Samstag, 25. Mai 2024
Georgier müssen einfach schnell fahren. Langsam ertragen sie nicht – und das gilt selbst für die Fahrer der Shuttlebusse, die faule Touristen wie uns den Berg hinauf kutschieren.
Wir sind früh in Wardsia. Also früh für georgische Verhältnisse, es ist immerhin schon halb elf. Der erste Ansturm zur Öffnung um zehn ist durch und wir sitzen allein im Bus. Das nutzt der junge Fahrer, die Musik laut aufzudrehen und seine Kurventechnik zu perfektionieren 😯
Schon die Fahrt nach Wardsia war landschaftlich wieder einfach schön. Nur hat das Wetter schlechte Laune; auf dem Weg zum Höhlenkloster regnet es immer wieder kräftig. Wir fürchten schon, klatschnass zu enden …
Das bleibt uns erspart, so dass wir nur dem fehlenden Licht nachweinen. Wobei das dem Staunen keinen Abbruch tut, denn was die Mönche da an Höhlen und Gängen und Tunneln in den Fels gehauen haben, ist einfach irre. Dirk meint irgendwann kopfschüttelnd: “Es wäre doch viel einfacher gewesen, Mauern um ein Kloster zu bauen, statt das Kloster in den Fels zu hauen.” 🤣 Vor allem ist es teilweise wirklich abenteuerlich, von einer “Höhlen-Etage” zur nächsten zu kommen. Und heute sind da Geländer für arme Touristen angebracht – die gab es früher nicht.
Rauf und runter erkunden wir gute zwei Stunden lang die Höhlenstadt Wardsia, krabbeln, klettern, schauen und unterhalten uns zwischendurch mit einem deutschen Paar, das gerade in Georgien angekommen ist – mit dem Offroad-LKW über Griechenland und die Türkei … Wir werden bei solchen Berichten ja immer ein klein wenig nachdenklich 🤔 Man bräuchte einfach mehr Zeit.
Nach einem Abstieg auf einer steilen Treppe (und ein paar Blümchenfotos) lassen wir vom Aussichtspunkt gegenüber noch die Drohne steigen; die Fotos und Videos, die dabei entstehen, geben einen guten Überblick darüber, wie groß diese Höhlenstadt wirklich ist.
Das Wetter will leider nicht besser werden, es tropft immer wieder. Wir machen trotzdem einen kurzen Zwischenstopp in Khertvisi. Die Festung stammt aus dem 10. Jahrhundert und ist eine der ältesten in Georgien. Und der Blick von hier oben wäre bei gutem Wetter sicherlich auch absolut sehenswert. Den leichten Regen ignorieren wir, aber als in der Ferne dann auch noch Donner grummelt, tappern wir etwas schnelleren Schrittes zurück zum Auto. Schade. Wir hätten auch hier gerne nochmal die Drohne ausgepackt.
Kurz überlegen wir, ob wir bei diesem Wetter wirklich noch den kurvigen Abstecher zum Sapara-Kloster machen sollen – und entscheiden uns glücklicherweise dafür. Der aus mehreren kleinen Kirchen, Glocken- und Wehrtürmen bestehende Komplex, der mitten im Grünen am Berg liegt, wird schon im 9. Jahrhundert erstmals erwähnt. Das ist beeindruckend genug. Ins Staunen und Schwärmen geraten wir allerdings in der Saba-Kirche. Die ist komplett mit Fresken bemalt und es ist einfach nur wunderschön.
Leider ist Fotografieren (wie in den meisten Kirchen) verboten. Mich kribbelt es in den Fingern; aber zum einen finde ich immer, dass solche Verbote respektiert gehören, zum anderen sitzt an der Tür ein grimmig blickender Mönch, der uns und unsere Kameras argwöhnisch beobachtet 😉Also bleibt es beim Anschauen.
Der Tag ist inzwischen schon wieder ganz schön lang und wir freuen uns drauf, gleich im kleinen Garten des Hotels Almi gemütlich ein Bier zu trinken und zu spielen. Das klappt zwar nicht ganz, weil es in Strömen schüttet, aber es gibt ein paar Bänke und Tische unter einem Dach, wo wir halbwegs trocken bleiben.
Ein schöner Tag, ein interessanter Tag, der wieder einmal mit einem leckeren und viel zu üppigen Abendessen ausklingt …
Unsere geplante Reiseroute: