Eine warme Dusche am Morgen lassen wir uns nicht nehmen. Tracks4Africa gibt uns als Fahrtzeit fünfeinhalb Stunden an, da haben wir genug Zeit für einen entspannten Morgen. Wobei – zumindest meine Entspannung lässt zu wünschen übrig, weil der Himmel schon wieder völlig wolkenverhangen ist. Ich muss allerdings zugeben, dass es schon spannend aussieht, wie die niedrigen Wolken an den Dünen zu kleben scheinen.
Wir starten – und finden trotz Navi erst einmal nicht vom Campground runter. Ja, so sind wir eben … Irgendwann landen dann aber sogar wir auf der Schotterpad und müssen feststellen, dass unser Navi uns nicht auf den Weg schicken mag, den Dirk ausgesucht hatte. Hmm, dann also mit Gewalt, wir setzen einen weiteren Wegpunkt entlang der Strecke, der eindeutig ist, und schon gibt das Navi klein bei. Weichei!
Mit jedem Kilometer, den wir fahren, kommen wir den Wolken näher. Und kombiniert mit dieser gigantischen Weite können wir uns kaum sattsehen. Der erste Fotostopp lässt wieder einmal nicht lange auf sich warten. Irgendwann reißt die Wolkendecke abrupt ab, vor uns liegt strahlend blauer Himmel. Wir fahren auf teilweise ziemlich wellblechiger Pad durch den Sawurogab. Die Strecke lässt sich recht gut fahren und die Ausblicke entschädigen uns mehr als genug für das zeitweise Gerüttel.
Wir sehen einiges an Tieren, vor allem Giraffen und Oryx, die für vernünftige Fotos jedoch leider zu scheu sind. Gegen Mittag erreichen wir den Hoanib und biegen ab in dessen breites Flussbett mit fast weißem Sand und großen Bäumen. Es ist eine hübsche Szenerie und der weiche Sand eine willkommene Abwechslung zum Wellblech. Aber gegen den rauen Charme des Sawurogab wirkt der Hoanib fast schon langweilig. Wir erwarten hier eigentlich Elefanten, aber die zeigen sich nicht.
Unser Weg führt uns aus dem Hoanib wieder heraus in den Obias und damit zum Obias Rock Arch, einem ganz lustigen, aber nicht sonderlich spektakulären Loch im Fels. Für ein wirklich gutes Foto sind wir zur falschen Tageszeit dort, die Sonne kommt aus der für uns falschen Richtung. Aber der Obias Rock Arch bietet uns ein schattiges Plätzchen für eine kühle Cola. Und das ist dann wieder ganz witzig …
Unser Tagesziel sind eigentlich die Giribies Plains, wo wir wild zelten wollen. Landschaftlich gefällt es uns dort sehr gut, einmal mehr besticht die Landschaft durch Weite – nur das mit der Einsamkeit klappt nicht ganz, denn riesige Kuhherden bevölkern die Ebene. Das ist uns irgendwie zu viel Zivilisation. Ja, das kann man albern finden und vermutlich ist es das auch. Aber so richtig Lust darauf, hier zu campen, haben wir beide nicht.
Weil es gerade einmal halb drei ist, beschließen wir weiterzufahren. Dirk hatte von einer schönen Community Campsite am Eingang der Khowarib-Schlucht gelesen. Durch die Schlucht wollen wir morgen sowieso fahren und wenn wir heute die zwei zusätzlichen Stunden auf der Piste investieren, können wir morgen rumtrödeln, so viel wir wollen. Das ist ein Plan! Also weiter Richtung Sesfontein.
Fürchterlich sei die Straße zwischen Purros und Sesfontein, das zumindest hatten wir in einigen Reiseberichten gelesen. Stimmt nicht. Sie ist noch sehr viel schlimmer. Auf schlimmstem Wellblech und Geröll windet sie sich durch die Berge, die Ausblicke sind so fantastisch wie die Straße schlecht ist – eine Belastungsprobe für Auto, Reifen und Nerven. Gleich zweimal kommen wir auf den gut 40 Kilometern an Autos mit Reifenpanne vorbei. Das sagt alles.
Wir sind ziemlich geschlaucht, als wir endlich in Sesfontein ankommen. Dabei haben wir dank unserer Tour durch die Trockenflüsse ja nur einen kleinen Teil der offiziellen Straße fahren müssen. Wir wollen uns gar nicht vorstellen, wie man sich fühlt, wenn man die volle Distanz erleiden muss. In Sesfontein wird getankt und wir hoffen, dass die Straße ab hier wie versprochen besser wird. Wird sie auch und zwar richtig gut, so dass wir gegen viertel vor fünf endlich das Khowarib Community Camp erreichen.
Hier ist uns sehr schnell klar, dass wir heute alles richtig gemacht haben: eine Campsite mit toller Aussicht und eigenem Bad, da setzt doch gleich Entspannung ein und das schlimmste Geruckel ist (fast) vergessen. Entsprechend relaxed wird der Abend trotz namibischer Studentengruppe auf der Nachbar-Campsite. Wir versuchen uns nach dem Grillen wieder einmal am Projekt Sternenfotos, die Nacht ist wunderbar klar, eigentlich perfekt. Nur wir sind zu doof. Ok, Lerneffekt: Beim nächsten Mal stellen wir die Kamera vorher so ein, wie wir sie brauchen.