Samstag, 29.09.2012

Reisebericht Namibia und Botswana

Es war nachts empfindlich kühl geworden. Was wir auch durchaus erwartet hatten, denn wir hatten den „heißen Norden“ hinter uns gelassen und waren uns sicher, dass wir in den nächsten Tagen wieder öfter zu den Fleecejacken greifen würden. Noch aber saßen wir tapfer in T-Shirt und Shorts beim leckeren Frühstück in der Nata Lodge. Wir ließen uns Zeit, das heutige Ziel war nur 124 Kilometer entfernt. Allerdings laut Tracks4Africa auch 3:40 Stunden. Wir wollten nach Kubu Island!

Bevor wir aufbrachen, war allerdings noch das Problem mit dem fehlenden Bier zu lösen. Man erinnere sich – der Liquor Shop in Kasane war geschlossen und wir waren zu ungeduldig um zu warten. Zum Glück verkaufte uns die Bar in der Nata Lodge ein paar Flaschen Windhoek Lager. Problem gelöst, alles gut, wir konnten starten. Die Strecke von Nata nach Kubu Island waren wir 2007 bei unserer ersten Tour mit 4×4 auch gefahren. Und hatten sie beinahe alptraumhaft schlecht in Erinnerung. Ja, sie ist ziemlich schlecht. Aber mit fünf Jahren mehr Erfahrung im südlichen Afrika schreckte sie uns diesmal deutlich weniger und wir hatten viel mehr Muße, die Landschaft zu genießen und auch mal für ein Foto anzuhalten.

Wie an diesem riesigen Baobab. „Wir haben ein Problem!“ Ich stand schon staunend vor dem Baobab, als Dirk alarmiert nach mir rief. Es war tatsächlich haarscharf: Ein Bündel Holz war bei dem Geruckel so blöd auf die Gasflasche gefallen, dass sich der Hahn gelöst hatte und das Gas langsam in den Laderaum strömte. Wir waren dem Baobab wirklich dankbar, dass er so fotogen in der Landschaft herumstand … Nach ein paar Minuten hatten wir uns von dem Schrecken erholt und zockelten weiter Richtung Kubu Island. Dort kamen wir gegen ein Uhr am Nachmittag an und suchten uns eine nette Campsite. Als nächstes stand „Auto entstauben“ auf dem Programm, denn der Weg nach Kubu Island bleibt auch nach der diesjährigen Erfahrung der staubigste, den wir kennen (mit Ausnahme der östlichen Zufahrt zur Central Kalahari vielleicht).

Wir waren überrascht, dass Kubu Island inzwischen offenbar fest in südafrikanischer Hand ist. Die Campsites waren nach und nach alle belegt, auch nach Sonnenuntergang kamen immer noch neue Camper. Wochenende und Schulferien sorgten für Partystimmung statt Ruhe und Einsamkeit. Irgendwie schade, aber nicht zu ändern. Wir spazierten nachmittags ein bisschen herum – Baobabs sind einfach witzige Bäume – und suchten uns schon mal einen geeigneten Sun Downer-Platz. Dort erlebten wir einen traumhaften Sonnenuntergang und gleichzeitig, wie im Osten der Vollmond aufging. Trotz Jubeltrubel ein wunderbarer Abend …

Freitag, 28.09.2012

Reisebericht Namibia und Botswana

Der ereignisloseste Tag der ganzen Tour! Wir waren tatsächlich um halb sechs aufgestanden, hatten alles abgebaut und fuhren um zwanzig nach sechs durch das SeduduGate in den Chobe. Zweieinhalb Stunden später fuhren wir dort genervt auch wieder raus. Der Chobe und wir, das wird wohl keine innige Freundschaft mehr. Wie schon beim letzten Mal sahen wir entlang der Chobe River Front kaum Tiere und wenn doch, dann irre weit entfernt. Wer braucht schon schlafende Löwen in dreihundert Metern Entfernung? Nein, das war nix. Hätten wir doch ausgeschlafen und auf Senyati gefrühstückt …

Aber gut, so hatten wir mehr Zeit für den restlichen Tag. Wir kauften noch kurz in Kasane ein, Bier bekamen wir allerdings nicht, weil der Liquor Shop erst um zehn öffnete und wir nicht warten wollten. Ein Fehler, wie sich noch herausstellen sollte. Noch volltanken (oder jedenfalls fast, der Tankwart hatte keine große Lust, sich mit dem Double Tank abzumühen, irgendwie nicht unser Tag), dann hatten wir 300 Kilometer bis zur Nata Lodge vor uns.

Laaaangweilig. Das Spannendste waren noch die Baustellen und der Fleisch-Schmuggel. Wir hatten noch vier Campingnächte vor uns und nach Kasane wird die Versorgung extrem schlecht. Also mussten wir irgendwie Fleisch, Milch und Eier durch die Veterinärkontrolle bekommen. Das klappte auch super, weil das Mädel sowieso nur oberflächlich kontrollierte und wir es auch noch in ein Gespräch über den Regen verwickelten. Da fiel ihr beim Blick in den Kühlschrank nicht einmal die Packung Speck auf, die wir als „Köder“ hatten liegenlassen.

Wir waren um halb drei an der Nata Lodge, wo wir ein Safari Tent gebucht hatten. Und damit wurde der Tag dann langsam besser, denn das Zelt war richtig schön, geräumig und mit der von mir so geliebten Freiluft-Dusche. Ein Rock Shandy an der Bar, schon schien der Tag gar nicht mehr so schlimm. Wir verbrachten den Nachmittag mit Lesen, zum Sun Downer natürlich Gin Tonic und ein leckeres Beef Curry zum Abendessen.

Donnerstag, 27.09.2012

Reisebericht Namibia und Botswana

Der Regen hatte abends zwar aufgehört, aber es war windig und irgendwas schien in der Nacht die Elefanten nervös zu machen. Sie grollten und trompeteten in einer Tour. Nachtruhe geht anders – aber irgendwie gehört das ja auch zu einem Afrika-Urlaub. Aufgrund von Regen und Wind war nicht zu erwarten, dass ein Morning Drive in den Chobe viel bringen würde. Außerdem waren wir beide ein wenig kaputt und überhaupt gefiel uns unsere Campsite in Senyati sowieso so gut … Also bis halb sieben im Zelt bleiben und dann gaaaanz gemütlich mit Blick aufs Wasserloch frühstücken. Paradiesische Zustände, auch wenn sich kaum Tiere zeigten.

So hielten wir es bis nachmittags aus, dann wurde es Zeit für den River Cruise auf dem Chobe. Diese Bootsfahrt hatten wir vor fünf Jahren schon einmal gemacht und wollten sie unbedingt wiederholen. Louw vom Senyati Camp organisierte uns den Kontakt zu Charles und den trafen wir dann, um zum Boot zu kommen. Vincent und Moses waren die „Guides“, sie gaben sich redlich Mühe, aber die Helden waren sie nicht gerade. Sie übersahen für unseren Geschmack zu viele der kleinen Tiere, wie etwa Kingfisher und Bienenfresser. Trotzdem war die Bootsfahrt wieder schön, vom Fluss aus sieht man einfach die meisten Tiere. Irgendwie passend war dann, dass nach dem Bewundern des Sonnenuntergangs der Motor nicht mehr ansprang. Batterie leer. Helden, sag ich doch. Charles musste mit einer Ersatzbatterie kommen und uns retten. Dass wir dabei im Dunkeln mitten auf dem Chobe von einem schaukelnden Boot ins andere kletterten, war nur noch Nebensache.

Wir fuhren zurück zum Senyati Camp – im Dunkeln ganz spannend, zum Beispiel wenn eine Elefantenfamilie die Straße überqueren will. Nachgeholter Sun Downer, grillen, sooooo schön.

Mittwoch, 26.09.2012

Es sollte der Tag der Tage an den Viktoria-Fällen werden – und um das vorwegzunehmen: Auf den Spuren von Dr. David Livingstone wurde er das auch. Wir hatten einen Trip nach Livingstone Island gebucht. Schwimmen im Sambesi inklusive. Das war auch der Grund, warum wir den niedrigen Wasserstand zwar optisch schade, aber insgeheim seeeeeehr gut fanden. Denn in den Devil’s Pool kommt man nur, wenn der Sambesi an den Viktoria-Fällen wenig Wasser führt.

Treffpunkt war um viertel nach sieben auf dem Cocktail-Deck des Royal Zambezi Hotels. Erste gute Nachricht: Außer uns waren nur noch zwei ältere Paare auf die frühe Tour gebucht. Drei Minuten Bootsfahrt bis Livingstone Island bescherten uns gleich mal einen Schreiseeadler fast auf Augenhöhe. Auf dem Inselchen angekommen, von dem aus Livingstone 1855 die Viktoria-Fälle angeblich zum ersten Mal gesehen hat, wurde es ernst: Wer geht schwimmen? Außer Dirk und mir traute sich noch der Brite, seine Frau verzichtete ebenso wie das amerikanische Paar.

Auf ging es, hinein in den Sambesi. Etwa zwanzig Meter von der Fallkante entfernt ging es los, erst einmal quer schwimmen, durch eine etwas stärkere Strömung durch und dann geradewegs auf die Kante zu. Kurz vor dem Devil’s Pool krabbelten wir aus dem Wasser – um dann mit einem filmreifen Sprung wieder hineinzuspringen. Also Dirk sprang. Ich verzichtete wegen meiner Brille darauf und kletterte ganz manierlich in den Devil’s Pool. Ja und dann saßen wir da, direkt an der Fallkante der Viktoria-Fälle, ein irres Gefühl, eine gigantische Perspektive und als Bonus gab’s einen kompletten Regenbogen dazu, der sich über die Vic Falls spannte.

Wir schwammen wieder zurück, absolut glücklich darüber, dass wir dieses Abenteuer gewagt hatten. Es gab noch ein leckeres Frühstück auf Livingstone Island, dann brachte uns das Boot zurück zum Royal Livingstone. Da gab es noch kleinere Probleme mit der Bezahlung der Tour, denn Kreditkarten gingen leider gerade nicht, wir hatten aber auch nicht mehr genug Kwacha. Große Ratlosigkeit, bis Dirk kurzerhand zu einem ATM fuhr und wir dann doch bar bezahlen konnten. Wir schauten noch kurz im ZigZag vorbei, um Lynne zu berichten, dass ihre Empfehlung für die Livingstone Island-Tour einfach nur gut gewesen war. Dann stellten wir uns dem nächsten Abenteuer für diesen Tag: dem Grenzübertritt von Sambia nach Botswana.

Reisebericht Namibia und Sambia

Es wurde das befürchtete Chaos und ging damit los, dass der Kontrolleur am ZAWA-Checkpoint uns 80.000 Kwacha Road Tax abnahm. Ja, na klar hatten wir die auch bei der Einreise bezahlt (Kostenpunkt 50 Namib-Dollar), aber das war Entry, jetzt war Exit. Halsabschneider. In Kazungula erwartete uns ein völlig undurchschaubares Durcheinander, dagegen schien es uns in Sesheke geradezu geordnet zuzugehen. Prompt hatten wir auch ein Helferlein an unserer Seite, das uns von Schalter zu Schalter lotste.

Wir ließen ihn gewähren, auch wenn wir wussten, dass es am Ende Diskussionen über den „Preis“ geben würde. Er schaffte es immerhin, dass wir mit den Ausreiseformalitäten recht schnell durch waren. Dann aber ging es um das Fährticket und hier kam wieder die Regelung ins Spiel, dass keine andere Währung als Kwacha akzeptiert werden. Spannend, denn eigentlich waren wir ja bereits ausgereist. Aufgrund der ungeplanten Exit Road Tax fehlten uns schlappe 14.000 Kwacha (umgerechnet etwa zwei Euro). Uns blieb nur der illegale Umtausch bei einem zufällig auftauchenden Kumpel unseres Helferleins. Den unerfreulichen Rest kürzen wir ab: Erst fuhren wir auf die eine Fähre, dann wurden wir auf die andere gewunken. Dort nahmen wir die unerwünschten Dienste eines „Autoputzers“ in Anspruch – und irgendwann waren wir endlich auf der so viel weniger chaotisch anmutenden Botswana-Seite angekommen.

Die Freude darüber währte jedoch nur kurz: Vor dem Immigrations-Gebäude war eine riesige Schlange – also viel mehr eine riesige Menschenansammlung, den Schlange stehen ist doch eher europäisch … Wir besorgten uns irgendwie zwei Immigration-Forms, füllten sie aus und stellten uns schicksalsergeben am Ende der Menschentraube an. Als uns eine Frau aus dem Pulk darauf aufmerksam machte, dass wir einfach hineingehen sollten. Wir drängelten – gar nicht unser Ding – uns also vorbei und siehe da: ein fast leerer Schalter mit der Aufschrift „Tourists & VIPs“. Und so kam es, dass die Einreise nach Botswana nicht mal eine halbe Stunde dauerte.

Wir hatten das Senyati Safari Camp gebucht und staunten nicht schlecht, denn als wir ankamen, standen – na klar – Elefanten am Wasserloch, gut siebzig Meter von unserer Campsite entfernt. Ja, das passte, mit Senyati hatten wir einen Glücksgriff gelandet. In einem Wildschutzgebiet gelegen, mit eigenem Wasserloch, jede Campsite mit „Luxus-A-Frame“ und eigenem Bad. Keine Frage, dass wir den Einkauf bei Spar in Kasane schnell hinter uns brachten, am Sedudu-Gate schon mal das Permit für die Nxai Pan besorgten und dann die Campsite auf Senyati ausgiebig genossen! Und das auch dann noch, als ein beachtlicher Regenguss herunterkam …

Reisebericht Namibia, Sambia, Botswana

Dienstag, 25.09.2012

Reisebericht Namibia und Sambia

Frühstück!!! Nach den letzten Tagen, an denen das Frühstück ausgefallen war oder bestenfalls aus ein paar Keksen während der Fahrt bestand, hatten wir uns schon den ganzen Montag auf diesen Moment gefreut. Toast, Eier mit Speck, wir genossen es. Auch wenn der Kaffee irgendwie … aber wir wollten nicht meckern, sondern genießen! Und wir erfuhren von Lynne, dass unser Heli-Flug bereits um zehn, statt um zwei Uhr stattfinden würde. Das war angeblich besser, weil es dafür noch andere Passagiere gäbe.

Der Fahrer kam auch pünktlich, um uns abzuholen und zu Batoka zu bringen. Da wurde es dann erst einmal etwas chaotisch, weil die Jungs uns auf einem 30-Minuten-Flug gebucht hatten, wir aber nur 22 Minuten gebucht hatten. Am Ende saßen wir zu zweit (okay, zu dritt, der Pilot war auch dabei :)) in einem kleinen Helikopter und starteten zum Flug über die Viktoria-Fälle. Was ein Ausblick, wie schon vor fünf Jahren waren wir beeindruckt, auch wenn die Vic Falls diesmal deutlich weniger Wasser führten. Restlos begeistert hat uns aber der wilde Flug durch die Schlucht, knapp über die Köpfe der Rafter hinweg, steile Kurvenlage, perfekt für Geschwindigkeits-Junkies wie uns. Das war ja nur genial!

Den glühend heißen Nachmittag verbrachten wir im ZigZag, kühlten uns mit Mango- und Papaya-Smoothies oder auch im Pool und fuhren dann nochmal zu den Viktoria-Fällen, um sie uns auch zu Fuß anzuschauen. Es war wirklich schon sehr wenig Wasser, das da runterkam, und mal von der political correctness abgesehen, muss man einfach sagen, dass die Zimbabwe-Seite deutlich attraktiver ist. Wir genossen den Spaziergang trotzdem, zumal es einige sehr reizvolle Gegenlicht-Perspektiven gab. Auch dieser Tag an den Vic Falls hatte uns ziemlich gut gefallen. Der nächste allerdings …