Marokko 2007 – Weihnachten mal anders

Die Entscheidung trafen wir kurzentschlossen Ende November, gesagt, getan, und schnell die Flüge mit TUIfly gebucht (erstaunlich, aber wahr: mit denen würden wir glatt wieder fliegen, der Service stimmt und die Preise sind in Ordnung). Dann ging es allerdings erst richtig los, denn wir waren natürlich nicht die einzigen, die gen Süden flüchten wollten …

Den Mietwagen haben wir auch noch recht problemlos bei Budget buchen können. Die Unterkunftssuche gestaltete sich etwas schwieriger – letztlich haben wir aber (mal wieder, toi, toi, toi!) richtig schöne Häuser und nette Gastgeber gefunden.

 

Hammelfest in Marrakesch …

Abflug am frühen Freitag Morgen Richtung Marrakesch und dann die erste bange Frage: Würde da wirklich ein Fahrer am Flughafen stehen und uns abholen? Ja na klar, Herbert von der Maison Nomade hatte uns einen Taxifahrer geschickt.

Also mitten rein in die Medina, wirklich spannend – vor allem wenn die Marokkaner gerade ihr großes Hammelfest feiern: An jeder Ecke der nun wirklich engen Gässchen stehen Männer und Jungs in kleinen Grüppchen zusammen, entfachen große Feuer und werfen die Köpfe der frisch geschlachteten Hammel hinein. Damit das Gehirn schön kocht und dann lecker schmeckt …

Spannend, spannend – leider sind zum Hammelfest so gut wie alle Läden in den Souks geschlossen. Leider? Na ja, wie man’s nimmt. Für uns war das gar nicht so schlecht, denn so konnten wir uns am Nachmittag ohne größere Menschenmassen ein erstes Bild der mindestens ebenso beeindruckenden wie verwirrenden Souks machen. Am Samstag war dann schon deutlich mehr los, wir waren vor allem stolz darauf, dass wir ohne größere Ehekrise auch wieder den Weg „nach Hause“ gefunden haben.

Faszinierend! Zwei Tage sind für Marrakesch einfach viel zu wenig. Mit dem festen Vorsatz, bald wieder zu kommen (und dann auch wieder in der Maison Nomade zu wohnen), holten wir am Sonntag den Mietwagen ab und machten uns auf den Weg über den Hohen Atlas. Richtung Wüste …

 

Marokko 2007

 

Über den Hohen Atlas bis zum Wüstenrand

Wir wollten es Doris Paulus vom Jnane Dar ja nicht glauben, aber es stimmt: Für die nicht einmal 400 Kilometer von Marrakesch nach Tamegroute muss man gut sechs Stunden Fahrtzeit einrechnen. Der Weg führt über den Tizi’n’Tichka-Pass auf knapp 2.300 Metern, traumhafte Blicke auf die schneebedeckten Gipfel, nach Ouarzazate und dann weiter Richtung Südosten an den Rand der Sahara.

Spätestens ab Ouarzazate war es nicht mehr zu übersehen: Sämtliche Dörfer herausgeputzt und mit einem Meer an – ganz offensichtlich neuen – Fahnenmasten und marokkanischen Flaggen versehen. In Zagora dann der deutliche Hinweis: die Königskrone auf den Fahnen. Und tatsächlich: Der König sollte am nächsten Tag nach Zagora kommen. Dass er es sich dann spontan anders überlegte, einen Tag später kam und uns damit einige Umwege und interessante Begegnungen bescherte, ist eine andere Geschichte …

Uns interessierte Seine Majestät Mohammed VI. eher weniger, wir freuten uns auf einen ruhigen Heiligen Abend in der Wüste. Ganz so ruhig wurde er dank laut ins Handy brüllender Italiener zwar leider nicht, aber ein Erlebnis waren der Dromedarritt, das Abendessen im Berberzelt und die Nacht im Schlafsack auf jeden Fall. Und der Blick auf die Dünen in der Abenddämmerung hat uns in unserem Entschluss bestärkt, doch einmal eine ganze Woche in der Wüste zu verbringen. Allerdings sicher nicht auf dem Rücken eines Dromedars …

 

Marokko 2007

 

Königliche Erholung und traumhafte Kasbahs

Joyeux Noel bei 22 Grad und blauem Himmel, das war schon irgendwie unwirklich. Zum Glück war das weitgehend das Einzige, was wir von Weihnachten mitbekamen. Statt Christkind kam dann endlich der König, wir mussten einen riesigen Umweg fahren, bis wir wieder zurück in Ouarzazate waren – um dort festzustellen, dass wir direkt neben dem Hotel wohnen, von dem der König am selben Morgen losgefahren war und in das er am übernächsten Tag zurückkommen würde. Irgendwie konnte man da schon königlichen Verfolgungswahn bekommen …

Kurz vor Ouarzazate hatten wir noch einen Abstecher nach Ait Benhaddou gemacht, zu einer der größten Kasbahs des Landes. Und in der Tat war die schiere Größe durchaus beeindruckend. Mehr aber auch nicht – Kasbahs? Na ja, kann man sich anschauen, muss man aber nicht, dachten wir da noch …

Abends dann ein wahrer Farbenrausch, als die Sonne über dem El-Mansour-Eddabhi-Stausee unterging. Farbenrausch = Fotorausch, wir konnten uns weder sattsehen noch den Finger vom Auslöser nehmen. Entspannung pur war im „Les Tourmalines“ angesagt, am nächsten Tag ein gemütliches Frühstück auf der sonnigen Terrasse mit Blick über den See – was will man eigentlich mehr?

Vor allem will man nicht, dass der Urlaub schon wieder zu Ende geht – aber das ließ sich nicht leugnen, wir brachen auf zur letzten Etappe in Richtung Taroudant.

 

Marokko 2007

 

Safrantee und Plätzchen

Sollten wir uns wirklich noch eine Kasbah anschauen? Na gut, sie lag sowieso auf dem Weg – ein Glück, denn nach dieser Besichtigung sind wir inzwischen der Meinung, dass sich Kasbahs immer lohnen! Die Kasbah Taourirt ist zwar längst nicht so groß wie Ait Benhaddou, aber immer noch groß genug um sich zu verlaufen. Und sie bietet innen zum einen wunderschöne „Fensterblicke“ und zum anderen farbenfrohe Decken- und Wandverzierungen. Uns hat die Entdeckungstour in Taourirt auf jeden Fall einfach gute Laune gemacht.

Mit dieser guten Laune und immer noch massenweise gesalzenen Mandeln von unserem Einkauf in Marrakesch fuhren wir also über den Anti-Atlas und waren ehrlich beeindruckt von der Landschaft: Hochebenen in tausend Brauntönen, das Gefühl von Weite, einfach unsere Landschaft! Und ein Zentrum des Safrananbaus: In Taliouine ließen wir uns in der Coopérative de Souktana den Safrananbau erklären und probierten auch Safrantee – lecker, irgendwie honigartig.

Nach einem entspannten Abend im Riad Dar Zitoune brach unsere letzter Urlaubstag an – mit einem Strafzettel über 400 Dirhams, weil keiner von uns beiden das 60-Schild gesehen hatte. Die Radarfalle uns dafür umso besser … Eigentlich wollten wir ja zum Wasserfall von Immouzer des Ida Outane, der Weg dorthin war aber gar nicht so einfach zu finden. Und wir hätten ihn uns eigentlich auch schenken können, denn es war mehr ein Wassergetröpfel als ein Wasserfall. Was soll’s, Laune verderben lassen gilt nicht. Und der Nachmittag brachte uns noch einmal einen Minztee und leckere marokkanische Plätzchen – sechs Stück für stolze 8 Dirhams (ca. 80 Cent).

Ein letztes Abendessen, ein frühes Frühstück – mit einer Stunde Verspätung hob unser Flieger am Freitag in Agadir ab und vier Stunden später kam uns in Frankfurt ein lachender Henry entgegen gelaufen. So macht das Heimkommen Spaß!

 

Marokko 2007

 

Fazit: Marrake(s)ch vaut bien un voyage! Die Reise hat gehalten, was wir uns von ihr versprochen haben – wir wissen nun, dass wir auf jeden Fall noch einmal für mehr als zwei Tage nach Marrakesch fahren wollen und dass wir immer noch große Lust auf eine ausgedehnte Wüstentour haben. Allerdings bitte nicht auf dem Rücken eines Dromedars …

Marokko ist unglaublich abwechslungsreich, dieses Land werden wir uns ganz sicher noch einmal genauer anschauen!

Fotos dieser Reise gibt es in der Foto-Galerie.