Donnerstag, 22. Oktober 2015
Wir schlafen unter Palmen. Und deren Rascheln im Wind klingt wieder einmal, als würde es regnen. Rascheln im Wind?! Es ist windstill! Und das, was wir da hören, sind Regentropfen, die auf unser Zelt platschen. Tatsächlich regnet es; nicht wirklich viel, die Menschen hier nehmen es gar nicht als Regen wahr, weil das ganze Wasser sofort wieder verdunstet. Aber zumindest eine gute halbe Stunde lang kommt Wasser vom Himmel und das reicht aus, damit am Morgen noch eine kleine Pfütze in der Zeltplane hängt.
Es ist morgens ziemlich bedeckt und alles riecht feucht. Hatten wir gestern noch überlegt, heute Morgen etwas Gas zu geben, weil wir uns die Epupa Falls in der Morgensonne anschauen wollten, so fahren wir unser Tempo jetzt wieder auf ein afrikanisches Maß zurück. Warum sich hetzen, wenn die Sonne doch auch noch Pause macht? Eigentlich passt uns das ganz gut in den Kram, denn es gibt Skottel-Frühstück und das dauert seine Zeit. Die wir uns jetzt ganz entspannt nehmen können …
Langsam, aber sicher klart es dann auch auf, so dass wir uns gegen halb zehn doch mal auf den Weg machen. Vom Epupa Camp ist es ein guter Kilometer bis zu den Fällen. Und wenn man nicht weiß, wo sie sind, dann wird es einem auch nicht verraten. Kein einziges Schild, kein Wegweiser, nichts. Wir hatten uns den Weg erklären lassen und waren darüber ganz froh. Okay, „immer am Fluss lang, irgendwo werden sie schon sein“ wäre auch eine Möglichkeit gewesen. Aber wir waren froh, dass wir wussten, wann die Abzweigung kommt 🙂
Ehrlich gesagt hatten wir uns nicht allzu viel von den Epupa Falls versprochen, zumal sie Ende Oktober einen extrem niedrigen Wasserstand haben dürften. Wir hatten den Ausflug hierher eher unter der Rubrik „grundsätzlich schöne Landschaft“ verbucht. Umso beeindruckter sind wir, dass die Epupa Falls ja doch wirklich ordentliche und auch durchaus fotogene Wasserfälle sind. Der Vormittag erweist sich zwar als fotografisch eher suboptimale Tageszeit, weil die Fälle dann im Gegenlicht liegen, aber wir versuchen es trotzdem mit ein paar Aufnahmen und springen am Ende eine gute Stunde an den Fällen herum.
So wissen wir auch schon, wo wir nachmittags die besten Foto-Positionen finden, wenn wir mit dem Sundowner-Drive des Epupa Camps noch einmal hier vorbeikommen. Fürs Erste machen wir uns auf den Rückweg; es wird langsam ganz schön heiß. Im Epupa Camp angekommen, besetzen wir erst einmal zwei der bequemen Sessel – schön im Schatten, direkt am Kunene, wie gemacht für eine Rast mit Rock Shandy. Wir verbummeln den Tag auf der Campsite, lesen viel, schauen auf den Fluss und beobachten Affen, die mit riesigen Sprüngen versuchen, Steine im Fluss zu nutzen, um mit trockenen Füßen von einem Ufer ans andere zu kommen.
Eigentlich will ich ja auch noch einmal zwei oder drei Etappen auf die Website stellen. Aber das WiFi gibt heute schlichtweg gar nichts her; es ist so langsam, dass mir selbst einige Notizen in Evernote nicht mehr angezeigt werden. Ich hoffe mal, dass die nicht verloren sind, denn zumindest eine davon ist noch nicht online. Dann also kein Internet und stattdessen weiterhin Lesen auf der Campsite – ein gar fürchterliches Schicksal 😉 Allerdings ist es heiß, sehr heiß. Als wir das Thermometer einmal kurz in der Sonne liegenlassen, zeigt es sofort über 47 Grad an. Und auch im Schatten sinkt die Anzeige nicht mehr unter 41 Grad.
Wir haben für abends die Sundowner-Fahrt gebucht und sind überrascht, als wir feststellen, dass wir offenbar die einzigen Teilnehmer sind. Ganz verstehen können wir das nicht, denn es ist doch toll, sich zu einem schönen Platz fahren zu lassen, dort die Aussicht auf die Epupa Falls auf der einen und den Sonnenuntergang auf der anderen Seite zu genießen, während sich jemand darum kümmert, dass man einen kühlen GinTonic und Häppchen bekommt. Na egal, bekanntermaßen sind wir ja nicht böse, wenn wir von anderen Touristen verschont bleiben.
Manuel, unser Guide, fährt uns erst noch einmal zu den Epupa Falls, die im Nachmittagslicht geniale Fotomotive abgeben. Dann geht es rauf auf den Hügel zu einem Platz der örtlichen Community. Der Ausblick haut uns aus den Schuhen. Von hier oben überblickt man erst, welche Wirkung das Wasser hat und wie weit sich „die“ Epupa-Fälle wirklich ziehen. In Wahrheit sind es nämlich zahlreiche Wasserfälle und -fällchen, die hier hinunterstürzen. Der Kunene wird an dieser Stelle immens breit (und in der Regenzeit ganz offensichtlich noch sehr viel breiter). Entlang des Ufers zieht sich zu beiden Seiten ein ganz schmaler grüner Streifen: wahre Palmenhaine. Dahinter ist karge Wüste. Ein bisschen erinnert uns das Ganze an die Vic Falls. Nur en miniature.
Für uns hat sich diese Tour auf jeden Fall gelohnt. Kurz nach Sonnenuntergang sind wir zurück auf der Campsite, duschen und kochen uns „Almost everything“-Nudeln nach Busch-Art. Will sagen: Nudeln mit einem Pesto als Saucengrundlage, auf jeden Fall Knobi und ansonsten allem, was der Kühlschrank dafür hergibt 😉
Frühstücksvorbereitung mit Aussicht 🙂
Blick auf den Kunene hinter den Epupa Falls
Die Epupa Falls im Nachmittagslicht