Sonntag, 08. April 2012 (Ostersonntag)

Der morgendliche Blick aus dem Fenster verhieß nichts Gutes: bedeckter Himmel, die Temperaturen kratzten gefühlt an der 10 Grad-Marke. Radfahren oder nicht, das war – wieder einmal – die Frage. Wir entschieden uns dafür, gut eingepackt in unsere warmen Jacken, aber leider nur mit dreiviertel langen Radlerhosen ausgestattet. Also auf nach Trient!

Auch dieser Radweg ist wieder sehr gut ausgebaut, er führt immer an der Etsch entlang. Mit kräftigem Rückenwind machten wir mächtig Tempo, die Räder fuhren fast von allein – für Dirk später ein Grund zu behaupten, das könne man doch nicht als echte Radtour werten. Männerstolz! Unterwegs zogen immer mehr dicke, fiese, dunkle Wolken auf – sollten wir umkehren? Nein, das ging ja nun auch nicht, wir sind doch keine Weichei-Radler! Wir fuhren weiter, es wurde immer kälter und durch den Wind auch richtig unangenehm.

Reisebericht Südtirol: Radweg Trient - Bozen

Nach drei Stunden waren wir dann – gut durchgefroren – endlich in Trient, der Tacho zeigte knapp 65 Kilometer. Die Idee, den wirklich gut ausgebauten Weg auch wieder zurückzufahren, begruben wir; bei diesem Wind und diesen Temperaturen wäre das pure Quälerei gewesen und das brauchten wir nun wirklich nicht. Eben doch Weicheier ;-))

Trient schien auf den ersten Blick komplett ausgestorben zu sein. Auf dem Domplatz herrschte dann aber immerhin ein klein wenig Leben. Die Stadt gefiel uns überraschend gut und wir waren wieder einmal froh, dass wir die Kamera dabei hatten. Auch wenn sich Dirk immer noch ein klein wenig für die uncoole Lenkertasche schämt, die er für die Kamera mit sich herumfahren muss.

Wir bummelten kurz durch die Gässchen, tranken ganz gemütlich ein Glas Wein in der Sonne, dann rollten wir zum Bahnhof und nahmen den Zug nach Bozen. Der hatte sogar ein eigenes Fahrradabteil – gut und schön; leider war die Tür aber viel zu eng und es entstand ein elendes Gewurstel, bis wir die Lenker durchbekommen hatten.

Den Nachmittag verbummelten wir wieder in Bozen, tranken einen Veneziano als Aperitif. Auf der Suche nach einem Lokal für das Abendessen mussten wir feststellen, dass noch mehr Restaurants geschlossen waren, als am Tag zu vor. Letztlich landeten wir im Bozener Brauhaus und das war auch gut – leckeres natürtrübes Bier und handfestes Essen. Ganz unser Geschmack.

Reisebericht Südtirol: Trient

Samstag, 07. April 2012 (Ostersamstag)

Fotoserie im Reisebericht Südtirol

Och nö! Das Wetter wollte uns schon wieder ärgern, alles war grau in grau und wolkenverhangen. Aber diesmal waren wir darauf vorbereitet – und vor allem wild entschlossen, wandern zu gehen! Na ja, also was man bei Schaubes so Wandern nennt … Wir hatten uns eine nette kleine Tour bei Kaltern rausgesucht, gerade einmal 12 Kilometer, vorbei an den Montiggler Seen, ohne großes Rauf und Runter. Die Tour war dann auch tatsächlich recht angenehm zu gehen, wenn es doch bloß nicht auch noch zwischendrin angefangen hätte zu regnen.

Glücklicherweise drohten die dunklen Wolken mehr Regen an, als dann tatsächlich runterkam; und bei schönem Wetter … ja, bei schönem Wetter wäre diese kleine Wanderung auch landschaftlich ein echter Genuss gewesen. So war es mehr Bewegungstherapie an der frischen Luft – aber auch das hatte seinen Reiz. Wir hatten die leise Hoffnung, dass der Himmel noch aufreißen würde und wir in Kaltern ein paar Fotos machen könnten, denn der kleine Wein-Ort ist ganz schnuckelig. Aber dazu kam es nicht, die Wolkendecke blieb kompakt. Wir belohnten uns mit einem Glas Wein auf dem Marktplatz von Kaltern – natürlich ganz tapfer draußen sitzend und den Temperaturen von gerade so eben 10 Grad trotzend.

Der Rest des Tages klang gemütlich aus, nach einem gepflegten Aperitif entschieden wir uns erneut für das Abendessen im Nussbaumer – noch einmal dieser sensationelle Büffelmozzarella, ein echtes Gedicht!

Freitag, 06. April 2012 (Karfreitag)

Fotoserie im Reisebericht Südtirol

Na bitte, es ging doch! Sonne, blauer Himmel – das Programm war klar: Eis essen in Meran! Endlich kamen wir zum Radfahren und die Strecke war wie für uns gemacht, ein ganz leichtes Auf und Ab, zwar leider entlang der Landstraße, aber das störte kaum. Eine schöne Radtour – bis wir dann zu dem Schild kamen, das lächerliche 14% Steigung auf den nächsten paar Kilometern verhieß. Nun gut, da drehten wir dann doch lieber in Richtung Fluss ab und nahmen die Rennstrecke entlang der Etsch.

Meran gefiel uns gut, das Städtchen hat den Sonntagsnachmittags-Charme einer Kurstadt und entsprechender Betrieb herrschte natürlich bei schönstem Sonnenschein am Karfreitag auf der Uferpromenade. Wir fanden dann nicht nur eine Eisdiele, sondern auch noch eine freie Bank an der Etsch und ließen es uns gutgehen. Ja, Meran ist ein hübsches Städtchen. Insgesamt gefällt uns Bozen dann aber doch besser – es wirkt irgendwie authentischer.

Auf dem Rückweg gaben wir kräftig Gas; die Radwege in Südtirol laden geradezu zum Schnellfahren ein und entsprechend schnaufend, aber vor allem glücklich über den gut 80 Kilometer langen, gelungenen Radausflug waren wir nachmittags zurück im Hotel. Und freuten uns nach einer heißen Dusche schon auf ein Würstel in der Altstadt. Von wegen! Es war Karfreitag und die Würstelstände alle geschlossen … Wir entschieden uns stattdessen für ein Bier im Bozener Brauhaus und stimmten uns schon mal auf das Abendessen ein – diesmal wieder im Weissen Rössl.

Donnerstag, 05. April 2012

Fotoserie im Reisebericht Südtirol

Wir waren voller Tatendrang, wie immer im Urlaub. Also raus aus den Federn, die Vorhänge aufgezogen – und bittere Enttäuschung: Draußen sah es alles andere als frühlingshaft-freundlich aus, das Wetter gab sich eher novembertauglich grau in grau und auch noch kühl. Na gut, wir frühstückten erst einmal und würden dann weitersehen.

Wirklich ärgern lassen wir uns im Urlaub von keinem Wetter, wir beschlossen, den Tag zu nutzen, um Bozen ausgiebig zu erkunden. Dirk wollte sich vorher noch um die Fahrräder kümmern, damit wir – bei zutreffender Wettervorhersage – dann am nächsten Tag wenigstens gleich würden losradeln können. Kommentare über Männer und ihr Verhältnis zur Überprüfung eigener Meinungen verkneife ich mir an dieser Stelle. Fakt ist, dass wir den Tag auch dazu nutzten, in einem Bozener Fahrradgeschäft noch eine Luftpumpe zu kaufen, um Dirks Rad wieder flott zu machen – und das lag nicht daran, dass wir keine Luftpumpe dabei gehabt hätten. Neue Räder, neue Ventile – prüfen muss man da nicht, ob die alte Pumpe noch passt …

Ich hatte Stoff zum Lästern, Dirk ließ es stoisch über sich ergehen und wir machten uns einen schönen Tag in Bozen, schlenderten durch die Altstadt und aßen natürlich auch ein Würstel. Als es anfing stärker zu regnen, wollten wir uns zu Ötzi ins Museum flüchten – aber eine gefühlt unendlich lange Schlange, die draußen in eben jenem Regen anstand, ließ uns zu dem Entschluss kommen, dass Museen ja sowieso nicht unsere Welt sind.

Es war also ein gemütlicher Tag, den wir mit einem sensationell leckeren Abendessen im Restaurant Nussbaumer. Einfache italienische Küche, ein gigantisch leckerer Büffelmozzarella und ein genialer Grappa. Super!

Mittwoch, 04. April 2012

Fotoserie im Reisebericht Südtirol

Ist Südtirol eigentlich schon Italien? Die Frage stellte sich uns, denn wir hatten so viel Schönes gehört von gutem Essen, von leckeren Weinen und von tollen Radwanderwegen. Aber Italien?!

Italien hatten wir für uns eigentlich abgehakt; wir können diesem Land einfach nichts abgewinnen. Und trotzdem, Südtirol, das reizte uns schon … Am Ende einigten wir uns darauf, dass Südtirol ganz bestimmt genauso unitalienisch sein würde, wie das Elsass definitiv unfranzösisch ist. Und wenn diese Annahme korrekt war, dann würden wir Südtirol ganz bestimmt mögen. Theorien à la Schaube!

Vor allem wollten wir radfahren, aber natürlich reizte uns auch die alpine Bergwelt – Fotomotive, die wir auf unseren Reisen sonst nur selten vor die Linse bekommen. Für beides waren wir auf gutes Wetter angewiesen. Und das kann Anfang April in Südtirol klappen, muss aber nicht. Am Ende war der meistgesagte Satz dieses Urlaubs: Also bei schönem Wetter …

Wir suchten uns drei Etappen raus: Bozen, weil von dort schöne (und flache) Radtouren starten. Aldein, weil der Gasthof Krone angeblich so leckeres Essen macht. Und Glurns, weil wir zum Abschluss auch noch die nordwestliche Ecke mitnehmen wollten. Wir waren sehr gespannt, was uns erwarten würde. Urlaub in Europa – für uns mittlerweile ein echtes Abenteuer …

Fotos der Tour gibt es wie immer in der Foto-Galerie > Touren in Europa > Südtirol 04/12.

Es war also soweit, endlich wieder Urlaub, endlich wieder auf Reisen gehen und das nicht nur für ein langes Wochenende, sondern für ganze zehn Tage. Mit dem Auto … Für uns war das ein Abenteuer – Flugzeug, ja, das können wir. Aber Auto? Aufgaben wie Volltanken, Luftdruck prüfen, Ölstand messen & Co. grenzten nahe an Überforderung 😉 Und wie um alles in der Welt sollten all diese Reisetaschen in unseren armen Mini passen?

Aber alles passte, der Fahrradträger saß bombenfest und nach einem ausgiebigen Frühstück waren wir gegen halb neun auf dem Weg nach Südtirol. Die Autobahnen waren unerwartet voll und wir fuhren von einem Stau in den nächsten; glücklicherweise waren alle eher klein – ich hasse Tagesbaustellen! Wir nahmen es gelassen, wir hatten schließlich den ganzen Tag Zeit.

Insgesamt klappte alles gut, auch die vorher bereits bezahlte Video-Maut für den Brenner funktionierte bestens und so kamen wir irgendwann am späten Nachmittag in Bozen an. Wir hatten für fünf Nächte im Hotel Scala Stiegl reserviert. Die große Frage, die wir uns vorher gestellt hatten: Wo würden wir wohl den Fahrradträger in dieser Zeit abstellen können? Denn wir hatten keine Lust, den permanent mit uns herumzufahren. War alles kein Problem, wir bekamen eine eigene, abschließbare Garage – die perfekte Lösung für uns.

Wir checkten also ein, freuten uns über ein schönes, großes Zimmer und machten uns dann auf zu einem ersten Spaziergang durch Bozen. Vom Hotel waren es fünf Minuten zu Fuß bis in die Altstadt und was wir dort sahen, gefiel uns gut. Bozen war uns auf Anhieb sympathisch – damit hätten wir gar nicht unbedingt gerechnet. Und nachdem auch das Abendessen im Weißen Rössl ausnehmend lecker war, wussten wir: Der Urlaub hatte begonnen! Wir fingen also an Pläne zu schmieden, die alle begannen mit den Worten: Bei schönem Wetter … Denn das machte uns noch Angst, die Wettervorhersage war grausam.