Mittwoch, 28. März 2018
Farbenlehre nach Dirk und Niki. Aber dazu später. Unser Tag beginnt mit einem early morning coffee, den Olger (ohne H!) uns um zwanzig vor sieben zu unserer Hütte bringt.
Ich liebe es, so in den Tag zu starten. Irgendwo mitten in der Natur sitzen, eine Tasse dampfenden Kaffee in der Hand und zuschauen, wie alles langsam aufwacht. Dafür stehe sogar ich altes Faultier freiwillig viel zu früh auf und suche mir ein sonniges Plätzchen. A propos: Die Sonne ist Farbe Nummer eins: Sonne = Gelb.
Wir haben heute Morgen alle Zeit der Welt und trödeln gemütlich herum. Die Kamera immer griffbereit, versteht sich (und das lohnt sich – siehe Schmetterling). Es ist unser Abreisetag in der Pacuare Lodge – natürlich wieder mit Rafting-Shuttle – und Treffpunkt ist erst um halb zehn unten am Fluss. Merke: Der Fluss bringt uns Farbe Nummer zwei, denn Fluss = Blau.
Ein leckeres Frühstück später (Pancakes und French Toast für Dirk, Omelette für mich) packen wir den letzten Kleinkram zusammen und machen uns reise-, will sagen raftingfertig. Wieder sind es zwei Boote, die rausgehen. Mit uns fährt Bo mit seinen beiden Kindern Jane und Jack; unser Guide heute ist Douglas. Und wir haben einen blinden Passagier, den Jack irgendwann „Froggy Frog“ tauft 🙂
Nach Siquirres sind es zwölf Meilen; Douglas schätzt, dass wir etwa dreieinhalb Stunden brauchen werden. Und auf unserem Weg treffen wir auf Stromschnellen der Klasse 3 und 4. Als alte Rafting-Experten wissen wir … absolut nicht, was das bedeutet. Eines können wir dazu rückblickend aber auf jeden Fall sagen: Stromschnellen der Klasse 3 und 4 machen riiiichtig Spaß!
Douglas tut sein Bestes, den Spaß zu erhöhen, indem er das Boot immer mal unvermittelt unter einen Wasserfall manövriert oder rückwärts in die Stromschnellen stellt, so dass wir pitschepatsche nass werden. Eine durchaus willkommene Erfrischung an diesem sonnig-warmen Tag.
Nach etwa zwei Dritteln der Strecke gehen wir zum Lunch an Land. Kurzerhand wird eines der Boote aus dem Wasser gezogen, umgedreht und dient so als Buffett für Do it yourself-Burritos, Obst und Eistee. Bei diesem Zwischenstopp kommt uns dann zu Jacks großem Kummer auch Froggy Frog abhanden.
Knappe vier Stunden nach unserer Abfahrt aus der Pacuare Lodge kommen wir in Siquirres an. Etwas müde, überraschend angestrengt und absolut happy über diesen, wie Tilo so schön sagte, „Hotel-Shuttle der besonderen Art“. Wobei … hier in Siquirres die dritte Farbe unserer Gleichung augenfällig wird: Unsere Oberschenkel haben die Farbe von gekochtem Hummer.
Da half auch keine dicke Schicht Sonnencreme, bei diesem Wetter vier Stunden auf dem Fluss mit permanenter Sonne von oben war einfach zu viel. Lerneffekt: Sollten wir noch einmal raften gehen, dann ganz sicher mit langen Klamotten. Wir ziehen uns in Siquirres trockene Sachen an und erwarten jeden Moment unseren Mietwagen. Der ist seit einer dreiviertel Stunde überfällig, kommt aber nicht …
Olger, der liebe Kerl, nimmt die Sache in die Hand, telefoniert mit der Autovermietung, telefoniert mit dem Reiseveranstalter und irgendwann stellt sich heraus, dass der Fahrer im Stau steckt, weil sich auf der Strecke zwei LKWs getroffen haben und jetzt gar nichts geht. Na prima.
Letztlich kommt der Fahrer zwei Stunden später als geplant. Er kann nichts dafür, ich bin trotzdem genervt, denn das ist meine Urlaubszeit, die hier verloren geht. Immerhin geht die Wagenübernahme halbwegs fix; wir verabschieden uns von Olger und machen uns auf den Weg nach Arenal. Gute 180 Kilometer, Umfulana veranschlagt vier Stunden – und sollte damit Recht behalten.
Die Straßen sind irre voll, alle einspurig und es gibt nur zwei Sorten Fahrer: lebensmüde LKW-Piloten und Schnarchnasen in den PKWs. So richtig gut gelaunt sind wir nicht mehr. Aber irgendwann schaffen wir es zum Arenal Nayara, wo wir sehr nett auf Deutsch begrüßt werden: „Hallo, ich bin Sonja. Oh – und ihr kommt vom Raften, richtig?“ Die charakteristische Röte hat uns verraten 🙂
Wir checken ein, buchen noch zwei Touren für die nächsten Tage und genehmigen uns auf dem Balkon vor unserem Zimmer noch ein Gute-Nacht-Bier. Mehr geht an diesem Abend nicht mehr.