Wir sind jetzt seit einer guten Woche im Süden Äthiopiens unterwegs und haben bereits so viele Eindrücke gesammelt, dass wir sie wohl erst zu Hause vollständig verarbeiten werden. Nein, wir konnten uns vor dieser Reise nicht vorstellen, dass diese vielen verschiedenen Völker wirklich noch im Alltag ihre Traditionen leben. Wir hatten aus unserer westeuropäischen Sicht heraus vielmehr mit so etwas wie „Museumsdörfern“ gerechnet, niemals mit dem echten, ungeschminkten Leben (wobei – eigentlich sind die meisten hier ziemlich geschminkt, sprich bemalt, aber das ist ein anderes Thema).
Äthiopien 2009
Irgendwann im Sommer stand sie wieder im Raum, die unvermeidliche Frage: Was machen wir eigentlich mit unserem Resturlaub? Die Idee kam wie immer per Zufall und sie kam auch wie immer völlig überraschend: ein Foto in einer Reisezeitschrift, eindeutig Afrika, aber Afrika ist groß.
Have a break, have a wine?!
Montag, 21.12.2009
Ausschlafen! Wir hatten ein entspanntes Tagesprogramm vor uns und konnten bis halb acht schlafen. Einziges Ziel für heute: der Stamm der Karo, ein den Hamer ähnliches Volk, das ursprünglich halbnomadisch lebte, inzwischen aber weitgehend sesshaft ist und sich die Körper weiß bemalt. Während der knapp zweistündigen Fahrt zu den Karo immer wieder der prüfende und dann kritische Blick: Es wurde von Minute zu Minute diesiger, fast erwarteten wir, gleich in dichten Nebel einzutauchen.
Bull Jumping
Sonntag, 20.12.2009
Haile war am Abend zuvor ganz aufgeregt gewesen: Für Sonntag sei ganz in der Nähe ein „Bull Jumping“, der Initiationsritus der Hamer, angekündigt. Wir würden also ein wenig von unserem Programm abweichen und uns diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Ich hatte einiges über den Bullensprung gelesen und war durchaus skeptisch, ob wir dieses Spektakel mögen würden. Aber gegen Hailes Begeisterung war kein Kraut gewachsen.
Markttag der Tsemay
Samstag, 19.12.2009
Nächstes Ziel: Turmi. Wir waren auf dem Weg in die Südregion und damit am eigentlichen Beginn unserer Tour zu den verschiedenen Völkern und Ethnien. Dass die Natur sich permanent ändert, hatten wir in den vergangenen Tagen bereits erlebt. Nun sollten wir lernen, dass auch die Völker der Landschaft deutliche Stempel aufdrücken: Waren wir eben noch im Land der fast ausschließlich von der Viehzucht lebenden, kriegerischen Borena unterwegs, so reichte das Überqueren einer kleinen Brücke und wir waren von den terrassierten Hängen der rein landwirtschaftlich geprägten Konso umgeben.
Von Bergziegen und Schildkröten
Freitag, 18.12.2009
Ausgeschlafen und wieder deutlich besser gelaunt ließen wir uns in aller Ruhe das Frühstück schmecken und trafen Haile und Tadesse um viertel vor neun an der Rezeption. Auch die beiden sahen wieder entspannter aus. Wir wären gerne noch eine Nacht länger in der Aregash Lodge geblieben, aber das Tourprogramm war aufgrund unserer knappen Zeit straff organisiert. Selbst schuld also, dann eben beim nächsten Mal.