Afrika ist Improvisation

Umplanen kann so schön sein

Donnerstag, 25.09.2014

Da war der Reifen platt ...

Alles war so schön geplant. Weckerklingeln um viertel vor sechs, langsam aufwachen, zum Sonnenaufgang frühstücken und um acht auf dem Weg nach Süden. Die letzte Fähre hinüber nach Sendelingsdrift um viertel nach vier würden wir so sicher erreichen. Aber wieder einmal kam alles anders … Dabei sah es bis kurz nach acht gut aus. Stolperstein Nummer eins: Am Office hing ein Zettel mit Öffnungszeiten. Morgens ab neun. Mist, das hatten wir gestern nicht gecheckt. Also 45 Minuten warten. Wir nutzten die Zeit, den Einkaufszettel vorzubereiten, und waren happy, als Giel schon um kurz nach halb neun auftauchte. Da waren wir ja fast pünktlich unterwegs. Alles prima, oder?

Mich beunruhigten die beiden Anrufe auf meiner Mobilbox. Deshalb hielten wir am Straßenrand, sobald ich Netz hatte. Zur Mobilbox bekam ich keine Verbindung, also rief ich direkt meine Mama an. Zu Hause war alles gut. Erleichterung. Also auf nach Keetmanshoop … Äh nee, da zischte irgendwas. Das „Irgendwas“ entpuppte sich als der hintere rechte Reifen. Flat tyre nennt man das wohl.

Reifenwechseln war angesagt, think positive, es hätte schlimmer kommen können. Immerhin war die Straße breit und eben, einige Autos hielten und boten netterweise Hilfe an. So, das war auch erledigt. Dann würden wir in Keetmanshoop eben nicht nur bei Spar shoppen, sondern auch gleich die beiden hinteren Reifen ersetzen. Die waren eh schon ganz schön runtergefahren.

Reifenladen Nummer eins – hatte keine Reifen in unserer Größe. Reifenladen Nummer zwei – hatte auch keine Reifen in unsere Größe. Beim dritten Tyre Shop (von vieren übrigens) würden wir fündig. Und weil die keine Kreditkarten nahmen, bekam Dirk auch gleich noch einen Shuttle Service zur Bank. Wir hatten also zwei neue Hinterreifen und es war inzwischen viertel vor elf. Geplante Abfahrt Keetmanshoop: 10:30 Uhr.

Next Stopp: der Spar-Markt. Dirk ging einkaufen, ich blieb im Auto, weil wir den Wagen mit all dem Gepäck nicht gerne unbewacht stehenlassen. Immerhin bekam Dirk fast alles, das war gut. Nun also noch tanken, Reifendruck prüfen und beim besten (und einzigen) Optiker immer Ort eine Sonnenbrille kaufen. Wir lagen inzwischen gnadenlos hinter unserem Zeitplan und beschlossen, in Aus zu entscheiden, was wir machen würden. Unser Navi behauptete beharrlich, wir könnten es tatsächlich noch gerade so schaffen. Das widersprach allerdings den Fahrzeiten von Tracks4Africa und es war uns auch zu hektisch.

Wir änderten kurzerhand unsere Pläne, ließen die gebuchte Nacht auf der Campsite in Potjespram sausen und quartierten uns stattdessen in Klein Aus Vista ein. Dort bekamen wir auch gleich noch einen Light Lunch und fühlten uns mit der Umplanung sehr wohl. Wir hatten damit einen unverhofft entspannten Nachmittag auf einer wunderbaren Campsite, dazu ein Bruichladdich Bere Barley, den wir extra in Frankfurt am Flughafen noch besorgt hatten. Durchkreuzte Pläne können unangenehmer sein … Zudem hatten wir noch ein witziges Erlebnis, als eine kleine Reisegruppe auf dem Weg zur Sundowner-Wanderung andere uns vorbei lief und den Landy bestaunte: „Can I make a photo of the car?“ „Ja, dürfen Sie.“ Wir amüsierten uns köstlich, als die Frau dann tatsächlich den Landy samt aufgeklapptem Zelt fotografierte.