Samstag, 18. Mai 2024
“Pass auf den kleinen Blauen auf!” Im Kreisverkehr taucht unvermittelt ein blaues Schrottbeulchen vor uns auf. Wer in Georgien, und da vor allem in den Städten, Auto fahren will, der muss seine Augen wirklich überall haben.
Wir hatten uns gestern mit einem jungen Pärchen unterhalten, das gerade ganz begeistert eine dreiwöchige Reise durch Georgien beendete. Essen, Land, Leute. Alles super. Und das Auto fahren? “Hölle!” Das passte zu allem, was ich bisher gelesen hatte.
Und es machte mir nicht unbedingt Mut, als wir morgens mit unserem Mietwagen aufbrachen. Als wir aber erst einmal aus Tbilisi draußen waren, wurde es besser. Sie fahren schnell und sie überholen wie die Henker. Wenn man sich darauf einstelle, so meint Dirk, sei das eigentlich völlig in Ordnung. Spricht’s und passt sich der einheimischen Fahrweise an.
Unser erstes Ziel heute ist das Kloster Dawit Garedscha. Ein Höhlenkloster in Grenznähe zu Aserbaidschan. Wir hatten gelesen, dass hier auf beiden Seiten scharf patroulliert wird und man aufpassen soll, dass man nicht aus Versehen ins andere Land fährt.
Wir halten uns auf der offiziellen Straße und die Landschaft ist so unglaublich schön, dass ich unbedingt ein Foto machen möchte. Es ist weit und breit niemand zu sehen, also halten wir mitten auf der Straße kurz an.
Keine drei Minuten später steht ein Auto neben uns. Grenzer. Wortlos bedeuten sie uns, schleunigst einzusteigen und weiterzufahren. Bevor der Wortführer seine Scheibe wieder hochfährt, brummelt er noch: “No photo!”
Okaaaay … Nicht, dass es hier außer Gras und Hügeln viel zu fotografieren gäbe. Aber wir fahren dann doch mal lieber ganz brav weiter. Dawit Garedscha finden wir spannend, aber so recht will der Funke nicht überspringen. Ob das an den Touristinnen liegt, deren Ignoranz in Sachen Kleidervorschriften mich nervt, oder daran, dass mit den Höhlen der eigentlich spannende Teil derzeit nicht zugänglich ist – keine Ahnung.
Wir sind jedenfalls schnell durch mit der Besichtigung und entscheiden uns, noch zum Natlismtsemeli-Kloster zu fahren. Eine wahrhaft gute Entscheidung! Der Weg dorthin verlangt Dirk einiges seiner 4×4-Erfahrung und mir ein paar Nerven ab, aber es lohnt sich (nicht nur, weil Dirk am Ziel angekommen selig grinsend aus dem Auto steigt).
Das verlassene Kloster liegt einsam in traumhaft schöner Landschaft. Man kann sich die Wohnhöhlen der Mönche erklettern, der Ort hat eine ganz eigene Atmosphäre. Wow. Gefällt uns richtig gut.
Wir stoppen auf dem Rückweg am Udabno Terrace und essen gegrilltes Schwein vom Spieß. Hier ist alles so herrlich entspannt und schön und überhaupt. Wir sind ein klein bisschen selig. Diese Entspannung können wir auch brauchen, denn die Straße nach Telawi ist kilometerlang eine einzige chaotische Baustelle. Schneckentempo durchsetzt mit Schlaglöchern. Puh. Irgendwann sind wir durch, statten dem herrlich gelegenen Dzveli Shuamta noch einen kurzen Besuch ab und fahren dann nach Telawi.
Wir wohnen im Dabakhnebi, einer kleinen, süßen Ferienwohnung. Geplant war das anders, aber das Dzveli Galawani war leider voll – und Maia, die Besitzerin, hat eben auch noch das Dabakhnebi … Bei Maia und ihrem Bruder holen wir dann auch den Schlüssel, bekommen dabei gleich ein Gläschen vom selbst gekelterten Wein angeboten. Oder darf’s vielleicht der selbstgebrannte Schnaps sein? Das ist uns doch zu hart 😀
Wir essen abends im Doli Khinkali mit Tomatensalat – das ist so lecker, dass wir beschließen, morgen gleich noch einmal hier zu essen. Und abends, ja abends probieren wir im Dabakhnebi dann auch endlich Maias Chacha, den selbstgebrannten Schnaps, von dem eine Flasche im Kühlschrank steht. Neben der Flasche Rotwein und der Flasche Weißwein …
Unsere geplante Reiseroute:
Euch geht es offenbar so richtig schlecht…. 🥹. Habe ich schon gesagt, dass ich neidisch bin? Die Klöster und Kirchen in der mattgrünen Landschaft – alles so leicht übermehlt im Farbton… Seuftz!