Entführung im Kaokoveld

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Epupa Camp am Kunene

Wanted: gelbe Wäscheleine! Die ist nämlich weg. Wir hatten gestern Abend vor dem Abendessen noch die Handtücher von der Leine ins Auto geräumt, weil wir sie nicht in Sturm und Regen hängen lassen wollten. Die Leine hatten wir zwischen den Bäumen gespannt gelassen. Was sollte der denn schon passieren? Dass sie das unschuldige Opfer eines heimtückischen Kidnappers werden würde, konnten wir nicht ahnen.

Und weil wir die Opuwo Counry Lodge heute schon wieder verlassen, wird uns auch die Lösegeldforderung nicht mehr erreichen. Die Dame an der Rezeption wusste zumindest auch nichts davon … Somit wird das Schicksal der gelben Wäscheleine für immer ungeklärt bleiben. Mal im Ernst: Es ist lästig, aber nicht weiter schlimm, dass wir jetzt keine Wäscheleine mehr haben. Wir können uns für den Rest der Tour mit Schnur behelfen und besorgen zu Hause eine neue. Aber wer, bitteschön, klaut denn eine Wäscheleine? Das nervt uns schon irgendwie.

Egal, ärgern bringt die Leine auch nicht zurück. Also abhaken. Neuer Tag, neues Glück. Wir sind beide schon sehr auf die Epupa Falls gespannt, die wir heute ansteuern. Der zweite Teil unserer Tour stand und steht sowieso ganz im Zeichen des Kaokovelds, das uns schon lange reizt, das aber aufgrund seiner Abgelegenheit nie in eine Planung gepasst hat. Ehrlich gesagt erwarten wir von der eigentlichen Strecke nicht viel außer fürchterlichem Wellblech. Aber da irren wir uns gewaltig!

Die Straße ist weitgehend super zu fahren, wir bringen die 180 Kilometer ganz gemütlich und ohne jede Eile in drei Stunden hinter uns. Wobei „wir bringen sie hinter uns“ der Strecke nicht annähernd gerecht wird. Vor allem die zweite Hälfte ist landschaftlich wunderschön; viele Bäume, Granitfelsen, hier und da ein Baobab. Damit hatten wir gar nicht gerechnet und sind entsprechend happy. Nur das Wetter …

Ja, das Wetter macht uns Sorgen. Die aber mit zunehmender Strecke immer kleiner werden. Heute Morgen war der Himmel noch fast komplett bedeckt; zwar kein Regen mehr, aber auch alles andere als Sonne. Im Lauf der Fahrt klarte es zunehmend auf, so dass zwischendurch reinster blauer Himmel über uns war. Jetzt, wo wir uns langsam dem Kunene nähern, zeigen sich allerdings wieder zunehmend mehr kleine Wolkenfelder. Noch sind die aber nicht weiter dramatisch, hoffen wir mal, dass das so bleibt.

Irgendwann biegen wir zwischen zwei Bergen um eine Ecke – und sind geplättet. Vor uns tun sich Palmen auf, eine neben der anderen. Haben wir uns eben noch gefragt, wo in dieser bergig-felsigen Landschaft denn nun eigentlich ein Fluss sein soll, bekommen wir nun die Antwort. Wir sind am Kunene. Das Epupa Camp liegt am Ende der Straße; der Empfang an der urigen Rezeption ist nett und unglaublich sympathisch, Datumsverwirrung inklusive. „Schön, dass Sie da sind. Wir hatten Sie gestern schon erwartet, aber das macht gar nichts.“ ?!?!?! Seit ich vor vielen, vielen Jahren in Frankreich tatsächlich mal für ein falsches Datum gebucht habe, machen mich solche Aussagen nervös.

Diesmal bin aber zum Glück nicht ich die Verwirrte 😉 Es klärt sich auf, nein, heute ist der 21. Oktober, nicht bereits der 22. Alles gut, alles super, wir checken ein und fahren dann zur Campsite. Was für ein Traum! Riesig groß, direkt am Kunene und mit dem besten Sundowner-Platz, den man sich wünschen kann. Begeisterung pur! Oh ja, der Weg hierher hat sich in diesem Moment bereits gelohnt. Wir richten uns auf der Campsite ein und laufen dann zurück zur Rezeption – oder besser gesagt zur Bar. Zwei kühle Rock Shandys mit Blick auf den Kunene, hach ja, es geht uns wieder einmal einfach nur schlecht. Und die haben hier sogar WiFi; zwar im Schneckentempo, aber hey – wir sind auch gefühlt am Ende der Welt.

Vom Epupa Camp gibt es eine (wackelige!!!) Hängebrücke auf eine kleines Inselchen, das schauen wir uns natürlich auch nochmal genauer an. Der Sundowner-Platz dort ist fast noch perfekter als auf unserer Campsite. Aber der Kühlschrank mit dem Gin und Tonic ist eindeutig zu weit weg 🙂 Zurück auf der Campsite lernen wir erst einmal, dass nicht nur Kokospalmen gefährlich sind. Es windet ein wenig und die hiesigen Palmen werfen mit riesigen Wedeln oder auch mit ihren Früchten um sich. Beides möchte ich nicht abbekommen und es kracht und ballert jedesmal, wenn wieder etwas runterkracht. Das sind wahre Mordinstrumente!

Die Campsites haben alle ihre eigenen Ablutions, das mag ich ja immer ganz besonders. Eine eigene Dusche, nur für mich. Und die ist auch ganz afrikanisch ohne Dach. Ich könnte hier stundenlang duschen … Mache ich aber nicht, der Sundowner wartet nämlich und der wird sonst nur warm. Igitt, warmer Gin Tonic, bäh! Dirk versucht sich zum Sonnenuntergang an einem Zeitraffer, ich begnüge mich mit ganz normalen Sonnenuntergangs-Fotos.

Und weil es abends wunderbar warm bleibt, also so knapp 28 Grad gegen halb neun, können wir auch hier nochmal Fotos machen. Dirk nimmt sich den Mond vor und ich fokussiere auf mein Lieblingsmotiv: Dirk + Lagerfeuer + Landy. Es ist einfach herrlich hier am Kunene. So entspannt, so ruhig (wobei der Fluss ganz schön laut ist!) – es ist zum nahenden Ende der Tour hin wirklich nochmal ein echtes Highlight.

 

auf dem Weg zu den Epupa Falls

Unterwegs im Kaokoveld

Sundowner im Epupa Camp

Herrlich, so ein Sundowner!

nachts im Epupa Camp

Ein Nachtfoto-Versuch …