Wir treffen Karl-Heinz

Mittwoch, 30. September 2015

Camping in Savuti Chobe

107 Kilometer. Reine Fahrzeit knapp fünf Stunden. Wir sind im Chobe; der Weg vom Moremi North Gate hierher war eigentlich ganz okay, aber er zog sich mal wieder … Der Abschied vom Moremi heute Morgen fiel uns leicht, denn der Park hat uns nicht überzeugt. Ja, landschaftlich ist der Moremi absolut schön. Und auch die Campsites (zumindest Third Bidge und North Gate) sind gut. Aber für unseren Geschmack gibt es viel zu wenig Tiere. Oder wir waren wieder einmal zu doof, sie zu finden. Egal wie, unser Lieblingspark wird der Moremi nicht.

Nett war allerdings das Erlebnis am Gate: Als wir morgens aus dem Moremi rausfahren wollten, war das Office unbesetzt. Ein ziemlich derangierter Officer kam angerannt – und hatte die beste Entschuldigung der Welt: Er war in dieser Nacht Papa geworden! Und entsprechend durch den Wind 🙂 Wir gratulierten ihm herzlich zu seiner Tochter und auch zu deren sensationellem Timing. Denn Botswana feiert am 30. September seinen Unabhängigkeitstag und darauf sind sie alle (völlig zu Recht) stolz. Der gute Mann grinste von einem Ohr zum anderen, wirklich süß. Wir konnten gar nicht anders, als uns mit ihm zu freuen.

Jetzt sind wir also im Chobe. Savuti Campsite No. 9. Am Gate gerade hatten wir noch eine Schrecksekunde, weil es unter dem Auto tropfte. War aber vermeintlich nur das Kondenswasser der Klimaanlage. Reden wir uns jedenfalls mal ein. Es ist kurz vor zwölf, es geht schnurstracks auf die 40 Grad-Marke zu. Oh ja, der Oktober ist der heißeste Monat im Chobe. Nun denn, jetzt hoffen wir, dass wir hier zumindest noch ein paar gute Sichtungen haben werden.

Die erste Sichtung ist ein alter Land Cruiser mit Friedrichshafener Kennzeichen, der auf unsere Campsite gefahren kommt. Aus dem Auto steigt ein Mann, der uns zuruft: ¨Seid ihr die Deutschen?¨ Wir grinsen und nicken. Ob er sich heute Nacht mit auf unsere Campsite stellen dürfe. Er sei allein unterwegs und habe keine Reservierung. Aber im Office habe man ihm gesagt, es seien Deutsche auf der Nummer 9, da könne er ja mal fragen …

Es ist uns schleierhaft, wie Karl-Heinz es geschafft hat, überhaupt ohne Reservierung bis Savuti zu kommen. Aber natürlich gewähren wir ihm Asyl, das steht außer Frage. Nachmittags erzählt uns der Südafrikaner von der Nachbar-Campsite, dass etwa 15 Kilometer an der Marabu Pan entfernt ein Elefanten-Kadaver liegt, an dem sich heute Morgen ein ganzes Löwenrudel sattgefressen hat. Damit wissen wir auch schon, wohin uns unser Game Drive führen wird.

Wir duschen und brechen gegen vier Uhr auf. Bei leider immer mehr Wolken am Himmel. Als wir an der Marabu Pan ankommen, bietet sich uns das Bild, das wir befürchtet haben: Es sind nur noch die Reste des Elefanten übrig, an denen sich Geier und Marabus gütlich tun. Zu allem Überfluss ist das Licht komplett weg. Ein Beweisfoto wollen wir natürlich trotzdem mitnehmen, machen das Autofenster auf – und schnappen nach Luft. Im nächsten Moment wissen wir, dass das keine gute Idee war und versuchen stattdessen, am besten gar nicht zu atmen. Ein ausgeweideter Elefanten-Kadaver, der seit drei bis vier Tagen bei 40 Grad vor sich hin verwest, sondert nämlich einen leicht unangenehmen Geruch ab …

Und dann fängt es auch noch an zu regnen und zu stürmen. Ich frage mich zwar, wo die Löwen von heute Morgen wohl hin sind. Vollgefressen, wie sie gewesen sein müssen, haben die sich garantiert nicht weit weg bewegt. Wir können sie zunächst nirgends entdecken und beschließen, zurück zu fahren. Doch, da halt mal an. Unter einem Baum liegen tatsächlich acht Löwen und wachen langsam aus ihrem Mittagsschlaf auf. Mit der Betonung auf langsam. Okay, wir haben Löwen gesehen. Für mehr als ein Beweisfoto taugt auch das allerdings nicht und so treten wir endgültig den Rückweg nach Savuti an.

Es blitzt und donnert um uns herum. Immer wieder kommen auch ein paar Regentropfen runter. Wir zünden erst einmal das Feuer an in der Hoffnung, dass wir noch grillen können, bevor das Unwetter losgeht. Auch Karl-Heinz schaut skeptisch zum Himmel und stellt sich dieselbe Frage wie wir: Regenplane fürs Zelt oder nicht? Er entscheidet sich dafür, wir zögern noch. Und grillen erst einmal unsere Lammkoteletts.

Die Gewitter um uns herum zucken weiter, aber das kennen wir ja schon: Wenn man Glück hat, zieht es vorbei. Und es scheint, als sollten wir diesmal Glück haben. Wir laden Karl-Heinz ein, sich noch ein wenig zu uns zu setzen, unterhalten uns mit ihm über die Faszination Afrika (schön, mal jemanden zu treffen, dem man das nicht erklären muss :)) und verziehen uns dann ins Zelt. Ohne Regenplane.

 

Vom Moremi in den Chobe

Unterwegs zum Chobe

Impala im Chobe

Ein einsames Impala …

Elefanten-Kadaver im Chobe

Fressen für die Geier

One thought on “Wir treffen Karl-Heinz

  • 4. Oktober 2015 at 12:48
    Permalink

    Also. Für die nächste Einkaufslist, 4711 Fläschchen nicht vergessen ?

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