Wir ließen es morgens gemütlich angehen und ignorierten die Betriebsamkeit auf den Campsites um uns herum. Ein ausgiebiges Frühstück und eine fast heiße Dusche später waren wir startklar und bereit für ein neues Abenteuer. Unser Ziel war das Aabadi Mountain Camp nahe Twyfelfontein. Eigentlich unspektakulär, aber wir wollten nicht die reguläre Straße nehmen, sondern über Offroad-Tracks dorthin fahren. Die ursprüngliche Idee war gewesen, durch den Ugab zu fahren. Da wir aber wenige Wochen vor der Tour noch gelesen hatten, das das Flussbett wegen der gewaltigen Regenfälle im ersten Halbjahr immer noch stellenweise feucht war und Autos steckengeblieben waren, nahmen wir eine Route, die das Flussbett weitgehend vermeiden würde.
Wir fuhren auf der D2359 von Osten her auf das Brandbergmassiv zu und nahmen dann einen Track Richtung Süden. Der Weg ließ sich bestens fahren und wir genossen die Ausblicke auf den Brandberg. Nach gut 25 Kilometern trafen wir wieder auf eine offizielle Straße – wobei sich diese D2342 deutlich schlechter fahren ließ als der Track zuvor. Egal, die Landschaft begeisterte uns mit unendlicher Weite und wir wussten wieder einmal, was wir an diesem Land so sehr mögen.
Wir wollten am Doros-Krater vorbei, dabei aber den Divorce Pass umgehen, weil der uns doch zu abenteuerlich erschien. Darauf, unseren Weg erst mit Steinplatten auslegen zu müssen, wie es in einigen Reiseberichten beschrieben war, hatten wir dann doch keine Lust. Also nahmen wir einen Umweg in Kauf. Und standen plötzlich vor einer steinigen, steil abfallenden Strecke, die wir so nicht erwartet hätten. Es rumpelte, es rüttelte – und dann sah ich aus dem Augenwinkel links von mir unseren Campingtisch. Hmm, der gehörte da aber definitiv nicht hin. Vor ein paar Tagen war einer der Winkel, die den Tisch auf dem Dach hielten, gebrochen. Und das Geholper nun war zu viel, der Tisch hielt nicht mehr auf dem Dach. Also packten wir ihn eben in den Laderaum. Und dann rumpelten wir fröhlich weiter, ganz gespannt, ob wir das Auto am Ende in einem Stück zurückbringen würden.
Wir passierten ein Gate zu einer Conservancy zum Schutz der Spitzmaulnashörner, trugen uns in ein Buch ein – durchschnittlich zwei Autos am Tag kamen hier offenbar durch – und fuhren dann weiter auf der D2303. Wenn die Straße eine offizielle Nummer hat, dann kann es ja nicht so schlimm werden. Dachten wir. So kann man sich irren.
Unser Navi, das mit den Tracks4Africa-Karen erstaunlich zuverlässig funktionierte, warnte bereits: „very sharp rocks“.Wir mussten den Ugab einmal queren und abgesehen von den tatsächlich ziemlich scharfkantigen Steinen sahen wir uns einem Hindernis gegenüber, das uns Angst machte: eine Strecke von vielleicht 30 Metern Länge, geschätzte 25% Steigung, eine wunderhübsch matschige Stelle in der Mitte und vor allem zwei fiesen, tiefen Löchern, die aussahen, als könnte man das Auto dort perfekt einklemmen und festfahren. Aber es half ja nichts, wir mussten da hoch.
Und tatsächlich kamen wir nach erneutem Rütteln und Schütteln heil dort oben an. Ich war wieder einmal voller Bewunderung für Dirks inzwischen wirklich beeindruckende 4×4-Fahrkünste.
Wir zockelten gut 50 Kilometer mit einem Schnitt von nicht einmal 20km/h vor uns hin, verfluchten die Strecke an besonders schlimmen Stellen, waren aber die meiste Zeit bester Dinge. Schließlich hatten wir es genau so gewollt. Und die Aussicht war schlichtweg grandios, immer wieder Welwitschias in der Fläche, ein Wahnsinn! Am Abzweig zum Doros-Krater entscheiden wir uns, diesen Umweg nicht mehr zu fahren, sondern direkt Aabadi anzusteuern, um dort in aller Ruhe und im Hellen das Camp aufschlagen und den Sundowner genießen zu können. Noch 20 Kilometer Offroad bis zur Straße, das sollte kein Problem mehr sein. An der nächsten Weggabelung meldet unser Navi: „serious 4WD needed“.
Wie bitte? Und was bitteschön war das bis hierher gewesen? Wir – also vor allem ich – fand das auch bis zu diesem Punkt schon durchaus „serious“. Mir war das nicht geheuer, Dirk war deutlich entspannter. Na klar, der Kerl hatte Gefallen an der Fahrerei gefunden und schien keine Herausforderung zu scheuen. Und es war ja auch alles harmlos, mal ein bisschen Tiefsand, mal eine kleine Steigung, die wir im ersten Gang low gear fahren. Kein Problem. Und nur noch ein paar Kilometer. Ich entspannte mich langsam. Zumindest so lange, bis die Motorhaube unseres Autos in den Himmel zeigte und ich nur noch Blau sah. Schön, ja, ich mag blauen Himmel. Aber ich sehe beim Autofahren auch ganz gerne die Straße. Das Auto senkte sich langsam, danke, ich möchte die Straße doch nicht sehen. Wir schauten auf ein „sausteiles“ (O-Ton Dirk) Gefälle, das als besondere Herausforderung im Wechsel rechts und links schöne große Löcher hatte.
Vielen Dank. Ich sah uns schon umkehren, denn da konnte man unmöglich runterfahren. Dirk sah das anders – und fuhr. Butterweich. Unten angekommen holte auch ich dann wieder Luft. Und war zum zweiten Mal an diesem Tag rundweg beeindruckt von Mister 4WD. Damit war es dann tatsächlich geschafft. Die letzte große Herausforderung des Tages war es, in Aabadi die uns zugewiesene Campsite No. 1 zu finden. Da es die einzige ohne Nummer war, funktionierte das nach dem Ausschlussprinzip ganz gut.
Aabadi liegt sehr schön, die Campsites machten auf uns allerdings einen etwas verwahrlosten Eindruck. War uns aber egal. Wir duschten Staub und Schweiß des Tages ab und widmeten uns dann unseren Lammchops und einer Flasche Delheim Pinotage.