Provence 2008

17. Mai 2008

Aufstehen. Früh aufstehen. 6 Uhr Abfahrt. Nur gut, dass wir das mit dem Aufstehen mitten in der Nacht schon am vergangenen Samstag geübt hatten, weil Mütterchen unbedingt den Zug um 5:55 Uhr nehmen wollte …

Also: Früh aufstehen! Und dann knappe 1.000 Kilometer Straße gen Süden – Südwesten, um genau zu sein. Und wofür? Dafür, dass es in der ach so sonnigen Provence dann wie aus Kübeln regnet. Dafür, dass wir aus „unserem“ Chambre d’hôtes „Les Haut de Veroncles“ zu Freunden der Besitzer ausquartiert werden. Na danke! Wir sind echt bedient. Und beide nahe dran, die tausend Kilometer gerade wieder zurückzufahren. Ein toller Urlaubsstart, Laune auf dem Tiefpunkt.

Dann kommt zum Glück das Abendessen und mit ihm die hausgemachte Pastete, der Schinken mit Kräuterkruste, die selbst eingelegten Ziegenkäse … War irgendwas? Alles bestens, wir bleiben hier!

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18. Mai 2008

Thymian! Dieser Duft macht glücklich – vor allem, wenn dazu auch noch die Sonne scheint. Wir sind mit „unserer“ Provence versöhnt und wandern fröhlich drauflos: Gordes, le village des Bories, das Kloster Sénanque. Alles durch knallig gelbe Ginsterlandschaften, in denen es rauschhaft nach Kräutern riecht.

Geradezu rauschhaft erscheinen uns auch die Mohnfelder, die mit ihrem leuchtenden Rot immer wieder die Landschaft dominieren. Blühenden Lavendel sehen wir nicht, dazu sind wir einige Wochen zu früh, aber die Provence meint es gut mit uns und setzt immer wieder lilafarbene Kräuter, Disteln und andere „Akzent-Blüten“ mitten in diese Mohnteppiche. Ein Traum!

Und zur Belohnung für die stramme Wanderung dann am Nachmittag ein Sandwich in Gordes – und natürlich die Vorfreude aufs Abendessen.

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19. Mai 2008

Der bange Blick zum Himmel. Immer wieder dunkle Wolken, die sich auch noch erdreisten, tatsächlich Regentropfen fallenzulassen. Wandern oder nicht wandern, das ist hier die Frage. Aber spätestens seit Norwegen im letzten Jahr kann uns eigentlich kein Regen mehr schocken, also fröhlich losgewandert.

Eine Frage stellt sich immer wieder: Wieso müssen die eigentlich Täler zwischen ihre Dörfer bauen? Auf und nieder, auf der einen Seite runter, nur um auf der anderen wieder hochzuklettern – wohlwissend, dass der Rückweg das Spielchen in umgekehrter Reihenfolge mit sich bringen wird. Stört uns das? Ach Unsinn!

Und weil wir ja topfit sind, wollen wir uns nachmittags auch noch die Ockerbrüche in Roussillon anschauen – machen wir auch, leider mit nicht ganz dem sanften Nachmittagslicht, das wir uns vorgestellt haben, sondern begleitet von dunklen, fiesen Wolken.

Na egal, denken wir uns, dann kaufen wir eben Wein. Gesagt getan, am Ende landen ein paar Kisten Côtes du Lubéron der Domaine Chasson in unserem Kofferraum.

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20. Mai 2008

Sie sind schon zwei ganz spezielle Menschen, Camille, der leidenschaftliche Koch, und Marie Anne, die quirlige Hausherrin. Man muss sie mögen oder nicht – wir haben es bei den beiden genossen und müssen doch schon wieder „au revoir“ sagen. Die nächste Etappe steht an und damit endlich ein Wiedersehen mit St.-Rémy-de-Provence.

St.-Rémy-de-Provence – der Name allein hat einfach Klang, für uns klingt er eindeutig nach Crêpes und Cidre! Diese kleine Crêperie, damals, vor zig Jahren, als wir zum ersten Mal in der Provence waren, ob wir die wohl wiederfinden würden? Oh ja, irgendwann war sich Dirk sicher: Wenn wir um die nächste Ecke biegen, dann sind wir da. Kurze Pause, der Worte sind genug gewechselt – jetzt werden Crêpes und Cidre bestellt!

Vor die Crêpes hatte die Planung allerdings eine kleine Wanderung gestellt, mit traumhaften Ausblicken auf die Kette der Alpilles, schönen Wegen – wenn da nicht der steinige und steile Pfad nach oben gewesen wäre. Also ehrlich, warum tut man sich das eigentlich an? Hardcore-Wanderer werden aus uns nicht mehr, Spaß gemacht hat’s trotzdem: draußen sein, sich bewegen, frische Luft – und als Anreiz Fotomotive frei Haus!

Abends dann die nächste geniale Überraschung: ein sehr herzlicher Empfang im „Balcon des Alpilles“ und die Frage, ob wir denn zum Abendessen und damit zur selbstgemachten Foie Gras bleiben würden … Was für eine Frage!

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21. Mai 2008

Abendessen de luxe nennt man so etwas wohl. Foie Gras, Gemüse in Olivenöl, Rinderfilet mit Morchelsauce und eine Käseplatte, die es mit jedem Restaurant aufnehmen konnte. Dirk hat schon Recht, wenn er meint, dass Josy es sich zur Aufgabe gemacht habe, ihre Gäste zum Platzen zu bringen …

Wir sind auf jeden Fall am nächsten Morgen immer noch satt und rundum glücklich. Und gespannt, denn die anderen Gäste hatten uns abends schon erzählt, dass das Frühstück noch um Klassen besser sei als das Abendessen.

Sie hatten nicht übertrieben: Eine wahre Tafel von Herrlichkeiten, selbstgebackene Kuchen, Clafoutis, selbst (!!!) gekochter Schinken, marinierter Ziegekäse, … Sensationell! Wir hätten auch bis abends weiter frühstücken können, machen uns dann aber doch auf zur nächsten Wanderung, diesmal durch die Gorges du Gardon. Traumschön, zumindest im ersten Stück, immer entlang des Flüsschens über die großen Kiesel. Und dann, ja dann wird die Wegbeschreibung schlechter und die dunklen Wolken immer mehr … Das letzte Stück des Weges wird zum Wettlauf gegen das Gewitter – wir gewinnen! – und zur schweißtreibenden Angelegenheit in der extrem schwül-warmen Luft.

Abends dann, nein, leider kein Diner von Josy, dafür aber schweizer Käse als „Appetitanreger“ von einem der Gäste und dann ein gemütliches Abendessen auf dem Dorfplatz von Maussane .

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22. Mai 2008

Unser letzter Tag bricht an, natürlich wieder mit einem gigantischen Frühstück und der Aussicht auf eine nicht ganz einfache Wanderung. Von Maussane nach Les Baux de Provence und zurück, das bedeutet einige Höhenmeter und für Dirk, der sich ziemlich schlapp fühlt, erst einmal eine ziemliche Quälerei. Trotzdem: Die Ausblicke auf Les Baux sind sehenswert, das Wetter meint es gut mit uns – und nach der ersten Rast in Les Baux kommen auch Dirks Lebensgeister zurück.

Die Steilstufe hinter Les Baux hätte ich nicht gebraucht, das war wirklich grenzwertig, aber es hat geklappt, alles gut. Und weil wir ja so unglaublich fit sind, nehmen wir auch gleich noch einen (nicht ganz beabsichtigten) einstündigen Umweg. Zu guter Letzt nochmal eine Orangina in Les Baux und dann zurück nach Maussane, wo wir uns auch an diesem Abend das Essen schmecken lassen.

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23. Mai 2008

Salut Provence, au revoir – wir wollen den Rückweg gemütlich angehen, in Tavel und im Tricastin noch Wein kaufen und dann auf gut halbem Weg übernachten. Was auch fast wie geplant klappt … In Tavel finden wir schnell das Lädchen wieder, in dem wir vor Jahren schon den Wein gekauft hatten. Und auch diesmal gehen wir nicht mit leeren Händen hinaus.

Im Tricastin fängt es weniger vielversprechend an, die Domaine de Montine hat offenbar Mittagspause. Für uns nicht nachvollziehbar, denn die Betreiber wohnen direkt neben dem Verkaufsraum. Nun gut, so entgeht ihnen ein durchaus beachtlicher Weinverkauf, den sich am Ende der sympathische Sohn des Winzers auf der Domaine Rozel sichert.

Mit insgesamt 96 Flaschen Wein im Kofferraum – nein, der ist natürlich nicht nur für uns, sondern auch für die Schwiegereltern – (und der Reisetasche auf der Rücksitzbank – Platzprobleme!) haben wir unsere Einkaufsliste abgehakt und können zügig Richtung Bulgnéville fahren. Ein erstaunlich nettes Örtchen, ideal als Zwischenstopp und mit dem Restaurant „La Marmite Beaujolaise“, in dem man richtig lecker essen kann. Ein würdiger Urlaubsabschluss!

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Fazit: Die Provence gehört einfach zu unseren Lieblingsecken in einem Land, in dem es uns an vielen Stellen sehr gut gefällt. Wir haben uns wieder einmal sehr wohl gefühlt und werden – schon allein wegen der Crêperie in St. Rémy – sicher wiederkommen.