Alles vom Schicksal geplant?

Donnerstag, 29. September 2016

Köcherbäume im Bush Camp der Mesosaurus Fossil Site

Wir sehen es positiv. Dank der Tatsache, dass wir noch den Fotoakku abholen müssen, können wir vor der Abfahrt auch noch frühstücken. Dirk stellt alles bereit, wuchtet die Gasflasche aus ihrer Box (warum kann man die Gasflaschen denn nicht außen anbringen?!) und stellt den Wasserkessel drauf.

Dumm nur, dass keiner der beiden verrosteten Gas-Aufsätze auch nur ansatzweise funktioniert. Hört denn das niemals auf? Welcher böse Geist möchte uns da eigentlich unbedingt aus der Kalahari fernhalten? Ohne funktionierende Aufsätze für die Gasflaschen können wir nicht losfahren, denn das würde bedeuten, dass wir weder kochen noch Spülwasser heiß machen können. Und die Campsites in der Kalahari haben kein eigenes (heißes) Wasser

Also guuuut … Dann müssen wir eben vorher die 40 Kilometer nach Keetmanshoop (falsche Richtung!), zwei Aufsätze und am besten geich zwei Becher kaufen, die 40 Kilometer zurück, den Fotoakku einsammeln und dann mit Tempo in die Kalahari, damit wir es vor Sonnenuntergang nach Rooiputs schaffen. Und so machen wir uns auf nach Keetmanshoop …

Da stehen wir im Cymot, starren auf das Regal mit den Utensilien für die Gasflaschen – und sehen keine Aufsätze. Hysterisches Kichern. Dann die Frage an die Verkäuferin. Hmm, nein, die Aufsätze seien vermutlich aus. Sie schaut aber nochmal im Lager. Und unser Glück ist zurück, denn es gibt wenigstens einen. Dirk nimmt ihn und gibt ihn auch an der Kasse nur unwillig aus der Hand. Besser einer als keiner. Wir kaufen außerdem noch zwei Becher zur Rettung des Sundowners und eine zweite Grillzange.

Wir versuchen nochmal unser Glück im Shoprite und siehe da, wir bekommen tatsächlich einen zweiten Aufsatz. Dann jetzt fix zurück nach Mesosaurus, Akku einsammeln und ab die Post in die Kalahari. Giel sieht uns kommen und macht sich auch gleich auf den Weg zum Haus seines Sohnes. Bestens, dann sind wir zwar spät, aber das sollte sich alles noch zeitlich ausgehen.

Blöd nur, dass Giel ohne Akku zurückkommt. Das Haus sei abgeschlossen, die Kinder in der Stadt. Er habe keinen Schlüssel, aber er würde mal bei den Putzfrauen nachfragen. Das Ganze dauert noch eine halbe Stunde, es ist inzwischen halb elf und unser Akku liegt absolut sicher im Haus von Giels Sohn. Es ist zum waaaaaahnsinnig werden. Wenn ich diesen kleinen Chaos-Troll erwische, drehe ich ihm den Hals um.

Wir haben genau zwei Optionen: Jetzt ohne Akku losfahren. Noch eine Nacht bleiben und den Akku später einsammeln. Die Entscheidung fällt auf die entspannte Variante: Wir bleiben noch eine Nacht. Dann können wir auch nachmittags den Walk mitmachen. Das war ja ganz ursprünglich mal der Plan, der ist jetzt eben um einen Tag verschoben.

Giel ist das alles unglaublich unangenehm, er schenkt uns die Campingnacht und auch den Walk, will uns sogar das Holz schenken, das wir jetzt nochmal mitnehmen. Aber wenigstens das bezahlen wir ihm, denn das hat wirklich „Materialwert“, während Camping und Walk unter „Eh da-Kosten“ fallen.

Und wenn wir ehrlich sind, dann fühlen wir uns mit dieser Entscheidung ziemlich gut. Ja, es geht uns eine Nacht in Rooiputs verloren. Aber wir gewinnen deutliche Entspannung. So klettern wir am Aussichtspunkt herum und fotografieren wieder einmal rauschhaft Köcherbäume, verbringen ansonsten einen gemütlichen Tag auf der Campsite, lesen und kochen nachmittags Frischkäse-Nudeln à la Mama.

Der Mesosaurus-Walk mit Giel macht Spaß. Zum einen ist es beeindruckend, was sich da mitten im vermeintlichen Geröll an Fossilien findet, zum anderen ist Giel einfach ein Unikat. Dirk vergleicht den Platz mit der „Grube Messel, nur ohne die ganze offizielle Ausgrabungsstätte“. Und das passt ganz gut.

Zum Abschluss bringt uns Giel noch einmal zu einem wunderbaren Platz mit vielen Köcherbäumen – da könnten wir jetzt bleiben, solange wir wollten und dann einfach zurückfahren. Cool, der Typ! Und natürlich passiert das Erwartbare, die Kameras leisten Akkord. Bis wir gegen sechs beschließen, zurück zur Campsite zu fahren, um noch im halbwegs Hellen duschen zu können.

Da sind wir also am Werkeln und Zelt aufbauen, als plötzlich ein Landy auf die Campsite fährt. Ein kleiner Nadelstich. Aber nur, bis wir das Kennzeichen sehen. München. UC. Ursula und Christian. Die beiden hatten wir letzten Jahr auf der Marble Campsite getroffen und waren mit ihnen zum Camp Syncro gefahren. Was für ein witziger Zufall, dass wir sie jetzt treffen: Wir sind einen Tag später hier als geplant, die beiden sind einen Tag zu früh.

Ja, ja. Zufall. Schicksal. Chaos-Zwerg. Nennt es, wie ihr wollt. Aber bestreitet nicht, dass es so etwas gibt 🙂 Wir quatschen ein bisschen mit Ursula und Christian über unsere Touren, die beide absolut nicht nach Plan gelaufen sind. Die beiden bleiben jetzt zwei Nächte und müssen am Montag wieder in Windhoek sein. Wir haben noch ein paar Tage länger Zeit.

 

Nach einer heißen Dusche machen wir es uns am Feuer mit einem Gin Tonic und ein paar Nüsschen gemütlich. Oh ja, Planänderungen haben durchaus ihre guten Seiten.