Mach mal die Heizung an

Dienstag, 26. September 2017

Eule im Kgalagadi Transfrontier Park

Nachts war es windig geworden. Ja, wir hatten schon schlimmere Windnächte, trotzdem kann ich auf Wind vollständig verzichten. Und es ist kalt geworden.

Wir krabbeln aus dem Zelt, als die Sonne gerade aufgegangen ist. Ich wäre ja auch noch liegengeblieben. Da oben wurde es gerade angenehm mummelig. Aber wir wollen ja Tiere sehen. Und dafür muss man irgendwann mal aufstehen. Am besten vor dem Mittag …

Das Thermometer zeigt 12 Grad. Hmm, das hatten wir schon kälter. Wir bibbern trotzdem. Um viertel nach sieben tuckern wir los, Kurs Richtung Norden. Tiere zeigen sich erst einmal kaum, denen ist bestimmt auch zu kalt. Bis auf zwei wunderschöne Kampfadler, die ganz brav für uns posieren.

Wir entscheiden uns bei Kij Kij für die Dünenstraße. Landschaftlich traumhaft schön, vor allem bei diesem strahlenden Sonnenschein. Tiertechnisch meist eher mau, so auch heute. Also verlege ich mich aufs „Kleinvieh“ und versuche mal wieder, ein Foto einer Whistling Rat zu bekommen.

Der Sonnenschein täuscht. Es geht ein fieser Wind, der verhindert, dass es warm wird. Ein Weichei, wer sich deshalb davon abhalten lässt, bei 16 Grad (Windchill-Faktor nicht eingerechnet) in Auchterlonie zu frühstücken. Eiskalte Hände und Füße sind das Ergebnis. Na gut, man hätte auch dicke Schuhe statt Flipflops anziehen können 🙂 Bestens gelaunt setzen wir die Fahrt am Auob entlang fort.

Es wird der Game Drive der kleinen und der eher unüblicheren Sichtungen. Wir entdecken unterwegs Erdmännchen, von denen zumindest eines so nett ist, eine Weile in Foto-Entfernung zu bleiben und dann erst seiner Familie hinterherzuflitzen. Als nächstes wünsche ich mir eine Eule.

Der KTP liefert prompt. Und ich bin stolz wie Bolle, denn ich habe die Eule im Baum entdeckt. Ohne fremde Hilfe haben wir das noch nie geschafft. Für einen Vormittag sind das schon ganz ordentliche Sichtungen. Wir sind ausgesprochen zufrieden und fahren zurück nach Rooiputs.

Es will auch nachmittags nicht wirklich warm werden. Vor allem der kühle Wind lässt uns immer mal wieder frieren. Wir trauen der Sache nicht, befürchten, dass es abends richtig unangenehm kalt wird und beschließen, bereits nachmittags zu essen. Rösti mit Schinken und Käse. Lecker!

Vor dem Essen haben wir allerdings noch eine Begegnung der dicken Art: Der Südafrikaner von No. 1 kommt angefahren, hält neben uns – Dirk steckt den Kopf tief in den Landy und ignoriert ihn, ich kann mich zu einer so groben Unhöflichkeit nicht hinreißen lassen und lächle den Südafrikaner an.

Das Lächeln gefriert sofort und meine Bereitschaft zu Unhöflichkeit (oder Notlügen) steigt drastisch an. „Bist du die Mädchen von die letzte Jahr?“, radebrecht er in durchaus ganz gutem Deutsch. Kann das sein? Erinnert er sich wirklich an uns? Ich reagiere prompt, zucke mit den Schultern, schüttle mit dem Kopf. Oh nein, ich bin bestimmt nicht das Mädchen vom letzten Jahr. Das klingt nach schlechtem Schlager.

Ratlos schaut er seine Frau an. Die schaut genauso zurück. Sie erklären mir, letztes Jahr um dieselbe Zeit hätten sie hier in Rooiputs ein deutsches Mädchen getroffen, das mir unglaublich ähnlich sähe. Nein. Ich bin das nicht. Irgendwie sehen beide enttäuscht aus und mir tut es fast schon wieder leid. Ich bin kurz davor, alles zuzugeben, als ich Dirks panischen Blick sehe. „Wir müssen essen!“, würgt er die Unterhaltung ab.

Ja, es war böse, die beiden anzulügen. Aber uns stand der Sinn so überhaupt nicht danach, erneut alle fünf Minuten einen überschwenglichen Südafrikaner auf der Campsite zu haben, der uns dann garantiert auch gleich wieder einladen will. Und auch gerne unsere Adresse hätte, damit er uns zu Hause besuchen kann. So bleiben beide in dem Glauben, ich habe eine Doppelgängerin und wir beschränken uns darauf, ihm immer mal freundlich zuzuwinken.

Wir fahren nochmal raus und tuckern bis Samevloeing. Sichtungen = Null. Schade. Aber wir hatten ja heute Vormittag schon einiges vor der Linse. Es wird ein schöner Sonnenuntergang und kühlt auch zunächst nicht so schlimm ab wie befürchtet. Gelegenheit, noch eine Weile am Feuer zu sitzen, bevor wir dann doch vor der Kälte ins Zelt und in die Schafsäcke flüchten.

2 thoughts on “Mach mal die Heizung an

  • 2. Oktober 2017 at 17:24
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    Temperatur, dicke Männer, unhöfliche Dirks…. Und wieso sehe ich nicht diese sagenhafte Eule?!?! Sie ist ein Traum! Und sie eigenständig gefunden zu haben ist großartig. (Keine Sichtung….tssss!)

    Liebe Grüße! Anke

  • 1. Oktober 2017 at 15:44
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    Na, da kam das dicke Ende ja doch (noch) nicht. 😀
    Und ja, Flipflops bei 16 Grad ist irgendwie mutig. Als Deutsche müsstet ihr ja stilecht noch dazu Strümpfe anziehen…. :-DD
    Das hätte eventuell ja auch euren Dauerfreund aus Südafrika abgehalten, ein Gespräch zu beginnen. Das Dirk so „unhöflich“ sein kann, hätte ich nicht geglaubt. Aber wo ein guter Grund ist….
    Aber der Uhu-Schuhu ist schon toll. Vivien findet das auch! (Ihr sollt ihn bitte mit nach Hause bringen.)

    Aus dem verregneten Wochenende hier ist auf einmal ein sonniges geworden. Aber auch das ist die Ruhe vor dem Sturm, denn bis Mittwoch wird es dann ungemütlich. Max. 15 Grad und Regen.
    Also, dann lieber mit den Löwenkätzchen spielen und bei Südafrikaner-Sichtung den Kopf gaaaaanz tief in den Landy stecken 😉

    Liebe Grüße von den Großmännern

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