Samstag, 26. März 2016
„Did you sleep well?“ Daniel brummelt heute Morgen vor sich hin. Der passionierte Frühaufsteher ist er ohnehin nicht, aber heute sieht er wirklich finster aus. Er hatte gestern Abend schon prophezeit, dass die Gnus die ganze Nacht hindurch laufen und gnuen würden. Das hatte ihn nicht schlafen lassen. Wir hingegen sind bestens gelaunt und wunderbar ausgeruht. Was gibt es Genialeres, als mitten im afrikanischen Busch zu schlafen und dabei den nächtlichen Geräuschen zuzuhören?
Die Gnus waren ganz dicht an unserem Zelt vorbeigelaufen und wir hatten das Gefühl, als könnten wir sie durch die Zeltplane fast fühlen. Gigantisch. Begleitet vom Brüllen eines Löwen frühstücken wir und freuen uns auf den Tag. Die Serengeti ist wie Afrika aus dem Bilderbuch. Da merkt man doch recht schnell, mit welchen Filmen und Geschichten wir in unserer Kindheit aufgewachsen sind 🙂 Und die Serengeti hält jede Menge Tiere für uns bereit. Na klar, wir sehen immer wieder die riesigen Gnu-Herden an uns vorbeiziehen, begleitet von den Zebras, die auf dieser Migration eine im wahrsten Sinne des Wortes führende Rolle einnehmen. Aber auch die Katzen kommen nicht zu kurz.
Löwen liegen auf den inselartig aus der Ebene herausragenden Felsen oder im Schatten unter einem Baum, fast könnte man meinen, hier gäbe es Löwen im Überfluss. Das Schönste: Trotz Funkverkehrs sind wir fast immer allein. Und dann wirkt Daniel plötzlich angespannt. Der Funk ist Kisuaheli, wir verstehen (fast) kein Wort. Aber wir haben eine Ahnung: Löwen hatten wir heute schon. Gnus, Giraffen, Elefanten sorgen bei einem Guide nicht unbedingt für einen Adrenalin-Schub. Es können nur Katzen sein und es ist eine Katze: Ganz in der Nähe hat ein anderer Guide eine Gepardin entdeckt (ok, ich gebe es zu – sooo doof ist der Funkverkehr doch nicht :). Ein tolles Tier, an das wir sogar recht nah herankommen, bis es genug von uns hat und sich trollt. Eine Gepardin, wie schön ist das denn? Was sollte der Tag jetzt noch bieten können?
Gepardin ganz nah
Löwe noch näher 🙂
Leopard – weiter weg …
Zunächst einmal bietet der Tag ein weiteres Mittagessen von Alois. Mitten in der Wildnis zaubert er uns eine Gemüsequiche in seinem provisorischen Öfchen über offenem Feuer. Der Kerl ist wirklich phänomenal. Wir gönnen uns ein wenig Mittagsruhe, lesen vor dem Zelt und schauen den Gnus zu, bis Daniel gegen vier Uhr am Nachmittag zum Game Drive ruft. Zunächst scheint es ein ruhiger Nachmittag zu werden, bis auf Elefanten und die allgegenwärtigen Gnus und Zebras ist nichts zu sehen. Doch dann rauscht wieder der Funk und Daniel steuert zielstrebig einen Punkt an … Woher er immer weiß, wie er fahren muss, erschließt sich uns übrigens nicht, denn Wegweiser gibt es fast keine.
Von Weitem sehen wir schon, dass sich vier, fünf Autos an einem Fleck zusammengefunden haben. Da sitzt doch tatsächlich ein Leopard oben im Baum, Fotos sind wegen des Gegenlichts schwierig, aber das Bild, das sich uns bietet, ist wunderschön. Leider nicht für lange, denn nach ein paar Minuten klettert der Leopard geschmeidig den Baum hinunter und verschwindet im hohen Gras. Wow. Dieser Tag verwöhnt uns mit Tiersichtungen, wie wir es nicht zu hoffen gewagt hätten. Da scheint es fast zwingend, dass wir zum Abschluss noch das Bilderbuch-Bild schlechthin geboten bekommen: Eine Geparden-Mutter mit ihren drei Jungen, auf einem kleinen Erdhügel im hohen Gras der Serengeti sitzend und Ausschau nach Beute haltend …
Zum Abendessen gibt es gefüllte Hähnchenbrust und im Hintergrund ein Gnu-Konzert. Mischt sich da nicht auch ab und zu ein Löwenbrüllen drunter? Was für ein Tag. Was für ein Geburtstag. Mitten in der Serengeti. Wir schlafen zufrieden ein und ahnen nicht, was uns zum Sonnenaufgang erwartet.