Wir gehen in die Luft
Freitag, 03.10.204
Ich wollte mal wieder in die Luft gehen. Ganz kontrolliert, versteht sich. Schon lange hatte ich die Idee, dass wir wieder einmal eine Ballonfahrt unternehmen könnten. Unsere bislang erste und einzige vor vielen, vielen Jahren in der Auvergne konnte Dirk dank eines fürchterlichen Heuschnupfen-Anfalls nicht wirklich genießen. Letztes Jahr im Damaraland hatte die Fahrt wegen des Wetters nicht geklappt. Und eine Ballonfahrt über die Namib … hmm … das wäre doch bestimmt schön.
Ich musste zu Hause einiges an Überzeugungsarbeit leisten, aber schließlich gab Dirk nach, verzichtete mir zuliebe auf den eigentlich geplanten Morgen-Ausflug zu den Body Dunes und stattdessen buchten wir eine Ballonfahrt. Um es vorweg zu nehmen: Bereut hat er das nicht (behauptet er jedenfalls …). Um viertel vor sechs wurden wir abgeholt und zusammen mit einigen anderen zum Startplatz gefahren. Da standen sie schon, zwei riesige Heißluftballons, bereit in die Luft zu gehen. Da wir als letztes „Zubringerauto“ ankamen und leider etwas spät waren, hatten wir die erste Phase verpasst, als die Ballons noch am Boden lagen. Schade, vor allem wegen der Fotomotive, aber nicht weiter schlimm.
Wir krabbelten zu unserem Piloten Paul in den Korb und schon hob der Ballon ab. Einfach majestätisch, über die Wüste zu schweben, eine Herde Oryx am Boden, die im Licht der aufgehenden Sonne lange Schatten wirft – eine unglaubliche Ruhe, ein Gefühl der Schwerelosigkeit. Hat jetzt vielleicht irgendjemand noch nicht bemerkt, dass ich völlig beeindruckt war? Der Wind meinte es gut mit uns, zumindest richtungsmäßig und trieb uns immer weiter auf die roten Dünen der Namib zu. Leider blies er nur sehr schwach (da braucht man einmal etwas kräftigeren Wind …), so dass wir extrem langsam vorankamen. Machte nichts, die Blicke von oben und auch einfach das Gefühl des Schwebens waren es allemal wert.
Nach einer guten Stunde bereiteten die beiden Ballons sich aufs Landen vor – auch das eine spannende Sache, weil der Ballon natürlich nicht irgendwo mitten in den Dünen runtergehen kann. Am Ende landeten wir, gezogen von ein paar Jungs von Namib Sky Balloon Safaris, ganz sanft direkt auf dem Autoanhänger, der den Ballon abtransportieren würde. Wir wurden zu einem Luxusfrühstück mitten in den Dünen gefahren, auch das ein Traum, und waren am späten Vormittag, voller neuer Eindrücke, zurück auf unserer Campsite in Sesriem.
Um kein Abendessen-Debakel zu erleiden, kochten wir diesmal am frühen Nachmittag unsere Nudeln Aglio Olio nach Busch-Art und brachen dann erneut auf Richtung Dünen. Diesmal fuhren wir durch bis zum 4×4-Parkplatz, denn unser Ziel hieß Dead Vlei. Wie erwartet waren wir dort nicht allein, schlimmer noch, fast zeitgleich mit uns nahm eine spanische Reisegruppe den guten Kilometer bis zum Dead Vlei in Angriff. Das war nicht ganz nach meinem Geschmack …
Das Schöne an Reisegruppen ist allerdings, dass sie so berechenbar sind. Das Dead Vlei ist ziemlich groß und die Gruppe blieb (natürlich) recht weit vorne. Zudem war sie nach zwanzig Minuten auch schon wieder auf dem Rückweg; vermutlich stand auch noch das Sossusvlei auf dem Tagesprogramm. Ähnlich machten es die folgenden drei oder vier Gruppen, wir konnten am anderen Ende des Dead Vleis in aller Ruhe fotografieren. Lediglich die Japaner fingen irgendwann an, uns im Bild rumzuspringen. Aber da hatten wir fast alles fotografiert, was wir wollten und zudem zog eine Schleierbewölkung auf, die das Licht enorm verschlechterte.
So machten wir uns früher als nötig auf den Rückweg nach Sesriem, halfen unterwegs noch einem steckengebliebenen Schweizer aus dem Tiefsand heraus und konnten mit dem letzten Licht des Tages unsere Campsite diesmal ohne Schwierigkeiten finden. Gegessen hatten wir ja bereits am Nachmittag, deshalb gönnten wir uns nach dem Duschen nur noch einen Whisky und schauten in die Sterne. Soweit diese zu sehen war … Wolken verdeckten den Sternenhimmel teilweise und es wurde windig. Ziemlich windig. So windig, dass ich nach einer halben Stunde im Zelt beschloss, lieber im Auto zu übernachten. Dirk blieb (mutig oder bockig je nach Interpretation) noch ein paar Stunden im Zelt und flüchtete erst am frühen Morgen ins Auto.
Nun gut, think positive: Immerhin hatten wir Glück mit der Ballonfahrt. Die war am Tag vorher wegen zu starken Windes ausgefallen und würde wohl auch am Samstag nicht stattfinden können.