Freitag, 09. September 2011: Kleine Tiere, großes Kino

Als wir nach dem Frühstück an der Straße auf Chris warteten, stellte sich heraus, dass noch zwei weitere Paare aus dem Intermezzo die Little Five-Tour gebucht hatten. Praktisch für Chris, denn so musste er außer uns nur noch ein weiteres Paar – zwei seltsame Holländer – einsammeln und schon war das Auto voll.

Wir fuhren in die Dünen, wo wir Douglas mit einem zweiten Wagen voller gespannter Touris trafen, dann ging es los. Wir hatten die Tour bereits 2006 und 2008 mit Chris Nel gemacht und mussten schmunzeln, weil er seit unserer letzten Fahrt sein Einleitung mit dem Käfermüsli noch weiter ausgebaut hatte. Wie immer war Chris voller Elan, zeigte totalen Einsatz, regte sich gnadenlos über die Quadbiker auf und war sichtlich froh, dass nun endlich etwas gegen die rücksichtslose Zerstörung der Namib unternommen wird. Und ganz ehrlich: Auch wir waren glücklich, als wir diese Meldung vor ein paar Monaten in der AZ gelesen hatten.

Der Himmel war grau verhangen, das beunruhigte uns doch ein wenig. Beim letzten Mal hatte dies dazu geführt, dass Chris große Schwierigkeiten hatte, die Little Five zu finden. Es war einfach zu kalt gewesen. Diesmal begann die Tour aber gleich sehr erfolgreich, wir bekamen eine White Lady Spider zu sehen. Es wurde von Minute zu Minute spürbar wärmer und auch Chris kam auf Betriebstemperatur – aus dem fahrenden Auto heraus sprang er in die Dünen und fing Geckos, Lizards, Skinks ein. Allein für diese Performance würden wir die Tour immer wieder machen 😉 Zum Abschluss tanzte Chris dann noch mit einer Peringuey-Otter und fand sogar noch ein Namaqua-Chamäleon.

Reisebericht unserer Namibia-Tour 2011

Neu für uns war die Achterbahnfahrt durch die Dünen. Ein Riesenspaß! Aber nichts für Leute mit schwachen Nerven oder empfindlichen Mägen … Uns hat die Little Five-Tour auch beim dritten Mal wieder viel Spaß gemacht. Und das lag nicht nur an meinem neuen Makro-Objektiv. Gegen ein Uhr waren wir zurück am Intermezzo. Mittagspause bis viertel vor drei, dann sollte uns Andy von Bush Bird abholen und zum Flugplatz bringen. Yippie, endlich wieder fliegen!

Andy kam pünktlich und wie er kam: im Hummer! Dirk bekam ganz große Augen. Typisch Mann. Okay, wir sind jetzt auch mal mit so einem Monstrum gefahren. Aber mal ehrlich: Es ist das sinnloseste Auto schlechthin. Sagte danach sogar Dirk. Aber egal, das Auto war nicht wichtig; viel wichtiger war die kleine Cessna, die schon auf uns wartete. Zusammen mit einem weiteren, sehr netten deutschen Paar trafen wir unseren Piloten und dann ging es in die Luft. Ich liebe dieses Gefühl! Die Landschaft unter uns war voller Gras, wir sahen eine Herde Oryx, sahen das Wasser im Sossusvlei und einen riesigen Schwarm Flamingos vor der Küste. Als wir nach gut zwei Stunden wieder in Swakopmund landeten, waren wir happy und hatten gefühlt tausend Fotos gemacht. Diese Rundflüge sind einfach ganz großes Kino.

Zum Swakop-Abschluss aßen wir mal wieder in der Kupferpfanne zu Abend und diskutierten schon mal die Route für die nächsten Tage. Den entgegen unserer sonstigen Gewohnheit gab es diesmal ein paar Tage, die nicht vorgebucht waren. Spannend, spannend!

Reisebericht unserer Namibia-Tour 2011

Donnerstag, 08. September 2011: Wir kriegen kein Permit

Reisebericht unserer Namibia-Tour 2011

Wir kamen gegen acht zum Frühstück, die Reisegruppe war schon fast fertig. Aber eben nur fast. Es folgte die übliche Konversation über die großen Gefahren des Campens in Afrika (vor allem und ganz besonders in Botswana, wie einer der Reisenden wusste – aber wohl eher nicht aus eigener Erfahrung …), dann saßen wir irgendwann allein am Frühstückstisch.

Nicht lange, denn Kathrin, Uwe und Meiko setzten sich zu uns und wir unterhielten uns noch eine ganze Weile. Ababis hat uns auch diesmal wieder gut gefallen, wir wären gerne länger geblieben – aber Swakopmund rief und wir machten uns auf die Pad. Um nach zehn Minuten wieder umzukehren. Wir hatten noch den Schlüssel von der Dusche auf der Campsite einstecken.

Nun gut, den Schlüssel waren wir los, nächster Halt Solitaire. Die neue Bäckerei von Moose kannten wir noch nicht, also war Umschauen angesagt. Und bei der Gelegenheit deckten wir uns gleich mal mit Wegzehrung ein. Die Sonne brannte schon wieder vom Himmel und wir fuhren mit defekter Klimaanlage durch die Gegend. Prima Idee. Also Air Condition auf Afrikanisch: Fenster auf, damit Luft durchzieht; Fenster zu bei Gegenverkehr, damit der Staub draußen bleibt. Funktioniert super. Am Ende ist es im Auto bullig heiß und alles total verstaubt …

Wir tuckerten gemütlich Richtung Swakop, hielten unterwegs an, um mit Blick auf irritierende Massen an gelbem Gras unseren Kuchen aus Solitaire zu essen und waren am frühen Nachmittag im Intermezzo B&B. Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten, liefen wir in die Stadt. Pflichtprogramm: Cappuccino und Carrot Cake in der Muschel. Dann noch ein Stadtbummel – ein kurzer, Swakop ist ja nicht so groß 😉 – und ein Abstecher zum MET, weil wir ein Permit für den neuen Dorob National Park besorgen wollten.

Die Frau im Permit Office schaute uns etwas verängstigt an. Permit? Für den Dorob National Park? Irgendwie schien das ein sonderlicher Wunsch zu sein. Wir sollten doch bitte mal am Ende des Ganges bei Mr. Davies nachfragen. Und dieser Mister Davies war offenbar der Chef von det Janze. Also erklärten wir auch ihm noch einmal, dass wir gerne ein Permit für den Dorob National Park haben wollten. Gegenfrage: Wohin wir denn wollten? Zum Messum-Krater. You don’t need a permit. Häh? Nein, bräuchten wir nicht. Nein, auch dann nicht, wenn wir den Messum-Krater von der Küste aus und damit durch den neuen Dorob National Park anfahren würden. Wir waren ziemlich hartnäckig und lästig, er blieb nett und höflich und verneinte immer wieder. Na gut, dann eben nicht.

Wir verbummelten den Nachmittag und ließen uns abends superleckeren Fisch im The Tug schmecken. Und freuten uns auf den nächsten Tag, denn außer der Litte Five-Tour mit Chris war inzwischen auch unser „SossusFly“ von Bush Bird per SMS bestätigt worden.

Mittwoch, 07. September 2011: Der Unterschied zwischen Trophäen und Teppichen

Hatten wir am Tag zuvor vom Bett aus über eine weite Ebene geschaut, so waren wir nun zwischen den Dünen versteckt. Und zwar so versteckt, dass ich selig den Sonnenaufgang verschlafen hätte, wenn Dirk mich nicht in Anbetracht des nahenden Morning Coffees geweckt hätte. Wieder wurde gegen sieben gemeinsam gefrühstückt, dann verabschiedeten wir uns von Flemming und Tim. Die beiden hatten ein Rückflugticket für denselben Abend. Das wäre knapp geworden, wenn sie noch mitgelaufen wären. Ihre Tour klang ohnehin eher nach Kilometerfresserei als nach Entspannung. Die beiden wurden also vom Camp abgeholt und per Auto zurück zur Basis gebracht, während wir anderen die letzte Etappe in Angriff nahmen.

Noch einmal ging es durch die Dünen, immer den TokTokkies hinterher. Es war ein stetiges Auf und Ab an einem heißen Tag und für mich war es die anstrengendste der drei Etappen – vielleicht aber auch nur, weil ich wusste, dass wir uns dem Ziel näherten. Wir stoppten noch am NaDEET-Center und ließen uns deren Arbeit erklären. Beeindruckend und absolut anerkennenswert! Die letzte Düne noch, dann waren wir gegen Mittag wieder am TokTokkie-Trail-Gebäude. Noch eine kleine Kuchenstärkung, Abschied nehmen und rauf auf die Pad nach Ababis. Wir haben unvergessliche Eindrücke mitgenommen und außerdem gelernt, dass es wegen der gemeinen Australier in Afrika nun keine Akazien mehr gibt. Nur noch Vachelias. Jawohl. Und wir nahmen einen Spruch mit, den wir immer wieder gerne zitieren: „We all speak high German. We are the High Society!“

Reisebericht unserer Namibia-Tour 2011

Auf Ababis, der Farm von Kathrin und Uwe, waren wir schon auf unserer Tour 2008 gewesen. Wir fuhren zügig gen Norden – also zumindest so zügig, wie es die Fotostopps wegen der Verkehrsschilder zuließen – und waren gegen halb vier am Ziel. Wo Kathrin uns mit den Worten empfing: „Schlechte Nachrichten!“ Wir müssten statt wie geplant in einem Zimmer nun doch auf der Campsite übernachten. Ababis hatte eine Gruppenbuchung und war voll belegt. Wobei eigentlich genau ein Zimmer für uns hätte frei sein müssen. Allerdings hatten zwei Damen aus der Gruppe, die sich ein Doppelzimmer teilen sollten, wohl leichte atmosphärische Differenzen. Weswegen sie nun auf Einzelzimmern bestanden.

Kathrin wusste, dass wir ein Zelt dabei hatten und für uns war die Campsite völlig okay. Also richteten wir uns dort ein, ließen uns zu Kaffee und Kuchen kurz im Farmhaus blicken und duschten dann erst einmal den letzten TokTokkie-Sand weg. Zu unserem privaten Campsite-Sundowner beobachteten wir mit einem kühlen Windhoek Lager die Gruppenwanderung zum Ababis-Köcherbaum, den wir beim letzten Mal ganz für uns allein hatten. Und dann war endlich Zeit fürs Abendessen – wir hatten einen Bärenhunger und freuten uns riesig über das leckere Zebra-Gulasch.

Auch auf Ababis gab es Stoff für unsere Sprüchesammlung, maßgeblich durch eine junge Frau aus einem kleinen Alpenland, die mit der Gruppe unterwegs war. „Aber am Mittag steht die Sonne immer ganz oben.“, wird für uns wohl auf ewig ein Brüller bleiben. Wendekreise, Sonne, Sommer, Winter – nie gehört. Aber auch „Ich verstehe diese Brutalität nicht!“ als Reaktion auf Uwes Erzählung von … nein, nicht von der Jagd auf der Farm, sondern von den unterschiedlichen Jagdtechniken der Raubkatzen. Es war einfach gut.

Überhaupt: Uwe! Den trockenen Humor hatten wir noch vom letzten Mal in bester Erinnerung und wir wurden auch diesmal nicht enttäuscht. Am besten gefiel uns die Story, wie er versuchte, ein Zebrafell – selbst geschossen, wohlgemerkt (das Zebra, nicht das Fell) – in Deutschland einzuführen und mit dem Zoll über die Einfuhrgebühren diskutierte. „Meine Gäste hatten Hunger, da habe ich es totgeschossen. Nein, das ist keine Trophäe, das ist ein Teppich!“ Einfach zum Weglachen.

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Dienstag, 06. September 2011: Wir wandern, wir wandern …

Der Duft von frischem Kaffee weckte mich. Dirk saß bereits auf seinem Bett und schaute völlig verzückt dem Sonnenaufgang zu. Hilke und Franz brachten uns eine Tasse Kaffee ans Bett, füllten die Waschschüssel mit warmem Wasser auf und überließen uns dann wieder ganz der Stille und der Sonne, die in den schönsten Farben am Horizont aufging. Nein, wirklich beschreiben lässt sich dieser Sonnenaufgang nicht und noch weniger das Gefühl, dass dieser Morgen weckte. Das muss man einfach selbst erlebt haben.

Reisebericht unserer Namibia-Tour 2011

Gegen sieben Uhr wurde gefrühstückt, danach füllten alle ihre Wasserflaschen und der Wandertag konnte beginnen. Hilke zeigte uns die Tierspuren der Nacht im Wüstensand, erklärte dieses und jenes und führte uns dabei durch NamibRand. Mein Kreislauf brauchte noch eine Stunde zum Wachwerden, dann lief es sich irgendwann von ganz alleine. Über steinige Ebenen, die Dünen rauf, die Dünen runter und immer wieder durch dichtes hohes Gras. Die letzten Jahre und vor allem 2011 hatten so viel Regen gebracht, dass die Wüste nicht mehr nach Wüste, sondern vielmehr nach Grasland aussah. Wir kannten diese Gegend von unseren Reisen 2004 und 2008 und erkannten sie doch nicht wieder. Ehrlich gesagt gefiel uns die Wüste auch besser. Was nichts daran änderte, dass wir nun auf dem TokTokkie-Trail unterwegs durch eine traumhafte Landschaft waren. Die Strecke war perfekt für uns, anstrengend zwar, vor allem durch die stetig ansteigenden Temperaturen, aber doch gut zu gehen.

Nach etwa fünf Stunden kamen wir beim Lunch Spot an: Liegestühle im Schatten eines Kameldornbaums, eine Kühlbox mit Sandwiches und Getränken. Das ist Luxus. Zwei Stunden Mittagspause waren angesagt, dann hatten wir noch einmal zweieinhalb bis drei Stunden Weg vor uns. Und die wurden ganz schön anstrengend, denn es war inzwischen heiß und der Sand schien förmlich zu kochen. Die letzte Düne forderte noch einmal absoluten Willen, glaubte man sich oben angekommen, sah man sich nur einer weiteren sandigen Steigung gegenüber. Drei-, viermal ging das so, dann hatten wir es geschafft. Das kühle Bier wartete schon auf uns.

Wieder waren wir beeindruckt vom Camp, der Ablauf war derselbe wie am Abend zuvor: duschen, Sundowner, Abendessen, schlafen unter dem Sternenhimmel. Und bloß nicht von dem Barking Gecko erschrecken lassen, der jedesmal direkt neben mir losbellte, wenn ich gerade meinen Kopf aufs Kissen gelegt hatte …

Reisebericht unserer Namibia-Tour 2011

Montag, 05. September 2011: 14-jähriges Elfenbein

Reisebericht unserer Namibia-Tour 2011

TokTokkie-Trail! Heute! Es hatte sich in der Tourplanung so ergeben, dass Anfang und Ende des TokTokkie-Trails auf unsere Hochzeitstage fielen. Und das passte doch irgendwie perfekt, denn zwei Tage unter freiem Himmel im NamibRand-Gebiet, das ist für uns eine Aussicht, die nur schwer zu toppen ist. Außer vielleicht von der Central Kalahari oder wildem Campen im Damaraland (wobei wir diese Erfahrung erst noch machen würden). Nach einem gemütlichen Frühstück brachen wir in Koiimasis auf und waren kurz nach ein Uhr am TokTokkie-Basislager, wo bereits vier weitere Tourteilnehmer gerade von Hilke, unserer Führerin für die nächsten beiden Tage, begrüßt wurden.

Wir bekamen einen Light Lunch, beschnupperten uns schon mal gegenseitig – Uschi und Jens aus der Nähe von Hamburg und Flemming mit seinem Sohn Tim aus dem Schwäbischen. Und warteten. Und warteten. Zwei Personen fehlten noch, offiziell sollte der Trail um 14 Uhr starten. Nun ja, es wurde viertel vor drei, bis Christophe und Nhu – frisch vermählt auf Hochzeitsreise – endlich ankamen. Ja, wir waren in Afrika, da gehen die Uhren sowieso anders und wir hatten ja keine Eile. Aber trotzdem … Meine Vorurteile gegenüber Belgiern konnten die beiden jedenfalls leider nicht ausräumen.

Es war eine bunt zusammengewürfelte Truppe, die sich da auf den Weg machte. Wir fuhren mit dem Landy ein paar Kilometer in die Dünen und dann, endlich, endlich begann der Trail und wir stapften wacker durch den roten Sand. Es war heiß, der Sand war weich, wir hatten den ganzen Tag nur rumgesessen – und nach nicht einmal einer Stunde war ich felsenfest davon überzeugt, dass ich den TokTokkie-Trail niemals überleben würde! Wir liefen noch eine gute weitere Stunde bis zu unserem ersten Camp. Und da war meine Erschöpfung schlagartig einfach weg. Ja, wir lieben das NamibRand-Gebiet. Aber der Ausblick vom Camp aus verschlug uns mit seiner Schönheit die Sprache.

Ein Blick in die Weite der Namib, ein liebevoll gedeckter Tisch unter freiem Himmel und unser „Zimmer“: zwei Betten, zwei Hocker, eine Waschschüssel und eine Öllampe. Um uns herum die Wüste, über uns später der Sternenhimmel. Nicht übel für einen Hochzeitstag. Wir duschten – natürlich auch Open Air -, genossen den Sundowner und ließen uns das Abendessen schmecken (dem allerdings leider etwas Salz fehlte). Und dann, ja dann kuschelten wir uns in die erstaunlich warmen und bequemen Bed Rolls und schließen unter Abermillionen leuchtender Sterne ein.

Klingt kitschig, war kitschig – und einfach nur schön.

Von Regina erfuhren wir übrigens später, dass unser Hochzeitstag der elfenbeinerne war – ganz passend für Afrika und wie gemacht als Überschrift für diesen Tag 🙂