage macht Hoffnung auf eine klare Nacht und wir sind uns einig, dass wir noch einmal Nordlichter suchen wollen. Ich bin dafür, einfach noch einmal die Fototour zu buchen. Dirk hadert damit, schon wieder eine Gruppentour zu machen. Davon hatten wir jetzt genug. Hmm. Plan B? Nee, Plan A wie Auto …
Kurzentschlossen mieten wir uns ein Auto. Damit ist dann auch das Nachmittagsprogramm gesetzt: Wir laufen zur Autovermietung am anderen Ende von Kiruna und holen den Mietwagen ab. Das klappt problemlos, so weit alles gut, jetzt müssen sich nur noch die Wolken verziehen.
Gegen halb acht brechen wir auf. Mission Aurora Borealis. Wir hatten uns vorher auf der Karte angeschaut, wo sich schöne Fotospots anbieten könnten, entscheiden uns letztlich aber dafür, wieder der Landstraße nach Norden zu folgen, auf der wir auch am Sonntag mit der Fototour schon unterwegs waren. Wir steuern auch zunächst wieder den Rastplatz Bergfors an, steigen aus – bei minus 30 Grad eine echte Überwindung – und schauen uns um. Ja, der Himmel ist klar. Aber nein, Nordlicht zeigt sich nullkommagarnicht.
Zum Rumstehen ist es uns definitiv zu kalt. Und unterwegs waren wir am Rastplatz Rautas vorbeigekommen, der auch aussah, als hätte er einige Motive zu bieten. Den steuern wir jetzt an. Und amüsieren uns unterwegs darüber, dass es dermaßen kalt ist, dass die Scheiben durch unseren Atem von innen dick vereisen und auch die Heizung das nicht mehr auftauen kann.
Wir haben das perfekte Timing. Als wir in Rautas aussteigen, zeigt sich ein langgezogener grüner Strahl am Himmel. Der wird mit jeder Minute intensiver, ein zweiter kommt dazu, verschmilzt mit dem ersten, der Tanz beginnt. Wir erleben ein Himmelsspektakel in Grün. An den Kragen unserer Jacken bildet sich eine Eisschicht, die Auslöser der Kameras werden in der Kälte schwergängig, aber wir können uns von diesem Anblick nicht lösen.
Nach einer guten halben Stunde hat die Natur ein Einsehen mit uns und beendet das Schauspiel. Als hätte jemand den Ausschalter gedrückt, ist alles vorbei. Wir können das gar nicht glauben, suchen immer wieder den Himmel ab, aber der zeigt nur funkelnde Sterne. Wir fahren noch ein Stück weiter nach Norden, vorbei an zwei Rentieren, die an der Straße entlangwandern – hey, es weihnachtet 🎄 Nordlicht sehen wir an diesem Abend jedoch keines mehr; auch die Aurora-App vermeldet keinerlei Aktivität mehr.
Wir hätten gerne noch einen grünen Nachschlag genommen. Andererseits sind wir einfach nur glücklich über das, was wir erleben durften. Und zumindest ich für meinen Teil frage mich schon an diesem Abend, wann wir wohl das nächste Mal die Gelegenheit haben, in den Norden zu reisen und Aurora zu suchen …