Das war kalt! Wir froren ganz schön, als uns der Wecker um sechs aus dem Zelt scheuchte. Es hatte fies abgekühlt und selbst im Auto waren es nur 12 Grad. Bei weit über 30 Grad, die wir tagsüber hatten, ein ziemlicher Absturz. An den kurzen Hosen hinderte uns das natürlich nicht 😉
Wir frühstückten gemütlich, aber ohne zu trödeln, denn heute war der große Tag: Der Grenzübertritt nach Sambia stand an und wir waren gleich aus mehreren Gründen nervös. Auf unserem Letter of Authorization war ein Schreibfehler beim Nummernschild – keine gute Idee an einer afrikanischen Grenze. Und wir hatten auch keinen Nachweis über eine internationale Versicherung vom Vermieter bekommen. Einige Quellen behaupteten aber, dass man diesen Nachweis an der Grenze brauche.
Nun denn, wir würden sehen und hatten auch schon Plan B, falls wir an der Grenze scheitern sollten. A wie Afrika, A wie Alternativen. Und A wie Aber, denn in Katima Mulilo scheiterten wir – ganz afrikanisch – erst einmal am Diesel. Sorry no diesel, hieß es an der ersten Tankstelle. Zum Glück ist Katima Mulilo groß genug für mehrere Tankstellen und wir konnten volltanken. Dann die Grenze. Ausreisen aus Namibia war problemlos wie immer. Dreißig Meter bis Sambia, dreißig Meter bis Zentralafrika. Wir leisteten insgeheim Abbitte, dass wir fünf Minuten vorher noch über ein Schild gelästert hatten: Katima Mulilo, the Gate to Central Africa.
Da waren wir also, hinter dem Tor – und schauten dumm drein: Da waren zwar viele Menschen und auch ein paar mehr oder weniger baufällige Baracken, aber nach Grenzgebäude sah das alles nicht aus. Aha. Zum Glück zeigte uns einer der illegalen Geldwechsler die Immigrations. Geschäft brachte ihm das zwar nicht ein, aber unser tiefer Dank war ihm sicher.
Wir gingen in das am offiziellsten aussehende Gebäude und waren tatsächlich richtig. Formular ausfüllen, 50 US-Dollar pro Nase zahlen, Stempel im Pass und dann einen Schalter nach links rücken. Persönliche Daten und Angaben zum Auto in eines dieser riesigen, an den afrikanischen Grenzen ausliegenden Bücher eintragen. Und dann weiter ins Büro nebenan. Die Grenze in Sambia fing an, uns Spaß zu machen. Dort wurde das Formular für die Autoversicherung ausgefüllt. Bevor uns die aber ausgehändigt wurde, mussten wir noch ein Büro weitergehen und erneut die Fahrzeugdaten angeben. Diesmal inklusive Baujahr, Herstellungsland und aktuellem Verkaufswert … If you don’t know the value, you cannot cross border. Also unser Mietwagen war noch genau 350.000 Nam-Dollar wert. Dann durften wir die Carbon Tax bezahlen. Kostenpunkt: 250 Nam-Dollar.
Die Odyssee ging weiter. Wir bekamen endlich die Versicherung, damit waren wir dann noch einmal 510 Nam-Dollar los. Ok, das war also auch erledigt. Die nächsten Stationen waren draußen. Ein Baucontainer, bei dem wir 40 US-Dollar für die Road Tax loswurden (und uns dafür vorher natürlich in ein großes Buch eintragen durften). Wie bei jeder perfekten Dramaturgie folgte der Höhepunkt zum Schluss. In einem alten, verranzten und beinahe auseinanderfallende Wohnwagen durften wir noch einmal 50 Nam-Dollar bezahlen. Wofür? Keine Ahnung!
Ein teurer und abenteuerlicher Spaß, aber das wussten wir vorher. Und alle waren nett, alle waren hilfsbereit. Vor allem hat sich niemand daran gestört, wenn wir auf den Fehler im Letter of Authorization hingewiesen haben. Eine freundliche Nachfrage, wie unser Nummernschild denn wirklich laute, war die Reaktion. Also nochmal zum Mitschreiben die Einreise-Formalitäten in Sambia:
- Zur Immigration gehen (das vom Schlagbaum aus gesehen hintere, gemauerte Gebäude), Formular ausfüllen, Gebühr fürs Visum bezahlen
- Am Tresen drei Schritte nach links machen, in ein Buch die Fahrzeugdaten eintragen (gefragt werden die üblichen Dinge wie Chassis- und Motornummer)
- Am Tresen vorbei in den kleinen Flur gehen und im ersten Büro schon mal die General Insurance beantragen
- Ein Büro weitergehen und dort die Carbon Tax bezahlen (hier ist es dann nötig, Wert, Herstellungsland und weitere Dinge über den Mietwagen zu wissen – oder zumindest wissend auszusehen), bezahlen nicht vergessen und zurück zum Versicherungsexperten gehen
- Die General Insurance bezahlen und ganz sicher verstauen, die braucht man bei den Polizeikontrollen
- Es geht draußen weiter, wo man hinten links die Straßengebühr bezahlt
- Der weitaus witzigste Part: In den abgewrackten Wohnwagen gehen (in den hinteren, den mit den vielen Menschen, nicht den, in dem eine einsame Madame hockt) und nochmal eine Gebühr in variabler Höhe bezahlen
- Geschafft!!!
Blieb noch die Sache mit dem Geld, denn in Sambia darf nur noch mit Kwacha bezahlt werden. Dirk war am ATM der Financial Bank in Sesheke erfolgreich, ich wurde fast verhaftet. Weil ich es gewagt hatte, die kleine Bank zu fotografieren. Aber ich einigte mich mit dem schwer bewaffneten Wachmann darauf, dass ich das Foto einfach lösche.
Die letzte Herausforderung des Tages waren die knapp 60 Kilometer bis zur Kabula-Lodge. Die Straße wird neu gebaut, was bei der altbekannten, unseligen China-Afrika-Connection gleichbedeutend ist mit 60 Kilometern Baustelle und einer grottenschlechten, schlaglochübersähten Behelfspiste. Oh ja, wir hatten uns das Bier mit Blick auf den Sambesi redlich verdient!