Na das erklärte einiges. Ich hatte mich schon gefragt, warum es eigentlich nicht hell wurde. Ein Blick nach draußen zeigt: Wolken. Schlimmer noch, eine geschlossene Wolkendecke. Ja, ich weiß auch, dass sich die Wolken hier bald auflösen. Aber ausgerechnet heute muss das doch nicht sein, wir wollen in die Palmwag Concession, also Landschaft, Landschaft, Landschaft. Da fehlt das Licht gleich doppelt. Also erst einmal frühstücken und dann weitersehen. Tatsächlich zeigen sich gegen halb acht erste Lücken, die den Blick auf blauen Himmel freigeben.
Alles wird gut. Dirk hat noch eine lustige Konversation mit der Dame an der Rezeption, die uns das Permit für die Palmwag Concession ausstellt, dann tuckern wir los. „We want to camp there tonight.“ „But there is nothing on the campsites.“ „Yes, we know, that is why we want to go there.“ „But I mean really nothing.“ „Perfect. Can I please get the permit?“ Die fehlende Sonne nervt mich, denn die Landschaft ist traumhaft schön, aber ohne Licht einfach nicht zu fotografieren. Laune durchwachsen. Ausgerechnet unser Navi bringt mich dann zum Lachen: „Möchten Sie in den zu Fuß-Modus wechseln?“ Die moderne Technik kann einfach nicht glauben, dass man auch mit 4 km/h noch in einem fahrenden Auto sitzt.
Der Crowther-Trail ist anspruchsvoll, aber nie übertrieben schwierig, bietet grandiose Landschaften und mehr Tiersichtungen als erwartet – mehrfach sehen wir Herden von gut zwanzig Oryx. Und wir haben Spaß mit unserem Landy, der sich jede Steigung hochwuchtet und jede noch so steinige Abfahrt meistert, auch dank seiner Bodenfreiheit. Mit diesem Trail hat der Urlaub endlich richtig angefangen, wir können uns an den Ausblicken in die scheinbar unendliche namibische Weite nicht sattsehen und sind wieder einmal einfach nur glücklich mit uns und dem Rest der Welt (der zum Glück irgendwo anders ist, nur nicht hier).
Dirk hat uns als Ziel für heute die Blackridge Campsite C6 ausgesucht. Klingt gut und auf der Karte, die wir in der Palmwag Lodge bekommen haben, sind auch alle Campsites eingezeichnet. Nach gut fünfeinhalb Stunden und 110 Kilometern sind wir da. Also wir schon, nur die Campsite nicht. Blöd ist nämlich, dass die Karte eher grobe Orientierung statt präziser Ortsangaben liefert und dass die Campsites schlichtweg nicht beschildert sind. Mit vereinten Kräften von Navi und GPS finden wir die Blackridge Campsite – und sind begeistert. Ein Platz auf einer kleinen Anhöhe mit phänomenalem 360°-Blick in die Weite. Und das alles ganz für uns allein, denn im Schnitt fährt ein Auto pro Tag in die Palmwag Concession, zumindest wenn man der Liste am Eingang glaubt.
Wir grillen, genießen einen sensationellen Ausblick zum Sundowner und versuchen dann, bei halbwegs erträglichen Temperaturen Sternenfotos zu machen. Das endet im Desaster, foto- wie launetechnisch. Nun gut, auch bei Schaubes gibt es ab und an mal Krach.