Segovia: schönes Plätzchen mit schönen Plätzen

Reisebericht Spanien 2009 - Segovia

Einmal mitten rein und dann scharf rechts abbiegen – das war unser Rezept, um durch Madrid zu kommen, denn die spanische Hauptstadt lag mitten auf unserem Weg. Und es klappte besser als erwartet, kein Chaos, kein Verfahren, ruckzuck waren wir durch und nach einer kurzen Berg- und Talfahrt dann auch schon in Segovia.

Wo uns wieder einmal kleine Gässchen erwarteten – durch die wir aber nicht durchfahren mussten, denn man residiert schließlich standesgemäß direkt an der Plaza Mayor. Wir hatten unser Hotel Infanta Isabel schnell gefunden, nahmen den Parkdienst gerne in Anspruch und waren nach einer kurzen Pause bereit zu einer ersten Stadterkundung. Bei 30 Grad im Schatten … Es war recht schnell klar, dass uns Segovia gut gefällt, die Stadt ist überschaubar, sie hat viele entdeckenswerte Ecken und einen angenehm unaufdringlichen Charme. (Und für die Frauen unter uns: Es lässt sich da auch toll shoppen!)

Segovia hat viele kleine Kirchen, einige davon fast rein romanisch – das begeistert uns. Die Kathedrale fanden wir dagegen unspektakulär und der vielgerühmte Alcázar, ja, das ist eine eigene Geschichte. Gerüchteweise soll der Alcázar mit seinen Türmchen und Fähnchen seinerzeit Walt Disney zu seiner Burg in Disneyland inspiriert haben. Die Folge: Auch wenn man in ganz Kastilien keine Amerikaner trifft, hier treten sie in Massen auf, rufen Aaaah und Ooooh, verkünden der ganzen Welt, wie traumhaft romantisch dieses Bauwerk ist, dass es in Deutschland auch so ein Schloss gibt … Wie bitte?

Na gut, da wäre vielleicht ein wenig Nachhilfe in Geschichte und Architektur nötig. Für uns war der Alcázar ganz nett, nicht mehr und nicht weniger. Spannender fanden wir da schon das Aquädukt, das sich mitten durch die Stadt zieht. Aber vielleicht liegt das ja daran, dass wir in Deutschland so viele Schlösser haben … Genug gelästert, der Reisebericht neigt sich seinem Ende zu. Wir haben die letzten Abende in Segovia noch einmal lange ausgekostet, Tapas und Bier nicht allzu maßvoll genossen. Der Urlaub war an seinem Ende angelangt.

Hotel: Infanta Isabel (direkt an der Plaza Mayor; hübsches, wenn auch sehr kleines Zimmer und das Frühstück gab es in der angeschlossenen Bar, in der das Rauchen erlaubt ist – bis auf die Frühstücksbar ein empfehlenswertes Hotel)

Segovia: schöne Stadt mit viel Atmosphäre, das Aquädukt mitten in der Stadt ist sehenswert und es gibt viele nette kleine Plätze; wenig beeindruckt hat uns der von US-Amerikanern belagerte Alcázar.

Heimreise: Welcome home!

Wir hatten den Mietwagen bis 11 Uhr am Samstag gebucht, unser Flieger sollte um 13:45 Uhr abheben. Und das alles klappte problemlos – am Ende schaffte es Dirk sogar noch, uns ein Eis zu organisieren. Irgendwann saßen wir dann im Flieger und bewunderten das verschneite Alpenpanorama der Schweiz. Irgendwo da unten mussten gerade Regina und Gerrit mit Fabian sein.

Ein paar Minuten zu früh setzte der Flieger in Frankfurt auf, wir holten unsere Taschen ab – und wurden draußen von vier grinsenden Herrmännern begrüßt. So lassen wir uns das Heimkommen gefallen, da macht doch sogar das Urlaubsende Spaß!

Flüge: Spanair (völlig okay, es gab Getränke, es gab einen kleinen Snack und die Beinfreiheit liegt im Mittelfeld, mehr kann man bei dem Preis nicht verlangen)

Mietwagen: Skoda Fabia von Hertz (genau die richtige Autogröße, weil das gesamte Gepäck gerade so eben in den Kofferraum passte und das Auto durch die Straßen; Hertz ist für uns im westlichen Europa meist die Autovermietung unserer Wahl)

Fazit:

Landschaftlich und kulturell war diese Reise ein voller Erfolg und auch das Rezept „spontan der Sonne hinterher“ hat bestens funktioniert. Ergo: ein schöner Urlaub, aus dem wir uns nicht nur ein paar Kilo mehr auf den Hüften, sondern auch bleibende Erinnerungen mitgebracht haben.

Und ja, wir mögen Spanien und wir mögen die Spanier, irgendwie jedenfalls. Sie haben aber ihre Macken, die auf Dauer ziemlich nerven. Wieso spricht da eigentlich niemand Englisch und will sich auch gar nicht unterhalten? Das ist doch gerade der Charme am Tourismus …

Das ist am Ende natürlich unser Problem, wir müssten ja nicht hinfahren. Trotzdem ist es schade, denn das Land selbst ist wunderschön – aber nach den zwei Wochen haben wir jetzt auch eine ganze Weile wieder genug davon, uns irgendwie unwillkommen zu fühlen.

Was uns richtig gut gefällt, ist der entspannte Tagesablauf mit einem späten Frühstück, einem Snack irgendwann, wenn der brave Deutsche langsam ans Abendessen denkt, und einem Abendessen, das gerne auch zu einem Mitternachtsimbiss werden kann (um genauer zu werden: einer von uns mag das, der andere kann sich nicht recht entscheiden …).

Kritikpunkt am Rande: der Straßenverkehr! Nein, es sind gar nicht die spanischen Autofahrer, die nerven – die fahren nämlich entgegen gängiger Vorurteile recht zivil. Es ist die Regelungswut der Behörden. Tempolimit rauf, dann wieder runter, Überholverbot – aufgehoben, um es fünfzig Meter weiter wieder aufzuheben, ein Schilderwald, der wilder kaum sein könnte … Das nervt! Und überall bauen sie wie wild Autobahnen durch die Landschaft, obwohl schon auf den Landstraßen nichts los ist. Vermutlich machen sie das nur, um endlich wieder ein paar sinnlose Schilder aufstellen zu können …

Aber wer wird sich im Urlaub schon von solchen Lapalien ärgern lassen?

Fotos dieser Reise gibt es unter: Fotogalerie > Touren in Europa > Spanien 06/2009

Cuenca: Balkone am Abgrund

Reisebericht Spanien 2009 - Cuenca

Wir hatten uns in den tiefen Süden Spaniens verirrt und mussten von dort aus irgendwie wieder Richtung Madrid kommen. Ein Blick auf die Karte zeigte, dass wir es mit ein bisschen Fahrerei auch nach Cuenca schaffen könnten. Warum denn eigentlich nicht? Gebucht hatten wir wieder ein Rusticae-Hotel, diese Hotel-Reihe machte uns richtig Spaß. Die Strecke war zwar fast 500 Kilometer lang, ließ sich aber gut fahren und bei bestem Wetter kamen wir nachmittags in Cuenca an. Und dann? Irgendwie mussten wir auf den Berg rauf, bis wir die richtige Kreuzung gefunden hatte, dauerte es ein wenig …

Das war allerdings die einfachere Übung: Oben auf dem Berg folgten wir den Schildern Richtung Posada de San José und fanden uns mal wieder in einem dieser malerischen Kopfsteinpflaster-Sträßchen. Sehr, sehr schön und sehr, sehr eng. Mit der Übung aus Toledo kein Problem für Dirk und selbst die im rechten Winkel abknickende Toreinfahrt war mit ausreichend Kurbelei dann irgendwann geschafft.

Bunte Fassaden, kleine Gässchen und die durchaus spannenden Casas Colgadas, ja, in Cuenca gefiel es uns richtig gut. Noch besser gefiel uns das alles nach dem ersten kühlen Bier auf der süßen Plaza Mayor und dem Blick von unserer Hotelzimmer-Terrasse. Da war dann auch klar: Wir brauchen für abends eine Flasche Wein, denn diesen privaten Blick muss man im Licht der untergehenden Sonne genießen!

Gesagt, getan, noch ein (diesmal viel zu frühes) Abendessen im angeschlossenen Restaurant und dann sagten wir Cuenca schon wieder Adios. Segovia, das letzte Ziel unserer Reise, war nicht allzu weit, die Sonne schien, warum also sofort ins Auto setzen? Ein Abstecher zur Ciudad Encantada war allemal drin und hat sich gelohnt: ein Rundweg vorbei an wahrhaft bizarr geformten Felsen, gesäumt von meterhohen Pinien, unspektakulär schön und beruhigend.

Hotel: Posada de San José (sehr rustikal, die Terrasse unseres Zimmers war traumhaft)

Cuenca:Ein richtig hübsches Städtchen in landschaftlich spannender Umgebung – wenn wir noch einmal in diese Ecke Spaniens kommen, dann werden wir in Cuenca sicherlich mehr als eine Nacht verbringen.

Agua Amarga: Wellenrauschen und Fisch satt!

Reisebericht Spanien 2009 - Agua Amarga

So langsam bekamen wir Spaß an dieser spontanen Art der Urlaubsplanung – und auch daran, dass wir in fast allen unseren Unterkünften per WiFi ins Internet kamen. Also nutzten wir auch in Granada wieder das Web, um nach dem Wetter zu schauen und dann eine Unterkunft zu suchen. So ein bisschen Meer wäre schön … Am südöstlichen Zipfel gibt es das Naturschutzgebiet Cabo de Gata, das laut Reisefüher wenig touristisch ist. Das hatten wir auf dem Plan – bis wir in einem Hotelführer miKasa in Agua Amarga fanden. Da wollten wir hin! Sogar die Wettervorhersage spielte mit: In Granada sollte es schlechter werden, an der Küste aufklaren. Also ging es los in Richtung Agua Amarga.

Wie so oft auf dieser Reise starteten wir bei bedecktem Himmel und kamen gemeinsam mit der Sonne an. Wir wollten die zwei Tage einfach zum Nichtstun nutzen – und das gelang uns in Agua Amarga auch ausnehmend gut. Schon der Empfang in miKasa machte Spaß, den Tag verbummelten wir am Pool und am Strand (okay, eher in der Strandbar) und abends gönnten wir uns einmal ein echtes Luxusessen, am zweiten Abend dann eine beinahe mörderische Fischplatte.

Mehr gibt es zu dieser Etappe auch gar nicht zu berichten. Und das ist gut so, denn schließlich wollten wir ja auch gar nichts tun!

Hotel: miKasa (wunderschönes, gepflegtes kleines Haus mit supernetten Angestellten und einem Restaurant gleich nebenan … ja, da hätten wir es auch länger ausgehalten)

Agua Amarga: Ausnahmsweise konnten wir die Beschreibung im Lonely Planet – irgendwie yuppieartig mit dem Charme eines Fischerdörfchens – nicht ganz nachvollziehen. Gefallen hat uns das kleine Dorf trotzdem richtig gut, weil es ruhig ist und der Strand in einer sehr schönen Bucht liegt, gesäumt von richtig gemütlichen Strandbars.

Granada: Wolken sind doof!

Oh je, erst sah es auf dem Weg nach Granada ja wirklich so aus, als würde die Wolkendecke aufreißen. Aber dann fuhren wir in die Berge, der Himmel wurde immer düsterer und die Temperatur fiel auf schauerliche 13 Grad. So hatten wir uns das nicht unbedingt vorgestellt. Aber was half es, Granada war gebucht (und das war wirklich nicht einfach gewesen!) und umkehren wollten wir auch nicht. Unsere Laune sank allerdings parallel zu den Temperaturen …

Und dann war da ja noch die Sache mit dem Autoverkehr in Granada: Die Altstadt ist ein Gewirr enger Gassen, die folglich meist auch noch Einbahnstraßen sind – und außerdem für Autos gesperrt. Für Hotelgäste (also für uns) gibt es Sondergenehmigungen. Spannend … Die Anfahrtsbeschreibung zum Hotel Peregrinos funktionierte bis kurz vor die Hoteltür – die ist leider von der Straße aus nicht zu sehen und wir fuhren prompt daran vorbei. Um es kurz zu machen: Wir standen am Ende einen Tag in einem Parkhaus am anderen Ende von Granada, bevor wir einen Parkplatz in der Nähe des Hotels bekamen – auch ein Abenteuer, denn unser kleiner Skoda Fabia passte gerade so eben durch die Gassen und durch die Ausfahrt aus dem Parkhaus …

Reisebericht Spanien 2009 - Granada

Immerhin war es wieder wärmer geworden, trotzdem hingen dicke Wolken am Himmel und abends fing es dann auch noch an zu regnen. Wir sahen uns schon am Sonntag bei Regen völlig genervt in der Alhambra stehen … Denn die Eintrittskarten hatten wir ja bereits von Salamanca aus gebucht, um nicht wieder – wie bei unserem ersten Besuch – um sieben Uhr morgens für Tageskarten anstehen zu müssen.

Der nächste Morgen, der bange Blick aus dem Fenster, die plötzliche Erkenntnis: strahlend blauer Himmel! Ja, wir hatten tatsächlich alles richtig gemacht und den einen wunderschönen Sonnentag erwischt. Also gehörte der Vormittag einem Rundgang durch das Albaícin-Viertel – malerisch verwinkelte Gassen und ein traumhafter Blick auf die Alhambra, der Nachmittag war für die Alhamabra reserviert. Und die beeindruckte uns auch beim zweiten Mal, allein wegen ihrer schieren Größe ist sie sehenswert, der Generalife wunderschön und dann der Nasriden-Palast mit seinen Ornamenten und dem Löwenhof natürlich, ein Traum (nicht nur für Fotofreaks). Kleiner Wehrmutstropfen: Die Löwen werden gerade restauriert, Kopien gibt es nicht …

Hotel: Gar-Anat Los Peregrinos (stylish, modern, schön gelegen – vielleicht beim nächsten Mal wieder)

Granada: tolle Stadt mit vielen schönen Kneipen, das Albaícin-Viertel atmosphärisch sehr dicht, allein wegen der Alhambra und der Lage vor den Gipfeln der Sierra Nevada immer wieder einen Besuch wert

Reisebericht Spanien 2009 - Alhambra

Almagro: Zwischenstopp mit Migas

Reisebericht Spanien 2009 - Almagro

Die Entscheidung war also einfach: Spaniens Südosten war das nächste Ziel, Granada um konkret zu werden. Das hatten wir bei unserer Andalusien-Tour vor ein paar Jahren (bis auf die Alhambra) nicht geschafft und wollten es uns sowieso schon immer mal anschauen. Routentechnisch allerdings nicht unbedingt optimal … Einen kompletten Fahrtag wollten wir uns nicht antun, ein Zwischenstopp musste her und zunächst fiel uns Valdepeñas ins Auge. Das lag strategisch gut und den Wein mögen wir auch gerne. Dumm nur, dass der Lonely Planet meinte, es sei absolut unattraktiv …

Eine Alternative musste her! Ein paar Kilometer vor Valdepeñas liegt Almagro und dieses Dörfchen wiederum beschreibt der Lonely Planet sehr charmant. Wir fuhren also von Salamanca nach Almagro, ließen uns erst einmal auf der Plaza Mayor ein spätes Mittagessen (Migas!) schmecken und suchten uns dann ein Hotel. Das Retiro del Maestre war unsere erste und auch noch eine sehr gute Wahl, ein richtig schnuckeliges Hotel mit hübschen Zimmern.

Und auch Almagro gefiel uns gut, ein kleines Dörfchen mit kopfsteingepflasterten Straßen und ein paar Kirchen. Selbst die dunklen Regenwolken verzogen sich gegen Abend – alles richtig gemacht, so schien es. Oder doch nicht? Nachts schüttete es wie aus Kübeln und am nächsten Morgen sah die Mancha des allgegenwärtigen Don Quijote eher nach Unwetter als nach Urlaubswetter aus.

Hotel: El Retiro del Maestre (wunderschönes kleines Hotel, leider hatten wir kein Zimmer zum Innenhof, das wäre die Krönung gewesen – hier würden wir definitiv wieder übernachten)

Almagro:ein Städtchen, in dem man problemlos einen unterhaltsamen Tag verbringen kann und das als perfekter Zwischenstopp gedient hat.