Dienstag, 04. April 2023
Wahnsinn. Irre. Unbeschreiblich. Wir kommen aus dem Staunen und Kopfschütteln gar nicht raus. Dabei wird es noch eine ganze Weile brauchen, bis wir wirklich begreifen, was wir hier gerade erleben.
Gleich unser erster Ausflug auf den Galapagos-Inseln führt uns nach North Seymour. Für mich steht seit Monaten fest, dass das mein Highlight wird, denn auf North Seymour nisten die Blaufußtölpel. Und es wird ein Highlight. Nicht nur, aber auch wegen der blue footed boobies. Aber von vorne … Wir frühstücken morgens in aller Ruhe und pünktlich um zehn vor acht bringt uns Marcos zum Bus. Da sind wir erst einmal etwas irritiert – denn es wartet zwar ein Bus für 20 Leute, aber außer dem Fahrer und Jhover, unserem Guide, ist niemand da.
Wie sich herausstellt, warten wir auf eine weitere Person (Janine, eine junge deutsche Ärztin) und holen dann eine 13-köpfige Gruppe ab. Unsere Mundwinkel sinken kurz nach unten, so eine große Gruppe – ja, wir wussten, dass die Ausflüge in der Gruppe stattfinden, aber wir hatten gehofft … und fangen an, breit zu grinsen, als Jhover uns erklärt, dass die Gruppe ihren eigenen Guide mitbringt und wir ihn deshalb zu dritt für uns haben. Cool. Das gefällt uns. Und es gefällt uns auch, dass wir den Ausflug mit einem Motorsegler statt mit einem gewöhnlichen Motorboot machen.
Wir schippern eine dreiviertel Stunde übers Meer bis nach North Seymour, wo ich noch vor dem Verlassen des Schiffs zu juchzen anfange. Auf der einen Seite schwimmt ein Hai an uns vorbei, auf der anderen taucht gerade ganz elegant eine Wasserschildkröte ab. Wah! Ich weiß gar nicht, wohin mit meinen Emotionen. Wir steigen um ins Schlauchboot (man gewöhnt sich erstaunlich schnell an diese schaukelige Umsteigerei auf dem offenen Wasser) und tuckern an die Küste.
Über unseren Köpfen drehen Blaufußtölpel und Fregattvögel mit aufgeblähtem rotem Kehlsack ihre Runden. Wir spazieren mit Jhover über die Insel, er erklärt uns einiges zur Tierwelt – und wir begreifen noch gar nicht richtig, dass wir hier Tiere sehen, die es sonst nirgends auf der Welt gibt. Was wir aber begreifen – oder nein: Was wir beobachten, ist, dass ihnen jeglicher Fluchtinstinkt fehlt. Die Leguane, die Vögel, alle schauen uns leicht gelangweilt zu, wie wir direkt an ihnen vorbeilaufen. Es ist völlig irre.
Wir laufen eine gute Stunde über North Seymour und sind schlichtweg beeindruckt. Wow. Davon kann man noch so oft lesen, das kann man noch so oft in einer Doku sehen – das wahre Leben ist und bleibt unschlagbar 😉 Dieser Ausflug hat sich jedenfalls mehr als gelohnt. Zurück auf dem Schiff gibt es dann erst einmal … na? Genau, Mittagessen. Und zwar Tunfischsteak mit Reis, Gemüse und Salat. Da bleiben keine Fragen offen.
Einzig der geplante Schnorchelstopp ist enttäuschend. Das Meer ist recht aufgewühlt und man sieht unter Wasser exakt gar nichts. Schade. Bleiben uns die lustigen (und ausnahmsweise mal weder endemischen noch seltenen, aber trotzdem schönen) Roten Klippenkrabben als Fotomotiv.
Zurück in Puerto Ayora schütteln wir bei einem kühlen Bier immer noch ungläubig den Kopf über das, was wir erlebt haben. Und es fällt uns schwer, das mit unseren bisherigen Erfahrungen übereinander zu bekommen. Denn neben den Tieren an sich hat uns diese fehlende Angst, dieses absolute Nicht-Flüchten am meisten beeindruckt. Das werden wir in den nächsten Tagen noch des Öfteren erleben. Vor allem bei den Seelöwen, die gerne mal eine Bank okkupieren, um ihr Mittagsschläfchen darauf zu machen.
Wir spazieren abends noch ein wenig durch Puerto Ayora, beobachten im Hafen die Haie, die Meeresschildkröten und die auf dem Pier herumliegenden Seelöwen und folgen dann einem Tipp von Marcos, der uns ein Ceviche-Lokal empfohlen hatte. Superlecker! Und dann, ja dann fallen wir nur noch müde in die Betten.
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