Manchmal sind die seltsam …

Dienstag, 27. Oktober 2015

faulenzen in der Casa Piccolo

Wir haben nur wenig Programm heute. Will sagen: Wir könnten ausschlafen. Aber natürlich sind wir pünktlich um zwanzig vor sieben wach – so wie auch in den letzten viereinhalb Wochen. Und grundsätzlich passt uns das auch ganz gut in den Kram, denn Dirk muss den Landy bei Natis noch von Etango auf Hohewarte ummelden und bei Natis ist es, vor allem am Monatsende, immer ganz gut, wenn man früh auftaucht.

Beim Frühstück sind wir überrascht, wie viele andere Gäste auf einmal aus den Zimmern in den Frühstücksraum strömen. Wo kommen die denn her? Gestern hatten wir den Eindruck, es sei eher leer … Offenbar mal wieder eine der kleinen Reisegruppen, die immer mal in der Casa Piccolo absteigen. Und die uns dazu verleiten, etwas schneller zu frühstücken, um flüchten zu können. Oh mann, wir werden echt immer empfindlicher, was andere Touristen angeht. Aber dieses gruppendynamisch-dumme Gesabbel geht einfach gar nicht.

Dirk verschwindet dann erst einmal zu Natis, ich mache es mir mit dem Tablet im Garten bequem und tippe ein bisschen am Reisebericht – und lerne dabei den Reiseleiter der Gruppe kennen. Ein ganz witziger, irgendwie typischer namibischer Guide, mit dem ich mich – nein, nicht über Reiseziele, sondern über Android, iOS und Windows unterhalte 😉

Der Orga-Kram bei Natis geht fixer, als erwartet, so dass Dirk mich schon um viertel nach neun einsammelt und wir in die Stadt fahren. Zwei Programmpunkte haben wir heute nämlich noch: Ich will einen dieser süßen Pullis (oder auch eine Jacke, egal!) von „Born in Africa“ für Finja kaufen und außerdem wollen wir ja den Rückflug mit unseren gesammelten Meilen auf Business Class upgraden. Pulli oder Jacke finden wir nicht; es ist verhext. Gefühlt stolpern wir sonst alle paar Meter über die „Born in Africa“-Klamotten, diesmal sind keine zu finden. Na vielleicht morgen am Flughafen.

Und das Upgrade verläuft typisch afrikanisch. Es geht damit los (und das hat noch nichts mit Afrika zu tun), dass die Air Namibia nicht mehr da sitzt, wo wir sie vermuten. Zum Glück ist Windhoek aber nicht so groß und wir finden sie auf der Suche nach Babysachen zufällig im Standard Bank-Center. Es herrscht mittelmäßig viel Betrieb, wir kommen recht schnell dran und erklären der netten Dame unser Anliegen. Ja, sie nickt, hmmhmm, okay, ein Upgrade mit Meilen.

Ob wir denn genug Meilen hätten? Ja, haben wir – aber das kann sie doch auch prüfen?! Das System sei heute Morgen nicht so schnell … Na gut, macht ja nichts. Die Technik zuckt dann irgendwann doch noch, sie findet unsere Konten im System, alles prima. Und dann schiebt sie uns einen Notizblock über den Tresen. Ich höre, was sie sagt – aber mein Hirn weigert sich einen Moment, den Sinn zu erfassen. Als ich dann realisiere, was sie von uns möchte, kann ich nur mit Mühe ein Lachen unterdrücken.

Wir sollen jetzt bitte auf diesen DIN A6-großen Block draufschreiben, dass wir Air Namibia dazu berechtigen, mit den auf unseren Konten vorhandenen Meilen ein Upgrade durchzuführen. Und bitte jeder für sich mit Angabe des Namens und der Vielfiegernummer. Den Zettel schickt sie dann an die Gesellschaft, die das Meilenprogramm für die Air Namibia umsetzt. Guuuuut … Wir beantragen also handschriftlich das Upgrade und sind auch nicht weiter erstaunt, als sie uns erklärt, wir könnten dann ja morgen früh wiederkommen und fragen, ob alles geklappt hat. Mir fallen dazu die berühmten drei Buchstaben ein: TIA 😉

Die Geschichte amüsiert uns den ganzen Tag. Wir lassen den Urlaub im Garten der Casa Piccolo mit Lesen ausklingen und sind uns mit Claudia definitiv nicht einig über die Bewertung des Wetters: Nein, wir finden es gar nicht gut, dass es den ganzen Tag bedeckt ist. Claudia schon 🙂 Dann ist es nicht so heiß. Wir hätten nichts gegen Hitze; Kälte haben wir jetzt noch lange genug.

Zum Abendessen haben wir einen Tisch in Stellenbosch reserviert; wir wollen zum Abschluss noch einmal in netter Atmosphäre richtig lecker essen und trinken. Das gelingt auch; Dirks Rib Eye-Steak und mein Beef Burger sind superlecker, der Kanonkop Kadette passt bestens dazu. Dann allerdings passiert etwas, was uns beide für mehrere Minuten kopfschüttelnd sprachlos macht. Wir bestellen einen Brandy. „Na und?“, mag man sich denken.

Wir hatten schon öfter den Eindruck, dass Brandy ein Getränk ist, mit dem viele hier überfordert sind. Was ist das und warum sollte man es trinken? Jetzt zeigt sich, dass wir damit richtig liegen. Die beiden Brandys kommen – in Pilsgläsern mit Windhoek Lager-Aufdruck. Haaaaallooooo! Oh Leute. Das geht schon in einer Kneipe nicht, aber erst recht nicht, bei dem Anspruch, den das Stellenbosch hat. Auf jeden Fall werden wir uns an diese beiden Brandys sehr lange erinnern 🙂

 

Mittwoch, 28. Oktober 2016 &
Donnerstag, 29. Oktober 2016

Der letzte Tag in Windhoek vergeht viel zu schnell und ehe wir es uns versehen, sitzen wir in Markus’ Land Cruiser auf dem Weg zum Flughafen. Wir vertreiben uns die Zeit bis zum Abflug in der (derzeit provisorischen) Lounge und lassen uns dann von der Air Namibia nach Hause fliegen. Business Class, versteht sich, denn das Upgrade hatte tatsächlich geklappt.

Es ist kaum zu glauben. Fünf Wochen waren wir unterwegs, jetzt stehen wir etwas verloren am Frankfurter Flughafen. Es war eine wunderbare Zeit, die uns herrlich lang und doch viel zu kurz vorkam. In der heimischen Hektik fällt uns erst auf, wie viel Stille und Einsamkeit wir in den letzten Wochen genießen durften.

Das Fazit? Ein Satz, den wir vor unserer ersten Tour 2003 mal gelesen hatten:
„Namibia ist ein Land für die Seele.“ Stimmt!