Samstag, 19. Januar 2019
So fällt frühes Aufstehen leicht: Draußen scheint die Sonne von einem fast makellosen Himmel – und wir gehen jetzt gleich auf Walsuche!
Pünktlich, wie wir halt mal so sind, parken wir den Camper um zwanzig vor acht am Whale Watching Office. Check in time 07.45 a.m. Das Safety Briefing soll um viertel nach acht stattfinden; die Zeit bis dahin vertreiben wir uns mit einem leckeren Kaffee. Wir finden es super, dass man in Neuseeland wirklich fast überall guten bis echt leckeren Kaffee bekommt.
Dann also Sicherheitunterweisung mit einem kurzen Video. Und der Hinweis, dass die „sea sickness warning“ nur pro forma ausgesprochen wurde, weil wir erst das zweite Boot seien, das heute rausgeht, und deshalb noch nicht klar sei, wie wackelig es würde. Eigentlich sähe das Meer recht ruhig aus. Gut. Ich nehme zur Sicherheit trotzdem mal eine Tablette (die sich später tatsächlich als überflüssig herausstellt).
Mit dem Bus werden wir zum kleinen Hafen von Kaikoura gekarrt und erfahren unterwegs noch ein paar Fakten zum Erdbeben vor zweieinhalb Jahren. Das hat den Boden in Kaikoura um knapp zwei Meter angehoben. Effekt: Am Morgen nach dem Erdbeben saßen alle Boote auf dem Trockenen. Gute dreißig Kilometer nördlich hat sich der Boden durch das Beben sogar um mehr als acht Meter angehoben. Krass!
Aber wir sind ja hier zum Wale gucken und nicht zum Grundkurs Erdbebenlehre. Also rauf aufs Boot, wo die vierköpfige Crew typisch neuseeländisch mit viel Humor erklärt, wie die Tour abläuft und warum eine Spucktüte nur ein offenes Ende hat. Und da wir jetzt erst einmal ein paar Kilometer aufs offene Meer hinaus fahren und das eher unspektakulär ist, gibt es einen kurzen Film mit allerhand Fakten rund um den Sperm Whale, zu deutsch Pottwal, den wir heute vorrangig suchen.
Ganz schön beeindruckend: So ein Pottwal wird bis zu zwanzig Meter lang. Er hat zwar jede Menge Zähne, von denen auch jeder einzelne bis zu einem Kilogramm wiegt – aber kauen kann er damit nicht. Seine Beute verschlingt er unzerkaut. Und da sind dann im Ausnahmefall auch schon mal ein Riesenkrake oder ein Weißer Hai dabei.
Im Kopf hat der Pottwal ungefähr zweieinhalb Tonnen öliger Flüssigkeit. Was genau er damit anstellt, ist allerdings noch nicht ganz geklärt … Außerdem kann so ein Pottwal Schallwellen erzeugen, die in der Lage sind, kleinere menschliche Knochen zu brechen. Alles in allem ein ziemliches Urviech. Und das wollen wir heute sehen.
Im Kaikoura Canyon sind die Pottwale recht häufig, es gibt hier aber nur männliche Tiere. Um die zu orten, hält die Crew immer mal wieder ein (vermeintlich selbstgebautes) Mikrofon ins Wasser und lauscht. Es wird ganz bewusst auf die Ortung per Sonar verzichtet, weil das die Tiere stört und verwirrt. Überhaupt hatten wir den Eindruck, dass versucht wird, Wal-Tourismus und Tierschutz nicht völlig konträr laufen zu lassen. Gut!
Und dann stoppt das Boot. Eine Durchsage. Die uns auf einen Albatros aufmerksam macht, der ganz in unserer Nähe im Wasser gelandet ist. Auch ein ganz schön imposanter Vogel mit über zwei Metern Flügelspannweite. Und er dümpelt völlig unberührt von uns auf den Wellen herum. Gut. Noch besser: Die Crew hört einen Wal ganz in der Nähe. Da fahren wir jetzt hin.
Wirklich viel sieht man von so einem Pottwal über Wasser ehrlich gesagt nicht. Aber allein die schiere Länge ist schon beeindruckend. Und die Fontänen sind natürlich super fotogen. Wobei am Ende doch alle darauf warten, dass der Wal abtaucht, denn dann zeigt er seine majestätische Schwanzflosse und das hektische Klicken der Kameras ist omnipräsent.
Wow. That was amazing. Und wir haben Glück, denn weil wir den Wal recht früh im Tourverlauf gesehen haben, bleibt Zeit, nach einem weiteren zu suchen. Und tatsächlich finden wir noch einen. Es ist ein tolles Schauspiel, wie diese Tiere ihre Fontänen ausstoßen und nach zehn bis fünfzehn Minuten dann mit Macht abtauchen.
Die monströse Schwanzflosse sorgt dabei für bis zu 500 PS. Und der Pottwal taucht bis zu 3000 Meter (was hier im Kaikoura Canyon gar nicht geht, weil der nicht tief genug ist :)). Wir sind absolut happy mit der Tour, gute Sichtungen, tolles Wetter – und haben mit unserer Umbucherei offenbar auch alles richtig gemacht (oder zumindest nichts verkehrt).
Als Schmankerl gibt es auf der Rückfahrt noch ein paar Delfine zu sehen, dann sind wir nach etwa zweieinhalb Stunden auf See wieder zurück in Kaikoura. Das Frühstück heute Morgen ist angesichts der frühen Uhrzeit ausgefallen, umso mehr freuen wir uns jetzt auf Seafood – und das gibt es an der „Imbissbude“ von Seafood BBQ. Lecker 🙂
Dank der frühen Tour haben wir jetzt auch noch jede Menge Zeit, bis zum Marfells Beach zu fahren. Unterwegs machen wir noch kurz einen „Robben-Stop“ am Ohau Point, denn dort räkeln sich Pelzrobben auf Felsen fast direkt an der Straße. Und so ein Motiv können wir uns natürlich nicht entgehen lassen.
Marfells Beach ist schon recht voll, als wir nachmittags dort ankommen. Kein Wunder, es ist Samstag. Wir finden noch einen schönen Platz mit Blick aufs Meer, das heute ganz ruhig und tiefbblau vor uns liegt. Ein Stündchen tappern wir den Strand entlang, sitzen dann noch eine ganze Weile vor dem Camper und freuen uns über dieses schöne Fleckchen Erde. Das allerdings gegen Abend immer voller wird …
Tolle Bilder, tolle Beschreibung. Und die Überschrift könnte nicht treffender gewählt sein.
Viel Natur, viel frische Luft, tolles Wetter und köstliches Essen und auch noch viel Bewegung.
Also da ist doch die Erholung garantiert.
Sehr sehr schön. Weiter so.
Seuheuheuheufffffz!!!
Der nasse Seehund ist allerdings auch sehr knuffig! (Und selbst ohne Fernglas gut zu beobachten :-D..)
Der Albatros fixiert euch aber schon so grimmig, als würde er gleich auf euch losgehen (bzw. fliegen).
Wale finde ich immer sehr beeindruckend, da wird eine auch immer bewusst welche kleines Licht man ist (bei Elefanten, Giraffen usw. auch *lach*).
Dort fahren sie ja mit größeren Schiffen in Kanada waren wir immer mit Zodiacs unterwegs und wenn dann so ein Koloss (in dem Fall ein Buckelwal) unter (neben) dem Boot ist, ist das unglaublich, aber auch ein wenig beängstigend. Er könnte ja einfach mal gerade in dem Moment mit seiner Schwanzfloß drauf hauen. 😉