Wir wollen morgens keine Zeit vertrödeln, deshalb lassen wir das Frühstück ausfallen und sehen zu, dass wir zeitig loskommen. Ganz klappt das nicht, wir schwätzen noch mit Jack, dann muss das WiFi neu gebootet werden, bevor wir zahlen können, und so ist es dann doch halb acht, bis wir starten. Botswanische Teerstraßen sind übrigens ähnlich langweilig wie namibische, aber sie haben deutlich mehr Schlaglöcher … Unser Ziel ist die Central Kalahari und dafür brauchen wir jetzt erst einmal vor allem Diesel und Trinkwasser.
Entlang der Strecke liegen genau zwei Tankstellen – wer Botswana kennt, der beherzigt zwei Regeln: 1) Auf jeden Fall beide Tankstellen anfahren, wer weiß, welche tatsächlich Sprit hat, 2) nicht verzweifeln, wenn es mal wieder heißt: „Sorry, no diesel!“ In Gumare können wir volltanken, bekommen statt Wasser aber nur ein paar Dosen Cola. An der Tankstelle in Sehitwa gibt es weder Diesel noch Wasser (Benzin hätte es übrigens auch nicht gegeben). Das Beherzigen von Regel Nummer 2 gelingt mir nur schwer … Immerhin können wir dem General Dealer seine kompletten Wasservorräte abkaufen und sind, zumindest was das Trinkwasser angeht, versorgt. Unser Diesel inklusive Reservekanister reicht für grob geschätzt 950 Kilometer, 750 Kilometer reine Strecke legen wir in den nächsten vier Tagen auf jeden Fall zurück. Game Drives noch nicht mitgerechnet. Prima, damit ist also für Spannung gesorgt.
Die Strecke bleibt langweilig, Abwechslung bringen vorerst nur die Check Points an den Veterinärzäunen. Gegen Mittag sind wir dann an der Abzweigung zum New Tsau Gate – und bekommen einen gehörigen Schreck. Da steht ein Hinweisschild, dass die Eintrittsgebühren nur in Ghanzi im DWNP-Büro, nicht aber am Gate bezahlt werden dürfen. Ja, ok, von dieser Regelung hatte ich vor einigen Jahren auch gelesen. Aber bei der Campsite-Buchung über Big Foot Tours war angegeben, dass wir am Gate die Eintritte zahlen sollten. Guter Rat ist teuer, denn bis zum Tsau-Gate sind es vierzig sandige, löchrige Kilometer. Ghanzi liegt 120 Teerstraßen-Kilometer entfernt.
Ich bin unschlüssig, Dirk votiert für das Gate. Na dann … Um es kurz zu machen: Alles klappt problemlos, die Damen am Gate sind nett und in Plauderlaune, wir zahlen 1.160 Pula für vier Nächte und tragen uns wieder einmal in eines dieser großen Bücher ein. Der letzte Eintrag liegt sechs Tage zurück. So, jetzt noch etwa fünfzig Kilometer bis zur Campsite, dann ist es geschafft für heute. Wir haben Motopi 1 (CK MOT 01), die hinterste Campsite, leicht erhöht liegend, schön einsam. Dirk bringt es auf den Punkt: „Eigentlich mögen wir die Central Kalahari vor allem, weil man hier so alleine ist. Dass es dazu auch noch Tiere gibt, ist nur Zugabe.“
Stimmt. Fast jedenfalls. Denn wie wir da so sitzen, hören wir ihn. Weit weg zwar, aber unverkennbar. Da brüllt ein Löwe. Und auch dafür mögen wir die Central Kalahari.