Dienstag, 08. September 2009:
Ghanzi – wir tanken auf!

Drei Tage in der Central Kalahari waren viel zu schnell vergangen, früh morgens brechen wir auf zum New Tsau Gate. Auf der Fahrt durch die Central Kalahari sehen wir bis auf eine Rotschnabelente am Wasserloch von Motopi kaum noch Tiere und sind nach gut vier Stunden reiner Fahrtzeit am Gate.

Über die Strecke vom Tsau Gate entlang des Veterinärzauns bis zur Teerstraße hatten wir gelesen, dass sie teilweise extrem tiefsandig sein soll. Ob wir da wohl durchkommen? Auf den ersten Kilometern ist die Strecke richtig gut, später kommen zwar wirklich einige tiefsandige Passagen, aber die sind recht kurz und durchaus zu bewältigen. Alles in allem finden wir diese Zufahrt zur Central Kalahari deutlich angenehmer als den Weg von Rakops zum Matswere Gate.

Auf der Teerstraße kommen wir gut voran, kaufen in Ghanzi noch ein paar Lebensmittel ein, erwehren uns der bettelnden Kinder auf dem Spar-Parkplatz und tanken, bevor wir zum Thakadu Bush Camp fahren. Dort sind wir angenehm überrascht: Es ist ein „tented camp“, unser Zimmer ist also ein großes Zelt und die Karte in der Bar verspricht uns für abends besten Barfood. Genau das, wonach uns jetzt ist!

So kommt es auch: Nach einer ausgiebigen Dusche genießen wir den Sundowner und danach das eine oder andere Windhoek Lager begleitet von Ostrich Carpaccio, Vegetable Samosas und zwei Thakadu Burgern mit Pommes.

Montag, 07. September 2009:
das Kreuz des Südens – unser Star am Sternenhimmel

In der Nacht hatte der Wind kräftig an unserem Zelt gerüttelt und auch die Schakale hatten aufgeregt gebellt und geheult. Wir hatten ein seltsames, irgendwie grunzendes Geräusch gehört, das wir nicht zuordnen konnten. Am Morgen brechen wir auf um die Löwen zu suchen, jedoch ohne Erfolg. Bis auf zwei Löffelhunde sehen wir nicht viel und beschließen deshalb, den Tag ganz faul in unseren Hängematten zu verbringen.

Der Game Drive am Nachmittag verläuft ähnlich unspannend. Nach dem Grillen am Abend versuchen wir uns wieder einmal an einem Sternenfoto. Der afrikanische Sternenhimmel fasziniert uns immer wieder, in der Schwärze der Nacht stören keine Umgebungslichter wie zu Hause eigentlich fast überall. Das Kreuz des Südens und der Skorpion sind dabei unsere liebsten Sternbilder (vor allem, weil sie so schön einfach zu erkennen sind).

Sonntag, 06. September 2009:
afrikanische Wildnis – und wir mitten drin!

Der Wecker klingelt noch vor Sonnenaufgang. Wir lassen alles stehen und bauen nur schnell das Dachzelt ab: Der erste Game Drive im CKGR und wir sind wahnsinnig gespannt. Ob wir überhaupt nennenswerte Sichtung haben würden? Die Pfanne sah vom Zelt aus betrachtet bis auf ein paar Vögel doch recht leer aus. Wir lassen uns überraschen!

Morgenlicht ist wunderschön – und sorgt für tolle Fotos

Fährt man von unserer Campsite aus Richtung Pfanne, kommt man nach etwa zwei Minuten an einem etwas versteckt liegenden Wasserloch vorbei. Und genau da bekommt Dirk das Kommando: „Stopp! Sofort Stopp. Löwen!“ Tatsächlich, vier männliche Löwen liegen faul in der Sonne, recken sich, strecken sich und tun uns sogar den Gefallen, zwischendurch einmal aufzustehen. Eine halbe Stunde schauen wir ihnen zu, dann kommen zwei weitere Autos und wir fahren weiter.

Löwen! Wir sind begeistert! Damit ist der Tag bereits morgens um halb acht gerettet und die Löffelhunde, Riesentrappen und Erdhörnchen sind Zugaben, die wir gerne mitnehmen. Nach etwa zwei Stunden Fahrt kehren wir auf unsere Campsite zurück und frühstücken in der inzwischen angenehm wärmenden Sonne. Unser Frühstück müssen wir dabei vor allem gegen freche Mahaliweber und aufdringliche Gelbschnabeltokos verteidigen …

Tau Pan – Zweisamkeit in der Einsamkeit

Nach dem Frühstück und einer Eimerdusche brechen wir auf zur Tau Pan, wo wir für die nächsten zwei Nächte unser Zelt aufschlagen werden. Die Campsite liegt wunderschön direkt an der Pfanne, alte Bäume spenden Schatten, ein Platz zum Wohlfühlen und Seele baumeln lassen. Und das mit dem Baumeln klappt an der Tau Pan ganz besonders gut, denn dank der vielen Bäume lassen sich dort auch unsere Hängematten aufspannen. Uns geht es gut – daran ändert auch der recht ereignislose Game Drive am Nachmittag nichts.

Vor einigen Monaten wurde auf einer Düne in der Nähe der Tau Pan eine Lodge eröffnet, die erste in der Central Kalahari, und wir hatten gelesen, dass sie unglaublich störend sein solle. Also mal ganz ehrlich: Das können wir nicht bestätigen. Man bekommt von der Lodge kaum etwas mit, maximal zweimal pro Tag fährt der Safariwagen oberhalb der Campsite vorbei. Es geht also wohl eher um das Gefühl und die grundsätzliche Frage, ob es im CKGR Lodges geben soll oder nicht. Dazu haben wir allerdings eine klare Meinung: Nein! Das Highlight ist die Einsamkeit und damit verbunden die Schwierigkeit, überhaupt hinzukommen – mit Lodgetourismus würde sich das unwiederbringlich ändern.

Die Sonne geht unter – wo bleibt bloß der Mond?

So aber stört uns die Lodge nicht weiter, wir grillen abends Rumpsteak und Maiskolben, essen dazu die leckeren Knobi-Kräuter-Brötchen von Spar und gönnen uns eine Flasche Zonnebloem Pinotage. Schließlich haben wir unseren Hochzeitstag noch gar nicht gebührend gefeiert.

Ein perfekter und entspannter Abend. In der Ferne sehen wir den Safariwagen der Lodge zurückkehren – und ärgern uns, weil er direkt auf uns zufährt, statt den Weg oberhalb der Campsite zu nehmen. Muss das sein? Und dann hält er genau vor uns an und grüßt höflich: „Hi, how are you?“ Na gut, er will sich unterhalten und seinen Touris die Camper zeigen – Fine, how are you? – Good, thanks, did you see the lions?

Wir hassen diese Frage. Wir hassen sie deshalb, weil wir sie in der Regel verneinen müssen und wieder mal alle Welt die Löwen gesehen hat nur wir nicht. An diesem Abend lernen wir einen zweiten Grund kennen, diese Frage nicht zu mögen: Lions?! Which Lions? – Just about 200 metres down the road; a male and a female. Nein, die hatten wir nicht gesehen. Der Guide jedenfalls sagt höflich Good Night, setzt seinen Wagen zurück und verschwindet.

In diesem Moment legt sich die tiefschwarze afrikanische Nacht über die Tau Pan und hüllt uns ein. Wir lehnen uns gemütlich zurück, trinken unseren Rotwein und blicken in den Sternenhimmel. Das jedenfalls ist die offizielle Version. Die inoffizielle spricht davon, dass uns das alles gar nicht geheuer ist und wir heilfroh sind, als eine knappe Stunde später der Mond in fast voller Größe aufgeht und dafür sorgt, dass wir unsere Umgebung wieder überblicken können.

In der Nacht hören wir die Löwen brüllen, allerdings deutlich weiter als 200 Meter entfernt. Mit der Frage, ob wir sie wohl morgen sehen werden, schlafen wir letztlich doch ganz entspannt ein.

Samstag, 05. September 2009:
Benzin – und vier Gründe, warum es keines gibt!

Über das Frühstück im Croc Camp schweigt man besser … Da wir das aber noch vom letzten Mal wissen, beschweren wir uns gar nicht erst, sondern nehmen es als gegeben hin. Schnell noch ein paar Bündel Holz am Straßenrand kaufen und schon sind wir unterwegs zur nächsten Etappe.

Die wird unterbrochen von einem Veterinärposten, an dem wir beinahe unsere Fleisch-Vorräte loswerden. Aber ein bisschen Small Talk, ein Lächeln und der Mitleids-Appell „They said this is packed meat and it’s ok. If you take it, we do not have anything to eat for three days …“ wirken Wunder. Mit einem strengen Blick und dem Hinweis, das nächste Mal gefälligst kein Fleisch mitzubringen, werden wir durchgewunken. Puh!
Natürlich versuchen wir dann auch, unsere Fleischabfälle möglichst so zu entsorgen, dass sie nicht von Tieren gefressen werden. Von wegen Maul- und Klauenseuche …

Central Kalahari Game Reserve – unser Traum von Afrika

Die Central Kalahari reizt uns schon seit langer Zeit und mit jeder Reise haben wir uns in irgendeiner Form näher herangetastet, haben „Cry of the Kalahari“ von den Owens gelesen – und so passt es geradezu perfekt (wenngleich es Zufall ist), dass wir zu unserem 12. Hochzeitstag endlich dorthin fahren sollten. Einsamkeit, Freiheit, klare Sicht auf das Wesentliche, das erwarten wir.

Vorher erwarten wir allerdings Benzin an der Tankstelle in Rakops – der letzten und damit durchaus wichtigen vor der Central Kalahari. Wir haben bereits mehrfach gelesen, dass es dort dummerweise nicht immer Benzin gibt. Und wir kennen dieses Phänomen ja auch nur zu gut von Tankstellen in Afrika. Also hoffen wir einfach einmal das Beste … Dirk hat sogar die GPS-Koordinaten der Tankstelle – und das ist auch gut so, denn selbst als wir fast davor stehen, übersehen wir sie beinahe. Die gute Nachricht: An der Zapfsäule stehen zwei Autos, yippie, sie müssen also Benzin haben. Aufatmen, durchatmen. Zu früh gefreut.

Afrikanische Zeitangaben – können stimmen, müssen aber nicht

Der Tankwart schüttelt den Kopf: Yes, sure, there is fuel. But there is no power. Ah ja. Und wann erwarten sie den Strom zurück? Heute noch? Ja klar, um elf Uhr soll es wieder Strom geben. Unsere Uhr zeigt in diesem Moment 11:51 Uhr … Wir beschließen, auf jeden Fall zwei Stunden auszuharren. Denn ohne das Benzin aus Rakops müssten wir uns jeden zusätzlichen Kilometer in der Central Kalahari genau überlegen und unter Umständen dann auch verkneifen. Stress, den wir uns nicht machen wollen.

Während wir warten, fährt ein Toyota Landcruiser mit belgischem Kennzeichen an die Tankstelle heran. Es sind Katrijn und Jeroen, die seit einem guten halben Jahr auf dem Weg von Niels in Belgien nach Kapstadt sind. Ein Traum, den wir ja durchaus so ähnlich auch haben … Wir schildern ihnen die Lage, sie schauen sich nur an – und grinsen: Das sei etwas Neues, meinen sie. Als sie das letzte Mal hier gewesen seien, habe es zwar Strom gegeben, dafür sei die Benzinpumpe kaputt gewesen. Ob wir einen Diesel fahren würden? Nein, einen Benziner. Schade, sonst hätten sie uns mit ein paar Litern ausgeholfen.

Nach unseren Erfahrungen gibt es also mindestens vier Gründe, warum man in Afrika kein Benzin bekommt:

  1. Es gibt einfach keines, weil die Tanks leer sind.
  2. Es fehlt der Strom, um die Zapfsäulen zu betreiben (2009 in Rakops).
  3. Die Benzinpumpe an der Tankstelle hat den Geist aufgegeben (Erfahrung von Daffy5).
  4. Die Tankstelle ist am Tag vorher in die Luft geflogen (2007 in Kasane).

Wir warten also weiter – und werden belohnt: Nach einer knappen Stunde ist der Strom wieder da und wir können unseren 140 Liter-Tank vollmachen lassen. Jetzt kann es endlich losgehen, die Central Kalahari wartet schon. Und mit ihr die Zufahrt zum Matswere Gate, die einfach nur sandig, staubig und unglaublich rumpelig ist. Wir haben es ja so gewollt!

Sunday Pan No. 3 – gibt’s die auch samstags?

Unsere erste Nacht in der Central Kalahari hatten wir an der Sunday Pan gebucht und die Campsite Nr. 3 bekommen. Blöderweise sind Nr. 1, 2 und 4 ausgeschildert, nur die 3 können wir nirgends entdecken. Also fahren wir einmal um die Pfanne herum, sehen einige Oryx und Springböcke und finden am Ende doch noch die Campsite. Der Blick über die Sunday Pan entschädigt uns sofort für die Anfahrt und wir sind einfach nur glücklich, an diesem wunderschönen Fleckchen Erde sein zu dürfen.

Wir verzichten auf einen Game Drive zum Sonnenuntergang, grillen gemütlich und fragen uns, was wir wohl morgen alles an Tieren sehen werden. Ganz oben auf unserer Wunschliste stehen natürlich Löwen und – vor allem nach der Lektüre von „Cry of the Kalahari“ – auch Hyänen.

Freitag, 04. September 2009:
Maun – endlich Nutella!

Wir lassen uns Zeit mit dem Frühstück, denn die Strecke nach Maun ist durchgängig geteert und wir haben in Maun bis auf Einkaufen nichts weiter vor. Erwartet zügig kommen wir voran, fahren in Maun zum Spar in der Nähe des Flughafens und stocken unsere Vorräte für die nächsten Tage auf – sogar Nutella bekommen wir endlich!

Wir hatten uns im Croc Camp eingebucht. Nicht, weil wir es so überzeugend finden, sondern weil wir dort zumindest wissen, was wir zu erwarten haben. Und weil wir die Bar dort recht nett finden.

Nachmittags prüft Dirk noch, wie sich das Seed Net anbringen lässt (ok, wir haben es am Ende gar nicht gebraucht) und ob der Kompressor für den Reifendruck ordentlich arbeitet. Alles ist in bester Ordnung, wir sind bereit für die Central Kalahari. Und die ist dann auch unser Gesprächsthema Nummer Eins, als wir abends an besagter Bar einen Beef Burger essen.