Samstag, 07. Oktober 2017
Ich werde mich hassen, wenn wir wieder zu Hause sind. Und ich werde Dirk hassen. Dafür, dass wir beide stakkatoartig den Auslöser drücken. Oder ihn einfach erst gar nicht mehr loslassen. Der Grund? Die Kaptölpel-Kolonie in Lambert’s Bay.
Nach einem erneut späten und aaaausgesprochen gemütlichen Frühstück packen wir morgens in Algeria zusammen und machen uns auf den Weg in ein Kaff, das gefühlt am Ende der Welt liegt: Lambert’s Bay. Der Weg dorthin ist von Algeria ein Katzensprung, wir brauchen gerade einmal anderthalb Stunden. Und das war auch beabsichtigt.
Ich war im Vorfeld gleich doppelt skeptisch, was diesen Tag angeht. Zum einen war der Mailverkehr zur Zimmerbuchung im @TheBay irgendwie etwas seltsam gewesen und ich war mir nicht sicher, ob wir wirklich ein Zimmer haben. Zum anderen wollten wir ausschließlich wegen der Kaptölpel nach Lambert’s Bay. Deren Brutsaison beginnt aber erst im Oktober – es könnte also passieren, dass wir zu früh und die Kaptölpel noch gar nicht da sind.
Wie geplant sind wir gegen Mittag in Lambert’s Bay und suchen erst einmal den Weg nach Bird’s Island. Wer meint, die einzige Attraktion des Ortes sei ausgeschildert , der irrt. Und unser Navi kennt Geheimwege, die es gar nicht gibt. Nach ein paar Minuten finden wir den Zugang doch, zahlen brav den Eintritt und spazieren zum Bird Hide. Meine erste Sorge war unbegründet: Die Kaptölpel sind da. Und wir fallen in einen Fotorausch …
Das hat schon mal wie geplant geklappt. Wir sind happy – trotz eisekalter Finger, denn der Wind pfeift gewaltig. Zum Mittag suchen wir uns ein sonniges Plätzchen bei Isabella’s direkt im Hafen und reservieren der Einfachheit halber gleich einen Tisch für abends. Die Muscheln und die Calamari waren nämlich lecker!
So, dann jetzt Herausforderung 2: ein Zimmer im @The Bay bekommen. Wir suchen die Unterkunft und stellen fest, dass sie direkt neben dem Spar liegt, in dem wir vorhin noch schnell eingekauft haben. Lambert’s Bay ist halt nicht so groß 🙂 Auf einem Mäuerchen sitzen zwei ältere Damen und begrüßen uns: „Are you Nicole?“ Na prima, dann erwarten sie uns zumindest schon mal.
Wir sollen mit dem Auto auf die andere Seite des Hauses fahren und dort vor der Garage parken. Dirk holt den Landy, ich tappere zu Fuß nach vorne – und bin erst einmal verwirrt, weil mir eine ganz andere, allerdings auch durchaus ältere Frau die Tür öffnet. Sie stellt sich als Nietsie vor, ist herzensgut und bis Dirk mit dem Landy da ist, sind wir schon in ein Gespräch vertieft.
Nietsie zeigt uns unser Zimmer. Und wir müssen beide erst einmal ganz bewusst den Mund wieder zumachen. Überraschung. Amusement. Verblüffung. Irgend so ein Mix … Wir stehen in einem Zimmer, das eine Mischung aus tüddelig und Broadway-Style ist. Davor ein riesiger Balkon mit Blick aufs Meer – und in der Ferne sogar auf Bird’s Island.
Nietsie bringt uns auch gleich noch etwas Wasser, zeigt mir den Sherry – „Help yourself!“ – dann räumen wir unseren Kram aufs Zimmer und amüsieren uns köstlich über diese Unterkunft und ihre Bewohner. Wir hätten mit vielem gerechnet. Aber nicht mit einer so sympatisch-herzlichen „Alten-WG“, wie Dirk gleich mal despektierlich lästert, weil nicht nur die drei älteren Damen herumsprimgen, sondern unten im Wohnzimmer auch noch ein Opa auf dem Sofa liegt und Rugby schaut.
Wir verbringen einen sehr gemütlichen Nachmittag und brechen gegen halb sechs erneut nach Bird’s Island auf. Wir hoffen auf gutes Licht Richtung Sonnenuntergang. Erneut verbringen wir fast eine dreiviertel Stunde bei den Kaptölpeln und machen viel zu viele (Betonung: VIEL ZU VIELE!!!) Fotos.
Als es langsam zu dunkel wird und uns im Übrigen auch fast die Finger abfrieren, weil doch ein eisiger Wind bläst, spazieren wir zurück in den kleinen Hafen und widmen uns dem Abendessen bei Isabella’s. Wir entscheiden uns für Muscheln in Knobi als Vorspeise und nehmen danach die gegrillten Langusten. Leckerschmecker!
Isabella’s gefällt uns nicht nur, weil das Seafood so lecker ist. Der Laden ist insgesamt witzig und weil Samstagabend ist, findet sich nach und nach auch eine lustige Mischung aus Einheimischen und Touristen ein. Wir bleiben bei einem Irish Coffee noch eine Weile sitzen und schauen dem Treiben zu …
Die Kaptölpel-Kolonie in Lambert’s Bay
Vorsicht, Kaptölpel im Landeanflug!
Sonnenuntergang im Hafen von Lambert’s Bay