Montag, 12. September 2011: Ganz allein im Krater

Wir hatten gut geschlafen und unsere erste echte Offroad-Erfahrung gefiel uns immer besser. Auch unser Auto hatte den Trail gut weggesteckt. Es ächzte, knarzte und quietschte jetzt zwar deutlich mehr als vorher, aber das war harmlos. Zum Sonnenaufgang standen wir also gut gelaunt auf, frühstückten und machten uns auf den Weg Richtung Skelettküste.

Die Straße von Twyfelfontein nach Palmwag hatte unter dem Regen im Frühjahr offenbar sehr gelitten und war teilweise komplett weggespült worden. Allzu schnell kamen wir folglich nicht voran, dafür hatten wir umso mehr Zeit, uns in die Landschaft zu vertiefen und schon wieder Fotos von Welwitschias zu machen. Irgendwann standen wir dann am Gate zum Skeleton Coast National Park. Wir fuhren hinein in eine geradezu unwirkliche Landschaft, von der viele sicherlich sagen würden, sie sei öde. Wir fanden sie einfach nur toll.

Es war ziemlich kühl und der Wind blies heftig. So heftig, dass uns mal wieder ein Gurt an der Dachzeltabdeckung riss. Das Problem hatten wir schon im vergangenen Jahr in Südafrika, die Dinger sind einfach Schrott. Je näher wir der Küste kamen, desto schlechter wurde das Wetter. Klassisch. Schade war es trotzdem, denn wir hätten uns die Schiffswracks gerne ein bisschen genauer angeschaut. Aber dazu war es einfach zu ungemütlich. Die Straße entlang der Küste wurde recht gut, nachdem wir in Ugabmund den Skeleton Coast National Park verlassen hatten. Wir steuerten zielstrebig Mile 108 an, weil wir tanken mussten. Und da war es wieder, das afrikanische Tankstellenproblem. Diesmal: No Diesel! Für jemanden wie mich, der zu Hause nervös wird, wenn die Tankanzeige auf viertel voll steht, sind das natürlich total entspannende Neuigkeiten. Dirk ist da deutlich lockerer, es seien noch 40 Liter im Tank, das würde ganz bestimmt bis Uis reichen. Na hoffentlich.

Reisebericht unserer Namibia-Tour 2011

Wir bogen ab ins Landesinnere, denn wir wollten ja zum Messum-Krater. Und die eben noch so gute Straße wurde binnen weniger Meter fiesestes Wellblech! Laut Navi waren es etwa 40 Kilometer und wir schlichen mit 10 km/h über die Rippel. Es fühlte und hörte sich an, als würde das Auto jeden Moment auseinanderfallen. Tat es zum Glück nicht, wir verloren nur die Gummidichtung am linken vorderen Kotflügel. So viel zum Vorsatz, das Auto in einem Stück zurückzubringen. Irgendwann fasste sich Dirk ein Herz und beschleunigte. Es gibt auf Wellblech nur zwei Möglichkeiten: Das Auto mit Schrittgeschwindigkeit drübertragen oder mit mindestens 40 km/h drüberfliegen. Letztere Variante ist zwar deutlich weniger ruckelig und damit entschieden nervenschonender, sie kann aber auch extrem schnell dazu führen, dass man die Kontrolle über das Auto verliert. Es schwimmt in den Spurrillen teilweise wie auf eisigem Untergrund.

Wir nahmen trotzdem die schnelle Variante. Was leider auch bedeutete, dass wir die traumhafte, mit goldgelbem Gras bewachsene Landschaft um uns herum nicht wirklich würdigen konnten. Dirk hatte als Zielpunkt einen der zahlreichen Aussichtspunkte am Messum genommen. Und zwischen uns und diesem Punkt lag nur noch – ganz genau: eine steinige, steile Passage mit vielen wunderschönen Löchern.

Reisebericht unserer Namibia-Tour 2011

Alles kein Problem, ganz elegant und sanft schaukelte Dirk das Auto nach oben. Dort blieb uns schier der Mund offen stehen. Dieser Blick, diese Aussicht war atemberaubend schön. Wir beschlossen, genau dort das Camp aufzuschlagen. Alte Feuerstellen ließen darauf schließen, dass dies auch vor uns schon einige andere getan hatten. Allerdings blies ein strenger, kühler Wind. Ob wir vielleicht noch ein windgeschützteres Plätzchen finden würden? Wir spazierten den Berg auf der anderen Seite wieder hinunter und fanden eine Nische zwischen den Felsen. Der perfekte Platz!

Dirk baute das Zelt auf, dann gab es – im Windschatten des Autos – ein Belohnungsbier. Wo ging eigentlich nachher die Sonne unter? Ich machte mich auf die Suche nach einem Sundownerplatz. Dirk kam dazu und wir entdeckten ihn – nein, nicht den Sundownerplatz, sondern den wirklich einmaligen, perfekten Campingplatz. Und weil wir ja flexibel sind, wurde das Zelt wieder provisorisch zusammengeklappt und das Auto dorthin geschafft.

Der Platz war wirklich wunderschön, mit einem Rundumblick in die Weite und der Sonnenuntergang war ein Traum. Nur der Wind ließ leider kein bisschen nach und es wurde zudem bitterkalt. Wir entschieden uns gegen Grillen, um nicht das ganze trockene Gras um uns herum in Brand zu setzen und begnügten uns zum Abendessen mit Fertignahrung aus dem Beutel. Ins Zelt nahmen wir an diesem Abend zum ersten Mal die Wolldecken mit. Uns war einfach nur kalt.

Reisebericht unserer Namibia-Tour 2011