In der Nacht hatten wir das aufgeregte Bellen der Schakale gehört, normalerweise ein Zeichen dafür, dass sich ein Raubtier in der Nähe herumtreibt. Am Wasserloch war aber alles ruhig. Wir standen wieder früh auf, genossen das letzte KTP-Frühstück für diesmal und packten dann unsere Sachen zusammen. Wir würden in Mata Mata ausreisen und waren gespannt, denn bislang war bei jedem unserer Aufenthalte im Kgalagadi der letzte Game Drive ein ganz besonderer gewesen. Diesmal auch?
Zunächst war alles ruhig, wir sahen die Hyänen nördlich von Urikaruus noch einmal, ansonsten zeigten sich bis auf die allgegenwärtigen Springböcke kaum Tiere. Dann sahen wir aus der Ferne schon, dass am 14. Bohrloch mehrere Autos standen. Das konnte eigentlich nur bedeuten: Raubkatzen in der Nähe! Was uns verwirrte, war die Tatsache, dass am Wasserloch seelenruhig vier Oryx standen und tranken. Das wiederum sprach eindeutig gegen Raubkatzen. Egal, wir stellten uns natürlich neugierig zu den anderen Autos.
Holländer und die Spielregeln
Gute Entscheidung, denn plötzlich tauchten hinter einem Baumstamm ganz charakteristische Punkte auf: Geparden. Unsere Geparden. Beide. Wir waren doppelt glücklich, denn so nah hatten wir sie noch nie gesehen und offenbar waren die beiden wieder zusammen. Jetzt wurde auch klar, warum die Oryx so ruhig am Wasserloch standen: Sie sind zu groß und mit ihren langen, scharfen Hörnern keine Beutetiere für die Geparden.
Weniger ruhig war leider ein Holländer, der anfing, den Fotograf im Auto vor uns anzublaffen, er solle gefälligst Platz machen, damit auch andere fotografieren könnten. Witzige Idee, offenbar aus Frust über einen schlechten „Tribünenplatz“ heraus geboren. Die klare, wenn auch ungeschriebene Regel in afrikanischen Nationalparks lautet schlichtweg: Wer zuerst kommt, kann sich den besten Platz aussuchen, wer später kommt, muss nehmen, was übrig ist. Ganz einfach. Aber es ist im Leben wie im Fußball: Die Holländer haben das Spiel einfach nicht verstanden.
Für die Geparden war das alles eindeutig zu viel Trubel, sie verzogen sich recht schnell in Richtung der Dünen. Wir versuchten noch, sie auf der oberhalb des Wasserlochs vorbeiführenden Straße zu erwischen – gute Idee, leider waren wir etwas zu langsam und sahen sie nur noch hinter dem nächsten Dünenkamm verschwinden. Der Rest der Fahrt bis Mata Mata war dann unspektakulär, nicht einmal die Löwen in Craig Lockhart zeigten sich. Wir waren trotzdem mehr als zufrieden, verabschiedeten uns aus dem Kgalagadi und reisten in Namibia ein. Die Einreise war letztlich unproblematisch wie immer, neu war nur, dass die Grenzbeamtin diesmal genau wissen wollte, wo wir die nächsten Tage verbringen werden. Warum das so wichtig war, keine Ahnung – vielleicht wollte sie sich auch nur nett mit uns unterhalten.
Wieder zurück in Windhoek
Die Fahrt nach Windhoek war langweilig wie immer, wir kamen zügig voran und wurden auch diesmal einfach durch die Polizeikontrolle durchgewunken. Also keine Diskussionen über nationale und internationale Führerscheine. Puh, ich war erleichtert. Der Himmel war wieder zugezogen, Windhoek bekam wirklich viel Regen diesmal. Ankommen in der Casa Piccolo, Milchshake und Kuchen in der Wilden Ente (Cheese für Dirk, Carrott für mich), Siesta und dann Abendessen in Joe’s Beerhouse. Wir entschieden uns für den Gemsbok, der auch diesmal wieder sehr lecker war. Dirk hing allerdings ein wenig in den Seilen, war todmüde, deshalb kürzten wir das Abendessen so weit wie möglich ab, fuhren zurück, fielen in die Betten – und waren ruckzuck eingeschlafen.