Tag 12, 09.09.2013: Bis zu den Knien im Staub

Die lange Fahrt von gestern bringt uns gut zwei Stunden „Vorsprung“ für die heutige Etappe. Das nutzen wir und schlafen gemütlich aus. Erst kurz nach sieben krabbeln wir aus dem Zelt, frühstücken in aller Ruhe und packen dann zusammen. Ich freue mich riesig auf den Tag, denn die Fahrt durch die Khowarib-Schlucht ist für mich ein Highlight der ganzen Tour. Und Dirk hat mir für heute außerdem spektakuläre Bulldust-Fotos versprochen. Das kann doch einfach nur super werden.

Erst einmal ist wenig super, denn wir stehen vor einer Felswand und unser Navi behauptet beharrlich, da müssten wir rauf. Nun denn, mal wieder eine Bewährungsprobe für Landy und Fahrer. Zum ersten Mal auf dieser Tour will Dirk dann doch lieber mit echter Untersetzung statt mit dem inzwischen heiß geliebten ersten Gang fahren. Grundsätzlich bestimmt die richtige Idee, aber kann den Schalthebel so viel knüppeln wie er will, es funktioniert nicht. Bis irgendwann gar nichts mehr geht. Ok, alles auf Anfang, tief durchatmen und schon klappt es – war gar nichts falsch, Dirk hatte lediglich die Hebelstellung falsch interpretiert und war somit immer in einer anderen Stellung als angenommen. Das kann nur schiefgehen.

So kommen wir dann auch die Steigung hoch, der Landy hat zwar spürbar seine Mühe mit dem losen Untergrund, bleibt aber gewohnt zuverlässig, säuft nicht ab und schafft sich tapfer nach oben. Uff, das war mal ein Einstieg in den Khowarib-Trail.  Schwierig und doch absolut lohnenswert, denn die Landschaft haut uns schier aus den Socken. Wir kommen wieder einmal kaum voran, weil wir alle paar Minuten Aussichts- und Fotostopps einlegen müssen. Einfach herrlich und nach der Anfangs-Hürde auch gut zu fahren. Bis jetzt jedenfalls.

Reisebericht Namibia Botswana Khowarib-Schlucht

Das, was da vor uns auftaucht, sieht nicht sonderlich bequem aus: tiefe (also so richtig tiefe) Spurrillen und dazu der klassische hohe Wall in der Mitte. Das schauen wir uns vorher doch lieber mal zu Fuß an. Wir finden einen Weg, der außen herum führt, ja, das sollte gehen. Wir schlendern ganz entspannt zum Landy zurück, als zwei weitere Autos kommen, denen wir mitten im Weg stehen. Also kurzes Jogging, losfahren und dann erwischt uns zum ersten Mal der Bulldust. Den erkennt man unschwer daran, dass man nichts mehr erkennt, weder im Auto noch draußen. Überall ist nur noch blickdichter, fieser, feinster Staub.

Der Weg durch die Khowarib-Schlucht macht uns richtig Spaß. Wasser, steile Abfahrten, steinige Anstiege, Flussbetten (leider gerne mit Wellblech), es ist alles dabei, was das Offroad-Herz sich wünscht. Landschaftlich ist die Schlucht sowieso traumschön und fahrerisch ist sie anspruchsvoll, aber letztlich gut zu bewältigen. Irgendwann sind wir durch, schön war’s, aber heimlich bin ich ein kleines Bisschen enttäuscht, weil aus meinen Bulldust-Fotos nichts geworden ist. Wenn ich da geahnt hätte, wie intensiv die Beziehung zwischen dem Bulldust und mir noch werden würde …

Nach der Schlucht führt der Weg zunächst noch eine ganze Weile durchs Flussbett und wird dann zur fast schon langweiligen Sandpiste. Bis man plötzlich auf etwas blickt, das aussieht, wie ein gigantischer Spielplatz für Männer. Große Sandhaufen, tiefe Löcher, Fahrspuren mittendurch, irgendwie scheinen nur noch die Bagger zu fehlen. Tatsächlich ist das ganze Bulldust in Massen und vom Feinsten. Jabbadabbadoo, dann komme ich ja doch noch zu meinen Fotos! Dafür muss ich zwar zu Fuß durch den Bulldust und versinke teilweise mehr als knietief darin, aber der Einsatz lohnt sich, es werden starke Bilder.

Reisebericht Namibia Botswana Khowarib-Schlucht Bulldust

Wir wühlen uns durch mehrere dieser Bulldust-Löcher und danach ist der Landy innen wie außen von einer dicken Staubschicht bedeckt. Wow, das war mal eine Erfahrung. Der Rest der Strecke ist dagegen komplett unspektakulär mit viel Wellblech und als wir endlich die Teerstraße erreichen, sind wir darüber tatsächlich einmal glücklich. Auf Duncan’s Campsite angekommen, wischen wir erst einmal eine gute Stunde lang den Staub aus dem Auto …

Die Campsite ist hübsch, aber das Gehabe drumherum (Vorbuchung inklusive Bezahlung obligatorisch, kein Schild an der Straße, damit bloß niemand unangekündigt kommt) ist uns irgendwie zu viel, zu abgedreht. Wir gönnen uns ein Belohnungsbier, gehen dann zum Sundowner über und grillen uns Sirloin Steak mit Kartoffeln und Knobibrot. Die Sternenfotos scheitern diesmal an aufziehender Bewölkung.

Reisebericht Namibia Botswana