Pünktlich wie verabredet um zwanzig vor neun holte uns Ms. Pim am Ariyasom ab und wir machten uns auf den Weg zum Bahnhof. Allerdings nicht zur Main Station Bangkok, sondern zum kleinen, versteckten Wong Wien Yai-Bahnhof mitten in Bangkok. Die dort abfahrenden Züge werden fast ausnahmslos von Einheimischen genutzt – und tatsächlich waren wir die einzigen Farangs, die einzigen Fremden.
Erneut mussten wir dabei feststellen, dass die Thais unglaublich entspannt sind. Da saßen zwei Europäer, augenscheinlich viel zu groß für die Sitze, aber fröhlich lachend, na dann werden die schon wissen, was sie tun. Die Sitze und Sitzabstände waren übrigens wirklich klein. Und überhaupt erlebte ich in Thailand zum ersten Mal das Gefühl, auch aus der größten Menschenmenge herauszuragen und den Überblick zu behalten :).
Wir bestiegen also den Zug, 3. Klasse, Ms. Pim besorgte sich auf dem Bahnsteig wieder einmal noch schnell etwas zu essen und dann ging es los, aus Bangkok heraus in immer ländlicher wirkende Gegenden, mitten hindurch durch Bananenhaine und Felder, mit Halt an jedem Kuhstall. Würde man bei uns zu Hause sagen. In Thailand heißt das wohl eher „an jedem Essensstand“, denn selbst wenn es keinen echten Bahnsteig gab oder die Bahnschranke eilig herangerollt werden musste – einen Essensstand gab es auf jeden Fall. Mindestens einen.
Ms. Pim schien bereits auf der Fahrt etwas erschrocken darüber, dass der Zug doch sehr voll war. Wir fanden das eigentlich eher spannend. Als wir in Mahachai (Samut Sakhon) ausstiegen, war es mit Ms. Pims Fassung dann vorbei, der Markt quoll nur so über von Menschen. Es war Sonntag und viele Bangkoker nutzten die Gelegenheit, ihre Wocheneinkäufe auf diesem vor allem für Seafood bekannten Markt zu erledigen. Menschenmassen.
Ms. Pim fand das unzumutbar, wir fanden es lustig. Der Rundgang über den Markt war klasse, so viele Eindrücke, so viel zu sehen. Für meine bekanntermaßen sehr empfindliche Nase allerdings auch jede Menge zu riechen. Irgendwie erinnert mich getrockneter Fisch immer an Schweißfüße. Lassen wir das …
Es ging weiter zum Rama II. Memorial Park, einer wirklich schönen Parkanlage mit Häusern, die einem Thai-Dorf nachempfunden sind und in denen kleine Ausstellungen über das Leben der Thais zu sehen sind. Die Hitze machte uns dann doch zu schaffen, vor allem die extreme Luftfeuchtigkeit, und so genossen wir den Spaziergang zwar durchaus, waren aber auch nicht unglücklich, nach einer knappen Stunde wieder im klimatisierten Wagen zu sitzen.
Mittagessen war angesagt, wieder bestellte Ms. Pim mehrere kleine Gerichte, damit wir uns durchprobieren konnten. Das Pad Kana Moo Krob (crispy pork with kale) war sehr lecker, die Suppe mit Hackfleisch, Seetang und Tofu überzeugte uns nicht wirklich (obwohl sie zugegebenermaßen leckerer war, als erwartet) und das Ei mit den Meeresfrüchten war gut, aber irgendwie unspannend. Wir fanden es klasse, uns auf diese Art durch die Thaiküche probieren zu können und hatten durchaus das Gefühl, dass das sehr authentische Gerichte waren (wie recht wir damit hatten, sollte sich auf Phuket zeigen …).
Auf dem Weg zum Hotel stoppten wir noch am Wat Bang Kung, einem Tempel, der komplett von vier Bäumen umwachsen ist, einer Pappel, einem Feigenbaum, einem Banyan-Baum und einem Ficus. Lustig anzuschauen. Es war wie gesagt Sonntag und damit auch am Wat Bang Kun jede Menge los, wir fühlten uns ein klein wenig wie ein Störfaktor zwischen all den Menschen, die ihrem Buddha huldigen wollten. Also traten wir recht schnell den Weg zum Baan Amphawa Resort an.
Nach dem Ariyasom in Bangkok waren unsere Erwartungen extrem hoch, immer eine gefährliche Situation. Aber das Baan Amphawa schlug sich tapfer, spätestens nach der kostenlosen Willkommens-Massage – was fünf Minuten doch bewirken können! – waren wir auch von dieser Unterkunft mehr als angetan. Die Häuschen hier sind im Thai-Stil gebaut und die ganze Anlage recht weitläufig. So weitläufig, dass man mit dem Elektrowägelchen gefahren wird. Also gut, man hätte die eine Minute Fußweg vermutlich auch ohne motorisierte Unterstützung geschafft 😉
Wir überbrückten die Zeit bis zum Nachmittagsausflug mit zwei leckeren Smoothies an der Bar, dann stand gegen fünf Uhr auch schon wieder Ms. Pim bereit, um uns abzuholen. Wir wollten zum „schwimmenden Markt“ in Amphawa. Solche floating markets gibt es einige, die meisten im Großraum Bangkok sollen jedoch inzwischen fest in touristischer Hand sein. Nicht so der in Amphawa, der nur am Wochenende und da auch nur ab dem Nachmittag stattfindet. Tatsächlich waren wir begeistert. Zwar tummelten sich durchaus auch Touristen auf dem Markt, aber sie waren deutlich in der Unterzahl und die Einheimischen nahmen es wie immer gelassen.
Der Markt von Amphawa war toll, quirlig und natürlich stand das Thema Essen wieder einmal an erster Stelle. Überall gab es Snacks, kaum jemand, der nicht mit einem Tütchen voll Essen über den engen Pier lief. Und auch hier wieder das volle fotografische Festprogramm.
Zum Abschluss des Tages gingen wir dann noch auf Glühwürmchen-Suche, zum Glück in einem Privatboot nur für uns. Die fire flies (oder auch „flyer fries“, um Ms. Pim zu zitieren) treten wohl vor allem in der Regenzeit in Massen auf; wir sahen trotzdem ein paar und fanden das allein schon spannend. Und es passte zur Jahreszeit, denn es erinnerte doch stark an blinkenden Christbaumschmuck 🙂
Das Boot setzte uns am Pier unseres Hotels ab, ein leckeres Abendessen noch, morgen ist Weihnachten, gute Nacht.