23. – 25. Dezember: Joyeux Noel!

Zwei Tage hatten wir die Insel zumindest ein bisschen erkundet, dann hörten wir sie wieder, die lautstarken Rufe „unseres“ Strands. Und hörten natürlich auch brav darauf, schließlich hatten wir noch einige Bücher zu lesen, Gedanken zu denken und überhaupt ein großes Bedürfnis einfach nichts zu tun. Die größte Aktivität, zu der wir uns aufraffen konnten, war nachmittags mal ein Spaziergang zur Crêperie. Das war’s, mehr ging nicht. Schließlich mussten wir abends ja besonders lange durchhalten, um Tilo zum Geburtstag zu gratulieren. Da sind die vier Stunden Zeitverschiebung schon wirklich hinderlich.

Und dann, ja dann war plötzlich Heilig Abend. Wirklich viel bekamen wir den Tag über nicht davon mit, was ja auch durchaus in unserem Sinne war. Richtig schön wurde es abends, zum Weihnachtsdinner, das Josette und ihre Mädels zauberten. Es gab den Aperitif natürlich am Strand, statt des Rumpunschs aber Champagner, statt der Samosas frittierte Gambas. Einfach ein herrliches Gefühl, am Heilig Abend mit den Füßen im warmen Sand am Strand zu sitzen, sich nett zu unterhalten und dem Sonnenuntergang zuzuschauen. Dann ein Drei-Gang-Menü mit Hirsch als Hauptgericht, leckerem Wein und hinterher dem so genialen Ingwerrum. Mal ganz ehrlich: Entspannter und damit angemessener kann ein Heiliger Abend kaum sein.

Auch den ersten Weihnachtsfeiertag verbrachten wir auf die eher träge Art, gönnten uns nachmittags ein Glas Weißwein mit einem Sandwich im Hotel „um die Ecke“, sprich hundert Meter den Strand entlang. Das war definitiv genug Aktivität für Weihnachten.

Reisebericht Mauritius Strand

26. Dezember 2008: Abfahren!

Na gut, irgendwann war es dann doch genug Strand und wir beschlossen, uns noch einmal für zwei Tage einen Mietwagen zu nehmen. Am liebsten hätten wir einen Ausflug auf die Ile aux Aigrettes gemacht, aber die Idee kam uns ein wenig zu kurzfristig und war nicht mehr umzusetzen. Wohin also dann? Dirk hatte es der Süden angetan, mich reizte der Norden mit seinen Stränden. Aufgrund des Verkehrschaos ließ ich mich aber auch gerne vom Süden überzeugen, zumal die Sonne schien und es so aussah, als könnten wir das Grand Bassin tatsächlich bei Sonne sehen.

Letztlich wurde die Tour eine entspannte Neuauflage der Route vom Sonntag, der Abwechslung halber diesmal aber im Uhrzeigersinn gefahren. Wir kamen irgendwann fröhlich am Grand Bassin an – als die Sonne hinter dicken Wolken verschwand. Störte uns das? Na ja, mal ehrlich, ein klein wenig schon, aber wir setzten uns einfach auf eine der Bänke, beobachteten das Treiben und ließen uns von der Atmosphäre einnehmen. Irgendwann kam dann auch die Sonne wieder und ich ging – mal wieder – auf Fotopirsch. Es waren deutlich mehr Touristen unterwegs als am Sonntag, das war zwar schade, tat der Atmosphäre und dem fröhlichen Tatendrang der Hindus aber keinen Abbruch.

Auf dem Weg an die Küste kamen wir durch die Teefelder und konnten beobachten, wie die Teepflücker gerade abgeholt wurden. Ein interessantes Bild, irgendwie schön. Wieder zurück an der Südküste, entdeckten wir einen weiteren wunderschönen Strandabschnitt, genossen den Blick auf das türkisfarbene Wasser und gönnten uns dann auf dem Rückweg noch einmal Weißwein und Crêpes in unserer Crêperie.

Reisebericht Mauritius im Sueden

22. Dezember 2008: Abfotografieren!

Nach der Tour in den Süden war am Montag der Norden dran. Obwohl Mauritius keine riesige Insel ist, unterscheiden sich Norden und Süden doch ganz stark voneinander: im Süden dichte Wälder, Berge, niedrigere Bevölkerungsdichte; im Norden plattes Land mit Zuckerrohrfeldern, deutlich mehr Menschen und damit auch ein deutlich größeres Verkehrschaos.

Unser erstes Ziel war Eureka, ein altes Kolonialhaus aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Das Haus ist weder besonders groß, noch sensationell beeindruckend eingerichtet, aber es gibt doch einen guten Einblick in die Zeit seiner Entstehung. Was uns noch besser als das Haus selbst gefallen hat, war der kurze Spaziergang zu einigen kleinen Wasserfällen. Der Wegweiser ist ziemlich versteckt am hinteren Ende des Gartens von Eureka, der Weg ist stellenweise ein wenig glitschig – aber es lohnt sich: Wir waren völlig allein dort und konnten die Landschaft in aller Ruhe genießen.

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Nächster Halt: die Sir Seewoosagur Ramgoolam Botanical Gardens, Pamplemousse. Wir verzichteten auf einen Guide, weil es uns meist eher um das Fotografieren als um botanische Einzelheiten geht. Wer darauf Wert legt, der ist mit einem der Guides ganz sicher gut beraten. Die Botanical Gardens sind ziemlich groß, schön angelegt und mit vielerlei Pflanzen aus aller Welt bepflanzt. Sogar die Sonne meinte es zwischenzeitlich gut mit uns, so ein Blütenfoto mit Sonne macht doch gleich deutlich mehr her als mit flauem wolkengefiltertem Licht.

Auf dem Parkplatz gönnten wir uns dann noch eine Kokosnuss zum Durst löschen – lecker! – und waren ganz glücklich, dass Richtung Norden die Wolken aufrissen und strahlend blauen Himmel freigaben. Das ließ uns auf gute Sicht am Cap Malheureux hoffen.

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Die Hoffnung war berechtigt: Das nördliche Ende von Mauritius ist nicht nur wegen der malerischen kleinen Kirche traumhaft schön, sondern auch, weil sich dort die Strände finden, die man sonst nur von Postkarten kennt. Statt uns also eine gemütliche Rast im Schatten zu gönnen, sind wir beide erst einmal bestimmt eine halbe Stunde den Strand rauf und runter gelaufen und haben „unsere“ Fotomotive gesucht – teilweise sogar bis zur Hüfte im Wasser stehend … Einsatz ist eben alles!

Für den Rückweg entschieden wir uns, die Westküste ein Stück entlang zu fahren – und waren wieder einmal in unserer Meinung bestärkt, dass niemand diese Touristenorte braucht. Ein, zwei Kilometer weiter lagen traumhafte, fast menschenleere Strände. Und die Touristen liegen alle auf einem Haufen an Stellen, die nicht einmal sonderlich schön sind … Nein danke.

Zum Abschluss durften wir dann noch den Verkehrskollaps in Port Louis erleben: In einer engen Seitenstraße ging plötzlich nichts mehr, weil der Fahrer des vorderen von drei Bussen beschlossen hatte, dass er jetzt aussteigt und Pause macht. So weit ist das eine Szene, die man sich auch in anderen Ländern vorstellen kann. Statt eines empörten Hupkonzerts blieben die Autos dahinter allerdings ganz ruhig stehen, nachmittags um halb fünf, bei 35 Grad im Schatten, und es dauerte sicherlich zwanzig Minuten, bis der erste dann doch die Geduld verlor und sich an den Bussen vorbeidrückte. Als Zweite folgten wir …

Reisebericht Mauritius Cap Malheureux

21. Dezember 2008: Anschauen!

Es ist ja nicht so, dass wir nicht durchaus an Linksverkehr gewöhnt wären. Aber anfangs erwischt es uns doch immer wieder kalt. Deshalb hieß mein Mantra für unsere beiden Tage mit Mietwagen auch: „Sie kommen zuerst von deiner Seite, sie kommen zuerst …“ Wir hatten uns eine Tour in den Süden ausgesucht, runter zum Morne Brabant, entlang der Küste mit einem Abstecher zu den Rochester Falls und dann ins Inselinnere zum Grand Bassin und nach Chamarel.

Die Südküste ist traumhaft schön, mit lauter kleinen Fischerbooten, die im Wasser dümpeln. Wir spazierten fast eine Stunde den Strand rauf und runter und konnten uns kaum losreißen. Trotzdem – irgendwann folgten wir einem handgemalten und, wie sich später herausstellte, nicht ganz korrekten Wegweiser zu den Rochester Falls. Die Wasserfälle sind zwar nicht groß, aber definitiv einen Abstecher wert. Einzig die doch etwas penetranten selbsternannten Guides sind ziemlich nervig und auch die Jungs, die sich ungefragt kopfüber von den Felsen stürzen und dann dafür ein paar Rupies haben wollen, stören eher auf den Fotos, als dass die Performance beeindruckend gewesen wäre.

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Nerven lassen wollten wir uns davon nicht, ein paar schöne Fotos sind uns trotzdem geglückt, alles gut – also weiter auf unserer Route Richtung Grand Bassin. Der Weg dorthin führte durch einige kleine, und sonntags offenbar ausgestorbene Dörfchen. Was in den engen Straßen los sein kann, erlebten wir ein paar Tage später …

Die bedeutendste Hindustätte außerhalb Indiens, auch Ganga Talao genannt, liegt etwa 550 Meter hoch in den Bergen und war unter dicken, dunklen Wolken versteckt. Uns hatte schon 2003 in Indien die besondere Atmosphäre der Hindu-Tempel beeindruckt. Und auch am Grand Bassin fanden wir die Stimmung wieder sehr angenehm.

Es waren kaum Touristen vor Ort, dafür sehr viele indische Familien, die ihre Opfergaben am Ufer des Grand Bassin aufstellten. Prima Fotomotive übrigens, vor allem, wenn sich dann doch einmal ein Sonnenstrahl zeigt. Ich hätte gerne viel mehr fotografiert, ließ das aber doch bleiben, weil ich mich selbst immer wieder über Touristen ärgere, die so gar nicht respektieren wollen, dass es manchmal nicht um Fotomotive, sondern um Respekt und Zurückhaltung geht.

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Nach dem Grand Bassin fuhren wir weiter nach Chamarel, auch so ein klassisches Touri-Ziel: ein immerhin fast 130 Meter hoher, allerdings recht „dünner“ Wasserfall und die berühmte Terre des Couleurs, die „siebenfarbige Erde“. Die Erde, besser gesagt das Gestein, schimmert in diversen Farbtönen von Violett über Brauntöne bis hin zu hellem Ocker. Das sieht schon ziemlich interessant aus und liegt nach derzeitigen Erkenntnissen wohl an unterschiedlichen Mineralienablagerungen im Lavagestein.

Das Gelände selbst ist klein und überschaubar, man kann einmal um eine freigelegte Fläche herumspazieren, das war es dann. Wir hätten gerne noch eine Weile den Ausblick genossen, allerdings hatte die Bar zu – sonntags ist wirklich alles zu! – und auf dem Trockenen sitzen wollten wir auch nicht. Also traten wir langsam den Rückweg an, gönnten uns abends leckere hausgemachte Pasta beim Italiener (weil es bei Josette sonntags kein Abendessen gibt) und planten die Tour für den nächsten Tag.

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19. + 20. Dezember: Ausruhen!

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Wir ließen es langsam angehen, gewöhnten uns an die Wärme (und die regelmäßigen Regenschauer), an die vier Stunden Zeitunterschied und verbrachten die ersten beiden Tage am Strand. Na ja, weitgehend am Strand, denn ganz so viel faulenzen ist dann doch nicht unser Ding. Also gingen wir freitags im Supermarkt shoppen und entdeckten dabei ganz zufällig eine Crêperie, die in Laufnähe lag und in der wir noch mehr als einmal nachmittags bei einem Glas Weißwein und einem Crêpes sitzen sollten.

Samstags wollten wir dann endlich anfangen die Insel zu erkunden – natürlich erst, nachdem wir auch diesen Vormittag ganz faul am Strand verbracht hatten. Irgendwie erkannten wir uns selbst nicht ganz wieder. Wir riefen Gilbert an, der uns mit seinem Taxi nach Port Louis, die Inselhauptstadt, bringen sollte. Er setzte uns an der Caudan Waterfront ab und versprach, uns drei Stunden später wieder dort abzuholen. Und wir stürzten uns ins Getümmel – uns was für eines! Während es direkt an der Waterfront noch recht gemäßigt zuging, erwartete uns in den Markthallen und den dahinter liegenden Straßen bis nach Chinatown das wahre Chaos.

Eigentlich ja gar nicht unser Ding, dachten wir jedoch bis Marrakesch im letzten Jahr. Dann hatte es uns dort schon überraschend gut gefallen und auch in Port Louis hatten wir wieder unseren Spaß an Gewimmel. Besonders witziger Spaß am Rande: Die vielen Straßenverkäufer, die bunte Lametta-Girlanden und Christbaumschmuck anboten. Bei über 30 Grad für uns Europäer ein doch eher bizarrer Anblick.

18. Dezember 2008: Ankommen!

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Letztlich verliefen beide Flüge unspektakulär – bis zum Anflug auf Mauritius, denn da war der Blick aus dem Fenster durchaus spektakulär. Tiefblaues bis türkisfarbenes Wasser, das selbst von sehr weit oben noch unglaublich klar aussah. Einzig die dicken Wolken beunruhigten uns etwas …

Nachdem wir die Passkontrolle passiert und auch unser Gepäck erstaunlich schnell bekommen hatten, waren wir gespannt, ob wir den Fahrer finden würden, der uns abholen sollte. Nun – wir fanden ihn nicht … Einmal durch den Flughafen, an gefühlten dreihundert Abholern vorbei, aber auf keinem der Schilder stand unser Name. Und dann waren wir draußen, die mauritische Sonne brannte und wir standen ein wenig ratlos herum. Taxi, madame? Non, merci. Taxi, monsieur? Nein, immer noch nicht.

Dirk ging dann noch einmal ins Flughafengebäude, während ich mit dem Gepäck draußen wartet – und kam tatsächlich mit Gilbert, „unserem“ Taxifahrer, zurück. Auf seinem Schild stand übrigens „Tirk Scthauve“. Ist doch ganz eindeutig, oder? Nach einer guten Stunde setzte Gilbert uns in Les Lataniers Bleus ab, wir wurden herzlich empfangen, bekamen unser Zimmer mit eigener kleiner Terrasse und Meerblick. Unsere erste Tat? Raus aus den viel zu warmen Klamotten, kurze Hosen, T-Shirts und Flipflops, das würde die Kleidung für die nächsten anderthalb Wochen sein.

Der Rest des Tages verlief in aller Ruhe, die Flüge waren doch anstrengend gewesen, die feuchte Hitze schlauchte uns zusätzlich und Dirk hatte sich zu allem Überfluss auch noch eine Erkältung von zu Hause mitgebracht. Zum ersten Mal in Urlaubsstimmung kamen wir dann abends, Aperitif am Strand, mit Josettes Rumpunsch, Samosas und Chilidip. So lässt es sich aushalten.