Dienstag, 18.09.2012

Reisebericht Namibia und Sambia

Das war kalt! Wir froren ganz schön, als uns der Wecker um sechs aus dem Zelt scheuchte. Es hatte fies abgekühlt und selbst im Auto waren es nur 12 Grad. Bei weit über 30 Grad, die wir tagsüber hatten, ein ziemlicher Absturz. An den kurzen Hosen hinderte uns das natürlich nicht 😉

Wir frühstückten gemütlich, aber ohne zu trödeln, denn heute war der große Tag: Der Grenzübertritt nach Sambia stand an und wir waren gleich aus mehreren Gründen nervös. Auf unserem Letter of Authorization war ein Schreibfehler beim Nummernschild – keine gute Idee an einer afrikanischen Grenze. Und wir hatten auch keinen Nachweis über eine internationale Versicherung vom Vermieter bekommen. Einige Quellen behaupteten aber, dass man diesen Nachweis an der Grenze brauche.

Nun denn, wir würden sehen und hatten auch schon Plan B, falls wir an der Grenze scheitern sollten. A wie Afrika, A wie Alternativen. Und A wie Aber, denn in Katima Mulilo scheiterten wir – ganz afrikanisch – erst einmal am Diesel. Sorry no diesel, hieß es an der ersten Tankstelle. Zum Glück ist Katima Mulilo groß genug für mehrere Tankstellen und wir konnten volltanken. Dann die Grenze. Ausreisen aus Namibia war problemlos wie immer. Dreißig Meter bis Sambia, dreißig Meter bis Zentralafrika. Wir leisteten insgeheim Abbitte, dass wir fünf Minuten vorher noch über ein Schild gelästert hatten: Katima Mulilo, the Gate to Central Africa.

Da waren wir also, hinter dem Tor – und schauten dumm drein: Da waren zwar viele Menschen und auch ein paar mehr oder weniger baufällige Baracken, aber nach Grenzgebäude sah das alles nicht aus. Aha. Zum Glück zeigte uns einer der illegalen Geldwechsler die Immigrations. Geschäft brachte ihm das zwar nicht ein, aber unser tiefer Dank war ihm sicher.

Wir gingen in das am offiziellsten aussehende Gebäude und waren tatsächlich richtig. Formular ausfüllen, 50 US-Dollar pro Nase zahlen, Stempel im Pass und dann einen Schalter nach links rücken. Persönliche Daten und Angaben zum Auto in eines dieser riesigen, an den afrikanischen Grenzen ausliegenden Bücher eintragen. Und dann weiter ins Büro nebenan. Die Grenze in Sambia fing an, uns Spaß zu machen. Dort wurde das Formular für die Autoversicherung ausgefüllt. Bevor uns die aber ausgehändigt wurde, mussten wir noch ein Büro weitergehen und erneut die Fahrzeugdaten angeben. Diesmal inklusive Baujahr, Herstellungsland und aktuellem Verkaufswert … If you don’t know the value, you cannot cross border. Also unser Mietwagen war noch genau 350.000 Nam-Dollar wert. Dann durften wir die Carbon Tax bezahlen. Kostenpunkt: 250 Nam-Dollar.

Die Odyssee ging weiter. Wir bekamen endlich die Versicherung, damit waren wir dann noch einmal 510 Nam-Dollar los. Ok, das war also auch erledigt. Die nächsten Stationen waren draußen. Ein Baucontainer, bei dem wir 40 US-Dollar für die Road Tax loswurden (und uns dafür vorher natürlich in ein großes Buch eintragen durften). Wie bei jeder perfekten Dramaturgie folgte der Höhepunkt zum Schluss. In einem alten, verranzten und beinahe auseinanderfallende Wohnwagen durften wir noch einmal 50 Nam-Dollar bezahlen. Wofür? Keine Ahnung!

Ein teurer und abenteuerlicher Spaß, aber das wussten wir vorher. Und alle waren nett, alle waren hilfsbereit. Vor allem hat sich niemand daran gestört, wenn wir auf den Fehler im Letter of Authorization hingewiesen haben. Eine freundliche Nachfrage, wie unser Nummernschild denn wirklich laute, war die Reaktion. Also nochmal zum Mitschreiben die Einreise-Formalitäten in Sambia:

  1. Zur Immigration gehen (das vom Schlagbaum aus gesehen hintere, gemauerte Gebäude), Formular ausfüllen, Gebühr fürs Visum bezahlen
  2. Am Tresen drei Schritte nach links machen, in ein Buch die Fahrzeugdaten eintragen (gefragt werden die üblichen Dinge wie Chassis- und Motornummer)
  3. Am Tresen vorbei in den kleinen Flur gehen und im ersten Büro schon mal die General Insurance beantragen
  4. Ein Büro weitergehen und dort die Carbon Tax bezahlen (hier ist es dann nötig, Wert, Herstellungsland und weitere Dinge über den Mietwagen zu wissen – oder zumindest wissend auszusehen), bezahlen nicht vergessen und zurück zum Versicherungsexperten gehen
  5. Die General Insurance bezahlen und ganz sicher verstauen, die braucht man bei den Polizeikontrollen
  6. Es geht draußen weiter, wo man hinten links die Straßengebühr bezahlt
  7. Der weitaus witzigste Part: In den abgewrackten Wohnwagen gehen (in den hinteren, den mit den vielen Menschen, nicht den, in dem eine einsame Madame hockt) und nochmal eine Gebühr in variabler Höhe bezahlen
  8. Geschafft!!!

Blieb noch die Sache mit dem Geld, denn in Sambia darf nur noch mit Kwacha bezahlt werden. Dirk war am ATM der Financial Bank in Sesheke erfolgreich, ich wurde fast verhaftet. Weil ich es gewagt hatte, die kleine Bank zu fotografieren. Aber ich einigte mich mit dem schwer bewaffneten Wachmann darauf, dass ich das Foto einfach lösche.

Die letzte Herausforderung des Tages waren die knapp 60 Kilometer bis zur Kabula-Lodge. Die Straße wird neu gebaut, was bei der altbekannten, unseligen China-Afrika-Connection gleichbedeutend ist mit 60 Kilometern Baustelle und einer grottenschlechten, schlaglochübersähten Behelfspiste. Oh ja, wir hatten uns das Bier mit Blick auf den Sambesi redlich verdient!

Montag, 17.09.2012

Reisebericht Namibia

Der Wind hatte nachts ziemlich am Zelt gerüttelt und ich war mir nicht sicher, ob unsere Stühle am Morgen noch da sein würden. Waren sie aber. Ganz im Gegensatz zu den Tieren im Mahango. Wir waren kurz nach Sonnenaufgang in den Park gefahren und hatten natürlich auf große Tiere gehofft. Fehlanzeige. Bis auf ein paar in weiter Entfernung grasende Büffel und tonnenweise Elefantendung sahen wir nur die üblichen Impalas, Kudus und immerhin einen Buschbock. Ein erfolgreicher Game Drive sieht anders aus. Nun denn, so kam es, dass wir schon um kurz nach neun wieder aus dem Mahango rausfuhren und uns auf der Campsite im Ngepi Camp ein spätes Frühstück schmecken ließen. Auch nicht schlecht.

Wir grillten schon am Nachmittag und nahmen uns dann den Park auf der anderen Flussseite vor: den Buffalo Park, von dem uns Claudia vor einigen Jahren mal vorgeschwärmt hatte. Ursprünglich hatten die Südafrikaner dort ein Militärcamp, um den Caprivi zu sichern. Heute stehen zwischen den Ruinen Kudus … Irgendwie ein ziemlich skurriles Bild. Noch skurriler ist allerdings, dass der Buffalo Park fast unbekannt ist. Uns gefiel er besser als der Mahango, denn wir hatten mit Elefanten, Büffeln und vielen Kudus deutlich bessere Sichtungen. Und die Wege sorgten dann auch noch für ansatzweises 4×4-Feeling. Ganz unser Ding!

Zurück auf der Campsite war rein zufällig Zeit für den Sundowner und gemäß afrikanischer Zeit krabbelten wir dann auch bald ins Zelt.

Samstag, 15.09.2012

Wir hatten lange geschlafen, waren erst kurz vor acht aufgewacht und fühlten uns erstaunlich fit und ausgeruht. Ein gemütliches Frühstück, ein ausgesprochen witziger Schwatz in der Casa Piccolo, dann machten wir uns auf den Weg. Wir besorgten beim Spar in der Maerua Mall noch frisches Brot, zogen bei der Nedbank Geld (irgendwie klappt das mit der Maestro-Karte seit einiger Zeit nur noch bei der Nedbank) und kauften dann noch Fleisch bei Hartlief.

Gegen halb elf kamen wir endlich los, vor uns lag eine der längsten und vor allem langweiligsten Strecken der Tour. 500 Kilometer mehr oder weniger schnurgerade Teerstraße. Entsprechend ereignislos verlief unser Tag und entsprechend froh waren wir, als wir gegen halb fünf endlich Roy’s Camp erreicht hatten. Das gefiel uns auf Anhieb, die Campsite war bis auf zwei Schweizer komplett leer, alles super bis auf ein paar beißende Insekten. Aber dagegen gibt es ja schließlich AntiBrumm. Wir hatten uns für das Buffet und gegen grillen entschieden, genossen den einen oder anderen Sundowner, ja, so ließ es sich aushalten.

Reisebericht Namibia

Sonntag, 16.09.2012

Urlaub in Afrika, das heißt früh aufstehen. Aber so am Anfang des Urlaubs wollten wir es nicht übertreiben, deshalb klingelte der Wecker erst um halb sieben. Wir ließen uns Zeit, freuten uns über das heiße Wasser in den Duschen und frühstückten ganz gemütlich. Um uns vor der nächsten langen Etappe wenigstens ein bisschen zu bewegen, folgten wir brav dem kleinen Rundweg um die Campsite, bevor wir gegen halb zehn Richtung Caprivi aufbrachen.

Es wurde wieder eine lange und langweilige Fahrt, aber das hatten wir schließlich vorher gewusst. Und das Ngepi Camp entschädigte uns dafür: lustige, vielleicht etwas zu kleine und zu eng beieinander liegende Campsites direkt am Okavango, welch ein Blick! Außerdem lud die Bar geradezu dazu ein, dort im Schatten einen Rock Shandy zu trinken.

Wir grillten uns abends zwei Rumpsteaks von Hartlief, dazu Kartoffeln und Maiskolben – und bei einem Delheim Pinotage beobachteten wir die Flusspferde im Okavango … Oh ja, es ging uns schon wieder richtig schlecht.

Reisebericht Namibia

Donnerstag, 13.09. / Freitag, 14.09.

BerichtReiseroute
Reisebericht Namibia

Die Tour 2012 sollte – natürlich – in Namibia starten, dann nach Sambia und zum Abschluss nach Botswana führen. Das Abenteuer Sambia, darauf waren wir gespannt. Am Ende zeigte sich allerdings, dass Spannung ganz unverhofft aufkommen kann – und oftmals auch da, wo man sie nicht erwartet hätte. Und dass man sich nie als Experte fühlen sollte – denn dumm anstellen kann sich jeder und wir ganz besonders …

Bevor es mit dem Reisebericht losgeht, noch die üblichen Informationen:

Fotos: Foto-Galerie > Reisen quer durch Afrika > Namibia Sambia Botswana 09/2012

Jetzt. Hebt. Er. Ab. Als der Flieger der Air Namibia mit leichter Verspätung auf der Startbahn West den Boden unter den Rädern verlor, realisierte ich endlich, dass mich nur noch knapp zehn Stunden von Namibia trennten. Von meinem Namibia und von der Ruhe, die mir dieses Land immer wieder bringt. Ruhe, die ich dringend nötig hatte. Und nicht nur ich.

Abgesehen von zwei älteren schweizer Paaren direkt vor uns, die dringend mal üben müssten, wie man „Rücksicht“ buchstabiert, und von einigen Turbulenzen war es ereignisloser Flug. Der seinen Höhepunkt fand, als es hieß: Welcome to Namibia. We have just landed on Hosea Kutako International Airport Windhoek.

Da war es viertel vor sechs – sowohl zu Hause als auch in Windhoek und noch stockfinster. Bis wir allerdings die Passkontrolle hinter uns gebracht hatten, war es draußen bereits taghell. Irgendwas machen wir da in der letzten Zeit falsch, aber wir erwischen immer die Schlange, in der gar nichts geht. War letztlich egal, denn die Pappnasen von der Autovermietung öffnen sowieso erst um acht Uhr. Und obwohl wir das diesmal vorher wussten, verhagelte es uns ein klein wenig die Laune, als um viertel nach acht immer noch niemand da war. Ok, die TIA-Formel: That is Africa!

Die Wagenübernahme dauerte wie üblich ihre Zeit, war aber problemlos. Und um kurz nach zehn waren wir auf dem Weg nach Windhoek zur Casa Piccolo. Wir bekamen wieder „unser“ Zimmer Nr. 1, ruhten uns kurz aus und gingen dann auf die Jagd. Nutella, Butter, Salami, Bier,… alles, was man zum Glücklich sein im Namibia-Urlaub so braucht. Bis auf das Fleisch, versteht sich. Das würden wir am nächsten Tag bei Hartlief kaufen.

Zurück in der Casa Piccolo dann erst einmal eine Schrecksekunde: Der Stecker unseres Kühlschranks tat nicht so, wie er sollte. Ein Kontakt war rausgerutscht und wollte sich auch nicht mehr festklemmen lassen. Na und? Siehe oben, Stichwort TIA. Da lamentiert man nicht rum, sondern bastelt eine Lösung. Am besten mit Duck Tape, das geht immer. Stecker festgeklebt, Kühlschrank funktionsfähig, alles gut.

Auch Claudia trafen wir kurz – wie fast immer auf dem Sprung, diesmal zur Farm, wo fiese Buschbrände wüteten. Und wo am nächsten Tag ein Kindergeburtstag anstand. Der ausführliche Schwatz würde also bis zum Urlaubsende warten müssen. Wir verbrachten den Nachmittag faul im Garten und freuten uns auf das Abendessen in Joe’s Beerhouse. Das wurde kommunikativer als geplant – und schuld war Paprika. Ein niederländisches Paar, das neben uns am Tisch saß, fragte, wie Paprika (niederländisch) denn auf Deutsch hieße… Wir kamen ins Gespräch und stellten fest, dass wir die Leidenschaft für Afrika und das Tierleben dort teilen. Und dass uns Touristen in Gruppen ein Graus sind. Es wurde ein extrem netter Abend.

Wer sich für die Bilder von Jos interessiert, kann sie auf seiner Seite anschauen: www.vanbommelphotography.com

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