Montag, 24. Januar 2011: Inflation der Löwen

Wir hatten gut geschlafen und waren um halb sechs aus den Betten raus. Heißes Wasser für die Thermoskanne, auschecken in Mata Mata und um zwei nach sechs waren wir „first out of the gate“. Wieder begleiteten uns dunkle Wolken, es war dunkel und entsprechend war das Fotografieren schwierig. Ärgerlich, denn in Craig Lockhart lagen drei Löwinnen direkt neben dem Wasserloch. Es war nicht zu ändern, wir fuhren weiter. Und wir fanden bis Montrose an fast jedem Wasserloch Löwen, darunter auch das Rudel, das wir schon im April gesehen hatten. Einige der Rudel hatten offenbar in der Nacht Beute gerissen, denn sie hatten blutverschmierte Mäuler und dicke Bäuche, wie wir sie selten gesehen haben. Der helle Wahnsinn, es schien, als gäbe es im KTP hinter jedem Busch einen Löwen.

Löwensichtungen im KTP

Die Frage nach dem Highlight des Tages war trotzdem nicht ganz einfach zu beantworten: Klar standen die beiden Löwenmännchen in Montrose auf der Liste, die da zusammen mit drei jungen, putzig-tapsigen Löwenbabys lagen. Aber am 13. Bohrloch hatten wir zwei African Wildcats gesehen – eine Premiere für uns und in diesem Fall auch noch eine Sichtung, die wir selbst gemacht hatten. Darauf waren wir schon stolz … Die Hyänen, der Schlangenadler, die Löffelhunde, ja selbst die beiden Geparden waren an diesem Vormittag jedenfalls nur noch Zugabe. Für die 120 Kilometer bis nach Twee Rivieren hatten wir sage und schreibe acht Stunden gebraucht.

Afrikanische Wildkatze und Babylöwen

Gute Aussichten aufs Wasserloch

Eigentlich hätten wir auch vorher schon abbiegen können, aber Twee Rivieren ist das einzige Camp, in dem man Handyempfang hat und in dem es für Notfälle auch ein öffentliches Telefon gibt. Und ich wollte doch unbedingt wissen, ob zu Hause alles in Ordnung war … Ja, war es, durchatmen, aufatmen. Wir konnten ganz beruhigt nach Kieliekrankie fahren, wo wir es uns mit einem kühlen Bier und dem bereits bekannten sensationellen Ausblick auf die Dünen bequem machten. Wir saßen schwätzend auf dem kleinen Balkon, genossen einfach das Hier und Jetzt – und hätten dabei fast den Leoparden übersehen, der sich klammheimlich ans Wasserloch geschlichen hatte.

Was für ein Tag! Der würdige Abschluss waren Dirks Nudeln mit Rinderfilet und einer Pilzsoße, dazu ein Allesverloren Tinta Barocca und zum Nachtisch einen Amarula. Mehr muss man dazu nicht sagen.

Leopard am Wasserloch von Kieliekrankie

Sonntag, 23. Januar 2011: Wirklich unwirklich – ein Gewitter zieht auf.

Um halb sechs war die Nacht zu Ende, denn wir wollten pünktlich zur Gate-Öffnung um sechs Uhr aus dem Camp fahren. Wir waren auch pünktlich. Der arme Kerl, der das Gate öffnen sollte, hatte allerdings verpennt. Die wenigen Touristen, die außer uns noch warteten, nahmen es ähnlich gelassen wie wir. Das würde zur Hochsaison auch nicht passieren, da hätte es ein gewaltiges Donnerwetter gesetzt. Und um zehn Minuten nach sechs waren wir dann auch auf der Piste.

Wir suchten natürlich gleich nach den Löwen. Am Wasserloch waren sie nicht mehr, aber auf einer Düne sahen wir sie dann, träge und faul, wie Löwen die meiste Zeit eben so sind. Da würde sich so schnell nichts tun. Wir fuhren weiter. „Was wackelt da eigentlich mit den Ohren?“ Dirks unnachahmliche Art, auf Tiere hinzuweisen. Auf Geparden diesmal, gleich zwei, die mitten im Flussbett lagen. Wow, Geparden hatten wir bisher nur ganz selten und in weiter Ferne gesehen. Wir beschlossen in diesem Moment für uns, dass der Januar eine tolle Zeit für Tiersichtungen ist. Wenn wir gewusst hätten, was da noch kommt …

Geparden im Flussbett des Auob

Nach Regen kommt Sonne – und damit das Licht

Lediglich das Licht wollte nicht ganz so mitspielen, es war trübe und bewölkt. Und zum Frühstück in Kamqua fing es dann auch noch an zu regnen. Also Nutellabrot im Auto. Dann machten wir uns auf den Rückweg, sahen die Geparden sogar noch einmal bei Sonnenschein und machten in Mata Mata erst einmal Mittagspause. Um den Motten abends zu entgehen, grillten wir diesmal schon mittags, genehmigten uns ein Windhoek Draught und fuhren am späten Nachmittag noch einmal raus.

Der Nachmittagsdrive war allerdings recht ereignislos, die Löwen sahen wir in weiter Ferne – schlafend. Auf dem Rückweg ins Camp erlebten wir aber eine sagenhafte Gewitterstimmung und hätten beinahe die Gate-Schließung verpasst, weil wir uns an dieser wirklich unwirklichen Szenerie einfach nicht sattsehen konnten. Man traut sich ja als fotografiebegeisterter Mitteleuropäer kaum, das zu sagen: Der Regen und die Gewitter machten uns richtig Spaß …

Impressionen aus dem Kgalagadi Transfrontier Park

Samstag, 22. Januar 2011: Wolken-Zickzack und zuckende Blitze

Wir waren wild entschlossen, an unserem ersten echten Urlaubstag in aller Ruhe auszuschlafen. Aber diesen Vorsatz sollten wir zukünftig wohl einfach beiseite lassen, wir können es nicht. Um acht (Ortszeit zu Hause um sieben) saßen wir also beim Frühstück und waren gespannt, wie die nächsten Tage so werden würden. Wir schauten noch schnell bei Cymot vorbei um eine Thermoskanne zu besorgen, denn an Ausstattung hatten wir diesmal nur einen Kühlschrank gemietet, wir hatten im KTP ja schließlich feste Unterkünfte. Und allmählich fiel uns auf, was das bedeutete: keine Thermoskanne, kein Besteck, nichts, um unterwegs zu picknicken, …

Aber das würden wir schon hinbekommen. Mehr Sorgen machte uns (vor allem mir), dass ich in all dem Chaos vor dem Abflug vergessen hatte, Dirks internationalen Führerschein einzustecken. Dirk war entspannter und meinte nur, die Polizisten wüssten sowieso nie, was sie da in der Hand hätten. Wichtig sei nur, dass ein Foto drauf sei und irgendwo „Deutschland“ stünde. Ich war nicht ganz überzeugt und wurde nervös, als wir uns auf der B1 der Polizeikontrolle hinter Windhoek näherten … Aber das Wetter war auf unserer Seite, es regnete und die Polizisten blieben lieber in ihrem Kabuff. Der Hinweg war also schon mal gut gegangen, blieb noch der Rückweg in sechs Tagen.

Gewitterwolken über der Kalahari

Dunkle Wolken ziehen auf

Wir kamen gut durch, endlich einmal hatten wir nicht das Gefühl, dass das Auto bei 95 km/h anfing auseinanderzufallen. Oh ja, der große Motor machte uns schon Spaß. Und die echte Klimaautomatik erst. Auf dem Weg in den Süden erlebten wir zunächst einmal Nebel – ja, tatsächlich Nebel. Das war einfach ein unglaublicher Anblick. Trotzdem waren wir froh, als sich nach und nach blaue Flecken am Himmel zeigten und sogar die Sonne ab und zu mal durchschien. Es sah so aus, als würde sich das Wetter bessern. Und so sah es auch noch eine ganze Weile aus. Bis wir uns Mata Mata näherten. Die Wolken wurden dicker, die Wolken wurden dunkler. Und in der Ferne sahen wir die ersten Blitze zucken. Na prima, hoffentlich kommen wir überhaupt durch. Wir befürchteten, dass die Schotterpad überspült sein würde.

Regentropfen auf der Windschutzscheibe. Aber wir bewegten uns offenbar immer am Wolkenrand. Machte die Straße einen Knick nach rechts, hörten die Tropfen auf. Kaum knickte sie wieder nach links, fing es an zu tropfen. Und wir bekamen einen ersten Vorgeschmack darauf, was Regenzeit heißt. Wir mussten jedenfalls an unsere Reise im vergangenen Frühling denken: Regen am Horizont. Die Grenze nahte, die Formalitäten dort waren so problemlos wie immer, auch das Einchecken in Mata Mata und das Bezahlen mit der Wild Card waren schnell erledigt. Ergebnis: Um fünf saßen wir schon wieder zum Nachmittagsdrive im Auto.

Ein vielversprechender Start

Und was für ein Nachmittagsdrive, es ging gut los: Löwen in Craig Lockhart. Na wenn das keine gute Einstimmung auf sechs Nächte im Kgalagadi Transfrontier Park war. Zufrieden fuhren wir nach Mata Mata zurück und grillten auf unserer Terrasse. Immer wieder ein gutes Gefühl, in Afrika sein, lecker grillen, es sich einfach gut gehen lassen. Die gefühlten Hundertschaften von riesigen Motten verleideten uns das zwar ein wenig, aber beklagen wollten wir uns trotzdem nicht.

Löwen im Kgalagadi Transfrontier Park

Vorab: Fotos

Wie immer haben wir auch Fotos dieser Reise eingestellt. Ihr findet sie unter Foto-Galerie > Reisen quer durch Afrika > Namibia Kgalagadi 01/2011.

Freitag, 21. Januar 2011: Weg von zu Hause und trotzdem daheim.

Es war eine turbulente Anreise gewesen. Und das nicht nur, weil der Flieger während des gesamten Fluges heftig durchgeschüttelt wurde. Der normale Ablauf vor einer Afrikareise ist bei uns ja immer: Gestresst und gehetzt aus dem Büro raus, zum Flughafen, langsam durchatmen – und wenn der Flieger landet, kann der Urlaub anfangen. Diesmal hatten wir zwischen Büro verlassen und dem Flughafen noch einen Krankenhausbesuch eingebaut … Und mal ganz ehrlich: Mit einem wirklich guten Gefühl stiegen wir nicht ins Flugzeug ein. Aber es hätte auch niemandem genutzt, wären wir zu Hause geblieben.

Oh nein, mit Vernunft hatte dieser Urlaub sowieso nicht viel zu tun. Und das hatten uns auch einige Freunde ziemlich deutlich gesagt. Für eine Woche nach Afrika. Und dann auch noch der kranke Vadder daheim. Aber als das Flugzeug in Windhoek aufsetzte, wussten wir: Oh doch, dieser Trip war sehr vernünftig. Denn beide hatten wir das Gefühl, genau dort zu sein, wo wir hingehören.

Besteck für Afrika – oder so ähnlich

Wir saßen diesmal so weit vorne im Flieger, dass wir als eine der ersten die Passkontrolle passierten und warteten auf unser Gepäck. Ja, genau das Gepäck, in dem sich diverse Kaffeelöffel, Kuchengabeln, Buttermesser für Claudia befanden. Irgendwann kamen unsere leuchtend gelben Reisetaschen dann auch an, den Zoll interessierte das nicht. Also ab durch die Mitte, welcome to Namibia! Erstaunlich unproblematisch – sehr zum Leidwesen einiger Kollegen, die doch so gerne eine spannende Geschichte über Besteckschmuggel gehört hätten.

Claudia holte uns ab, brachte uns zu Savanna und wir übernahmen den Mietwagen. Wir hatten diesmal eine andere Autovermietung ausprobiert, um uns die Motorisierung des Autos aussuchen zu können. Das wollten wir vor allem für die geplante Tour im Herbst testen, die einige Offroadstrecken enthalten soll. Und es war gut, dass wir diesen Test gemacht hatten. Denn obwohl das Auto – ein Toyota V6 – absolut in Ordnung war, überzeugte uns Savanna als Vermietung nicht wirklich. Die Gründe dafür sind schwammig, mehr ein Gefühl, als harte Fakten. Irgendwie stimmte die Chemie nicht. Und dass uns der Chef-Mechaniker trotz eigener Kühlschrankbatterie erklärte, wir sollten den Kühlschrank nachts ausschalten, fanden wir arg seltsam. Am Ende der Reise lernten wir dann von einem anderen deutschen Paar auch noch, dass Savanna die vollausgestatteten 4×4 völlig ohne Innenausbau vermietet. Nein, das geht gar nicht. Auch wenn der V6 auf der Teerstraße zog wie die Wutz …

Casa Piccolo Windhoek

Das klassische Anreisetag-Programm – nur diesmal mit Regen, Regen, Regen

Wir folgten unserem üblichen Rhythmus, gingen bei Spar einkaufen bis zum Exzess, besorgten uns bei Hartlief wahre Fleischberge, aßen im Craft Center eine Kleinigkeit zu Mittag (lecker: Sandwich mit Kudu-Salami!) und freuten uns dann ganz besonders auf die Siesta in der Casa Piccolo. Übrigens in einem der neuen Zimmer, die seit Kurzem fertig sind. Schön ist er geworden, der Anbau, dem man das „angebaute“ gar nicht ansieht. Und dass der Weg zum Pool weiter war als sonst, machte angesichts der eher kühlen Temperaturen und Regenmassen, die von oben kamen, auch nichts. Wir standen staunend im Regen und konnten nicht fassen, dass an diesem doch so trockenen Ort so viel Regen herunterkam, dass das Rivier unterhalb der Casa Piccolo Wasser führte, dass überhaupt alles so grün und saftig war. Am Tag vor unserer Ankunft hatte es in zwanzig Minuten satte 70 Millimeter Regen gegeben. Wir waren fasziniert!

Abends dann bei Claudia und Thomas das „Dankeschön“-Essen für den Bestecktransport – dieses Fleisch! Nur lecker. Und der südafrikanische Rotwein … Und woher wussten die beiden von Dirks großer Rosmarinleidenschaft? Will sagen: Wir fielen irgendwann satt gegessen, weinselig-entspannt und voller Urlaubs-Vorfreude in die Betten.

Regen in Windhoek